Freilauf bei ehemaligem Kettenhund
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Es geht um den Hund meiner Mutter. Ich hole mal ein wenig aus: Bela, knapp 7 Jahre alt, hat fast sein komplettes Leben an der Kette in Rumänien verbracht. Kam dann über einen Tierschutzverein in ein deutsches Tierheim hier bei uns, wo erst mal festgestellt wurde, dass beide Knie stark deformiert sind und auf einer Seite hatte er gar keine Kniescheibe
. Operiert, langsam aufgebaut und dann an meine Mutter vermittelt. Dort lebt er nun seit 6 Wochen und sie ist sehr glücklich mt ihm. Für seine Vorgeschichte ist er toll: stubenrein, sehr nett, relativ umweltsicher, keine größeren Baustellen, keine größeren Ängste und auch interessiert an meiner Mutter, lässt sich gerne streicheln etc.
Bilder muss ich noch durchsehen, kann ich einstellen. Er ist 40cm hoch und schaut aus wie ein kleiner Terrier, in den was deutlich zu großes und schweres eingekreuzt wurde. Vermittelt wurde er als Corgi-Husky-Mix, warum auch immer (hat ein blaues Auge, deshalb muss es vermutlich der Husky sein
)
Jedenfalls (und das ist die Frage, um die es mir geht): fühlt er sich frei (auch lange Schleppleine) ist er weg, wenn man ihn ließe. Er rennt nicht, sondern schlendert eher, er wirkt auch nicht, als würde er jagen, aber er blendet völlig aus, dass da noch Menschen existieren. Wir haben es heute mal ein wenig gestellt, also meine Mutter ist in die andere Richtung, rief auch mal zwischendurch, "verschwand" dann in für Bela neuer Umgebung. Er hat nicht mal geschaut, nichts, er ist einfach nur immer weiter. Als gäbe es nur ihn alleine auf der Welt. Er hatte eine lange Schlepp dran und ich hatte ihn im Blick und es war "sichere" Umgebung, bevor jemand aufschreit. Es war nur ein Versuch, da er sich sonst als Haushund echt toll macht. Meine Mutter war schon ein wenig geschockt, dass er da wirklich komplett umgeschaltet zu haben schien. Sie sagt auch, ok, nicht schlimm, er ist sonst einfach toll, bleibt er halt ein Leben lang an der Leine.
Ich kenne es halt auch nicht, Hütehunde von Welpe an... die halten eh Kontakt. Bela ist wirklich einfach nur immer weiter, ohne konkretes Ziel, und es war ihm egal, ob da irgendwer folgt oder sich seine Bezugsperson derweil in Luft auflöst...
Experimente werden da eh keine mehr gemacht, aber mal an diejenigen, die Tierschutzhunde in höherem Alter mit Ketten- oder Straßenhund-Vergangenheit aufgenommen haben: kann das theoretisch noch was werden? Und wenn ja, wie arbeitet man daran?
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Hallo, nach 6 Wochen kann man ja noch keine großartige Bindung erwarten. Warte mal noch 2 Jahre ab, das wird bestimmt noch viel besser. Deine Mutter kann ja mal eine Freilaufwiese aufsuchen, also so eine rundum eingezäunte. Ansonsten trägt mein Tierheimhund immer ein GPS, für den Notfall.
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Leni habe ich nach ca. 4 Monaten das erste Mal frei laufen lassen, im Freilaufgbiet. Ist zwar nicht eingezäunt, aber vom Fluss und einem Damm begrenzt und halt relativ sicher.
Bei Leni kommen zwei Dinge zusammen. Sie hat einerseits recht starken Jagdtrieb und andererseits lebt sie auch in ihrer eigenen Welt. So anhänglich sie im Haus ist, draußen ist es das Gegenteil. Die glotzt und glotzt und ist da teilweise wie weggetreten. Ich vermute das war ihre Art der Beschäftigung an der Kette, mehr gab es für sie ja nicht.
Ich habe fleißig den Rückruf trainiert, das klappt mittlerweile recht gut und belohne jede Kontaktaufnahme beim Gassi hochwertig. So langsam (nach 9 Monaten) bekomme ich einen Fuß in die Tür und sie schaut öfter mal nach mir.
