Wie transparent ist die Rassehundezucht wirklich?

  • Hier über den bösen, bösen VDH zu schimpfen, der ja angeblich nicht nachweisbare, unklare Erkrankungen verschweigt, ist etwas..

    Davon abgesehen; beim Menschen kann man auch nicht alle Krankheiten voraussehen.

    Wenn macht man da verantwortlich, wenn kranke Kinder auf die Welt kommen?

  • @Lorbas das lag mir auch schon auf der Zunge. Da ist es eben Pech und man macht die Eltern unter gar keinen Umständen Vorwürfe, weil das wäre ja unmoralisch. Natürlich haben die Eltern keine 'Schuld' oder dergleichen, aber bei einigen Krankheiten eben auch nicht die Züchter.

  • Sollte es nicht Aufgabe von den RZV sein, auf gesunde Verpaarungen zu achten; Krankheiten zu beheben, indem man betroffene Tiere (oder verwandte Tiere) von der Zucht ausschließt?

    Vielleicht klingt das ja naiv. Aber: Wenn der VDH schon als Gütesiegel dargestellt wird, er sich auch selber so darstellt, dann kann ich als Käufer auch erwarten, daß alles menschenmögliche dafür getan wird, gesunde Hunde zu züchten und Krankheiten auszumerzen. Sonst ist das Siegel VDH für mich nur eine Farce. Natürlich ist man nie 100% sicher, aber man sollte doch so sicher wie möglich sein.

    Das sagt sich immer so leicht.

    Nur wo willst du die Grenze ziehen bzw wo anfangen?

    Reicht ein kranker Hund, um die gesunden Eltern und zwei Dutzend gesunde Geschwister für die Zucht zu sperren?


    Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein nachweislich erbkranker Hund in der Zucht belassen wurde. Ja, es gibt immer wieder Fälle von "man weiß, XY vererbt dies und jenes", wobei man da halt auch immer prüfen muss, was ist Realität, was ist Gerede.


    Es gibt viele Erkrankungen, bei denen der Erbgang nicht mal halbwegs geklärt ist. Da jetzt einem Hund oder einem Züchter den schwarzen Peter zu zu schieben und den Hund aus der Zucht zu nehmen, ist oftmals komplett sinnlos.

    Gleiches gilt für Zuchtsperre von Carriern.

    Es ist in der Theorie immer schön, wenn man alle möglichen Defektgene aus der Zucht nehmen will und nur noch möglichst genetisch perfekte Tiere einsetzen möchte, führt in der Realität aber dazu, dass man am Ende kein Zuchtmaterial mehr hat und einem die genetische Verarmung in der Inzucht dann die nächsten massiven Defekte bringt.

  • Hier über den bösen, bösen VDH zu schimpfen, der ja angeblich nicht nachweisbare, unklare Erkrankungen verschweigt, ist etwas..

    Davon abgesehen; beim Menschen kann man auch nicht alle Krankheiten voraussehen.

    Wenn macht man da verantwortlich, wenn kranke Kinder auf die Welt kommen?

    Nichts für ungut, aber das ist ein ganz dünnes Eis und wir landen im Zweifelsfall mit der Diskussion in Gewässern, die sehr unschön sind.

  • Vor allem weil Carrier ja nix anderes aussagt als eben das. Der Hund trägt das Gen.

    Bei den Mini Bullterriern gibt es eine Augenkrankheit, PLL. Primäre Linsenluxation. Sehr, sehr unschön!

    Und nun gibts seit einigen Jahren den Test, die Züchter waren erleichtert endlich Gewißheit zu kriegen. Eingeteilt wird in 3 Sparten: free, carrier, at risk.


    Es wird weiter mit carriern gezüchtet, weil der Erbgang bekannt ist und weil carrier nicht luxieren.

    Es gab (gibt?) auch Verpaarungen von free mit at risk, weil so "nur" carrier fallen. Soweit ich weiß war (ist?) sowas aber nur mit Sondergenehmigung erlaubt gewesen.

