Wo her kommt der Welpen Blues ?

  • Die übertriebenen Reaktionen auf das "Phänomen" in der eigenen Wahrnehmungsblase scheint mir dramatischer als das Phänomen selbst.

    Das erscheint mir auch immer mehr so. Wenn ich mir überlege, wie viele sich tagtäglich einen Hund zulegen. Welcher Bruchteil davon im DF oder sonstigen sozialen Medien aufschlägt und wie wenige davon tatsächlich "rumheulen" - eigentlich ein Witz.

  • Ich sehe im "Welpenblues" auch kein Riesendrama oder Zeichen dafür, dass die ganze Menschheit am Leben scheitert. Die übertriebenen Reaktionen auf das "Phänomen" in der eigenen Wahrnehmungsblase scheint mir dramastischer als das Phänomen selbst.

    :bindafür:

    Welcher Bruchteil davon im DF oder sonstigen sozialen Medien aufschlägt und wie wenige davon tatsächlich "rumheulen" - eigentlich ein Witz.

    "Rumheulen" in Anführungszeichen - genau so empfinde ich das:


    Rumheulen kommt bei mir negativ an, hat auch (nicht nur!) die Intention von "Weichei", "stell dich nicht so an" etc. (Für MICH - das muss und wird wohl nicht jeder so empfinden, und auch nicht jeder, der "rumheulen" genutzt hat hier im Thread, hat das so negativ gemeint!).


    Bei Hund Nr. 1 hat mich die Oxytocin-Schwemme dermaßen durch die Welpenzeit getragen (ein HUND - ich habe endlich einen HUND :herzen1:), dass da irgendwelche negativen Momente gar keine Chance hatten, sich zu entfalten.

    Neben den beiden kleinen, aber höchst bedeutsamen Tatsachen, dass ich damals meine Züchterin als Ansprechpartnerin hatte (wenn auch telefonisch - aber das habe ich sehr oft genutzt, manchmal auch nur, um ihr von dem Welpen und unserem Leben mit ihm zu berichten. Gott hatte die Frau eine Geduld :cuinlove:) und dass ich keine, wirklich NULL Termine hatte in den ersten beiden Wochen. So konnte ich das Schlafdefizit über Tag mit Welpchen im Arm beim gemeinsamen Mittagsschlaf ausgleichen.


    Bei Hund Nr. 2 (das ist mein Vasco) sah das schon etwas anders aus. Zwar hatte ich auch da keinerlei Termine in den ersten beiden Wochen... aber der Alltag musste ja weiterlaufen, und ich bin nach einer Woche Schlafmangel auf dem Zahnfleisch gekrochen. Nach 1,5 Wochen habe ich dann meinen Männern (Mann und Sohn) die Ohren vollgeheult ... und die sind natürlich selbstverständlich abwechselnd eingesprungen bei der "Nachtwache" für den Welpen, so dass ich mal wieder eine Mütze Schlaf im eigenen Bett verbringen konnte. Hätte ich doch mal eher mein Maul aufgemacht ... :wallbash:


    Bei Hund Nr. 3 (das ist mein Amigo) hatte ich zwar auch Ringe unter den Augen, aber da wusste ich ja schon, wie schnell diese Zeit vorübergeht (und habe auch die "Nachtwachen" besser aufgeteilt ;))


    So Momente, in denen ich mich selbst in Frage stellte, hatte ich allerdings auch. Die gingen aber schnell vorbei.


    Dass das "Welpenblues" ist, habe ich erst später in Foren erfahren.


    So aus meinem eigenen Erleben betrachtet, wenn ich mir vorstelle dass da ein Mensch ist, der mit niemandem sonst reden kann (oder auch in seinem Umfeld mit diesem doch teilweise Gefühlschaos nicht ernst genommen wird) - dann habe ich schon zunächst einmal das Empfinden: Da ist ein Mensch in Not, und braucht erst mal jemandem der ihm zuhört und ernst nimmt.

    Manchmal hat sich das bei diesem Menschen schon sehr aufgeschaukelt, und er ist in einer Gemütsverfassung wo er denkt: Eigentlich müsste ich diesen Welpen doch LIEBEN - und ich bin nur noch genervt und hadere mit mir selbst und der Entscheidung, einen eigenen Hund zu haben...


    Manchmal, in ganz seltenen Fällen, steckt da auch eine persönliche Geschichte hinter, wo es angeraten ist sich professionelle Hilfe zu holen.

    Manchmal reicht aber auch eine Vitamin/Mineralienkur, um die eigenen Batterien wieder aufzuladen. Und ne Mütze Schlaf |)


    Ganz manchmal, wirklich sehr selten, ist es aber angeraten den Hund wieder abzugeben, einfach weil es wirklich nicht passt.


    Den Großteil der Welpenbluesgeschädigten empfinde ich aber als "voll normal" - da prallt eben die vormals sonnige Vorstellung von einem eigenen Hund auf das pralle, wuselige, verhaltensoriginelle Welpenleben ... und es ist eben etwas Anderes, ob mensch in der Theorie weiß, dass es anstrengend wird, oder ob man das dann praktisch zu fühlen bekommt.


    Zuhören, Mut machen, der ein oder andere praktische Tipp - für Menschen, die hierher ins DF gefunden haben weil sie (zunächst) erst mal keine andere Stelle gefunden haben, wo sie ihre Sorgen und Nöte lassen können, ist zumindest aus meiner Sicht der erste Schritt - und der reicht auch meistens.

  • Ich finde rumheulen gar nicht so schlimm. Man ist überfordert, man ist fertig und läßt Dampf ab.


