"Unhöflicher" Hund - Spielen ohne Rücksicht auf Verluste
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Hallo zusammen,
das kann ein bisschen länger werden, aber ich bemühe mich, unsere Situation so gut wie möglich darzustellen, um zielorientierte Antworten zu erhalten.
Ich habe einen fast 1,5jährigen Pudelmix. Er kam zu uns mit 7 Monaten aus suboptimaler Haltung. Gassi gehen und andere Hunde außer der Mutter und Geschwistern kannte er nicht. Er war in den ersten Tagen sehr vorsichtig, gerade in Hundebegegnungen. Allerdings hat er sehr schnell gemerkt "die tun mir nix - im Gegenteil, die spielen mit mir!" und das findet er toll.
Innerhalb weniger Monate wurde aus dem ängstlichen Hund ein kleiner Draufgänger.
Er hört grundsätzlich sehr gut. Erst gestern hab ich ihn von einem 3m neben dem Weg sitzenden Eichhörnchen abgerufen, nachdem er gerade losgesprungen war. Er dreht auf dem Hinterteil und kam zu mir. Auch sonst ist er ein gehorsamer Hund, daheim ruhig, aber schon aktiv draußen. Er rennt sehr gerne - zum Teil einfach mal 5 Minuten in Kreisen auf der Wiese, weil's Spaß macht.
Er ist vormittags mit mir 1-2 Stunden unterwegs auf Privatgrund. Mittags 30 Minuten im Park, abends noch mal 20-30 Minuten um den Block, im Park oder ne Runde Joggen. Er macht Tricks, spielt mit seinem Spielzeug und schläft tagsüber seine 5-6 Stunden.
Unsere einzige Baustelle: andere Hunde.
Das fing an als er etwa 9-10 Monate alt war. Er wurde einfach so extrem spielwütig, dass er ein Nein nicht akzeptiert. Er läuft auch nicht in Ruhe zu anderen Hunden - er rennt voll Stoff hin und springt denen ins Gesicht. Kommt natürlich nicht gut an. Eine blutig endende Ansage hat er schon kassiert, allerdings von einem Hund aus der Bekanntschaft.
Er rennt also hin, springt um den anderen Hund rum, bellt und versucht spielerisch in den Schwanz zu beißen. Er ist nicht aggressiv, er "beschädigt" auch nicht, aber ein großer, schwarzer Hund, der sich gebärdet wie wild, führt bei Hund und Herrchen häufig zu Schnappatmung.
Hunde, die kleiner sind als er selbst, nimmt er auch nicht ernst, wenn sie versuchen, ihn abzuwehren. Er treibt "sein Spiel" einfach weiter und ist dann auch nicht mehr in der Lage, den RR zu hören. Er kann es nicht - sein Hirn ist komplett offline, wie ich das sonst nur von Jagdhunden im Jagdmodus kenne. Er bemerkt mich nicht mehr.
Bei großen Hunden backt er deutlich kleinere Brötchen. Kommen z.B. 3 große Hunde auf uns zu, bleibt er in Ruhe stehen und lässt sie kommen. Da kann er höflich sein.
Aber kleinere, nervöse Hunde sieht er wohl als "Opfer".
Hunde, die ihn ignorieren, spielt er 2 mal an, dann lässt er sie in Ruhe und merkt sich das auch. Hunde in seiner Größe, die ihm ne Ansage machen, nimmt er ernst, er kommt dann sofort zu mir.
Wenn ich länger mit jemanden laufe, dessen Hund eigentlich zu den Opfern gehört, ihn aber abwehrt, dann gibt er nach 10 Minuten Ruhe. Ich hab das ein paar Mal probiert, ihm auch bei heftigem Getue Auszeiten verpasst usw. Das bringt insofern was, dass ich mehr Kontrolle über ihn erlangt habt, aber sein Verhalten an sich ändert es nicht. Er kapiert einfach nicht, dass er sich daneben benimmt.
Ich hab lange mit 2 Trainern gesprochen, mit dem TA und letztlich haben wir ihn mit 15 Monaten bei einer sowieso notwendigen OP gleich mit kastrieren lassen. Er hatte mittlerweile auch anfangen, zurück zu pöbeln, wenn andere ihn anpöbelten (an der Leine). Ich hatte auch den Eindruck, dass sein "Spielen" eine zunehmend dominantere "Stalking" Komponente bekommen hat. Das ist seit der Kastra verschwunden. Sein Spielverhalten an sich hat sich aber wie zu erwarten nicht geändert.