    Im Sinne der Blutlinien fand ich das Vorgehen gut, denn so gibt es keine kranken Hunde aber mehr Varianz in Sachen Zucht.

  • Davon abgesehen; beim Menschen kann man auch nicht alle Krankheiten voraussehen.

    Wenn macht man da verantwortlich, wenn kranke Kinder auf die Welt kommen?

    Nichts für ungut, aber das ist ein ganz dünnes Eis und wir landen im Zweifelsfall mit der Diskussion in Gewässern, die sehr unschön sind.

    Da hat Irish Terrier völlig Recht.


    Nur soviel: was in der Hundezucht passiert ist und immer noch passiert ist unter Menschen in fast allen Kulturen verboten und in praktisch allen geächtet. Was viel, viel weniger enge Inzucht als sie in der Rassehundezucht vorkommt, beim Menschen anstellt, kann man allerdings erfahren, wenn man sich in die Geschichte gewisser Adelsdynastien ansieht (z.B. gewisse 'Linien' Ägyptischer Pharaonen und manche Stämme der Habsburger).

  • Nur soviel: was in der Hundezucht passiert ist und immer noch passiert ist unter Menschen in fast allen Kulturen verboten und in praktisch allen geächtet.

    Bei meinem Beitrag hab ich auch nicht an Inzucht gedacht. Mir ging es darum festzuhalten, daß man einfach nicht alle Krankheiten vorhersehen kann. Weder beim Mensch, noch beim Tier.

    Darum ist es unsinnig jedesmal irgendeinen Züchter oder den VDH für irgendwelche auftretenden Krankheiten verantwortlich machen zu wollen.

  • Naja ich finde schon das es Aufgabe des Zuchtverbandes und der Züchter ist Gehöftes auftreten von Krankheiten zu bemerken und so gut es geht gegen zu steuern.


    Ich denke Zuchthunde und Menschen kann man in Sachen Kinderproduktion nicht wirklich vergleichen, da Menschen ja zur Zeit zum Glück nicht gezielt gezüchtet werden. Hunde aber schon.

  • Die bist bei einem VDH-Welpen nicht davor geschützt, dass er Erbkrankheiten hat.

    Auch nicht davor, dass er angeborene Defekte hat, die nicht auf Erbe zurück zu führen sind.

    Es werden wenige Tests vorgeschrieben für die Zucht.

    Die Zuchtordnung dient in erster Linie dazu, einen Hund zu erhalten, der einem Rassestandard entspricht.

    Und dieser bezieht sich in erster Linie auf Äußerlichkeiten.

    Die Hündin darf nicht dauernd belegt werden. Das ist positiv!

  • Aber daß dem Käufer der schwarze Peter zugeschoben wird, weil er sich nicht genug über Linien und Erbkrankheiten etc. informiert hat, ist in Ordnung?


    Was mir hier besonders aufstößt, ist dieses "Du mußt dich informieren über Krankheiten, welcher Hund welche Krankheit hat, welche Linien evtl. belastet sind etc. Und wenn du das nicht machst, hast du selber schuld, wenn dein Hund krank ist." Obwohl das eigentlich meiner Meinung nach Aufgabe der RZV ist.


    Da ziemlich am Anfang des Threads ein Vergleich gezogen wurde mit dem Kauf von Geräten etc., daß man sich da ja auch informieren würde, nehme ich diesen Faden zur Verdeutlichung wieder auf:

    Das gilt vor allem für diejenigen User, die hier von Interessenten verlangen, sich sonstwie über Krankheiten, Genetik und Linien zu beschäftigen, denn sonst wäre man selber schuld, wenn man einen kranken Hund erwischen würde.


    Ihr wollt euch eine Waschmaschine kaufen. Also informiert ihr euch über Testergebnisse, Qualitäts- und andere Siegel und guckt nach verschiedensten Bewertungen. Ihr findet eine Waschmaschine, die in allen Tests "Sehr gut" bekommen und auch alle Qualitätssiegel hat. Bewertungen fallen auch allesamt positiv aus. Diese Waschmaschine kauft ihr also.

