München - Atlantik: 2000km mit Hund, Rad, Zelt und Anhänger

  • Da habt ihr ja noch ein wenig was vor euch.
    auf jeden Fall: gute Rückfahrt!!


    Hoffe du hast dann noch ein paar Tage Urlaub von Urlaub? xD

    Also ich komme am Donnerstag zurück, habe dann drei Stunden, feiere dann meine Rückkehr mit Freunden und am nächsten Tag fahr ich in die Schweiz zum Gin Tasting mit meinen Geschwistern und dort bleibe ich bis Montag und ab Dienstag wird wieder gearbeitet, klingt doch eigentlich ganz gut.

    uff... ich wäre danach „tot“... Hut ab :gut:

  • Tag 31 - der Regen ist ausdauernd, wir sind ausdauernder!


    Wir starten vor 9 Uhr mit Regen und da mir das schon vorher bewusst war habe ich obenrum die Regenjacke angezogen und untenrum die ganz kurze Hose, die ist noch frisch gewaschen, ausserdem ist es nicht allzu kalt und meine Beine sollen ja schließlich auch fleißig in die Pedale treten.

    Nach einer Stunde bin ich klatschnass und der Anhänger schaut aus, als ob wir durch ein Matschfeld gefahren wären.

    Es regnet unermüdlich und genauso unermüdlich bringen wir einen Kilometer nach dem anderen hinter uns und kommen nach 50 Kilometern durch Nantes, nicht mitten durch die Stadt, sondern entlang der Loire über Straßen.

    Ich bin wie ein Eichhörnchen und sammel allerlei Essen für ein letztes Abendessen bei dem ich keinen Kocher anwerfen muss und was weit entfernt ist von Asia oder Suppe.

    Nach Nantes setzen wir mit einer Fähre von einem Ufer ans andere über, überraschenderweise kostenlos.


    Nach 6 Stunden im Regen gibt der Regen auf und zügig ziehe ich meine Regenjacke aus, damit das Shirt darunter im Fahrtwind trocknen kann, sollte ich jetzt noch eine Lungenentzündung bekommen würde uns das von unserer Ankunft auch nicht mehr abhalten. Die Regenjacke spanne ich umgedreht über meine Packtaschen, so wie der Wetterbericht aussieht werden wir auch morgen nochmal im Regen unterwegs sein, dann wäre es schon gut, wenn wenigstens die wieder trocken ist, bei den Schuhen habe ich keine Hoffnung, die sind safe morgen noch nass und der Moment, wenn ich diese anziehen muss wird auf jeden Fall so richtig ekelhaft werden.

    Ich hatte ja mal kurz die Idee, dass ich heute nochmal dreistellige unterwegs sein könnte, aber ehrlich gesagt wäre ich dann schon zu nahe am Atlantik und vor Mittag will ich nicht im Hotel ankommen. Dort warten übrigens schon zwei grosse Boxen für den Rücktransport von Rad und Anhänger, das wird auch noch ein Spaß werden. Bin ja mal gespannt, ob ich die Pedale runter montiert bekomme, gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die im Hotel Passendes Werkzeug haben, ansonsten muss ich Ausschau nach einer Autowerkstatt oder vergleichbarem halten.

    So beende ich den heutigen Tag bereits um 18 Uhr als sich am Weg ein Haus präsentiert, welches nicht bewohnt scheint und einen Garten besitzt, in welchem ich abgeschirmt vom Weg das Zelt aufbaue.


    Abschiedsessen für Kenai : Restliches Trockenfutter und zwei Dosen Nassfutter plus ein wenig Käse von mir.


    Abschiedsessen für mich : Salat mir Ziegenkäse und Walnüssen, unterschiedlicher Käse mit Baguette, Avokado


    Saint-Florent-Le-Vieil bis Nähe Rouans, 85 Kilometer


    P. S. Ich bin ein wenig enttäuscht darüber, dass auf keinem der Wegweiser heute Saint-Nazaire angekündigt war, ich hätte gerne wieder einen Countdown eingeläutet.

