Wie transparent ist die Rassehundezucht wirklich?

  • Das Problem ist doch auch, dass viele Erkrankungen eben gar nicht standardmäßig getestet werden (können).


    Woher erfahre ich als Käufer ob es bei Würfen mal FKA, PDA, Epilepsie, ektopischer Ureter, Allergien usw. usf. gab (um mal Beispiele für meine Rasse zu nennen), wenn der Züchter nicht ehrlich zu mir ist? Ich sehe nicht, dass die Vereine wirklich konsquent versuchen das zu erfassen und transparent für Züchter und Käufer zu gestalten. Das mag mit Sicherheit auch sehr unterschiedlich gehandhabt werden in den Vereinen, gar keine Frage. Aber leider tragen ja so gut wie alle Rassen ihr Päckchen an Erkrankungen und viele dieser Erkrankungen können gar nicht ausreichend untersucht werden. Daher ist man immer darauf angewiesen, dass der Züchter ehrlich ist.


    Als Käufer kann ich nicht mehr tun, als die vorgeschriebenen Standarduntersuchungen zu kontrollieren und bei Zweifel Besitzer von Hunden mit ähnlichem Verwandtschaftsgrad zu kontaktieren und nach ihren Hunden zu fragen, wenn ich das Gefühl habe, dass der Züchter eben nicht ehrlich ist.


    So oder so ist in der Zeit von FB und Internet schon gut möglich einiges an Informationen zu bekommen, - das war früher mit Sicherheit nicht so. Das kann natürlich positiv und negativ zugleich sein - positv weil man schneller mal was mitbekommt, wenn orgendwo Krankheiten auftreten (dafür muss man natürlich auch in den betreffenden Rassegruppen unterwegs sein ....), auf der anderen Seite darf dies einen nicht dazu verleiten sein Hirn auszuschalten, um sich kritiklos an übler Nachrede zu beteiligen. Man sollte doch immer möglichst differenziert betrachten, ob ein Züchter gezielt Erkrankungen "in Kauf nimmt" oder halt auch einfach mal "Pech" hatte und ob ihm am Wohl seiner Hunde gelegen ist.


    So oder so ist der Kauf beim Züchter aber eben auch immer eine Vertrauenssache und auch der beste und gewissenhafteste Züchter kann nicht garantieren, dass seine Nachzucht gesund (bleibt).

  • Danke für eure Erfahrungen.

    Leider ist die Transparenz für einen Außenstehenden wirklich sehr schwer einzuschätzen und auch bei "Insider-Infos" muss man immer aufpassen, da man ja nie weiß, wer wem mal wieder nicht den Dreck unter den Fingernägen gönnt und leider manchmal auch zu Unrecht falsches Zeug verbreitet wird.

    Das ist leider mein Eindruck. Dass das Ganze ein ziemlicher Sumpf ist und dass man ohne selbst Mitglied der Szene zu sein, äußerst schwierig an Informationen kommt. Ich bin grad wirklich etwas frustriert.

    Von welchen Erkrankungen reden wir?


    Und jetzt mal ganz dumm gesagt... ist es mir wichtig, dann kaufe ich nur bei einem Züchter, der mir Ergebnisse zur entsprechenden Krankheit vorlegen kann und lass mich nicht abbringen, nur weil die Welpen süß sind.


    Wie transparent ist Zucht? So transparent wie nie zuvor und so transparent wie man es selbst einfordert.

    Bei dem einen Rüden reden wir von Cauda Equina in Kombination mit einer degenerativen Veränderung des Nierengewebes. Bei dem anderen Hund ging es um eine schwere Form von Diabetes.

    Mein Eindruck ist eben, dass wenn es keine Standard-Krankheit ist, die untersucht wird, um die Zuchttauglichkeit zu bescheinigen, ich nur schwer herausfinden kann, ob da was ist.

