Noch Führung oder schon "Unterdrückung"?

  • Ich umrunden den hund nicht, wenn der auf strategischen Horchposten liegt z.b.. sondern der steht auf und legt sich woanders hin. Sonst laufe ich durch. Ich lass mich nicht grob anrempeln oder bedrängen. Dazu Situation im vorraus kontrollieren (statt mich anzurempeln als Begrüßung sitz und pfötchen geben, dann auf Kniehöhe bleibe und sich durchkraulen lassen. Wenn zu spät werden unhöflichkeiten oder Grobheiten unterbunden. Wer mir weh tut, der merkt das. Ich tu dem nämlich dann auch weh wenn es sein muss. Kurz und knackig natürlich. Das ist keine Strafe oder sadistisch oder dominieren, sonder eine Ansage"hey zu viel, lass das". Ausserdem konditioniert ich sobald wie möglich ein" super" ein " ist OK, weiter so" und ein " so nicht mein Freund". Das nutze ich wo möglich dann zur Kommunikation, anstatt positiver Strafreize. Ich entziehe auch Privilegien. Und die gibt's dann dosiert zurück. Hund lernt dann Recht schnell, wann sie was kriegen und was nicht zielführend ist.

  • @Frankyfan Ich habe auch nur Regeln, die für mich Sinn machen und die ich deshalb auch aus vollem Herzen umsetze. Deine Schilderung wirkt eher gekünstelt und auch nur semi-überzeugt xD


    Beispiel bei uns: Bonnie, pubertäre Hundegöre meines Vaters meinte meinen 14jährigen Mexx vom Essenstisch weg zu schicken. Konsequenz war, dass sie gehen musste. Das macht Sinn, war für mich situativ richtig und auch alle Hunde haben das gut angenommen (Mexx hat innerlich mit den Augen gerollt "Das Junggemüse" und war froh, dass ich mich dem angenommen habe und Bonnie hat sich auf den Anschiss direkt entspannt, mit etwas Abstand, hingelegt)

  • Zur Ausgangsfrage

    Wenn die Situation so extrem wäre das ich nur managen müsste oder normales Zusammenleben nur mit Maulkorb möglich wäre und gar keine Ruhe reinkommt würde ich mich von einem Hund trennen.



    @Frankyfan

    Was du da beschreibst über das anratens deines Trainers hat in meinen Augen nicht mit Regeln aufstellen zutun.

    Das sind willkürliche Sachen die Hund meiner Meinung nach nicht in Kontext bringen kann.

  • Irgendwas durchzusetzen von dem man nicht überzeugt ist kann man sich sparen. Der Hund ist ein hochsoziales Lebewesen und kein Backstein, der merkt das doch.

    Ich finde Authentizität ist das Allerwichtigste bei der Hundeerziehung und beim Management von mehreren Hunden.

    Das was man denkt/fühlt und das was man tut sollte sich decken!




    Ich habe das erste Jahr mit Zweithund sehr viel gemanagt weil der Junghund schon beim Einzug drei mal so schwer wie der Ersthund war. Wenn ich die hätte machen lassen wäre der Ersthund zum interaktiven Quietschspielzeug des Junghundes geworden. :ugly:



    Inzwischen greife ich fast nicht mehr ein, die haben unter meiner Anleitung gelernt, dass sie höflich zueinander sein müssen und können das inzwischen ganz gut.

    Solange sie nett zueinander sind und mir nicht die Bude zerlegen können sie miteinander idR machen was sie wollen. Sollte der Junge mal wieder eine größenwahnsinnigen Phase haben unterstütze ich natürlich.

    Aber die können inzwischen auch Ressourcenthematiken ohne direkte Konfrontation klären und lösen Konflikte auch sonst sehr ordentlich.

    Die ganzen Regeln gelten natürlich immer noch, aber ich muss sie nicht mehr ständig durchsetzen weil die Hunde sich dran halten.



    Wäre der Jungspund für den Älteren nicht zu händeln gäbe es hier auch mehr Regeln.

    Eine Konstellation die nur halbwegs friedlich koexistiert weil ich über Jahre den Daumen drauf habe würde es hier nicht geben.


    Ich möchte, dass die Hunde eine Bereicherung füreinander sind und wähle dementsprechend den passenden Hund aus.

