Was genau versteht ihr unter Hundekumpels?
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Kannst du das erklären? An welche Rassen denkst du beispielsweise? Für mich klingt "Mensch als einziger Sozialpartner" defizitär. Stimmt das oder liege ich da falsch?
Das Hunderverhalten ist extrem stark durch Selektion beeinflusst worden.
Schau ein anderes grundlegendes Verhalten an: Das Jagen.
Da gibt es heute Hunde, die solitär jagen. Andere, die in der Meute hetzen - aber nicht reissen. Wieder andere verfolgen spuren, oder zeigen Wild nur an. Oder hüten, was ja ursprünglich zu treiben war.
Hunde, die in der Lage wären, wie Wölfe koordiniert in der Gruppe zu jagen - obs die noch gibt, weiß ich nicht.
Man hat die Bewegungsbereitschaft, die der Jäger braucht, umgelenkt und übersteigert, um motivierte Zughunde zu bekommen. Bei anderen hat man die Fähigkeit, Beute zurückzutragen, zum Apportieren gesteigert und das Maul so "weich" gezüchtet, dass die Hunde das können, ohne eine Feder zu krümmen. Und die "Wachheit" des Jäger bei der Jagd hat man zum Allzeit-Bereit sein können der Wächter und Hüter geformt. Die Liste geht weiter und weiter.
Man konnte das Jagen bei vielen Hunde sogar komplett rauszüchten. Das scheint aber niemand defizitär zu finden... Vermutlich weil es für uns so praktisch ist. Auf der anderen Seite wollen wir unseren Begleiter aber "fröhlich" über die wiese hüpfen sehen - tun sie das nicht, finde wir es dann defizitär.
Das Sozialverhalten hat der Mensch auch geformt. Auch Caniden leben nicht immer in einem Rudel, zumindest phasenweise - und das Verhalten konnte man ausformen. Dass Individuen, die nicht zum eigenen Verband gehören, nicht akzeptiert werden, ist für Caniden ja sowieso völlig normal.
Geht man vom Ursprung des Hundes aus, ist ein großes Interesse an fremden Artgenossen eher "defizitär" als fehlendes Interesse. Das nie erwachsen werden, immer spielen wollen, grundsätzlich freundlich sein - das ist auch drangezüchtet, bei Rassen, wo Unverträglichkeit kontraproduktiv für die Aufgabe der Hunde wäre. Weil bei der gemeinschaftlichen Jagd eben auch andere Hunde sind, z.B.
Ich selbst möchte auch keine "unsoziale" Rasse (oder ein solches Individuum) halten. Aber ganz sicher würde ich keinen "unsozialen" Hund in soziale Interaktion zwingen. Das wird in nicht sozialer machen!
Im Fall hier denke ich, dass dieser Hund noch etwa ein Jahr brauchen wird, und dann wird er 1-2 "Hundekumpel" haben, deren Nähe er ok bis gut findet.
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Als ich Diego übernommen habe, war er schon 1,5 Jahre alt und bin mit ihm in eine Hundeschule damit er lernt mit Artgenossen umzugehen.
Was macht er, sondert sich ab und ignoriert die anderen Hunde, oder fing an jüngere Rüden zu mobben, was natürlich unterbunden wurde.
Ich war da eine zeitlang hin, aber die Ignoranz gegenüber Artgenossen blieb.
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Für mich ist es auch defizitär - aber der Haushund ist immer irgendwo defizitär. Ich habe auch erst hier gelernt, dass bei manchen Gebrauchshunderassen das Sozialverhalten offenbar dermassen verändert ist, dass es nicht zumutbar sei, einen Wurf länger als 8 Wochen im Familienverband zu belassen - weil die Wurfgeschwister sich dann dermassen angehen.
Weiss nicht welche Rassen du meinst, bei Schäferhunden liegt meines Erachtens wirklich tendenziell häüfiger eine Verkümmerung im innerartlichen Sozialverhalten vor, bei den anderen deutlich weniger.
Das würde ich aber nicht von dieser "Erklärung" ableiten.
Diese Welpen entwickeln sich rascher als. z.B. ein Labrador und fordern mehr. Dass Welpen sich angehen, kenne ich bisher nur von diversen Terriern. Dobiwelpen z.B. raufen sicherlich mehr, das ist spielerisch, aber macht Macken, die sich unschöner verkaufen... Und sie sind anstrengender für den Züchter, weil sie sich schneller entwickeln. Bei einem größeren Wurf kann der der künftige Besitzer dem Explorationsinteresse besser nachkommen- das ist ein Grund für die frühere Abgabe.
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@-Ann-
Wie willst Du Auswirkungen auf ein konkretes Individuum wissenschaftlich valide erheben? Wenn es so genau sein soll: Schon als Welpe getrennt von anderen - oder ab Abgabe - oder ab einem Tag X? So, wie Du die Frage stellst, kann sie nicht beantwortet werden.
So wissenschaftlich muss es gar nicht sein. Und so wie es heisst, dass jeder Hund Sozialkontakte braucht, ist es eigentlich auch nicht sinnvoll, konkrete Beispiele aufzustellen.
Aber meinetwegen nehmen wir einen Hund vom Züchter, normal sozialisiert, beim Halter aufgewachsen, Hundeschule besucht, inzwischen erwachsen, vielleicht ein, zwei Hunde, die er beim Gassi regelmässig trifft.
Daneben steht der Hund aus dem Tierschutz, von der Strasse geholt und nach 3 Wochen Tierheim o.ä in eine Familie vermittelt.