    Ich habe gedacht, dass ich ganz gewissenhaft recherchiert habe und jetzt kommen trotzdem Sachen ans Licht.... Das ist wirklich nervig und dabei geht es nicht darum, dass ein Hund nicht krank werden darf, überhaupt nicht. Sondern darum, dass man wissentlich etwas verschweigt und Haltern verbietet, sich über Erkrankungen auszutauschen. Die schlimmsten Lügen sind immer die Auslassungen.


    Wie bekomme ich als Laie und Nicht-Szenen-Mitglied an einen Züchter, der mit mir Tacheles spricht?

    Es gibt ja sicherlich gewissenhafte Leute. Wie erkenne ich die? Worauf kann ich noch schauen, abgesehen von standardisierten Untersuchungen? Ich schaue grad immer auf das Alter der Hunde und wie lange sie im Sport mitlaufen. Aber wahrscheinlich sind das auch eher unscharfe Kriterien, die außerdem schwer zu recherchieren sind.

  • In allen drei Fällen aber eben auch Problematiken, die nicht zwingend erblich bedingt sein müssen. :ka:


    Ich muss gestehen, ich bin mittlerweile extrem vorsichtig bei solchen Geschichten geworden, gerade bei "der Züchter hat mir verboten öffentlich darüber zu reden".

    Denn damit er mir das wirklich verbieten kann, muss ich irgendwo eine Angriffsstelle bieten. Berichte ich neutral über belegbare Erkrankungen, kann mir da niemand was untersagen.

    Aus leidvoller Erfahrung kann ich sagen, da steckt meist mehr (persönlicher Groll) dahinter, als dass da nur eine Partei böse was unter den Tisch kehren will.

  • Ohne zu wissen, wer mit wem wie verbandelt ist, würde ich mein Vertrauen in derartige Stille Post Storys auch nur sparsam verteilen.

    Nur mal so als Beispiel - kein Züchter kann einem verbieten öffentlich nachweislich richtige Fakten zu nennen. Kritisch wird es nur bei Halbgaren Schuldzuweisungen, die man dann doch nicht so beweisen kann.


    Ansonsten muss man sich auch einfach darüber im klaren sein, dass es kein Perfektes Individuum gibt. Insofern auch keine perfekte Zucht, keine perfekte Linie. Wenn ich lang genug suche, finde ich immer etwas. Die Frage ist dann nur, wie schwer Gewichte ich das und gibt es Häufungen.

  • Aus leidvoller Erfahrung kann ich sagen, da steckt meist mehr (persönlicher Groll) dahinter, als dass da nur eine Partei böse was unter den Tisch kehren will.

    Was schläfst du also vor? Sich auf die eigenen Recherchen und das Bauchgefühl beim Besuch verlassen? Je mehr ich mit Leuten aus der jeweiligen Szene spreche, um so mehr verunsichert mich das. Gefühlt hat jeder über jeden was zu sagen. Ist das so üblich? Viel Neid und Missgunst ?

  • Ich habe eine Sportkollegin, da weiß ich z.B. aus erster Hand, dass die Züchterin sie gebeten hat, nicht über die Einhodigkeit ihres Rüden zu sprechen, weil zwei Wurfgeschwister in der Zucht sind.


    Macht die Besitzerin zwar trotzdem, wenn sie jemand danach fragt, aber allein die Tatsache, sowas von ihr einzufordern finde ich schon gelinde gesagt total daneben.


    Als ein Hund aus einem Wurf Fersenkappenabriss hatte (ist genetisch bedingt, durch Studien belegt) - wurde niemanden von den anderen Käufern von Wurfgeschwistern Bescheid gesagt, obwohl es eben auch Zuchtüberlegungen gab. Also keine unerhebliche Information.
    Die besagte Züchterin hat natürlich nur top Hunde. Niemalsnicht krank. Immer alle Zähne da. FKA gibt es nicht. Top Wesen! Immer gute Größe .... jaaaa, verarschen kann ich mich echt alleine.


