Qualzuchten III

Ich bin auch immer wieder mal am drüber nachdenken, ob der Pudel nicht eigentlich auch eine Qualzucht ist, einfach weil er so extrem vom Menschen abhängig ist, was seine Pflege angeht. Ich meine, wenn man denen nicht alle paar Wochen den Po frei schert, verklebt der Kot irgendwann den kompletten Anus. Das wird dann nicht nur eklig, sondern für den Hund wirklich arg unlustig.

Und dann denke ich mir, wie viele Hunde mit eigentlich pflegeleichtem Fell (also Stockhaar) es gibt, die ebenfalls völlig verfilzt sind, davon Hotspots bekommen, usw. Also ist der Pudel im Gegensatz zu denen im Normalfall eigentlich besser dran, weil viele Halter (leider Gottes nicht alle) von Beginn an wissen worauf sie sich einlassen und entweder selbst Zeit in die Pflege investieren oder den Hund eben zum Profi bringen. Diesen Luxus haben Hunde mit an sich pflegeleichtem Fell oft nicht und wenn die dann wegen einer Kastration in Unterwolle ersticken, ist das halt so.

Zitat von fliegevogel

Zitat von Bonadea

Das Argument mit der "Isolierung" lese ich auch ständig in Sheltiegruppen und das ist für mich echt eins der absolut dämlichsten (!) Argumente für Pelz!!!

Danke! Ich lese das auch ständig und finde es soooooo widersinnig und es hat einfach null Korrelation mit irgendwas, was ich über Tierphysiologie gelernt habe.

Ich finde die Aussage bei Pudeln da noch lustiger - die bestehen heutzutage, wie schon Lagurus geschrieben hat, ja oftmals wirklich nur noch aus fluffiger Wolle und die wärmt bekanntlich hervorragend, aber es gibt wirklich Pudelhalter, die glauben, dass ausgerechnet diese Wolle im Sommer den Hund kühl hält

Frodo ist wirklich kein hitzeempfindlicher Hund, der taut bei über 30 Grad erst so richtig auf, aber mit langer Wolle überall am Körper war selbst ihm im Hochsommer zu warm.

Oh, man will gar keine fluffige Pudelwolle?

Meine Freundin hat jetzt einen Welpen, und ich habe mich sooo auf ein flauschiges Flauschifluffbaby gefreut, und jetzt hat der Hund mega die harte Borstenwolle (also im Gegensatz zu meiner Erwartung) Ich war total enttäuscht, aber das ist natürlich gar nicht schlecht

Bin gespannt, wie sich das Fell entwickelt.

Naja, schlecht trocknende pflegeintensive Wolle war zumindest sicher nicht vorhanden, als der Hund noch im Einsatz als Wasserapportierhund war. Und da war die Frisur auch sicher nicht so akkurat und wurde stundenlang aufgebürstet und gezöpfelt wie heutzutage bei Ausstellungspudeln teils. Glaube nicht, dass der Jäger dafür Zeit hatte.

Allerdings finde ich das Argument "Hund kann ohne Pflege nicht überleben" kein Qualzuchtargument für ein vom Menschen für das Zusammenleben mit Menschen gezüchtetes Tier. Kann jeder sehen wir er mag, für mich zählt es nicht dazu.

Zitat von oregano

Ich bin auch immer wieder mal am drüber nachdenken, ob der Pudel nicht eigentlich auch eine Qualzucht ist, einfach weil er so extrem vom Menschen abhängig ist, was seine Pflege angeht.

Das ist meiner Ansicht nach kein sinnvolles Kriterium für Qualzucht. Wenn man einen Hund als Qualzucht ansehen kann, weil er in irgendwas total vom Menschen abhängig ist, dann kommt man ganz schnell an den Punkt, dass Hunde und überhaupt alle domestizierten Tiere grundsätzlich Qualzucht sind.

Ein Hund, der nicht vom Menschen abhängig ist, ist kein Hund. Selbst Straßenhunde sind (weniger direkt) vom Menschen abhängig. Wohnungshunde können ohne Mensch nicht mal pinkeln gehen, extremere Abhängigkeit ist kaum vorstellbar.

Alles, was mit Fell zu tun hat und "Qual" genannt werden kann, ist meiner Ansicht nach eher Qualhaltung als Qualzucht. Egal ob der Hund im Winter friert, im Sommer aufwendig von Wolle befreit werden muss, ob das Fell täglich ausgebürstet werden muss oder ob die ewig langen Haare gekürzt werden müssen, problematisch wird das nur dann, wenn der Mensch nicht passend handelt.

(Qual ist es möglicherweise für den Menschen, der sich einen vermeintlich pflegeleichten Hund angeschafft hat und dann ungewollt täglich Arbeit mit der Fellpflege hat. )

Krass finde ich halt sowas: http://www.takaoka.de/Teacup-Pudel/

Da werden extra asiatische Hunde importiert um Hunde mit Puppengesichtern zu bekommen, kürzere Schnauzen (sieht man vor allem beim Chi und Shi Tzu), hervorstehende Augen, extra viel Fell und natürlich: So klein wie möglich, da freut man sich noch, dass man mit Hunden unter 2kg züchtet (bei den Chis) und Teacup Welpen bekommt

Zitat von Lagurus

Zitat von naijra

Natürlich kühlt es nicht aktiv wie ein nasses T-Shirt, aber es isoliert sehr wohl gegen Aufheizung durch Wärmeeinstrahlung!

