München - Atlantik: 2000km mit Hund, Rad, Zelt und Anhänger

  • Vielleicht schaust du (wenn du irgendwie unterwegs was siehst) mal nach einem Lammfellbezug für den Sattel. Der Popo wird‘s dir danken xD Ich sterbe ohne meinen Bezug bei längeren Radtouren.


    Sehr spannend, weiter gute Fahrt, gute Besserung für das Knie und danke das wir mitlesen dürfen.

  • Kurze Erklärung zwischendurch ?


    Ich habe den Umweg über Vilshofen gemacht weil ich im letzten Jahr von dort auf in Richtung Sxhwarzes Meer gestartet bin und es mein Ego nicht verkraftet hätte, wenn da auf der Strecke des EV6, welche komplett vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer führt, es einen Teil gäbe, welchen ich ausgelassen hätte, ausserdem komme ich so auf etwas mehr Gesamtkilometer.


    Liebe Grüße vom Tennisplatz, heute einmal kein Zelt aufbauen und gleich eine ausgiebige Katzenwäsche, drückt mir die Daumen dass hier nicht doch noch jemand vorbei kommt.

  • Tag 6 - Auf die Fähre


    Gibt es eigentlich eine Kultur, in denen Frauen mit fettigen, ungewaschenen Haaren beliebt sind? Wenn ja, ich hätte auf deren Heiratsmarkt gerade beste Chancen!

    Langsam aber sicher wäre eine warme und ausgiebige Dusche schon etwas tolles, gefühlt ist es aber noch zu früh und zu gutes Wetter um mir eine Nacht in einer Unterkunft zu buchen, darum überlege ich mir am Vormittag, welche Alternativen es denn geben würde. Natürlich wieder mein Geheimtipp Sportplatz, auch Fitnessstudios, Schwimmbäder oder sogar eine Sauna dürften in Frage kommen. Naja, vielleicht ergibt sich ja heute etwas.


    Heute beginnt tatsächlich bereits um 7.00 Uhr und da der Platz nicht dazu einlädt sind nochmal umzudrehen sind wir bereits um 8.00 Uhr wieder auf der Strecke und Mittags irgendwo bei Kelheim , wieder ein Sportplatz, wieder das Zelt zum trocken aufgehängt und wieder Müsli mit Obst für mich und als Highlight für Kenai die getrocknete Kehle.


    In Kelheim endet die Strecke beim Hafen überraschenderweise und ich sehe nicht nur an den Schildern sondern auch an meinem Track, dass es wohl erst einmal mit der Fähre weitergeht. Da ich keine Alternative sehe löse ich für € 14.50 Tickets für mich, den Hund, das Rad und den Anhänger.

    Die Fähre ist leider keine, wie ich sie aus dem letzten Jahr kenne, also klein, einfach und bringt einen von einem Ufer an das Andere, sondern ein riesen Touristendampfer der uns innerhalb von 40 Minuten von Kelheim bis zum Kloster Weltenburg bringt und uns auch noch mit wichtigen oder unwichtigen, je nachdem wie man es sehen möchte, Informationen historischer und geografischer Natur versorgt.

    Auf der Fähre überkommt es mich auf einmal und ich weine leise und unauffällig vor mich hin. Die letzten Monate waren anstrengend, ich würde verlassen, geghostet und hatte einfach insgesamt viele Kraft zehrende Themen. Eine Tour wie diese, welche körperlich fordernd ist und Entbehrungen wie wenig Schlaf und Schmerzen mit sich bringt, führt unweigerlich dazu, dass man viel Zeit zum nachdenken hat und vulnerabel ist. Ich kenne das, ich war darauf vorbereitet, also bewerte ich es nicht über, steigere mich nicht hinein sondern lasse die Tränen einfach laufen, das stört nicht auf der Fähre und auch nicht beim Fahrrad fahren.

    Nach dem Kloster geht es wieder weiter weg von der Donau, rauf und runter über diverse Dörfer, ein kurzer Einkauf im Netto (5 Minuten Terrine, Brot und eine Schale Nassfutter für den Hund) und vor Pförring ist klar, dass ich langsam aber sicher einen Platz zum schlafen suchen sollte.