Und natürlich auch den schlecht sozialisierten Hund vom Vermehrer, der in der Stadt ständig auf andere Hunde trifft, die er mehr oder weniger gut kennt und auch mal interagiert.
Mit jedem von diesem gehe ich jetzt von heute auf morgen nur noch einsame Runden. Laste ihn körperlich und kopfmässig aus und stehe als Sozialpartner zur Verfügung. Zuhause lebt er in Einzelhaltung, ist aber 'vollwertiges Familienmitglied'. Hunde sieht er allenfalls noch im Vorbeigehen, hat aber sonst keinerlei Kontakt mehr.
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Als ich Diego übernommen habe, war er schon 1,5 Jahre alt und bin mit ihm in eine Hundeschule damit er lernt mit Artgenossen umzugehen.
Was macht er, sondert sich ab und ignoriert die anderen Hunde, oder fing an jüngere Rüden zu mobben, was natürlich unterbunden wurde.
Ich war da eine zeitlang hin, aber die Ignoranz gegenüber Artgenossen blieb.
So ähnlich lief es bei Domino auch ab. Am Schluss gab es immer eine kurze Spieleinheit und während alle Hunde miteinander getobt haben wollte er mit dem ganzen nichts zu tun haben. Ich habe ihn, auf Anweisung der Trainerin, einmal mit MK mitmachen lassen, aber er hat sofort begonnen zu mobben und ich habe ihn wieder rausgeholt und mit ihm gemeinsam immer nur zugeschaut.
Die Trainerin meinte daraufhin, dass es für einen Junghund nicht normal sei gar kein Interesse am Toben mit anderen zu zeigen und dass ich halt einen hoch unverträglichen Hund habe. Damit war das Thema dann auch erstmal gegessen für mich. Aber ganz lässt es mich halt doch nicht los.
Aber wie gesagt, ich warte jetzt einfach mal ab. Solange er nicht komplett austickt bei anderen Hunden und man halbwegs entspannt gemeinsam Gassi gehen kann ist es halb so wild.
Im Fall hier denke ich, dass dieser Hund noch etwa ein Jahr brauchen wird, und dann wird er 1-2 "Hundekumpel" haben, deren Nähe er ok bis gut findet.
Damit könnte ich auch leben. Wir haben ja zum Glück noch genug Zeit miteinander :) Vielleicht braucht er wirklich einfach noch Zeit bis er mir genug vertraut.
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@-Ann-
Also: Ich werd ggf. am Wochenende nochmal bei Gansloßer und co nachschauen, aber so grundsätzlich: Für die „normale und gut verlaufende“ Sozialisation von Hunden ist Artgenossenkontakt unverzichtbar, aber darum gehts ja nicht.
Zur Funktion der sozialen Interaktion und vor allem des Spiels bei Junghunden und adulten Hunden gibt es viele Theorien. Mal ganz pauschal: über vielfältige Formen der Interaktion lernt jedes soziale Wesen mehr Handlungs- und Problemlösungsstrategien. Erfolgreiche Interaktion wird vom Hund ebenso wie vom Menschen als lustvoll empfunden und insbesondere Spiel schüttet enorm Endorphine aus.
Bei Hunden, die im Erwachsenenalter den Menschen als verläßlichen Sozialpartner erst kennen- und akzeptieren lernen müssen, kann ein auf den Menschen sozialisierter Hund eine wertvolle bzw. unverzichtbare „Brücke“ sein.
Hunde, die immer schon Spielkontakt zu anderen Hunden hatten, können je nach individueller Verfassung Stress und Leidensdruck entwickeln, wenn der Hundekontakt plötzlich ausbleibt.Je nach genetischer Disposition gibts es auch Hunde, die wegen ihres „Gebrauchszwecks“ stark auf den Menschen (oder andere Säugetiere) als Sozialpartner und eine bestimmte gemeinsame Tätigkeit festgelegt sind und andere Hunde im Erwachsenenalter nicht brauchen oder wollen. Da ist eine gewisse „Verengung“ des möglichen Handlungsspektrums ja auch gewünscht. Und:
Je nach früher Sozialisation und nach individuellem Charakter gibts es auch unabhängig von Rassezugehörigkeit Hunde, die Artgenossenkontakt nicht brauchen oder wünschen. Aber auch da sind neutrale Begegnungen eine Möglichkeit für Hund zu lernen. -
Danke schon mal.
Ich will das Thema auch nicht überstrapazieren (bzw hab ich ja schon).
Somit habe ich das hier:
ZitatHunde, die immer schon Spielkontakt zu anderen Hunden hatten, können je nach individueller Verfassung Stress und Leidensdruck entwickeln, wenn der Hundekontakt plötzlich ausbleibt.
...jetzt für mich als mögliche Antwort rausgegriffen.
Dass im Aufwachsen soziale Kontakte zum Aufbau normaler hündischer Kommunikation etc wichtig ist, ist mir vollkommen klar und ja auch total nachvollziehbar, aber das steht eben auf einem ganz anderen Blatt.
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@-Ann-
Ich finde es gar nicht überstrapaziert, deshalb will ich ja nochmal genauer nachlesen
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Ich finde es eigentlich auch sehr interessant, aber hier ist es halt einfach OT Ob es einen eigenen Thread wert wäre? Weiss nicht, ob das sonst jemand interessiert..
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Phonhaus @-Ann- Ich wäre dabei!
Dann wäre dieser Thread nicht länger gekapert. Und das Thema ist super spannend.
Vielleicht kann man es direkt mit einer Umfrage starten lassen?
Und dabei den Unterschied zwischen Einzel- und Mehrhundehaltung berücksichtigen?
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