Der böse HSH, warum oder warum nicht ist er das?

  • in den richtigen Händen und der richtigen Umgebung mit der richtigen Aufgabe sind es großartige Hunde. Im Alltag einer Stadt haben sie in meinen Augen genauso wenig verloren wie ein Bordercollie. Nur wird es beim BC nicht so gefährlich wenn der nicht wie gewünscht funktioniert wenn aber ein Herdi meint jetzt im Mehrfamilienhaus seiner Funktion nachkommen zu müssen kann das sehr blöd ausgehen. Ich hab es leider schon mehrfach erleben dürfen dass unbedarft angeschaffte Hunde dann doch mit 3-4 Jahren sehr auffällig wurden und dann plötzlich nicht mehr so zu halten waren.

  • Laut DNA Test hab ich hier einen 50% kaukasichen Schäferhund sitzen. Sie wurde auch in einem Schafstall von einem noch aktiven Schäfer in Griechenland gefunden, der seine Hunde wohl nicht kastriert.

    Daher besteht hier durchaus die Möglichkeit, dass ich mich noch ordentlich umschauen werde in 1-2 Jahren.


    Die pauschalen Hiobsrophezeiungen aus dem Forum machen mir natürlich ordentlich Sorge. Andererseits dürften dann auch die ganzen gut funktionierenden Rassen, von denen hier immer eindringlich gewarnt wird wenn es um die Suche nach einem "Familienhund" geht, denen ich hier so begegne ja alle absolute Ausnahmen sein.


    Von demher bin ich gespannt, was die Zeit bringen wird. Würde ich mich heute noch einmal so blauäugig für einen Hund aus dem Ausland entscheiden? Wohl eher nicht. Aber ich lass mich jetzt nicht verrückt machen und warte ab, wohin die Reise mit Mala noch geht und rufe mir in Erinnerung wie viele Auslandshunde hier rumlaufen, die definitiv HSH-Anteile haben und bei denen die Besitzer nicht die leistete Ahnung haben, was sie da eigentlich Anspruchsvolles zuhause sitzen haben.

  • @Dakosmitbewohner

    Er ist noch unheimlich jung, in dem Alter sind sie meistens noch umgänglich. Im Tierschutz stranden sie oft so mit 3-5 wenn sie dann eben mal erwachsen sind.


    Aenima

    Wie alt ist sie denn?


    Ich glaube man kann durchaus mit diesen Hunden leben, man sollte nur eben damit rechnen dass es keine netten, umgänglichen Begleithunde sind.

    Am liebsten sehe ich sie tatsächlich an der Herde, aber sie als Monster zu sehen finde ich auch übertrieben. Und dennoch wird es immer Leute geben, die Vorurteile haben, egal zu welcher Rasse.

  • Mein Partner ist Türke und für ihn und seine Familie ist es völlig selbstverständlich, dass sich Kangals nicht als Haustiere eignen. Die kennen die nur im Kontext "Draußen in den Bergen bei den Tieren". Uns fehlt dieser Bezug leider und wir sehen Hunde nicht in ihrem eigentlichen Kontext...oder viele von uns tun das nicht.
    Natürlich kann man mit nem HSH leben. Das ist aber eine andere Form von Hundehaltung als sie den meisten Durchschnittshundehaltern vorschwebt. Eine viel isoliertere vor allem. Sicherlich ist nicht jeder HSH schwierig oder gefährlich, aber die Wahrscheinlichkeit bei diesen Hunden ne ganze Menge falsch zu machen ist sehr sehr groß.

  • HSH in den falschen Händen, im falschen Umfeld prägen das Bild der Hunde in der Öffentlichkeit.

    Heutzutage muss es ja immer was Besonderes sein und da bieten sich diese beeindruckenden Tiere natürlich an.

    Am Anfang heisst es noch, alles Märchen, mein Hund ist soooo unproblematisch.

    Wird der Hund älter und macht das, was genetisch verankert ist, ist das Gejammere gross und der Hund muss schnellstens weg, weil so hatte man sich das nicht vorgestellt.

    Wenn sich jeder nur die Rasse zulegen würde, der er auch gerecht werden kann, wäre den Hunden schon sehr geholfen.

    Und das gilt eigentlich für jeden Spezialisten....

  • Weil das Umfeld für diese Hunde nicht passt.