    Je mehr man weiß und mitkriegt, umso vorsichtiger wird man auch.


    Ich glaube aber auch, dass die "öffentliche Hetze" gegen Züchter das Problem weiter ankurbelt. Wer möchte schon zugeben, dass bei einem eben nicht alles perfekt ist?! Hast du mal einen Hund mit C-Hüfte bist du gleich unten durch. "Der hat kranke Hunde". Man ist nur ein Züchter mit sauberer Weste wenn bei allen getesteten Krankheiten frei steht - dies ist aber einfach nicht möglich und das sollte auch jedem Käufer klar sein. Die Qualität eines Züchters misst sich eben nicht nur daran, ob seine Hunde ALLE komplett gesund sind (das sollt natürlich das Ziel sein, aber man darf einfach nciht vergessen, dass ein Züchter auch nur zwei Hunde anpaart und die Genetik dann alle Karten neu mischt!).

  • Ich kann ja nur von meinem Züchterdes Vertrauens reden. Dieser ist durchaus interessiert an Krankheiten die auftreten. Dazu handelt er entsprechend und kommuniziert gut.

    Als im zweiten Wurf seiner Zuchthündin wieder ein Welpe mit Epilepsie aufgetreten war, nahm er die Hündin sofort aus der Zucht. Hat Kontakt zu den anderen Käufern aufgenommen und offen darüber gesprochen.


    Auch mit mir hat er darüber gesprochen obwohl Henry weder mit der Hündin nicht mit dem Rüden verwandt war.


    Ich bin froh bei der Züchterwahl Glück gehabt zu haben. Man kann ja leider nicht in die Köpfe der Menschen reinschauen.

  • Ich würde dir vorschlagen, dich mit Haltern der betreffenden Rassen zu unterhalten. Die meisten halten "ihre Rasse" schon jahrzehntelang, wissen demnach auch über die Züchter ihrer Rasse und die Krankheiten der Rasse Bescheid.


    Ausserdem kommt es auch auf die Rasse, für die man sich interessiert, an. Ist es ein sogenannter Modehund, kann man damit rechnen, kein gesundes Tier zu bekommen.


    Der Airedale z.B., gilt als besonders gesunde und langlebige Rasse, überzüchtet ist er garantiert nicht.

    Ich wußte immer, bei welchem Züchter man seinen Hund holt und bei welchem lieber nicht, ich kannte genug Hunde der Rasse persönlich. Konnte so beurteilen, ob sie optisch "schön" waren, konnte von ihren Haltern etwas über den Gesundheitszustand erfahren und konnte ihr Wesen selbst beurteilen.


    Und das Züchter der gleichen Rasse sich gegenseitig schlecht machen, ist absolut nichts Neues. Jeder hat natürlich den besten Hund. :lol:

  • Ich glaube auch, dass das echt sehr viel an den Züchtern selber (und ihre persönlichen Einstellung zum Thema) aber auch am Verein liegt!


    Mein Vater z.B. hat eine recht seltene Rasse. Sloughi. Eines Tages bekam er Post vom betreuenden Rasseverein DWZRV (!!!) - nicht vom Züchter seines Hundes - mit der Info, dass drei Wurfgeschwister an SRMA erkrankt sind (1 Hund verstorben, einer aufwendig behandelt, 1 weiterer mit passenden Symptomen und in Abklärung) und der Verein in Rücksprache mit dem VDH nun mit Medizinern und Genetikern in Kontakt ist. Es wurde ihnen dringend dazu geraten ihren Hund nicht zur Zucht einzusetzen, da sie von einer erblichen Disposition ausgehen.


    Das finde ich wirklich absolut großartig und ein super Beispiel, wie es auch laufen kann. Super Zusammenarbeit von Käufern, Züchtern, Verein und Verband!!!!


    Leider sehe ich solche Bemühungen in meinem RZV eher nicht so.

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