Das stimmt, aber es verzögert lediglich die Aufheizung des Körpers. Ich finde das hier ganz interessant: https://theeducatedgroomer.com…-dogs-thermal-regulation/

Zitat

A study done by C-J Chesney done indoors on 6 Landseer coloured New found lands (The microclimate of the canine coat: the effects of heating on coat and skin temperature and relative humidity C. J. CHESNEY ) showed that when the outer layer of the coat was heated that led to an increased temperature within the coat and a raised skin temperature.

The mean skin temperature started out on 35 C and the mean coat temperature was 28.5C. The room temperature was 23 C. After 25 minutes heating from the infrared lamp the mean skin temperature was now 39.4. The mean temperature within the coat was now 40.9 C.

The radiation from the infrared lamp had heated to surface of the coat and the heat was then transported down into the coat thru conduction – heat is transferred from warm areas to cold.

This lead to an increase in the coat temperature and you can see that the difference between the coat temperature and the skin temperature is only 1.5 degrees compared to the start when the skin temperature was 35 and the coat temperature was 28.5. At this point heat is going DOWN to the skin and heating the dog.

They also measured the skin and coat temperature on 9 black and white border collies that was outside playing on a sunny day with an environmental temperature of 21 C.

The mean skin temperature on them was also around 39 C – and the mean coat temperature was 38.5 C.

The difference in the coat temperature can be contributed to wind convection on the outdoor dogs and due to the difference in between the coat characteristics- length/thickness

We can see that even thus the environmental temperature is only 21C – the temperature inside the coat is 38.5 which show that the coat DOESN’T catch cold air. If you have radiation that heats up the outer layer of the coat – that heat will be transferred down into the coat after awhile

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Ja natürlich verzögert es nur die Aufheizung! Das ist aber bei kurzem Fell nicht anders. Die zitierten Untersuchungsergebnisse sind tendenziell nicht überraschend - ich schrieb ja schon, dass auch die Fellstruktur eine Rolle spielt. Schade dass das extreme Fellmonster Neufundländer (die sind echt nicht für warme Temperaturen gedacht, sondern für extrem ruppige) nicht mit anderen Rassen verglichen wurden. Man hätte beispielsweise auch Deutsche Doggen in Harlekin mit der Infrarotlampe aufheizen können. Die Border Collies hatten ja völlig andere Bedingungen, ausserdem ist da nicht mal spezifiziert, ob sie lang- oder stockhaarig waren. Auch fehlt die Oberflächentemperatur des Fells, die deutlich höher liegen dürfte als bei den unteren Schichten, auch bei den BCs.

Ich will auch gar nicht die exzessiven Fellberge rechtfertigen, die infolge extremer Selektion auf möglichst flauschige Optik manchen Rassen angezüchtet wurden - diese Plüschbomben sind weit von optimierter Funktionalität, selbst wenn das Fell immer noch vor Regen schützt. Es haben aber immer noch viele weitaus moderatere Rassen (auch Gebrauchshunde) einen Double Coat - so auch die oben erwähnten BCs, die als besser zur Thermoregulation aufgestellt erwähnt werden, trotz des gut isolierenden Fells...

Das Fell kann wenn überhaupt ja nur gegen Wärme von außen isolieren, wenn die Außentemperatur größer als die Körpertemperatur des Hundes also größer als c.a. 38 gradC ist.

Sonnt isoliert das Fell die Körpertemperatur gegen die z.B. Nur 32grad C heiße Außentemperatur denke ich.

Wann ist das schon mal in unseren Breiten gegeben? Oder anders gefragt was kommt in unseren Breiten öfters vor währmere Aussentemperatur oder wärmere Körpertemperatur?

Und wenn man sich Zucht und Windhunde wärmer Länder anguckt findet man da eher fellbärge zur Isolierung ? Oder eher moderat bis sehr kurz befällt Hunde?

Zitat von naijra

Ich will auch gar nicht die exzessiven Fellberge rechtfertigen, die infolge extremer Selektion auf möglichst flauschige Optik manchen Rassen angezüchtet wurden - diese Plüschbomben sind weit von optimierter Funktionalität, selbst wenn das Fell immer noch vor Regen schützt. Es haben aber immer noch viele weitaus moderatere Rassen (auch Gebrauchshunde) einen Double Coat - so auch die oben erwähnten BCs, die als besser zur Thermoregulation aufgestellt erwähnt werden, trotz des gut isolierenden Fells...

Nun, aber es ging doch die ganze Zeit um diese Fellberge, nicht um moderates funktionales Fell am Hund. Es wurde über Fellberge diskutiert und dann kam das Argument, dass doch das Fell auch vor Wärme isolieren würde. Aber bei den Fellbergen, die viele Rassen heutzutage haben, tritt die isolierende Funktion in den Hintergrund, weil die wärmende Funktion eben deutlich ausgeprägter ist. Wird aber immer wieder als Argument genannt, um Hunde nicht abzuscheren, weil das super tolle üppige Fell ja eine "natürliche" Klimaanlage sei.