    Direkt an der Donau zu viele Mücken, vor der Ortschaft eine kleine Wiese an einem Teich, allerdings ungeschützt und wenn ich ehrlich bin habe ich so überhaupt keine Motivation das Zelt schon wieder aufzubauen.

    Google Maps zeigt einen Sportplatz direkt um die Ecke welchen ich dann auch ansteuere. Richtige Entscheidung, denn die Terrasse des Tennisvereins ist an drei Seiten geschützt, direkter Blick auf den Tennisplatz, fließend Wasser und ein Stromanschluss.

    Statt Zeltaufbau gibt es heute also eine ausgiebige Katzenwäsche bei der ich feststelle, dass ich, wie im letzten Jahr auch schon, den Waschlappen auf der Strecke verloren habe. Zum Glück habe ich kaum Ansprüche und bin ziemlich hart im Nehmen, weshalb ich eine Ecke des Hundemikrofasertuches nass mache und verwende, zum abtrocknen habe ich ein kleines Mikrofasertuch dabei.

  • Tag 7 - verdammte Umleitung


    Heute zum ersten Mal vom Wecker geweckt worden und es steht sich schon besser auf, wenn man nicht im Zelt schläft sondern unter der Terrasse eines Tennisplatzes.

    So spare ich mir auch den Abbau meines Zeltes und kann eine Viertelstunde früher, gegen 07.45 Uhr bereits aufbrechen.


    Ich fahre den kompletten Vormittag über ohne grosse Unterbrechungen auf dem EV6 und liege in meiner Mittagspause in der Sonne auf meiner Evazotematte, gönne meinem Hintern eine Pause von der Dauerbelastung und versuche einen kurzen Powernap einzulegen um mich für den Nachmittag und den Weg in Richtung Neuburg an der Donau und Donauwörth zu stärken.


    Nach Neuburg an der Donau geht es auf dem Donauradweg nicht mehr weiter sondern ein grosses Schild, was eine Umleitung ankündigt, durchkreuzt meine Pläne zügig weiter in Richtung Donauwörth zu radeln. Sofort geht es zwischen Feldern empfindlich nach oben, ich scheuche Kenai aus dem Anhänger und schiebe trotzdem immer wieder das Rad.

    Ich werde durch das Finkensteiner Naturschutzgebiet gelotst welches sicherlich wunderschön ist, mir mit seinen Anstiegen aber schier die Tränen in die Augen treibt.

    Am höchsten Punkt angekommen (zumindest bilde ich mir das ein) biegt ein kleiner Weg nach links ab und völlig gegen meine Reisenatur stelle ich das Rad ab und schau, was es dort wohl geben mag und werde mit einem unfassbaren Blick auf die Donau belohnt.


    Ich fühle mich an meine Alpenüberquerung von vor 3 Jahren erinnert, als ich, nachdem ich von der Route abgekommen war nach einem extrem hässlichen Anstieg und vor einem noch viel hässlicheren Abstieg ausgerutscht bin und beim wieder aufstehen das einzige Edelweiß während 5 Wochen Alpen gesehen habe.

    Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich nach dem Naturschutzgebiet wieder direkt an der Donau entlang geführt werden würde, ist aber leider nicht der Fall und so muss ich nach Riedensheim in der Sonne wieder den Berg hoch schieben (kein Spaß mit etwa 80 Kilo im Schlepptau!). Das "Scheiss drauf" spreche ich laut aus, biete nach rechts ab und fahre auf die Landstraße auf welcher ich wenigstens mal wieder einklicken kann und ansatzweise das Gefühl habe Kilometer zu machen.

    Als ich einen Netto erblicke gehe ich mir gefrustet erst einmal Nervennahrung in Form von Schokolade kaufen, bei einem durchschnittlich Kalorienverbrauch von 3000kcal kann ich das Zeug auch einfach wie Brot in mich reinstopfen.


    Geschlafen wird heute auf dem Bertholdsheimer Fussballplatz, leider komme ich nicht an die Tribüne ran da alles umzäunt und abgesperrt und auch das Wasser ist abgeschalten, aber ich muss das Zelt nicht aufbauen und dann gibt es halt keine Suppe heute (Kenai hat mega Durst und das Wasser ist etwas knapp, ausserdem geht das Benzin für den Kocher zur Neige und ich weiß noch nicht, wann und wo ich an Neues komme) sondern wieder Müsli mit Obst.

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