Freilauf bei Jagdtrieb

  • Meine "die können sie niemals a leinen" Jagdsau ist immer und überall ohne Leine gelaufen. Auch bei Wildsichtung. Aber das hat uns halt echt viel Arbeit gekostet und ein "ich schau mal ne viertel Stunde nicht auf den Hund" ist da halt nicht so drin.

    Hej Senta2006, das ist interessant!

    Willst du uns ein bisschen erzählen, wie du mit dem Hund gearbeitet hast, so dass du ihn dann ableinen konntest?

    • Neu

    Hi


    hast du hier Freilauf bei Jagdtrieb* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Junimond

      Senta2006 bittet in einem anderen Thread um Rasseberatung. Dabei spricht sie auch über Jagdtrieb und ihre Erfahrungen damit. Da ich öfter mit Jagdhunden zu tun habe, interessert es mich sehr.

      Habe einen neuen Thread aufgemacht, weil es sonst OT wäre.

    • Klar gerne :)


      Letztendlich war das Freilaufen bei uns durch ganz viele verschiedene Trainingsansätze möglich. Ich versuche mal aufzulisten und hoffe ich vergesse nichts :headbash:


      Vllt vorab^^ Meine Hündin habe ich aus dem Tierheim, kam aber aus Frankreich, Vorgeschichte unbekannt, 4 Jahre, Angsthund und Jagdtrieb wie sonst was. Wir hatten am Anfang Phasen in denen sie draussen stundenlang nicht ansprechbar war, weil sie sich so in ihren Jagdtrieb reingesteigert hat, dass einfach alle Sicherungen komplett rausgeflogen sind:ugly:


      Aber zum Training....


      1. Rückruf auf Pfeife gaaaanz kleinschrittig konditioniert. Also wirklich wie aus dem Lehrbuch erstmal 3 Wochen nur in der Wohnung und ganz hochwertige Futterbelohnung. Sprich Wurst, Käse und so (gab es auch übrigens später noch immer (heute hört sie die Pfeife leider kaum noch)


      2. Draussen Entspannung üben. Dazu hatte ich damals ein Seminar mit ihr besucht und das war genial. Eigentlich recht simpel, aber für uns damals echt hilfreich. Meine Nudel liebt es durchgekrault und massiert zu werden (wir haben dafür immer den Kong Zoom Groom genommen, geht aber natürlich auch ohne). Nun ist aber ja draussen alles spannender. Also habe ich daheim ein Entspannungswort konditioniert und dann draussen langsam eingeführt. Immer mit mega Massage


      3. Wir haben das Vorstehen/Anzeigen geklickert. Auch wenn meine Nudel ein Vorstehhund ist, hielt die anfangs nicht viel von Anzeigen, da war eher los schießen angesagt. Ich habe also jedes minimale Anzeigen bestätigt. Sprich wir laufen im Wald. Hund steht ne Millisekunde und schaut in den Wald. Ich klickere. Und zwar völlig unabhängig davon, ob ich da etwas sehe oder nicht! Das Vorstehen/Anzeigen wird dann immer mehr und immer länger und man kann nach ner Weile anfangen nur noch die wirklich spannenden Sachen zu belohnen und nicht mehr jeden "Blick ins Nichts"


      4. Isometrische Übungen aufbauen. Die isometrischen Übungen haben uns ganz viel geholfen meine Hundine nach einer Wildsichtung wieder zu erden. Wer einen Jagdhund hat, kennt das ja. Die Sicherungen fliegen raus, Reh/Hase etc ist schon in Hintertupfingen angekommen, aber die Sicherungen sind noch raus und Hund kommt nicht runter. Die Übungen haben ihr geholfen sich ruhig auf ihren Körper zu konzentrieren und wieder runter zu kommen.


      5. Und fast mit die wichtigste Erkenntnis für mich: Nicht erwarten, dass die Hundine umdreht, wenn da ein Hase oder ähnliches flitzt. Meine Hündin konnte das einfach nicht leisten. Ich habe also das Vorstehen so verlängert, dass ich sie abgeholt habe und sie sich nicht vom Jagdobjekt abwenden musste. Das kam dann tatsächlich irgendwann von alleine. Nicht immer aber ab und an konnte sie sich dann abwenden. Wenn nicht war das OK, dann bin ich einfach zu ihr geflitzt xD


      6. Je nach Situation, dürfte sie ihren Jagdtrieb dann "rauslassen". In manchen Situationen war sie einfach so im Trieb das Futterbelohnungen nicht mehr gingen (und sie ist glücklicherweise wirklich sehr verfressen). Da habe ich sie dann den Echtfelldummy "hetzen" lassen.


      7. Passt iwie zu Nummer 6. Jage mit dem Hund. Ja ganz im Ernst. Das ist ein Jagdhund und der Trieb lässt sich ja nicht einfach ausknipsen, das wissen wir ja alle. Also nutze ihn für dich. Ich habe also mit meiner Hündin GEMEINSAM "gejagt". Bei uns sah das so aus, dass wir uns ein Objekt ihrer Begierde gesucht haben. Krähen, Störche, Tauben sind toooolle Jagdobjekt. Und dann haben wir uns gemeinsam angepirscht. (Jetzt habt ihr sicher alle riesiges Kopfkino :lachtot:) Sah so aus, dass wir uns Schritt für Schritt genähert haben. Zwischendurch stehen geblieben sind, wieder ein paar Schritte weiter hinlaufen, stehen bleiben usw. Jedes Stehen bleiben hochwertig Belohnen! Taubem sind da grenzgenial, weil man super nah an die rankann, dann flattern die auch noch so toll weg und bleiben ein paar Meter weiter wieder sitzen und man kann von vorne anfangen :D


      8. Entsprechende Auslastung. Bei uns Mantraing, manchmal ne Fährte und Dummysuche. Und das aber regelmäßig. Nicht nur einmal die Woche.