Es gab einfach keinen Zugang zu diesem Spiel-Verhalten. Ich kann ihm natürlich nicht erklären, dass es so nicht geht. Inzwischen kann ich ihn aber, wenn ich nah genug dran bin aus diesem Verhalten rausholen. Ansprechen, Blocken und er kommt zu mir. Bei befreundeten Hunden reicht eine Ansage von mir und er hört auf.
Mein Umgang damit zur Zeit: Er läuft beim Gassi ohne Leine. Ich beobachte die Umgebung und Leine ihn an, wenn ein Hund kommt. Spannend wird es, wenn der anderen Hund näher als 30 m herankommt - bis zu dieser Entfernung kann ich ihn abrufen. Dann sollte er besser angeleint sein.
Wenn ich sehe, dass der anderen Hund für ihn kein "Opfer" sein wird, kann ich wieder ableinen. Bei potentiellen Opfern bleibt er angeleint. Er pöbelt nicht mehr, sondern geht - wenn auch mit deutlich interessiertem Blick - mit mir an dem anderen Hund vorbei.
Wir waren jetzt in den letzten 3 Monaten zweimal in der Situation, dass ich einen Hund übersehen oder mit verschätzt hab - er macht wirklich keine Attacke, sondern nur einen völlig missglückten Spiel-Versuch.
Ich hab noch eine weitere Trainerin kontaktiert und hoffe, dass sie noch eine Idee am Hund hat. Das kann aber 4-6 Wochen dauern, bis wir einen Einzeltermin bekommen.
Daher hier mal die Frage: Würdet ihr alle Hundekontakte verbieten vorerst? Oder gezielt ableinen, wo es sinnvoll erscheint? Ich denk mir halt, es kann nicht besser werden, wenn man das Problem komplett vermeidet. Und er braucht diesen Kontakt ja auch. Er geht übrigens 1-2 mal die Woche in der Gruppe Gassi und hat da Spielpartner. Das genießt er extrem und lässt sich dann auch problemlos durch Ansprechen davon abhalten, zu anderen Hunden zu laufen.
Ich hab schon überlegt, noch 2 weitere Spaziergänge pro Woche mit einem Spielkumpel zu planen, wenn ich jemanden dafür finde mit einem charakterstarken Hund, der ihm so einen Blödsinn nicht durchgehen lässt. Andererseits scheint er halt immer mit der Erwartung "Ich muss mit jemanden Spielen" Gassi zu gehen. Und genau das will ich nicht.
Wie kann er lernen, mit anderen Hunden respektvoll umzugehen? Oder ist der Zug einfach in jungen Jahren abgefahren und das wird immer so bleiben? Ich vermute halt, dass "zu Hause" so mit der Mutter gespielt wurde und er das für normal hält.
Danke fürs Lesen bis hierher. Wie würdet ihr das angehen?
Evtl. noch zu ergänzen: Endziel ist es, entspannt offline spazieren zu gehen. Ihn wenn nötig abrufen zu können, auch wenn er schon losstartet. Am liebsten wäre es mir, er könnte andere Hunde auf Ansage ignorieren und vorbei laufen, wenn ich das so will. Und ansonsten darf er ja spielen, wenn sich passende Spielpartner finden.
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Hi
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Leine dran. Keine Sorge, die Idee, dass der das ständige Spielen braucht, ist ein Hirngespinst. Er hat mehr als genug Auslauf und feste Freunde.
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Ich würde den Hund einfach anleinen und nur noch zu ausgewählten Hunden hinlassen - am besten eben zu seinen festen Hundekumpels.
Hunde müssen nicht zu jedem Hund Kontakt haben, und bei einem so unhöflichen Hund finde ich es nur verantwortungsbewusst, dass man den Hund gar nicht mehr zu fremden Artgenossen lässt.
Zudem liest sich das teilweise eher nach Stressverhalten. Der Hund muss draußen ja total unter Strom stehen, was auch nicht gerade gesund ist.
Wenn du möchtest, dass dein Hund eines Tages öfters ohne Leine laufen kann, werdet ihr viel Gehorsam mit Impulskontrolle und Frustrationstoleranz üben müssen.
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Ich würde auch einfach versuchen komplett auf Fremdhunde zu verzichten. Man kann ja mit Freunden, Gassikumpeln etc gehen, bei denen man weiß dass es da klappt.
Dieses "Er muss mit jedem spielen" ist ohnehin totaler Quatsch, und leider auch oft alles andere als gut für den Hund.
Dazu kommt seine Pubertäre Phase, in der er eben testet was das Zeug hält.
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Wie kann er lernen, mit anderen Hunden respektvoll umzugehen? Oder ist der Zug einfach in jungen Jahren abgefahren und das wird immer so bleiben? Ich vermute halt, dass "zu Hause" so mit der Mutter gespielt wurde und er das für normal hält.