    Heutzutage sollen Hunde am Besten überall hin mit. Büro. Hundewiese. Restaurant. Der Rund um die Uhr Begleiter und Freizeitpartner, Kuscheltier, Sozialpartner, Seelentröster. Immer lieb, sonst kommt die Rasseliste. Im Idealfall können sie auch noch kochen, Handstand und gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg. Und sie sehen dabei passend zur Handtasche aus.


    Und das ist alles sehr viel verlangt für Hunde. Für einige Hundetypen mehr, als für andere.


    Wachsamkeit, territoriales Bewusstsein, Schutzverhalten usw. ist nichts, das einfach so zb in die Großstadt passt. Nicht weil der Hundetyp per se gefährlich wär, aber es mehr Möglichkeiten gibt, dass blöde Situationen entstehen.


    Hab ich nie Besuch und leb allein, ist relativ egal, ob mein Hund keine Fremden in die Wohnung lässt. Ist der Hund nicht ständig überall mit, ist weniger relevant, was er als sein Territorium betrachtet. Laufen mir nicht ständig 5789 seltsame Menschen über den Weg, muss ein Hund nicht glauben, beschützen zu müssen. Sind nicht 5 Trilliarden unbekannter Hunde irgendwo, ist zielich wurscht, ob ein Hund fremde Artgenossen mag.


    Lebt der Hund in einem Umfeld, in dem seine mitgebrachte Eigenschaften erwünscht sind oder gar nicht zum Tragen kommen, weil gewissermaßen keine Auslöser da sind, ist meistens alles gut. Lebt der Hund anders, ist es das oft nicht.

    Und das gilt definitiv nicht nur für Herdenschutzhunde.


    Wäre es üblich und erlaubt, dass meine Hunde Hasen jagen, was kümmert mich der Jagdtrieb noch?

    Schwierig wird der erst, wenn er nicht sein soll, obwohl er da ist.


    Wir verlangen von unseren Hunden sehr viel und meist das Selbe, obwohl sie das nicht alle gleich leisten können, weil es nicht dem Sinn und Zweck entspricht, wofür sie überhaupt erfunden und gezüchtet wurden.


    Grad Hunde, die Eigenschaften mitbringen, die sich gegen Menschen richten könnten, sind in dieser Gesellschaft ein Problem bzw haben selbst eins, weil sie im Grunde verbogen und reguliert und eingeschränkt werden müssen.


    Hunde selbst halt ich generell nicht für gefährlich. Auch Herdenschutzhunde nicht. Nur halte ich Hunde generell auch nicht für ungefährlich.

    In unpassenden Umfeld haben Herdenschutzhunde und andere wachsame, territorale Typen mehr Potential, dass was schief läuft, als etwa Rassen (oder Individuen) , denen völlig egal ist, wer da grad in den Garten kommt.

    Es sind eher keine Hunde, die Postboten einfach so nett finden, nach dem Motto Wherever I may roam, where I lay my head is home leben und bei Gefahr in Sicht lieber weg laufen, so wie meine Herren Jäger. Dafür würde die Katze draußen wahrscheinlich überleben.


    Das ist nämlich dann etwa wieder ein Schiefgehpotentialpunkt bei anderen Hundetypen. Quasi bei und mit jedem Hundetyp funktioniert irgendwas besser oder schlechter, nach menschlichen Maßstäben was denn in unserer Gesellschaft akzeptables Hundeverhalten ist.


    Größe und Gewicht des Hundetyps ist tendentiell auch eher im oberen Bereich. Alleine daraus ergibt sich mehr Schiefgehpotential. Größere Hunde wirken bedrohlicher und können auch gefährlicher sein, als kleine Hunde. Selbst, wenn sie grad dasSelbe tun.

    (Der Zwergpinscher, der einem an den Hacken hängt. Das ärgert vielleicht und tut sogar weh. Wär das ein großer Hund, der da an einem dran hängt..Das fände niemand mehr lustig, sondern höchst aggressiv. Auch wenn das Bein dran bliebe.)


    Ich find die "Modewelle" rund um Herdenschutzhunde, die sie in mitteleropäischen Vorgärten und ins städtische Mehrparteienhaus verpflanzt, problematisch. Nicht den Hundetyp ansich.

  • Ich find die "Modewelle" rund um Herdenschutzhunde, die sie in mitteleropäischen Vorgärten und ins städtische Mehrparteienhaus verpflanzt, problematisch. Nicht den Hundetyp ansich.