  • Wow! Ich bin absolut begeistert von deiner Tour (das schreibt sich so einfach, wenn man zuhause unter einer warmen Decke liegt...) und finde es super, wie du bis heute den plötzlich auftauchenden widrigen Umständen, dem Wetter und einigen anderen Unannehmlichkeiten getrotzt hast.
    Ich oute mich als stille Mitleserin von Anfang an und finde es fast ein bisscheen schade, dass es nun schon so gut wie vorbei ist (auch das schreibt sich so einfach, wenn man zuhause unter einer warmen Decke liegt... :-) ).
    Ich freue mich suf die nächste Tour, auch wenn das ja erstmal ein Weilchen dauern wird.


    Erhol dich gut beim Gin Tasting :bindafür:

  • Da hast du aber ein schönes Plätzchen für die Nacht gefunden und euer abendessen sieht gut aus obwohl was Warmes bestimmt auch gut gewesen wäre aber da scheinst du anders zu ticken als ich.


    Ich wünsche dir ein letztes Mal eine gute Nacht und für die letzten km morgen alles Gute! Schade dass du nicht ein paar Tage dort bleiben kannst.


    In was für Boxen kommen denn Rad und Anhänger? Und wie kommen die zurück nach D und du und dein Begleiter? Zug oder Flugzeug?

  • ich bin echt geflasht. Und total motiviert. ´Hab ´schon mein Fahrrad aufgepumpt und fahre konsequent damit alles was geht (obwohl es hier auch regnet, aber dann denk ich an dich und find das alles total händelbar).

    Als Training sozusagen. Für den Fahrradurlaub im nächsten Jahr -Ist Berlin-Malta für den Anfang realistisch oder doch lieber erst mal an die Ostsee?

    Fahrradkataloge und Anhänger-Testvergleiche liegen auch schon bereit für die Winterzeit. Bitte bleib doch wenn du zu hause bist noch ein bisschen hier im Reiseforum, ich würde sehr gerne zu den technischen und praktischen Voraussetzungen noch mehr fragen und lesen.

    Danke, dass du die Tour mit uns teilst. Besser als Iron Man in Hawaii am Wochenende.

  • Tag 32 - ankommen


    Zum ersten Mal liegt die Wetterprognose daneben und anstatt mit Regen werden wir gegen 09.00 Uhr mit Sonnenschein überrascht. Ich trau dem Frieden ja nicht wirklich, im Zelt hält es uns aber auch nicht mehr, also stehen wir entspannt auf, ich baue das Zelt zur Sicherheit erst ganz am Schluss, nach mehrfachem Blick in den Himmel, ab.


    Da Saint Nazaire ja leider auf den Radschildern nicht angeschrieben ist läute ich für mich den Countdown ein als es noch 10 Kilometer bis Saint Brevin Les Pins sind, dort steht der Nullpunkt der Eurovelo Route 6.

    Es ist sehr windig, immer mal wieder leichte Regenschauer, aber wir zuckeln ganz entspannt vor uns hin, keine Eile, kein Stress, nochmal in einen Supermarkt, nochmal unterstellen als es etwas stärker regnet, nochmal Unsicherheiten wo denn nun der Weg durchführt, nochmal eine Schlange, dieses Mal ein Ringelnatternbaby welches ich erst für einen sehr grossen Regenwurm in schwarz halte und dann für Fotos mein Feuerzeug daneben lege um die Größenverhältnisse darzustellen.

    Gegen Ende der Strecke geht es nochmal an der Landstraße entlang, dann aber biegen wir ab und sind an der Promenade der Loire unterwegs welche jetzt sehr breit ist und in der sich immer mehr größere und kleinere Schiffe tummeln.

    Natürlich darf auch Kenai die letzte Strecke aus eigener Kraft bewältigen und ich lasse ihn am Rad laufen. Als ob er ahnen würde dass dieses Abenteuer gleich endet geht er von gemütlichen traben über in einen energiereichen Galopp welcher zwar nicht lange anhält, mir aber die ersten Tränen in die Augen treibt.

    Als wir dann vor dem Nullpunkt (grosses Schild mit den Distanzangaben) stehen fliessen die Tränen dann richtig und ich beglückwünsche Kenai und mich selber zur bestanden diesjährigen Tour und zum erfolgreich komplett absolvierten EV6.