Aber da liegt noch ein weiter Weg vor uns und so sorglos wie bei Oliv wird es vermutlich nie werden. Ist aber auch nicht schlimm, sie ist an der 8m Flexi und damit kommen wir gut zurecht. Und Freilauf gibts eben dann nur in ausgewählten Gebieten.
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Ich glaube, nach 6 Wochen kann man noch gar nicht erwarten, dass sich ein ehemaliger Kettenhund sofort an seinem Menschen orientiert. Ich würde da einfach weiter üben und die Schlepp auch erstmal in der Hand behalten.
Den Tipp von Jonah mit der eingezäunten Freilaufwiese finde ich gut, da könnt ihr das noch kontrollierter üben. Und ganz wichtig: Super super gute Leckerli einpacken - bei Lina hab ich mit Käsewürfeln angefangen, den Rückruf aufzubauen. Die kam (und kommt) jedes Mal angeflitzt, wenn ich sie in ruhiger Umgebung rufe. Eine geile Belohnung ist bei sowas mMn der Grundstein schlechthin.
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Danke, ja, Bela ist wirklich erst kurz da und dafür macht er das super!
Für mich (und meine Mutter) ist dieses komplett selbständige halt völliges Neuland
Freilaufwiesen haben wir hier nicht (und Belas Knie sind auch zu instabil, um ihn zwischen anderen Hunden rennen zu lassen. Er tobt und spielt gerne, da wirkt er eher sehr viel jünger. Hat vielleicht auch viel nachzuholen). Unser Garten ist nicht eingezäunt und meine Mutter hat keinen...
Also Schlepp dran und versuchen, die für ihn ultimative Belohnung zu finden! Er lernt gut und im Haus ist er auch gut ansprechbar.
Bislang lief er fast nur an kurzer Leine Mini-Runden, da sein Knie ja noch stabiler werden muss. So langsam darf er mehr, daher nun die Überlegungen.
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Ich würde da jetzt grade noch an gar nichts arbeiten.
Solange er deine Mutter draußen nicht wahrnimmt, bleibt er eben an der Schleppleine.
Erst mal soll er doch einfach richtig im neuen Zuhause ankommen, sich an die Abläufe und Umgebung gewöhnen und vor allem Bindung zu deiner Mutter aufbauen. Nur weil er drin ein Träumchen bei ihr ist, ist das ja noch kein Indiz für eine starke Bindung.
Sowas kann Monate dauern.
Eine Freundin von mir hat einen ähnlichen Hund Zuhause.
Kettenhund aus der Türkei. Kannte 5 Jahre nur den Hof und kam dann direkt von da zu meiner Freundin. Er ist jetzt seit über einem Jahr bei ihr und ohne Leine laufen kann er erst seit 3 Monaten. Vorher war er außerhalb des Hauses auch nicht interessiert an meiner Freundin.Sie fing irgendwann an, nachdem er sich richtig eingelebt hat, es genauso zu machen, wie mit einem Welpen. Also versucht draußen interessanter zu sein, als alles andere. Das ist bei einem älteren Hund vielleicht schwieriger, als bei einem neugierigem Welpen und braucht mehr Zeit.
Sie hat sich zum Beispiel mit dem Hund auf eine Wiese gesetzt um gemeinsam alles zu beobachten, oder hat ihn mit Leckerlispielen beschäftigt (funktioniert natürlich nur wenn der Hund Futtergeil ist
)
Einfach das der Hund lernt, mit Mensch draußen ist es noch viel spaßiger, als "alleine".
Aber wie gesagt, ich würde ihm einfach noch Zeit geben. Eventuell kommt das in einigen Wochen von ganz alleine. Ich würde vielleicht immer die gleiche Strecke nehmen um zu sehen, wie er ist, wenn er sich an der Umgebung satt gesehen hat. Ob er dann vielleicht auch mal schaut, was deine Mutter so treibt :) -
Das kann auf jeden Fall etwas werden.
Mit einer Mischung aus wichtig für den Hund sein (es lohnt sich aus eigenem Überlebensinteresse sich an dem Menschen zu orientieren), spannend für den Hund sein und ZEIT.