      9. Wenn ich selber nicht gut drauf war, warum auch immer, krank, müde, Stress oder sonst irgendwas keinerlei Erwartungen an die Hundine haben. Schlepp Leine ran und einfach neben oder hintereinander her Latschen.


      Hmm ich glaube das waren so die wichtigsten Punkte, die bei uns zum durchschlagenden Erfolg geführt haben.

    • Spannend - wir arbeiten mit unserer Vizsla Junghündin fast identisch. Trailen nur ca 1x die Woche, aber sonst ab und zu Felldummy Rücksuche oder Futterbeutel verstecken. Und neu fangen wir an, sie ziehen zu lassen.


      Was ich so gar nicht kenne, sind die Isometrischen Übungen für Hunde, kenne das nur vom Menschen. Was machst du da? Hast du mir eine Beschreibung oder einen Link? Das runterfahren nach Wildsichtung o.Ä. Ist tatsächlich manchmal etwas schwierig, da tüftel ich auch noch. Hintern massieren war bisher auch hier recht erfolgreich.

    • Und fast mit die wichtigste Erkenntnis für mich: Nicht erwarten, dass die Hundine umdreht, wenn da ein Hase oder ähnliches flitzt. Meine Hündin konnte das einfach nicht leisten. Ich habe also das Vorstehen so verlängert, dass ich sie abgeholt habe und sie sich nicht vom Jagdobjekt abwenden musste.


      Genauso habe ich es auch erlebt. Mein Rüde konnte Platz aus der Entfernung perfekt. Ich sehe es noch vor meinem Auge, da sind drei Rehe vor ihm im Gras hoch und losgespurtet, er natürlich sofort hinterher. Auf mein gebrülltes Platz fiel er in sich zusammen, aber klar mit langem Hals, er hat die Rehe weiter beobachtet.


      Rückruf hatte ich vorher probiert. Das war für ihn auch zu schwer, obwohl er als Hovawart kein klassisch passionierter Jäger war. Das funktionierte aber auch nur im ersten Moment, wenn er losgespurtet ist, also die ersten ca. 2 Sekunden, war er erstmal auf Sicht mitten im Lauf, hat er meine Stimme nicht mehr registriert. Ist mir auch mal passiert, da war ich nicht aufmerksam genug und er ist einem Hasen hinterhergedüst.


      Für ihn war Jagdersatz seine Frisbee schnappen, auch Ballspielen, meine Hündin durfte als Jagdersatz Mäuse buddeln.

    • Ich kann auch bei meinem bestätigen, dass ihm Stehen bleiben immer leichter fiel als zurück kommen.

      Er ist als jüngerer Hund mal Rehen hinterher, ich habe ihn zurück gepfiffen, das hat er ignoriert, dann bin ich drauf gekommen ihn ins Stopp zu pfeifen und das ging.
      Er hatte aber schon immer die Veranlagung Vorzustehen und bei Reizen erstmal stehen zu bleiben und zu gucken. Das hab ich dann eben verstärkt.


      Inzwischen jagt er eigentlich gar nicht mehr, steht nur ab und an mal vor und läuft frischen Fährten etwas hinterher, so dass ich jetzt schauen darf wie ich das wieder fördere xD

    • Wir arbeiten auch so.

      Allerdings gehen wir nur Trailen und Dummy/Rückspur nur, wenn es passt. Lola ist ein Hibbel und tlw ist es echt besser nichts weiter zu machen. Dann gibts den Dummy tricky im Garten versteckt oder auch einfach mal etliche Futterbrocken verteilt. Nase benutzen ist Nase benutzen.


      Lola kann inzwischen gut gucken und ist auch ansprechbar, sich während des Guckens zu setzen. Ich gehe eigentlich immer hin und rufe nur selten zurück, weil das total schwer ist. Aber bin ich hinter ihr, fliegt sie oft mein Markieren oft rum und kann belohnt werden.

      Platz auf Distanz üben wir auch. Allerdings mag Loli Platz nicht gern, bleibt aber idR zumindest stehen.


      Einen Jagdhund ableinbar zu bekommen ist einfach viel Arbeit und mMn sollte einem das auch Spaß machen. Ich hab auch Tage, da will ich nur hinterher schlappen, da geh ich dann eher nicht in den Wald oder aufs Krähenfeld. An der Schlepp läuft Lola eh. Ich bin so unsicher, dass es nicht doch mal aushakt, dass ich mich nicht traue (arbeite an dem Problem, also mir). Aber ich hatte sie gerade auch mit Trainerbegleitung auch schon im Wald frei laufend und Lola steht an sich gut im Gehorsam, aber wenn Frauli unsicher ist, überträgt sich das einfach besonders mit eh schon Hibbelhund.

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