    Beim Kauf vom Zweithund habe ich sogar zurückgesteckt und den Welpen genommen der besser zum Ersthund passte obwohl mir persönlich der andere mehr zugesagt hätte. Aber auf ewiges Management hatte ich schlichtweg keine Lust und das wollte ich den Hunden auch nicht antun.


    Das soll nicht heißen, dass ein Leben mit sehr vielen Regeln nicht lebenswert für den Jund ist. Aber ich möchte es nicht.

  • @Frankyfan das ist fuer mich Affentheater. Was regelt der Hund denn, wenn es immer um 20 Uhr Futter gibt? Was regelt er, wenn er (entspannt und ohne was zu kontrollieren) irgendwo liegt?


    Was anderes waere es, wenn der Hund wo liegt und den anderen Hund daran hindert, den Raum zu betreten. Das wuerde ich unterbinden.

    Ich hab hier nen Hund, der z.B. kaum Koerperkontakt will. Liegt der Hund (Hund A) bei mir und ein anderer Hund will zu mir, hat Hund A 2 Moeglichkeiten, die ich dulde. Aufstehen und gehen oder es hinnehmen. Was es nicht gibt, ist dem anderen Hund den Zugang zu verbieten oder gar 'drauf zu hauen'.


    Ich lasse ihnen gewisse Dinge, wenn (!) der Hund damit umgehen kann! Kalle z.B. darf dem Welpen welche feuern, wenn der nach der x-ten Drohung trotzdem zu ihm in die Box laeuft. Er will das nicht, er ist da sehr deutlich und auch fair. Das Wiesel duerfte sowas nicht, weil es mit Sicherheit uebertreiben wuerde. Da sorge ich dann auch dafuer, dass der Welpe das nicht tut!


    Es ist eine ganz individuelle Sache, was wann wie/ueberhaupt kontrolliert werden sollte..

  • Außerdem soll ich den Hund auch mal einfach woanders hinlegen wenn er irgendwo liegt, einfach um ihm zu zeigen dass ich bestimme wo es langgeht

    Das ist zB für mich schlicht sinnlose Schikane und hat weder etwas mit Führung noch mit Erziehung zu tun.

    Liegt er im Weg...ok

    Verhindert er, dass der andere Hund sich bewegt und blockiert ihn aktiv... ok

    Aber einfach nur wegschicken, weil man gerade beweisen muss, dann man selbst es kann... nö. absoluter Blödsinn.


    Das gleiche sehe ich beim Futter.

    Später füttern, weil man gerade unterwegs ist, auf der Couch eingenickt ist, noch mit etwas anderem beschäftigt war... alles kein Thema. Aner nur um zu beweisen, dass man es kann, wird nichts bewirken, außer dass man sich selbst unglaubwürdig macht.


    Wie schon geschrieben, Hunde sind nicht dumm, die durchschauen durchaus, ob da wirklich ein sinn dahinter steckt oder ob es im Grunde reines Machtgeprolle ist.

  • Manchmal kommt mir der Gedanke, ob Mehrhundehaltung in bestimmten Konstellationen nicht für die Hunde eine unschöne Sache ist, die weniger mit Führung und Regeln, sondern schon vielmehr mit "Unterdrückung" und Deckelung einhergeht.

    Der springende Punkt ist doch, dass das Eingreifen des Menschen überhaupt erst an der Stelle notwendig wird, an der im Vorfeld ein Hund den anderen unterdrückt und mit Pech ganz massiv in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt. Kein Mehrhundehalter hält den Daumen aus purem Spaß an der Freude drauf, sondern deshalb, weil die Alternative ziemlicher Mist für die Hunde ist.


    Ziel sämtlicher Ansätze, die Du als deckeln bezeichnest, ist bei mir immer gewesen, dass die Hunde klar wissen, was sie dürfen und was nicht und dass sie sich an mir orientieren. Das hat ganz häufig auch gar nichts mit deckeln zu tun. Beispielsweise habe ich meinen Hunden gleich zu Beginn beigebracht, dass sie zwei Kekse bekommen, wenn sie einen dem jeweils anderen Hund überlassen. So habe ich beide ganz zügig dazu bekommen, dass sie z.B. gemeinsam ganz friedlich Futter suchen oder nebeneinander fressen können, ohne sich die Schädel einzuschlagen. Ist genug für beide da und sie wissen, dass es sich im Zweifelsfall immer lohnt, Futter liegen zu lassen.