Ich habe ein paar "Mutter-Kind"-Beziehungen mit ansehen dürfen. Keine Hündin, die ich kenne, hätte sich von ihren Jungen so auf der Nase herum tanzen lassen.
Ich würde erstmal die Leine immer dran lassen und in diesem 30-Meter-Radius üben, solange Du ihn noch ansprechen kannst.
Jedes Mal, wenn er Dir durchdüst und Erfolg damit hat, machst Du Dir alle Fortschritte wieder kaputt.
Und ihn erst bei Hundesichtung anleinen, schafft eben auch Frust.
Wenn er doch ein paar Kontakte in der Woche hat, dann würde ich damit arbeiten und ihn ansonsten "alltagstauglich" machen. Ich kenne wenige Hunde, die sich freuen, wenn da so ein Jungspund auf sie zugepöbelt kommt.
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Ich kenne wenige Hunde, die sich freuen, wenn da so ein Jungspund auf sie zugepöbelt kommt.
Und mit Pech begegnest Du auch mal dem falschen Hundehalter. Wenn ein großer Jungspund meine kranke Hündin auch noch so spielerisch aufmischen würde, würde er eine Lektion bekommen, die er so schnell nicht vergisst.
Zum Schutz des Hundes würde ich Dir dringend empfehlen, ihn an der Leine zu führen, bis Du mit einem Trainer eine vernünftige Lösung gefunden hast.
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Das klingt nach einem längeren Trainingsprojekt. Für euch beide. Bis du das entspannte Offline-Leben, das du dir wünschst, haben kannst (vielleicht) musst du deinem Hund nun erstmal beibringen,
- dass anderer Hund nicht heißt "Juhuu, volle Kanne druff!" und
- dass du diejenige bist, die die Erlaubnis für Hundekontakte verwaltet,
- aber auch diejenige, die ihm da raus hilft (ich denke da auch an Stress).
Zeig deinem Hund, dass man an anderen Hunden auch einfach in einem guten Abstand vorbei gehen kann und dass sich das für ihn auch lohnt. Vermutlich hast du es ja länger einfach laufen lassen, da dauert das Umlernen halt jetzt ne Weile. Gut möglich, dass sich der Hund auch entspannter verhält, wenn er merkt, dass er aus seinem überzogenen Verhalten doch irgendwie rauskommen kann. Du musst ihn da aber durch Konsequenz und Klarheit unterstützen.
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Mein erster Rüde war so ein Lauerhund. Er hat sich immer gleich hingelegt, wenn uns ein anderer Hund entgegen kam. Und ist dann aufgesprungen, wenn der andere nah dran war. Hat er gemerkt, ah, der ist mir nicht so ganz gewachsen (meine Interpretation) wurde der andere Hund bellend aufgefordert doch mal loszurennen. Also bellend und Vorderbeine runter, Hintern hoch und immer so mit Scheinattacken, also vor zurück vor zurück. Bei uns lief das über Gehorsam. Da er Platz kannte und perfekt konnte, habe ich, wenn er sich hingelegt hat, Platz gesagt und konnte dann näher rangehen und ihn anleinen. So mit gut dreieinhalb Jahren war der Spuk vorbei.
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Andererseits scheint er halt immer mit der Erwartung "Ich muss mit jemanden Spielen" Gassi zu gehen.
Aber du hast es ihm doch genauso beigebracht? Er durfte als frischer Junghund zu jedem anderen Hund hin und jetzt auf einmal darf bzw. soll er nicht mehr - da wär ich als junger Hund auch verwirrt und überdreht
Leine dran und nur bei geplanten Spieltreffen ableinen. Außerhalb der Spieltreffen hat er bei anderen Hunden nix zu suchen. Andere Hundehalter werdens dir danken - meiner z. B. reagiert auf Hunde, die auf ihn zurennen, sehr allergisch, seit er von einem solchen "Tutnixwillnurspielen" böse in die Pfote gebissen wurde.
Spielen darf mein Hund dann, wenn ich mich mit befreundeten Hundehaltern verabrede oder mit ihm auf die Hundeausläufe in der Umgebung fahre. Ansonsten hat er bei mir zu bleiben bzw. andere Hunde haben ihn nicht zu interessieren. Zu einer ähnlichen Struktur würde ich dir auch raten.
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Dazu kommt, dass die wenigsten Fremdhunde tatsächlich miteinander spielen.
Ganz häufig sind das einfach Lösungsstrategien für Konflikte oder Übersprungshandlungen aus Stress.
Kann nur im dümmsten Fall ziemlich schnell kippen das Ganze.
Und wenn Du das jetzt konsequent übst, hat Dein Hund da mehr von, als von so einem wackeligen Management ...
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