Der böse HSH, warum oder warum nicht ist er das?

  • Survival of the fittest


    Es haben sich stets die Hunde vermehrt, die am besten angepasst waren, an ihr lebensumfeld.


    Die entspannt waren, wenn gerade nix ist, extreme Wetterlagen vertragen, aufmerksam genug waren um eine Gefahr rechtzeitig wahrzunehmen und schlussendlich auch, die fähig waren, einen gefährlichen Beutegreifer zu verjagen oder zu töten......


    Die, die das nicht konnten, haben nämlich nicht lange genug überlebt, um sich zu vermehren.

    Und so ist das heute noch, in den Ländern aus denen diese Hunde kommen. Da wird nicht jeder krüppel gepäppelt und großgezogen....

  • Ohne es böse meinen zu wollen aber wievielte die hier schreiben haben wirklich erste Hand Erfahrung mit den Hunden? Also hatten mehre Hunde oder haben mit denen trainiert?

    Ich finde die Diskussion spannend, aber für mich ist es schwer Kenner von Laien zu unterscheiden. :ka:



    Für ein tieferes Verständnis braucht es sicherlich die Liveerfahrung, die über "Ich hab mal einen gesehen" hinaus geht. Alltagserfahrug in all ihren Facetten.


    Aber... manche Dinge lassen sich sehr allgemein herleiten, weil sie im Grunde für Hunde generell gelten.


    Wer mit mehreren sehr unterschiedlich gepolten Hundetypen gelebt hat, hat vermutlich bereits die Erfahrung gemacht, dass zb ein 3Kilo Hund ein komplett anderer Planet ist als 45 Kilo plus, dass Jagen und Jagen ganz unterschiedliche Ausprägungen hat oder Wachsamkeit und Wachsamkeit oder.... und dass es eine Rolle spielt, wofür ein Hundetyp gemacht wurde.


    Dass es im Agieren von Hundes einen Unterschied zwischen Innen und Außen gibt, unterschiedliche Reize, die das Jobhirn des Hundes ansprechen undsoweiterundsofort.


    Ich zb hatte u. a. nur eine Chefin, die Herdenschutzlangzeitsitzer im Hochsicherheitstraktvorgarten hielt. Und von Zeit zu Zeit trotzdem jemanden befreien kommen musste, der in ihrem Garten nichts verloren hatte, dort aber seit 3 Stunden eingekesselt und auf einem Platz fixiert fest saß. Einer ihrer Hunde war auch vereinzelt im Lokal mit. Ein sehr sympatischer, freundlicher, gemütlicher Hund.

    Aber komplett anders drauf, als meine Hunde mit weitestgehend null Wach- oder Schutztrieb, die auch ohne meine Anwesenheit jeden rein und raus lassen und womöglich noch nicht mal aufwachen für sowas unwichtiges wie Besuch, die man dafür allerdings nicht mit Familienkleintieren allein lassen kann, wenn man an denen hängt.

  • Ohne es böse meinen zu wollen aber wievielte die hier schreiben haben wirklich erste Hand Erfahrung mit den Hunden? Also hatten mehre Hunde oder haben mit denen trainiert?

    Ich finde die Diskussion spannend, aber für mich ist es schwer Kenner von Laien zu unterscheiden.

    Nun, viele Trainer waren gezwungen, sich das Wissen drauf zu schaffen. Viele Betreuer im TH mussten das zwangsweise. Manche haben sich längst darauf spezialisiert (GsD). Oder, wenn Du in Gebieten wohnst (wanderst) oder z.B. wählen darfst, ob Herdenschutz mit Hunden Sinn macht oder nicht, oder ob man sie in diesem oder jenen Gebieten besser wieder abschafft ... etc. pp., dann auch (sollte man zumindest).


    Und selbst wenn ich hier mit meinem Dicken unter den HSH-Leuten oft nicht ernst genommen werde, decken sich meine Erfahrungen mit dem, was hier geschrieben steht, trotz: Iss ja "nur" ein Berger de Beauce, Vater aus dem üblichen, was man unter Arbeitslinie versteht, Mutter aber aus einer aktiven HSH-Arbeits-Linie, und diese Rasse ist längst noch nicht so weit fortgezüchtet vom ursprünglichen Zuchtziel (nämlich: HSH) weg (deswegen sieht man sie ja so selten bei den Hunde-Sportlern), das Erbe ist nicht zu verleugnen. Und wie man hier schon schrieb, so schnell lässt sich das auch nicht einfach wegzüchten. Weder durch Kreuzungen mit anderen Linien, noch durch Einkreuzung anderer Rassen. Kann sein, meistens eher nicht, aber manchmal hat man auch Glück, würde mich nur nicht drauf verlassen und meine Erziehung dann darauf aufbauen (hab ich auch nicht gemacht und das war gut so).