    Kurze Verständnisfrage zu deinem sehr guten Beitrag: Denkst du, dass es hauptsächlich eine unbewusste oder bewusste Entwicklung ist? Oder eher, sprichst du hier vorrangig über "unwissende" Leute, die sich einen Hund aus dem Ausland holen und dann einen (anteiligen) HSH erwischen, oder von bewusste Anschaffungen von Rassen wie beispielsweise dem Kangal?

  • Das hier ist Kangal "Buddy" - seines Zeichens arbeitender HSH. Wobei man das nicht wirklich Arbeit nennen kann - es ist ihr Leben.

    https://www.umweltstiftung.com…z-2018_226_e22288c92a.jpg


    Buddy war im November 2018 eine der "Hauptpersonen" des bayerischen Herdenschutzsymposiums.

    Buddy wurde von seinem Schäfer mitgebracht und lief überwiegend frei auf dem Veranstaltungsgelände und solange er nicht beim Votrag seines Schäfers als Modell herhalten musste, auch im Publikum. Meist lag er direkt in der offenen Eingangstür, weil ihm drinnen zu warm war. Wer reinwollte, ist halt drüber gestiegen.


    Er war freundlich, gelassen, hat sich durch die Sitzreihen geschleimt, um sich Streicheln zu lassen und hatte keinerlei Probleme mit anwesenden Zuhörer-Hunden.


    Dabei sind HSH doch so unverträglich? Fremden gegenüber mißtrauisch? Erklären innerhalb weniger Minuten jeden beliebigen Ort zu ihrem Territorium? Weiß doch jeder! :klugscheisser:


    Warum war das bei Buddy dort nicht so?


    Weil er nicht "im Dienst" war. Ganz einfach.


    Buddy hats gut - er hat nämlich eine Herde und somit gehört er zu den priveligierten HSH, die ihre Aufgabe kennen und leben dürfen.

    Nahezu alle arbeitenden HSH präsentieren sich so wie Buddy, wenn sie auf Veranstaltungen mitgebracht werden.


    Schwierig in Privathand wird es dann, wenn der Halter dem Hund nicht klarmachen kann, dass er quasi dauerhaft "außer Dienst" ist.

    Dann bestimmt die Genetik, dass der Hund halt den Halter schützt. Oft freut man sich anfangs auch noch darüber......

    Seinen Schutzbefohlenen gegenüber reagiert der typische HSH so:

    HSH bei Ziegen - der hat die Ruhe weg

    Von seinen Schutzbefohlenen lässt er sich nahezu alles gefallen.

    Man bloss: er lässt sich von ihnen nichts sagen. Im Gegenteil, wenns ernst wird, scheucht der HSH erstmal seine Schutzbefohlenen in Deckung.


    Und so kommt es zu dem häufigsten Mißverständnis von HSH-Haltern, die in den ersten ein bis zwei Jahren denken "Was reden die nur alle vom HSH, wie schwierig die sind und blieblablubb???

    Bis dann der Hund immer erwachsener wird und immer mehr Schutzverhalten auspackt.


    Und dann merkt man so richtig, dass der HSH sich vom Schutzbefohlenen nix sagen lässt.


    Wieviel vom HSH genetisch fixiert ist, kann man hier mal sehen - das ist McYassi, im Mai aus dem TH zu mir gekommen und keine 4 Wochen später das erste Mal im Freilauf in der Herde (vorher standen Bindung zu mir, Integration in die Hundegruppe und E-Zaun auf dem Stundenplan) - sie zeigt da typisches Bindungsverhalten, betont langsame Bewegungen, um die Herde nicht aufzuscheuchen und erste Annäherungen an die (eher widerspenstigen) Mutterkühe - Kangal at it`s best:

    [Externes Medium: https://vimeo.com/341181581]


    Warum der Durchschnittsbürger HSH für gefährlich hält?

    Weil es grosse Hunde sind, die sehr ursprünglich veranlagt sind und wenn sie dann auch noch bellen - ists ein gefährlicher Hund, klar.

    Dass HSH seit Jahrhunderten VERTEIDIGER ihrer Herden sind, mag niemand wissen wollen. Oft auch Hundeleute nicht.


    HSH dürften zu den unverstandensten Hunderassen diesseits von Feuerland gehören. Auch in Hundehalter-Kreisen.

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