Nach 6 Wochen kann das noch nichts sein. Die Auslandshunde, die ich hatte und auch nach ihrer Vermittlung noch betreut hab, haben allesamt 3-9 Monate gebraucht, bis das "neue Leben" das für sie in Gänze akzeptierte war.
Der Hund wird nie gelernt haben, dass ein Mensch wichtig für ihn ist und ihm auch Spaß macht - und schon gar nicht, dass er ihn führt. Diese Defizit muss aufgeholt werden. In den meisten Fällen und vielleicht auch mit kompetenter Anleitung finde ich aus meiner Erfahrung heraus aber, dass das machbar ist. Es dauert einfach.
Was immer ganz nett und hilfreich ist, sind gemeinsam spannende Aufgaben zu lösen. zB Balancieren und der Mensch stellt die Beine - das würde ich auch gar nicht als Futtertrick machen, sondern wirklich mit Ruhe und sozialer Bestätigung. Solche "Mutproben" meine ich. Das ist schon immer schön und auch für den Hund, der sowas gar nicht kennt, ein ungewöhnliches Erlebnis. Futter für Aufmerksamkeit (und trotzdem einmal am Tag zumindest einen halben Napf "einfach so", damit keine Ressourcen Thematik entsteht), der Mensch findet immer die gebratenen Hühnchenstücke wenn ich gerade nicht hinschaue (und isst sie zu Beginn sogar allein, teilt erst später mal mit mir) - und solche Sachen halt.
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Und schon mal anfangen mit Konditionierung auf Mensch auch ausserhalb. Dazu mit sehr hochwertiger Belohnung (schmeckt und duftet und gibt es sonst NIE) jeden blick, jeden Impuls , jedes Ohr drehen in Richtung Leinenhalter*in belohnen durch LEckerchen hinwerfen. so wird der Hund sich angewöhnen, dass er sich öfter zurück orientiert. Das ist nicht bewusstes Lernen, sondern reiner Pawlowscher Reflex. Bildet aber m.e. eine gute Grundlage für alles weitere.
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Ich würde auch mit Leckerlie-Spielen beginnen. Dafür muss man zuerst herausfinden, was für ihn "Meeeeega-Leckerlies" sind.
Meine erste TS-Hündin (Chihuahua aus Vermehrer-Haltung) war ebenfalls am Anfang null auf mich fokussiert. Unsere Spaziergänge sahen so aus, dass sie an der langen Flexi-Leine vorauslief, immer geradeaus, mit Blick zum Horizont. Ich hatte das Gefühl, dass sie vermutlich einfach geradeaus weitergelaufen wäre, kilometerweit, bis zum Zusammenklappen.
Ich begann dann zu Hause zuerst einmal zu testen, was sie denn wirklich, wirklich toll fand. Das war gar nicht so einfach, denn am Anfang war sie überhaupt nicht an Leckerlies interessiert. Erst als ich dann herausfand, welches Leckerlie sie toll fand, konnte ich damit anfangen, sie darauf zu konditionieren.
So führte ich ein "Lecerklie-Wort" ein (war bei mir "Hoppala", kann natürlich alles Mögliche sein). Sobald sie das begriffen hatte, guckte sie zu mir hin, wenn ich dieses Wort sagte, ich schmiss das Leckerlie vorwärts vor sie hin, so dass sie hinlaufen musste. Dann wieder direkt vor mich hin, so dass sie zu mir zurücklaufen musste, und so weiter und so fort (immer an der langen Leine).
Sie lernte schnell, mich genau zu beobachten, in welche Richtung ich das Leckerlie schmiss, immer verbunden mit dem Marker-Wort und meinem Zeigefinger in eine bestimmte Richtung, um dann sofort dort hinzulaufen. Somit konnte sie schon nach kurzer Zeit in eine gewünschte Richtung dirigiert werden.
Dann war auch der Freilauf kein Problem mehr... sie beobachtete mich und meinen Zeigefinger und lernte ganz nebenbei den Rückruf.
Viel Erfolg! -
Danke euch!! Gebe ich alles mal weiter
.
Das ist er:
Joey fressen
war lecker
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