    Meinem Dicken liegt das im Blut, ohne Ausbildung (von seiner Welpenphase bei Mami, Tanten und Onkels sowie Geschwisterleins, selbstverständlich auch beim Vieh abgesehen), merkst Du es spätestens dann (aber eigentlich das ganze Wesen spricht eine eindeutige Sprache, sie sind dem HSH näher, als DSH, Mali & Co.), wenn der Schäfer seine Wolligen an unser Grundstück stellt. Das sind seine Schutzbefohlenen, automatisch, das nimmt er ernst(völlig ohne Bindung und Training, Gene halt).


    Dabei wurde er niemals am Vieh ausgebildet. Erst mit 2 Jahren (oder kurz davor) damit konfrontiert und ich muss trotzdem aufpassen, dass er den Schäfer nicht zu sehr anmacht, wenn er zum Füttern kommt. Dabei interessiert ihn normalerweise (die Schafe sind nicht ganzjährig hier) nicht die Bohne, wenn Menschen (mit oder ohne Hunde, mit oder ohne Katzen) die Wiese mal überqueren, was abkürzen. Er meldet zwar kurz, behält das ganze Geschehen ruhig und gelassen im Auge, das wars. Das ändert sich mit dem Eintreffen des Viehs innerhalb von 2 - 3 Tagen.


    Die Kleine, wie sie gezogen wurde, weiss ich nicht, ist ein bisserl anders drauf (auch wenn die Parallelen unverkennbar sind, weil sie das aufsaugt). Bei ihr lags nicht so im Blut und sie hätte die Schafe auch sicherlich erst mal gerne (ganz doll viel lieber) über die Wiese gejagt (auf eine solche Idee ist der Dicke erst gar nicht gekommen). Aber sie guckt es sich ab (was bei vielen anderen Rassen gar nicht erst vorkommen würde) und hier herrscht quasi schon so etwas wie "Arbeits"teilung. Die Kleine geht nach vorne, der Dicke bleibt erst mal näher am Vieh. Und hier kam es immer wieder (habs zugemacht, wegen dem Strom), an offenen Stellen zu freundlich, vorsichtigen Kontaktaufnahmen (wie ein sich gegenseitig versichern), zwischen Schaf und Dickem (das wäre der Kleinen nicht in den Sinn gekommen, reinbeissen schon eher, hat sich völlig verloren, ging sogar recht flott, eine Saison hat gereicht).


    Wenn wieder mal ein Mensch über den Zaun flankt, seinen Abfall mitbringt, um die Schäfchen zu füttern, tanzt hier der Bär, kennste meinen Dicken nicht wieder (und das ist eigentlich eine rischtisch coole Socke, gerade in seiner Ausstrahlung, halt nur nicht so weiss-bärig-plüschi, wie die Maremmanos, dafür verniedlicht mit Harlekin-Färbung). Mittlerweile weiss das jeder im Ort, kommt kaum noch einer (nur noch meine direkten Nachbar, die kennt er ja und die würden niemals über den Zaun gehen) und nach zwei Jahren hab ich auch nicht mehr gesehen, dass jemand hätte versucht, über den Zaun zu kletter, um direkt zu den Schafen zu gehen (der kann schon Eindruck machen, keine Frage).


    Dem Schäfer ist das mehr als Recht, der macht sich auch nicht in die Hose, wenn der Dicke auf ihn reagiert. Denn irgendwie weiss der Dicke schon, dass es mit dem Menschen doch ein bisserl anders ist, klingt auch anders und ist nicht so vehement. Aber er verlangt, dass ich jetzt gucken gehe. D.h., an seiner Tonlage kann ich erkennen, unser Schäfer ist jetzt da, das muss ich nicht sehen. (Manchmal haben wir uns lose am Vortag verabredet, zum Kaffee, Schwätzchen, Informationsaustausch. Eine feste Zeit gibt es dazu nicht, anrufen muss er vorher auch nicht ... wenn er kommt, sagt mir der Dicke das).


    Und man kann mir erzählen, was man will, andere Rassen und Schläge reagieren so nicht drauf. Weitab den meisten währen die Schafe völlig einerlei, manchmal werden sie auch als Bedrohung wahrgenommen, also abseits von Spieltrieb, schön mal scheuchen, sich ausleben oder den Jägern, die sie gerne hetzen würden. Also insoweit, HSH-Erbe hat ganz sicherlich was zu bedeuten und ist nicht von der Hand zu weisen.


    Wäre es anders, müsse man diesen Schlag erst gar nicht züchten, sondern könnte jeden x-beliebigen anderen Hundeschlag dafür nehmen.