    In der Anfangsphase waren die Grenzen hier sehr strikt, weil es sonst in handfesten Auseinandersetzungen geendet wäre. Inzwischen, und so sollte es dann auch perspektivisch sein, bewegen sich beide Hunde hier ganz normal und frei und ich mahne nur noch selten an.


    Vorhin habe ich z.B. beide Hunde auf einer Wiese abgelegt, bin weiter gegangen und wollte sie dann beide abrufen. Mein Rüde ist, während ich den Hunden den Rücken zugedreht habe, mit seinen Vorderpfoten ein Stück vorgerutscht und hätte es dadurch verhindert, dass meine Hündin schneller/ als erste zu mir läuft. Das waren cm, die jemandem, der die Hunde nicht kennt, vermutlich gar nicht aufgefallen wären, aber die eben auch gereicht haben, um meiner Hündin ein deutliches Signal zu schicken.

    Mein Rüde hat dafür von mir einen Anpfiff kassiert (ein simples: "Zügig zurück" in einem scharfen Ton), wurde dann von mir bewusst erst nach meiner Hündin abgerufen und durfte auch noch eine Runde länger liegen bleiben. Das ist keine Rache an meinem Rüden, sondern zeigt ihm sehr deutlich, dass er sich ins Knie schießt, wenn er solche Aktionen fährt. Erstens sehe ich es und zweitens erreicht er genau das Gegenteil dessen, was er will. Dass er mich auf diese Art und Weise sehr gut versteht, sehe ich auch daran, dass er sich im Anschluss an seine Situationen ganz bewusst Bestätigungen per Blick bei mir einholt, sobald er eine ähnliche Situation gut oder besser gemeistert hat.


    Beide Hunde testen immer mal wieder an, wie belastbar die Grenzen sind, die ich abgesteckt habe. So wie heute. Das ist für mich auch vollkommen o.k. und liegt auch im Wesen der beiden Terrortiere, die ich mir ja ganz bewusst ins Haus geholt habe. Ein Leben in imaginären Ketten und Unterdrückung leben beide aber ganz sicher nicht, sondern haben gerade deshalb Freiheiten, weil es bestimmte Grenzen und Regeln gibt.

  • Hier ist es eigentlich ganz einfach.

    Jeder darf hier zuhause tun und lassen, was er will, solange er dem anderen dabei nicht auf die Nerven geht oder den anderen einschränkt. Und wir Menschen haben hier das letzte Wort.

    Mir ist zB im Prinzip völlig egal, wo die Hunde liegen. Eine Ansage gibt es aber von mir, wenn ich merken sollte, dass sich ein Hund strategisch so hinlegt und scheinbar so droht, dass der andere sich nicht mehr in den Raum traut. Dann wird der Hund, der unberechtigterweise den Platz bewacht und meint entscheiden zu können, wer hier jetzt durch den Raum latscht und wer nicht, weggeschickt. Ende, Situation aufgelöst.


    Das hat hier aber nichts mit "ich alles, du nichts" zu tun. Das sind kleine Mikro-Interventionen, die dazu führen, dass meine Hunde miteinander einen entspannten Umgang haben und ich für sie Konflikte auflöse statt dass sie immer doller werden.


    Das ist kein Deckeln, weil jeder kommuniziert, was ihm wichtig ist. Und die Kommunikation beinhaltet alles vom Gucken bis zum Knurren oder Abschnappen hin. Solange es fair und klar bleibt, ist das in Ordnung.


    Ich liebe meine beiden Weiber dafür, dass sie so unterschiedlich sind und trotzdem so klasse miteinander umgehen. Sie klären Dinge unter sich oder suchen bei mir Hilfe. Dann versuche ich mir das genau anzugucken und das Problem aufzulösen.


    Natürlich führt das manchmal auch zu "Diskussionen". Ich habe ja ganz weiche liebe Hunde, aber manchmal wird auch mein Nein ignoriert und dann stelle ich mich wo zwischen, lehne mich vor und zeige auf den eigenen Platz, bleibe stehen und bestehe auf meine Forderung usw. Und manchmal gibt es auch einen Brüller oder körperliche Maßregelung (wegschubsen, festhalten), wenn ich etwas richtig richtig uncool fand und etwas voll aus dem Ruder gelaufen ist. Solche Situationen kann ich aber an einer Hand abzählen bisher.


