Qualzuchten III

  • Es ist doch nicht der Anspruch an ein Haustier, das es ohne ohne Menschen in der Wildnis überleben kann. Dann fallen wohl sehr sehr viele Rassen direkt weg.

    Wenn das notwendige Scheren als Qualzucht im Raum gestellt, weil ein regelmäßiger menschlicher Eingriff nötig ist, finde ich persönlich es nur konsequent das auf jeden menschlichen Eingriff auszuweiten. Je nach Definition von menschlichen Eingriff würde ich dann Straßenhunde, die sich überwiegend von Essensresten ernähren dürften, dann auch nicht als frei von menschlichen Eingriffen sehen.

    Im Endeffekt ist es das Gleiche wie bei den Erbkrankheiten - wo zieht man die Grenze? Und ich finde den Gedankengang gar nicht so abwegig, bei, menschlichen Eingriff anzusetzen, da ich erstmal gesagt hätte, solange die Rassen regelmäßig gepflegt werden, gibt es keine Probleme. Aber würden Halter brachycephaler Rassen z.B. sagen, dass man ja nur eine OP durchführen lassen muss, dann gibt es keine Probleme, würde man wohl trotzdem noch von Qualzucht reden. Aber es ist eben bei der Debatte sehr schwierig, die Grenze zu ziehen. Und ich sehe bei meiner Rasse andere Kritikpunkte, z.B. die Ohrenhaare und manche Erbkrankheiten wie bei ziemlich jeder Rasse. Das Thema mit den gekürzten Vibrissen ist für mich auch ein Qualzuchtthema, das ist eigentlich "nur" maximal eine tierschutzwidrige Behandlung und müsste bei allen bärtigen Rassen relevant sein.

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    Hi


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    • Und wenn ich schaue, wie die Vibrissen meines kurzhaarigen Hundes arbeiten, wenn er was untersucht und wie er wegzuckt, wenn man überraschend an die Spitzen kommt, dann finde ich den Gedanken, da mal eben die Schermaschine anzusetzen, zumindest befremdlich.

      Das scheint aber sehr unterschiedlich zu sein. Meine juckt das null. Also wirklich so gar nicht. Die Vibrissen arbeiten bei denen auch nicht.


      Wenn ich das mit meinen Katzen oder Kaninchen vergleiche ist das nicht nur ein leichter Unterschied. Bei meinen jetzigen Hunden erfüllen die keinen Zweck. Es stört sie nicht, wenn ich sie anfasse, sie verwenden sie nicht und Abschneiden ist ihnen auch herzlich egal. Die schlafen dabei sogar teilweise. :ka:

    • Es geht doch nicht um Pflege an sich. Die braucht auch ein Hund mit Stockhaar.

      Wir halten ja keinen Wolf, sondern ein domestiziertes Tier. Bei der Domestikation geht es ja nicht nur darum, dass sich das Tier an den Menschen bindet, sondern auch um Veränderung körperlicher Merkmale.


      Aber ist es nötig ein Tier zu züchten, das so derart verfilzen kann, dass es Bewegungsunfähig wird?

      Wie gesagt, bürsten, waschen, Krallen schneiden...das ist alles normale Pflege eines Haustieres.


      Ich hab zu Hause eine Britisch Langhaar Katze sitzen. Vor langer Zeit wurde bei denen, aufgrund mangelnder Population, der Perser eingezüchtet. Bei meiner Katze kommt der leider stark durch.

      Wir bürsten wirklich viel. Mit vielen Bürsten und Kämmen. Aber immer im Frühjahr verfilzt sie (Achseln, Bauch, Brust), weil sie so feines Fell hat, dass man das gar nicht verhindern kann. Sie kann sich auch nicht selbst die Filzknubbel rausziehen, weil sie so einen großen Kragen hat, dass ihr der immer im Weg ist, wenn sie sich bei der Brust/Bauch putzen möchten.

      Wir haben ihr jetzt einen schicken |) Streifen von unter dem Kinn, zwischen den Vorderbeinen bis zum Bauch rasiert (nicht ganz kurz, so etwa 1cm lang) und siehe da, es liegen jetzt überall Filzknödelchen herum, die sie sich nun selbst rausholen kann.

      Ich finde das übrigens nicht in Ordnung, dass sie so eingeschränkt ist und uns unbedingt braucht um sich normal bewegen zu können. Eine weitere BLH wird bei mir aus diesem Gund nicht mehr einziehen.