    Um das zu wissen oder sich ein solches Wissen drauf zu schaffen, muss man sie nicht selbst halten (oder erst über mehrere Generationen). Und wenn die Ausführungen sich hier mit den persönlichen Erfahrungen jener decken, die sich entweder sehr, sehr gut oder in einigen Punkten mit den verschiedenen Schlägen (HSH ist ja nicht = HSH und dennoch eint sie die wichtigste Gemeinsamkeit) auskennen, dann finde ich das völlig ausreichend.


    Wenn man sich nicht schlau machen könnte, in dieser Welt, ohne selbst jeweils die Formel erfunden und gelebt zu haben, würden wir wahrscheinlich heute noch mit Steinwerkzeugen arbeiten. Und das ist auch das, was man überall jemanden rät, wenn jemand eine Rasse im Auge hat, vorher bisserl schlau machen. Bei denen, die was von verstehen.

  • Ich bin ja in einer recht ähnlichen Situation wie @Dakosmitbewohner 
    Ersthund aus dem Tierschutz und erst die Tierärztin und später ein Gentest zeigen, dass wir uns da einen HSH-Mix ins Haus geholt haben. Meiner ist allerdings schon älter und hat nach einiger Zeit so richtig schön ausgepackt.

    Hätte ich vorher gewusst, was da drin steckt, hätte ich mich wohl nicht für ihn entschieden.


    Ich kann ihm - aktuell - sicher nicht das Leben bieten, das er gerne hätte. Wir wohnen nuneinmal zur Miete, zwar nicht mitten in der Stadt aber so ländlich, wie er es wohl gern hätte, ists auch nicht. Hier laufen viele Menschen und andere Hunde herum, alles, was neu dazu kommt, stresst ihn sehr, bis es als "ok, gehört also jetzt hier her" eingeordnet wird.

    Wir haben unser Leben zumindest so weit um den Hund herum aufgebaut, als dass nur ganz wenig ausgewählten Besuch gibt, wir dann raus gehen, wenn kaum was los ist und er auch ganz bestimmt nicht dorthin mitkommt, wo es für ihn stressig ist.


    Aktuell machen wir Urlaub am Land, hier hat er einen großen Garten, den er mit Freude bewacht. Der ganze Hund ist so viel ausgeglichener und entspannter, dass mir das Herz blutet, wenn ich daran denke, dass es bald wieder zurück geht. Und ja, der Hund ist der Stein des Anstoßes, dass wohl schneller als geplant ein Umzug weit raus aufs Land ansteht.

    Genetik funktioniert leider nicht so, dass nur die unpraktischen Eigenschaften wegfallen. Oftmals hat man damit sogar noch wesentlich mehr Probleme, weil man sie auf gar keinem Gebiet mehr brauchen kann. zu wenig Spezialist für seine ursprüngliche Aufgabe, aber immer noch zu viel für Familie. Sieht man auch bei den Gebrauchshundmixen sehr oft, dass da als erstes in der Regel die Nervenstärker, die Charakterfeste und die sonstigen Kontrollmechanismen im Hund leiden, bevor es an so elementare Dinge wie Schutz- und Wachtrieb geht.

    Bei HSH Mixen wird es nicht anders sein.

    Das mag ich auch mal unterstreichen.

    Wir haben hier bestimmt auch etwas Hütehund und ein wenig Jagdhund drin stecken. Von allen hat er nur die "besten" Eigenschaften mitgenommen. Kurze Zündschnur vom Hütehund, dazu das nach-vorne-lösen, Schutz- und Wachtrieb und die Eigenständigkeit vom HSH, vom Jagdhund dann noch das große Interesse an Supren. Es ist ein Traum, mit diesem Hund spazieren zu gehen :ugly:

  • Weil man es vielleicht gar nicht wusste???? :ka: Ich glaube bewusst würde man sich keinen HSH zB. in die Stadtwohnung holen.

    Und ob man das "bewusst" tut ... ganz häufig sogar. Sonst würden sie sich mittlerweile nicht im TH stapeln. Vor ein paar Jahren war das noch ganz anders. Wollten es viele eben nicht glauben, dass es so kommen wird, genau so, wie mit dem Hype Akita ... aber jetzt folgen leider die Malis ... irgendwann scheint jeder mal dran zu kommen.

  • Weil man es vielleicht gar nicht wusste???? :ka: Ich glaube bewusst würde man sich keinen HSH zB. in die Stadtwohnung holen.

    Und ob man das "bewusst" tut ... ganz häufig sogar. Sonst würden sie sich mittlerweile nicht im TH stapeln. Vor ein paar Jahren war das noch ganz anders. Wollten es viele eben nicht glauben, dass es so kommen wird, genau so, wie mit dem Hype Akita ... aber jetzt folgen leider die Malis ... irgendwann scheint jeder mal dran zu kommen.