    Ein paar Bilder und dann ist es Zeit für die Tradition, mit der bis jetzt noch jedes Abenteuer geendet hat und wir gehen zum Ufer des Atlantiks, ich ziehe Schuhe und Socken aus und gemeinsam gehen wir ein paar Schritte ins Wasser uns lassen unsere Füße und Pfoten vom Wasser umspülen.


    Über die Loiremündung führt eine riesige und erschreckend steile Brücke, welche wir auf dem Weg nach Saint Nazaire noch überqueren müssen.

    Als ob es das Verkehrsuniversum heute nochmal richtig gut mit mir meint habe ich nicht nur den Fahrradstreifen, sondern eine komplette Fahrbahn für mich und das ist auch wirklich gut so, denn wir werden von so unfassbaren Windböen von vorne, hinten, links und rechts herungeschleudert, ich bin nur noch damit beschäftigt das Rad zu stabilisieren und auch als ich schiebe wird es nicht wesentlich besser. In so einer Situation neben sich LKWs mit 70km/h zu haben könnte dann doch brenzlig werden.

    Wenn das Verkehrsuniversum uns gut gesonnen ist, dann muss uns das Wetter noch einmal herausfordern und so habe ich zwar bei der Ankunft neben viel Wind und Böen auch Sonne, aber genau am höchsten Punkt der Brücke beginnt es wieder zu regnen, was schon fast ein wenig absurd ist.

    Mit einigen Mühen finde ich das Hotel, in welchem bereits vor mehreren Tagen die von mir georderten Pappkartons für den Rücktransport des Equipments angeliefert wurden. Eigentlich habe ich das Bedürfnis nach etwas Entspannung, aber der Hausherr kommt gleich mit dem notwendigen Werkzeug für die Demontage der Pedale an und während er versucht diese zu lösen (er schafft es nur bei einem der zwei Pedale) kann ich mich ja schlecht in die Sonne setzen. Also hänge ich das Zelt auf damit es wenigstens noch ein wenig trocknen kann bevor ich es einpacke.

    Praktischerweise kann man aus einer der Packtaschen einen Rucksack basteln da er versteckte Gurte besitzt, so entscheide ich, welche Dinge morgen mit mir wieder mit nach München kommen und welche in den Boxen in den Tagen danach geliefert werden. Wichtig ist wenig, eigentlich nur die ganzen Tickets für die Bahn, Napf für den Hund, aber wenn ich schon Platz habe, dann nehme ich die ganze Schmutzwäsche mit.

    Im Zimmer beutelt es mich emotional ähnlich wie es die Windböen vorher auf der Brücke geschafft haben. Es ist so unwirklich, dass wir morgen nicht mehr Rad fahren werden, keine Nächte mehr im Zelt, kein improvisieren, keine Suche nach Wasser sondern bald schon wieder die Enge einer Wohnung, einer Stadt und Herausforderungen auf anderen Ebenen. Gleichzeitig bin ich bereits wieder im Aktivitätsmodus, immerhin muss ich noch alles einpacken und dann möchte ich noch zum Strand und morgen geht es schon sehr früh wieder zurück und dann Rückkehr und dann Schweiz und und und.

    Die Emotionen schiebe ich nach hinten, gehe duschen, kümmere mich um das Equipment und erst am Abend lasse ich Kenai im Zimmer zurück, besorge mir ein Desperados (Sekt wäre mir lieber gewesen, gab es aber nicht und nach 5 Wochen haut mich alles mit noch so wenig Alkoholgehalt um) und laufe zur Promenade bei welcher ich mich mit Blick auf den Atlantik hinsetze, einige Lieder in Dauerschleife höre und die Tour Revue passieren lasse.


    Nähe Rouans bis Saint Nazaire, 36 Kilometer

  • Guten Morgen

    Gute Heimfahrt heute euch beiden!

    Wahnsinn was du geleistet hast. Ich habe hier immer mitgelesen u mitgefiebert. Ich würde sowas in diesem Leben nicht mehr schaffen u bewundere jeden, der solche Pläne umsetzt u Touren fährt


    Alles erdenklich gute euch:winken:

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