      Die Britisch Kurzhaar Buben dagegen, freuen sich auch, wenn ich sie bürste und ihnen die Winterwolle raushole. Brauchen tun sie das aber nicht.


      Bei meinen Aufzählungen in dem vorherigen Post hab ich ganz auf die Epilepsie vergessen. Das ist auch bei sehr vielen Rassen mittlerweile ein großes Thema.


      Zu den Vibrissen. Meine reagieren schon, wenn ich sie berühre. Also wenn ich sie während dem durchkuscheln berühre, fällt es nicht auf.

      Wenn ich sie aber bewusst, wenn die Hunde vor mir sitzen, antippse, dann drehen sie schon den Kopf weg, oder schütteln sich. Es ist jetzt nicht so, dass es ihnen weh tut. Aber sie spüren schon, dass ich sie berühre und reagieren darauf.

    • Natürlich ist es schwer eine harte Grenze zu ziehen. Andererseits geht es offensichtlich nicht ohne :verzweifelt:


      Was für die Hunde in ihrem Leben unnötig vermeidbares Leiden ist sollte ausselektiert werden. Zum Beispiel bekannt drohender Zahnverlust im noch nicht hohen Alter aufgrund zu wenig Knochensubstanz im Kieferknochen.

      Bekannt bei vielen der kleinen Rassen.

      Wird hingenommen...


      Tränende Augen, schlecht bis kaum Luft bekommen, verfilzendes Fell das kaum in den Griff zu bekommen ist, Ohrenzündungen wegen Hängeohr in Kombination mit zu vielen Haaren im Ohr, massive Allergien und Unverträglichkeiten bei z.B. Frenchies.


      Sicher sind einige Dinge vorwiegend bei den Vermehrern zu finden. Aber zu sagen, Qualzucht gibt's nur dort ist einfach naiv.



      Ich für meinen Teil hoffe sehr, dass das jetzt in gute Bahnen kommt und sich einige Zuchten deutlich zum Vorteil hin verändern!

      Gerade auch beim Chi würde ich es mir sehr wünschen, und zumindest wäre genug "Material" vorhanden, Dank breiter Basis und Varianz als alte, beliebte Rasse, dass man wirklich noch viel in die richtige Richtung machen könnte.

    • Ich finde es irgendwie schade, dass bei allen Dingen, die die "eigene" Rasse betreffen, sofort in eine Verteidigungshaltung gegangen wird und alles direkt schön geredet wird. Statt zu überlegen, ob die Kritik denn nicht vielleicht berechtigt sein könnte. Ist ja alles nicht so schlimm, schaut doch mal Rasse XY an, das ist viel schlimmer, also MEIN Hund hat damit gar keine Probleme etc. Wie soll sich denn da jemals etwas ändern?

      Falls sich das auf mich bezieht, ich bin nicht der Meinung, dass bei meiner Rasse alles toll ist und es keinen Verbesserungsbedarf gibt. Deshalb interessiert es mich z.B. auch sehr, warum genau der Pudel auf der Liste des Veterinäramts Oldenburg ist und recherchiere da im Moment fleißig zu, um mich mit konkreten und offiziellen Angaben, an meinen Rassezuchtverband wenden zu können. Viele Pudel haben z.B. extreme Tränenspuren, von daher finde ich den Ansatzpunkt Ektropium und Entropium nicht so abwegig. Morbus Addison und Sebandenitis bei den Großen wäre ein weiterer Kritikpunkt von mir, über den Zwergenwuchs bei den Toys könnte man auch reden. Bei den kleineren Pudeln dazu wie bei ziemlich allen kleinen Rassen die Patella Luxations-Problematik, HD und ED sind bei den Großen meines Wissens recht selten, sodass ich das nicht unbedingt reinnehmen würde. Außerdem eben die Ohrenhaare, deren Entfernung auf jeden Fall unangenehmer ist als das Scheren des Gesichts, ohne deren Entfernung es aber meist nicht funktioniert.

      Ich bestreite auch nicht, dass die Vibrissen noch eine gewisse Funktion haben könnten, deshalb teste ich im Moment ja wieder, wie ich es am Besten hinbekomme, die Vibrissen möglichst natürlich zu erhalten, ohne dass meine Hunde durch zu viel Bart Probleme bekommen. Ich merke bei meinen Hunden übrigens auch, dass sie beim Scheren im Bereich der Vibrissen empfindlicher sind. Aber das Scheren der Vibrissen ist für mich nach wie vor kein Qualzuchtthema. Da ist es für mich tatsächlich eher das Fell an sich bzw. der Bartwachstum, wo die Vibrissen irgendwann drin untergehen und so vermutlich nicht mehr wirklich funktionstüchtig sein können.