    Wenn man so krass regulieren müsste, dass man beide Hunde ohne scharfe Kontrolle gar nicht zusammen lassen kann, hat das ja nichts mit feiner Interaktion zu tun. Das ist keine normale Kommunikation, sondern SEK Einsatzkommando, wobei ich Polizist spielen muss. "Eine falsche Bewegung, Freundchen, und es setzt was." Weil sonst die ganze Lage wieder entgleitet. So eine Situation kommt nicht von jetzt auf gleich zustande...

    Ich denke, da kommt man nur schwer wieder raus und für mich persönlich wäre das kein Zustand, den ich dauerhaft tragen könnte.



    Meine Hunde sind ja nicht groß, dafür haben wir viele größere Hunde, mit denen wir unterwegs sind. Gerade meine ältere Hündin, die früher von mir leider wenig Unterstützung bekommen hat und dadurch Spielball wurde, checkt bei fremden Haltern sofort, ob sie sicher ist. Die hat innerhalb weniger Minuten raus, in wessen Gesellschaft sie sich entspannen kann, weil sie sieht, wer seine Hunde im Griff hat und auf höfliches Benehmen besteht.

    Erst dann entsteht Vertrauen.

    Wenn wir mit pardalisa zusammen sind, dann weiß sie, dass der AL Aussie sie nicht umrennen wird. Wenn wir @Syrus treffen, dann weiß sie sehr schnell, dass Ares sie nicht nerven wird. Und dann weiß auch ich, dass ich mich entspannen kann, selbst wenn 4 Hunde, 2 Hündinnen und 2 Rüden und alle unkastriert und zwischen 7kg und 40kg, entspannt in einem Raum sein können.

    Das hat nichts mit Deckeln zu tun....

  • @Frankyfan

    Das, was du machst, ist den Hund zu verunsichern (ich kenn das Prinzip), damit er ggf mal anfängt zuzuhören.

    Das hat aber mit den sogenannten Hausregeln herzlich wenig zu tun (und finde ich bei nem Dreikäsehoch auch überflüssig).

    Hausregeln hier:


    - jeder hat das Recht, sich frei bewegen zu können


    - jeder hat da Recht, irgendwo entspannt zu liegen/schlafen (ein Wegschicken ist dann Situationsabhängig, weil ich zb auch auf die Couch will oder nicht mit 2 Colakästen über nen Hund stürzen will)


    - wer nervt, fliegt. (Jeder, der irgendwen irgendwie nervt (siehe Regeln 1-2) darf den Raum verlassen. Wer sich dann benehmen kann , darf gerne wieder mit dazu kommen)


    - jeder frisst nur aus seinem Napf.


    - alles mit Puls, was hier im Haus wohnt, ist MEINS. Das wird nicht geschreddert, nicht verprügelt, zu Seite gebombt, nicht missbraucht, nicht gemobbt, nicht getötet. (Und diese Regel erkläre ich in aller Deutlichkeit)


    - wer knurrt, kann auch gehen. (Alle Hunde lernen hier, dass man Konflikte auch mit Deeskalation lösen kann)


    - Mein Mann und ich sind keine Ressourcen



    Joa, das war es eigentlich auch schon.


    =)

  • Ich habe auch ein recht einfaches Gespann und muß nicht viel eingreifen. Die Hunde liegen wo sie wollen, bewegen sich frei im ganzen Haus. Hexchen ist ein bißchen eifersüchtig (Futter und Streicheleinheiten) lässt sich aber problemlos wegschicken, da haben wir ein Auge drauf... Spielzeug und Kaukram ist kein Problem - Tyler ist aber auch ein gutmütiger Tropf - wäre er Hexchen ähnlicher gäbe es wohl mehr Ärger.


    Zum wegschicken wenn der Hund irgendwo liegt: klar, liegt der Hund vor der Türe, die ich gerade öffnen will, muss er weichen. Tun beide auch, wenn ich sie anspreche und wegschicke oder (mit der Tür oder dem Fuß) antippse. Aber liegt der Hund im Flur und ich muss da durch ist es mir persönlich lieber, er bleibt ruhig und entspannt liegen und ich kann einfach drübersteigen (Tyler) als schnell aufzuspringen um mir ja nicht im Weg zu sein (Hexe). Schickt ihr den Hund wirklich jedesmal weiter?

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