Gewalt im Namen der 'Resozialisierung'

  • Ich hab mir nur einen Teil des Videos angesehen, da Lilly es echt scheiße fand. Aber genau das habe ich auch gesehen - und die Form der „Konfrontations(therapie mag ich nicht schreiben) kann mMn dermaßen nach Hinten losgehen. Wieso zwingt man den Hund, sich bedrohen zu lassen??? Vernünftig gesichert und dreifach wachsam führen und mit viel Zeit und Geduld an den Unsicherheiten arbeiten wäre da mein Gedanke. Wenns mein Hund wäre.


    Ich sehe hier gerade - mit Sorge - eine zunehmende Anzahl von Cane Corso und Presa Canario. Meistens ohne „Wachjob“.

  • Beim gezeigten Fall ist das Hauptproblem, dass mal wieder die völlig falsche Rasse angeschafft wurde. Frauchen beschreibt in den Video ja anfangs so schön wie sich das in der dafür typischen Zeit in der Junghundezeit entwickelte. Anscheinend hatte sie bisher mit Trainern zu tun, die den Realitätsabgleich, was so ein Hund überhaupt in dem für ihn falschem Lebensumfeld leisten kann, nicht gemacht haben oder das wurde von ihr immer wieder ignoriert.


    Das Training ist völlig Banane. Der Hund soll darüber lernen, was er nicht lernen kann, weil seine Genetik eigentlich korrekt funktioniert. Natürlich kann ein Mensch auch einen solchen Hundetyp alltagstauglicher trainieren, aber dafür bedarf es von Anfang an eine große Vertrauensbasis, viel Wissen über die Toleranzschwelle des Hundes und viele, viele Pausen, in denen der Hund dann auch sein darf und kann, was er ist.


    Das Training ist vergleichbar damit, dass man an einem Border Collie immer wieder Schafe vorbeirennen lässt und darüber erreichen will, dass er sie nicht mehr jagen möchte ...

  • Ach, und noch was: Dass ein Hund nach zwei Wochen Dauerstress irgendwann aus schlichter Erschöpfung ruhiger und damit gehorsamer erscheint, mag der Laie nicht sofort erfassen, ist aber für einen solchen Trainer ein willkommener Effekt um etwas zu suggerieren, was nicht da ist ...

  • Ja - aber dann sieht man immer nur den sichtbaren Teil :smile: Ich hatte aber auch recht schnell die Nase voll. Es ist mir immer wieder ein blankes Rätsel: Wieso schafft man sich einen ausgewiesenen territorialen Wach- und Schutzhund (ersatzweise Jagd-, Hüte-, ...) an und wundert sich dann, dass das eben kein Biergartenhund ist?

  • Will sagen: Ohne Zwang geht es nicht. Nicht, wenn wir unsere Tiere nicht einfach in die Wildnis entlassen wollen.

    Selbst das ist irrig - als ob die Wildnis ohne Zwänge wäre.


    Es gibt keine Welt ohne Zwänge.


    Irgendjemand hat in einem Beitrag Frustrationstoleranz und Stressresilienz erwähnt.

    Auch wenn es hier genetische Vorgaben gibt, so ist das Ergebnis (Phänotyp) doch zum großen Teil von den (Lern-)Erfahrungen abhängig.

    Ich MUSS Frust und Stress erzeugen, um die Grenzen auszuweiten.

    Das kann ich natürlich mit der Holzhammermethode machen, die unweigerlich Gewalt benötigt.

    Ich kann den Rahmen aber auch so gestalten, dass die Dosis an Frust und Stress so gering ist, dass das gewünschte Ergebnis - nämlich das Aushalten - für den Hund LEICHT zu erreichen ist.


    Natürlich kann auch diese Vorgehensweise als Zwang und Gewalt angesehen werden - aber einen Hund vor jeglichen möglichen Zwängen zu bewahren, ist für mich auf Dauer Gewalt an der Psyche.




    Ich leiste schon beim Welpen passiven Widerstand, wenn ich das Spiel unterbreche (einfriere), wenn er mir in die Finger hackt.


    Passiven Widerstand nutzt mein Pferd übrigens auch... bei deiner Beschreibung, @frauchen07 , musste ich gerade schmunzeln.

  • Das Gequatsche stört meist , weil die Körpersprache der Beteiligten oft eh André ist.

    Wenn es mich dann wirklich interessiert, hör ich das über Kopfhörer

  • Das Gequatsche stört meist , weil die Körpersprache der Beteiligten oft eh André ist.

    Wenn es mich dann wirklich interessiert, hör ich das über Kopfhörer

    Mach ich auch so (also wenn, dann Kopfhörer, aber meine reagieren trotzdem drauf).

    Unabhängig von meinen Hunden: Am liebsten sehe ich mir das unbeeinflusst voraufgegangener Erzählungen, die zulasten von Objektivität in der Betrachtung führen könnten. Wenn ich dann noch meine würde, ich bräuchte weitere Info, dann höre ich mal rein (war in diesem Fall nur nicht nötig). Das sprach alles so schon Bände ...

  • Auch das Arbeit über positive Verstärkung doch viel nachhaltiger wäre wurde angesprochen. Hier stellte sich dann jedoch die Frage: Ist es notwendig?

    Jegliches Erlernen von völlig neuen Dingen, die nix mit dem zu tun haben, was der Hund normalerweise so tut, wird sehr viel besser und nachhaltiger gelernt, wenn der Hund für die richtige Idee belohnt wird (was nicht immer Futter ist).

    Nur so bekommst du Offenheit für Neues und Freude am Lernen.


    Der Klassiker sind natürlich "Tricks" - da leuchtet das jedem ein. Männchen Machen lernt kein Hund über Strafe. Geht nicht.


    Aber auch Sitz machen, Menschen aus Lawinen retten und geschossene Hasen apportieren sind im Grunde Tricks. Machen Hunde ja nicht von Natur aus.


    Für "Treppe hoch" muss der Hund ja nix neues lernen. Das kann dann bei manchen Typen mit "muss jetzt aber" funktionieren (meiner ist auch so - halt weich, viel Will to Please, wenig Meinungsstärke, typischer Folger. Da geht das.) . Bei anderen rufst du erst recht Widerstand hervor.

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