    • Ich merke keinen Unterschied, ob ich meinen Pudeln die Schnauze ausgeschoren habe oder mal länger stehen lasse. Finde es auch komisch, da von Amputation der Vibrissen zu sprechen. Sie werden ja nun nicht einzeln ausgezupft, sondern abgeschoren. Sie wachsen übrigens immer zügiger nach als die normalen Haare. Bei meinem Pudelmix wachsen die Vibrissen nicht gerade, wenn er Bart trägt.


      Bin im Züchtergeschehen nicht drin, aber wenn es theoretisch möglich wäre so zu züchten, dass die Schnauze von sich aus glatt bzw. kurzhaarig ist (ist ja z.B. beim Curly Coated Retriever oder auch English Water Spaniel so möglich), würde ich das begrüßen. Vorstellen, dass es in die Richtung geht, kann ich mir aber eher nicht.


      Das ein vom Menschen in so viele unterschiedliche Formen geformtes Lebewesen auf die menschliche Fellpflege angewiesen ist, ist für mich persönlich kein Qualzuchtthema.

    • Bin im Züchtergeschehen nicht drin, aber wenn es theoretisch möglich wäre so zu züchten, dass die Schnauze von sich aus glatt bzw. kurzhaarig ist (ist ja z.B. beim Curly Coated Retriever oder auch English Water Spaniel so möglich), würde ich das begrüßen. Vorstellen, dass es in die Richtung geht, kann ich mir aber eher nicht.

      Ja, ich bin bei der Thematik letztens über den Irish Water Spaniel gestolpert, der auf mich erstmal sehr dicht am Pudelfell wirkt (beim Curly Coated Retriever und dem Amercian Water Spaniel wirkt das Fell auf mich nochmal ziemlich anders als Pudelfell, auch wenn es gelockt ist) und von Natur aus eine kurze Schnauze hat. Das muss also möglich sein, das zu selektieren. Beim Englisch Cocker Spaniel gibt es meines Wissens da auch Unterschiede und Hunde mit wenig bis keinem Bartwuchs und Hunde mit Neigungen zu mehr Bartwuchs, weshalb dann auch gerne mal ausgeschoren wird. In die Richtung Selektion auf wenig Bart wird es beim Pudel so aber wohl nie gehen, das dürfte die gleiche Problematik wie mit der Rute sein. Von daher könnte es in meinen Augen eventuell auch ein Gewinn sein, wenn der Gesetzgeber die Züchter geradezu in die Richtung zwingt, auch wens es natürlich noch genug andere Thematiken in der Pudelzucht gibt. Aber solange Selektion vor allem auf Farbe noch gängig ist, müsste eine Selektion in Richtung wenig Bart auch denkbar sein.

    • Es ist doch nicht der Anspruch an ein Haustier, das es ohne ohne Menschen in der Wildnis überleben kann. Dann fallen wohl sehr sehr viele Rassen direkt weg.

      Wenn das notwendige Scheren als Qualzucht im Raum gestellt, weil ein regelmäßiger menschlicher Eingriff nötig ist, finde ich persönlich es nur konsequent das auf jeden menschlichen Eingriff auszuweiten. Je nach Definition von menschlichen Eingriff würde ich dann Straßenhunde, die sich überwiegend von Essensresten ernähren dürften, dann auch nicht als frei von menschlichen Eingriffen sehen.

      Im Endeffekt ist es das Gleiche wie bei den Erbkrankheiten - wo zieht man die Grenze? Und ich finde den Gedankengang gar nicht so abwegig, bei, menschlichen Eingriff anzusetzen, da ich erstmal gesagt hätte, solange die Rassen regelmäßig gepflegt werden, gibt es keine Probleme. Aber würden Halter brachycephaler Rassen z.B. sagen, dass man ja nur eine OP durchführen lassen muss, dann gibt es keine Probleme, würde man wohl trotzdem noch von Qualzucht reden. Aber es ist eben bei der Debatte sehr schwierig, die Grenze zu ziehen. Und ich sehe bei meiner Rasse andere Kritikpunkte, z.B. die Ohrenhaare und manche Erbkrankheiten wie bei ziemlich jeder Rasse. Das Thema mit den gekürzten Vibrissen ist für mich auch ein Qualzuchtthema, das ist eigentlich "nur" maximal eine tierschutzwidrige Behandlung und müsste bei allen bärtigen Rassen relevant sein.