    Offtopic, aber hochspannend. Diese Modewellen kommen zeitversetzt. England war ja ziemlich zuerst mit den Rasselisten und Rasseverboten dran.

    Da schossen schon vor 15 Jahren oder so zb plötzlich die Akitas ausm Ghettoboden.

    Anzunehmen war auch mal ne größere Weimaraner-Welle, da hat man aber anscheinend insofern die Kurve gekratzt, als Anfang der 2000er ein kleines Wörtchen aus dem Standard kam, da waren sie dann nur noch als Werbeagentur- und Flaniermeilenhunde interessant und die Liste weiter weg.

    Malinois wird oder ist The next big thing.

    Überhaupt sind die nicht mehr nur Gebrauchthunde, sondern vorallem Gebrauchshunderassen wieder sehr im Kommen. Oder die Nichtlistenmolosser mit auch ein paar Spezialfeatures.

  • Ich habe es tatsächlich nicht so mitbekommen, dass HSH als "wir müssen schnell verschwinden, rette sich wer kann" verpönt seien.

    Das liegt aber auch daran, dass reinrassige hier in der Stadt eigentlich ... gar nicht zu sehen sind.

    Mischlinge schon eher.


    In der HuSchu war einer - wirklich beeindruckend, das Tier, ziemlich starke Ausstrahlung, die Familie lebte auch ländlich ausserhalb, soweit ich noch weiß.

    Was mit ihm heute ist, - darüber habe ich leider keine Infos... .

    Damals war der Hund jedenfalls total gelassen und ruhig - aber mit wenig Antrieb für 'normale' WasHaltersogernevonihrenHundenwollen-Dinge.


    Da unsere Hündin auch aus dem Ausland kommt und 'ländlich' aufgefunden wurde, ist wahrscheinlich, dass auch HSH mit drin ist - da in anderen Ländern ja der Hund tatsächlich oftmals noch Gebrauchshund ist.


    Und Zoey ist schon nicht "einfach". Das musste ich aber auch erst lernen, dass es nicht 'unser' Fehler oder 'ihrer' ist, dass sie z.B. sowas von stur sein kann, hinterfragend und selbstständig... - da sind manche andere Rassehunde, deren Charakter als "Selbstständig, macht nur, wenn er Sinn darin sieht etwas" - reinste Will-to-please-Lämmchen.


    Nur - ich kann sie im Falle des Falles einfach hochnehmen und wegtragen oder insgesamt mit einer Hand halten.

    Und sie ist kein reinrassiger HSH.

    Dennoch - ich sehe es im Kleinen - sie möchte immer alles im Blick haben, einen Ort, wo wir sind(z.B. Kleingarten) überwachen... die Leute sollen im Besten Fall auch zusammen bleiben, damit sie immer gucken kann, ob noch alle da sind.


    Wir glauben auch, dass Zoey am glücklichsten auf dem Land wäre, ein Grundstück zum bewachen, tagsüber in der Sonne brutzeln und abends sich dann die Wampe kraulen lassen vor dem Kamin.


    Ich z.B. weiche auch deutschen Schäferhunden aus - da gab's auch einige 'Granaten' - aber wie gesagt - die sind einfach nochmal anders was die Zusammenarbeit mit dem Menschen angeht.


    HSH sollten eigenständig entscheiden können/sollen eigenständig entscheiden - das merkt man eben - ich denke, daher kommt evtl. auch was von ihrem Ruf - dass sie nicht hören und machen, was sie wollen - und eben so groß und massig sind - und Wölfe und Bären erledigen sollen... .


    Aber wie gesagt - bei uns in der Gegend sehe ich wirklich ... fast ... gar keinen HSH...(Großstadt) - und ... habe eigentlich auch niemanden getroffen, der da dolle Vorurteile gehabt hätte.


    Sie widersprechen sich halt mit so vielem, was von Hunden heutzutage erwartet wird und was ihnen abverlangt werden soll.


    Aber... man wird aus dem Bichon auch keinen Coursing-Meister machen können, der Dir ansonsten auch gerne bei der Jagd hilft und erfolgreich die Beute stellt/anschleppt.

    Genauso wird ein HSH wohl eher weniger ein Begleithund werden, der viel Spaß darin hat, beengt in diversen Restaurants und Cafés abzuhängen und darin einfach aufgeht und 'immer dabei' sein möchte.


    Da viele Menschen sich das aber wünschen - ist dann der HSH einfach... nur... das totale Gegenteil von dem, was gesellschaftlich gerade so 'In' ist, was die Wünsche angeht.

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