    Nach einem Jahr fängt sie aber an, Macken zu haben, bis sie keinen Mucks mehr macht. Ein Handwerker kommt zu euch, um sich das anzusehen. Dieser Handwerker meint dann zu euch: "Wieso haben Sie sich diese Maschine gekauft? Haben Sie sich nicht informiert?"

    Ihr: "Doch, natürlich. Die hat von allen namhaften Testinstituten die Note "Sehr gut" bekommen, und auch sonst ist sie ausgezeichnet."

    Handwerker: "Naja, Tests und Siegel haben eigentlich nichts zu bedeuten. Sie müssen sich trotzdem weiter informieren. Über das Innenleben zum Beispiel. Wie sieht es in genau dieser Waschmaschine aus? Wieviele Teile hat sie? Aus welchen Materialien sind die einzelnen Teile? Wo kommen die Teile her? Wie sind sie verarbeitet? Wie sind die Teile miteinander verbunden? Wie sieht der Motor aus? Was ist das für ein Motor? Wie funktioniert der? Ist der Motor überhaupt geeignet? Sie müssen sich über jedes einzelne Teil informieren. Trotzdem. Wenn Sie das gemacht hätten, dann hätten Sie herausgefunden, daß da zwei Materialien miteinander verbunden worden sind, die man eigentlich nicht miteinander verbinden sollte, da diese sich gegenseitig negativ beeinflussen und wenn man Pech hat, ganz schnell zu einem Schaden führen können. Tut mir leid, aber da sind Sie selber schuld. Wenn Sie sich nicht informiert haben..."

    Ihr: "Aber die Tests und Siegel..."

    Handwerker: "Ach, die haben nur so Mindestvorgaben, was getestet wird. Alles andere müssen Sie sich selber aneignen. Geht ganz leicht. Einfach googlen. Da steht über jedes einzelne Teil etwas."

    Und ich kann mir vorstellen, daß ihr dann auch sagt, daß man sich auf Tests und Siegel verlassen können muß; daß man bei "Sehr gut" auch eine sehr gute Maschine erwarten kann.


    Das ist der Vergleich, den ich sehe. Die Testinstitute und Siegel stellen den VDH und seine RZV dar. Die Waschmaschine den Hund, die Teile die Ahnen. Vielleicht versteht ja jemand meine abstrusen Gedankengänge, wie genau ich das meine.


    Und irgendwie ist es doch seltsam. Da wird immer geraten - auch hier im DF - daß man sich einen Rassehund nur vom VDH holen soll - und gleichzeitig soll der Interessent überspitzt gesagt, einen Kurs in Genetik und Erbkrankheiten machen, damit er nichts belastetes in den Ahnen oder der Verwandtschaft hat. Ansonsten wäre man selber schuld, wenn sein Hund krank wäre. Wißt ihr eigentlich, was diese Forderungen für eine Außenwirkung auf unbescholtene Leser haben können? Im Umkehrschluß heißt das nämlich - oder es entsteht zumindest der Eindruck - daß im VDH wissentlich auch mit kranken Hunden gezüchtet wird. Denn wieso sonst soll man sich selber informieren, damit man kein blaues Wunder erlebt? Natürlich gibt es keine 100%ige Sicherheit. Aber solche Aussagen können solch einen Eindruck hinterlassen.

    Wenn man sich also auch im VDH selber über Krankheiten und Vererbung, sowie Linien informieren soll - was macht dann den VDH so besonders, daß er, auch von euch, immer wieder empfohlen wird? Dann kann man sich ja gleich einen Hund von der Dissidenz oder Vermehrer holen.


    Tut mir leid, aber über solche Aussagen, daß man selber schuld hat, wenn man sich nicht genügend informiert hat, kann ich mich tierisch aufregen.

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