      ja sicher, eine Operation ist ja auch in keiner weise mit rassespezifisch -nötiger- Fellpflege um z.B. verfilzen vor zu beugen / zu verhindern zu vergleichen. Das sind ja zwei sehr unterschiedliche paar Schuhe.
      Zumal man eine nicht vorhandene Schnauze oder ne total kaputte Wirbelsäule auch nicht mal eben wieder dran operieren kann und alles ist wieder gut.

      Was ich eigentlich mit meiner Aussage nur ausdrücken wollte war, das ein Haustier ja nicht darauf gezüchtet wird, ohne Menschen in der Wildnis zu überleben, weil das im Normalfall auch niemals nötig sein wird.

    • Also meine Hunde benutzen ihre Vibrissen, so sie welche haben. Ich bin soooo fasziniert jedes Mal und ich liebe Tasthaare und wie sie die verwenden.

      Nachts kommt manchmal so ne Collienase und tastet mein Gesicht damit ab, wenn ich Futter anreiche "schürzen" sie sie nach vorne, usw. Es ist mega spannend und lustig, das zu beobachten und manchmal füttere ich wirklich viele Leckerlies, nur um da zuzuschauen.

      Man kann sogar die Laune daran ablesen, denn wenn sie richtig angeekelt, genervt, angespannt und pissig sind, sträuben sie sie (und die Nase tropft ^^). Find ich ganz entzückend.


      Besonders meine großen Hunde haben richtig krass ausgeprägte "Bärte", an der Schnauze, am Kinn, Richtung Kehle, an den Augenbrauen, in den Mundwinkeln, an den Wangen...

      Hier sieht man sie zB bei meinem BarsoiX gut, und deshalb liebe ich auch das Bild.


      5abd6b15.jpg


      Bisher gibts ja nur "theoretische" Gutachten und keine offiziellen konkreten, die eben auch Locken, Bärte und Co mit einbeziehen und auch, dass Hunde für das enge Zusammenleben mit dem Menschen "erschaffen worden" sind. Es wird immer wieder betont, dass die Beziehung von Hund und Mensch so einzigartig und mit nichts vergleichbar ist, wieso sollte es also dann hier der Fall sein?


      Hunde sind weder Pferde, noch Katzen (von denen ja übertragen wird), die irgendwie in der Wildbahn überleben können müssen und trotz Domestikation überwiegend draußen auf sich alleine gestellt leben, essen, flüchten, und Co. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass sie bei Hunden weniger eine Bedeutung haben und eine Rolle spielen.


      In den USA wird auch zB den Collies und Shelties (und vielen anderen Rassen, zB Dobermann) das Gesicht für Shows ausgeschoren (damit es "glatter" aussieht), und das meistens nur vor den Ausstellungen (dh sie wachsen normal damit auf, dann kommen sie ab, dann wachsen sie wieder, usw) und man merkt keinerlei Unterschied. Eine Bekannte von mir hat ihrer blinden Hündin mit 14 Jahren das erste Mal im Leben das Gesicht ausgeschoren, weil sie einfach nur noch verklebt und versifft war, und auch da war überhaupt gar kein Unterschied zu bemerken.


      Also ich denke, in diese Richtung wäre noch etwas mehr differenzierte Untersuchung nötig, um da ein Urteil zu sprechen. Eben weil auch keine andere Tierart so vielfältig und individuell einzigartig gestaltet ist, wie der Hund.

    • Rein rechtlich betrachtet handelt es sich beim abschneiden/abrasieren der Tasthaare doch um eine vorübergehende Amputation, das ist doch nicht neu, dass das im TSchG als Verbot (mit Ausnahmen) verankert ist, oder?


      Meine kurzhaarigen Hunde sind auch schier vollbärtig |) unnötig sind die Tasthaare nicht, weder an den Schnauzen noch über den Augen.


      Beim Zwerg, dessen Bart ich mit dem Trimmmesser bearbeite, achte ich definitiv darauf, dass ich nicht seine dickeren Tasthaare erwische, das ist nicht immer einfach.


      Klar fallen die auch mal aus, aber gezielt gehe ich nicht dran.

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