    Denn unterm Strich wird ja alles nur als Welpen oder Neuhundeblues bezeichnet, wenn besagter Hund neu ist. Später ist es dann schlicht Überforderung. Dabei ist es doch beides das Gleiche und beides bringt die gleichen Gedanken hervor. Aber Welpenblues klingt halt netter als Überforderung.

  • Ich sehe im "Welpenblues" auch kein Riesendrama oder Zeichen dafür, dass die ganze Menschheit am Leben scheitert. Die übertriebenen Reaktionen auf das "Phänomen" in der eigenen Wahrnehmungsblase scheint mir dramastischer als das Phänomen selbst.

    Das wird m.E. nur überinterpretiert, denn ich erkenne nirgendwo, dass jemand geschrieben hätte, die ganze Menschheit würde am Leben scheitern (und eine jede solcher Formulierung trägt i.Ü. dazu bei). :ka: Seit wann scheitert denn die ganze Menschheit, wenn sich aufgrund ihrer (aktuellen) Lebensweise Probleme ergeben, die sich mit anderen Lebensweisen zu anderen Zeiten nicht ergeben haben?


    Die Menschheit ist anpassungsfähig und jede Epoche hat so ihre eigenen Probleme (ernste oder weniger ernste, oft sogar dramatische, auf die Vergangenheit schielend ... oder auf bestimmte Orte der Welt), an die Menschheit sich anzupassen, sie zu überwinden hatte. Es hat noch nie eine problemlose Welt gegeben. Zumindest ist mir keine bekannt. Das gilt für das gestern, das heute und wird auch in Zukunft so sein.


    Insoweit sehe ich auch nicht, dass die ganze Menschheit am Leben scheitern würde, sehe nur andere Probleme. Dass man das so aufgefasst hat, liegt für mich z.B. auch wieder daran, dass jeder seine eigene Vorstellung von dem hat, was ein anderer mit seinen Worten auszudrücken wünscht. Jeder macht seinen eigenen Farbkleks drauf und andere schütten vll. direkt sogar den Farbeimer drüber. Und zu einem kleinen Teil wird auch mit hineinspielen, wenn es um sensible Themen geht, von denen man sich schnell persönlich berührt fühlt.


    Kennen wir doch alle, jemand schreibt etwas und am Ende des Threads behaupten manche (steif und fest und nicht vom Gegenteil zu überzeugen) andere hätten gemeint, geschrieben.


    Vll. kann ich dass mit einem Vergleich darstellen. Wenn jemand einen Thread gestartet hätte, mit der Frage:


    Die letzte Zeit lese ich immer häufiger, dass viele über Rückenschmerzen klagen. Woran kann das liegen?


    Und dann antwortet jemand: Rückenschmerzen, das liegt an den modernen Anforderungen unserer Lebensweise. Mehr und mehr Menschen sitzen viel zu häufig und zu lange, auf ungeeigneten Möbeln vor dem Computer. Und das sowohl beruflich, als auch in der Freizeit. Wir Menschen bewegen uns nicht mehr genug und viele machen auch keinen dazu passenden Ausgleichssport. Das führt langfristig zu Haltungsschäden. Systemisch also.


    Und, was würde im DF passieren? Nicht viel oder?


    Niemand käme (vermutlich) auf die Idee, mir zu antworten:


    Ich sehe im "Rückenschmerzen" auch kein Riesendrama oder Zeichen dafür, dass die ganze Menschheit im Rollstuhl landet. Die übertriebenen Reaktionen auf das "Phänomen Rückenschmerz" in der eigenen Wahrnehmungsblase scheint mir dramastischer als das Phänomen selbst.


    Richtig, @frauchen07, scheint so, aus der Wahrnehmungsblase der Intepreten. Denn Fakt ist, niemand beschrieb das Scheitern der ganzen Menschheit. Man beschrieb es nicht einmal als Drama (unabhängig davon, dass manche es als Drama empfunden haben mögen). Insoweit, sehe ich das mit den übertriebenen Reaktionen und den eigenen Wahrnehmungsblasen doch ziemlich ähnlich. :nicken:

  • Aber Welpenblues klingt halt netter als Überforderung.

    Ist es doch aber auch?


    Schaut man sich das Wort "Überforderung" nämlich mal genauer an, dann birgt das (möglicherweise, als Botschaft) doch die Aussage: "Die Fähigkeiten und zur Verfügung stehenden Möglichkeiten reichen nicht aus, um ein Problem eigenständig zu bewältigen."


    Kommt DAS als Botschaft bei jemandem an, dann nährt das (auch möglicherweise) dessen Selbstzweifel - und das finde ich z. B. weder sinnvoll noch zielführend.


    Für mich ist es ein großer Unterschied, ob ich jemandem sage: "Du bist gerade einfach mit der Situation überfordert.", oder ob ich ihn virtuell "in den Arm nehme" und schreibe: "Hach ja - der "Welpenblues" - dieses Gefühl, zu scheitern/ungeeignet zu sein/die falsche Entscheidung getroffen zu haben kennen so einige andere auch. Damit stehst du nicht alleine. Wo drückt denn der Schuh?"


    Für MEIN Empfinden lade ich damit den Gesprächspartner zu einem Austausch ein - und das hat in dem Moment herzlich wenig mit Bagatellisierung zu tun, sondern mehr damit, denjenigen da abzuholen, wo er gerade steht.


    Meine Meinung.

  • Nun ja, Rosilein - ich wiederhole nochmal:

    Steigende psychische Labilität und schwindende Frustrationstoleranz bei den Menschen.

    Die Leute können immer weniger damit umgehen, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich ausgemalt haben und solche unerwarteten Dinge können immer schwerer kompensiert werden. Sieht man auch in anderen Bereichen des Lebens immer häufiger.

    Das suggeriert zumindest, dass die Menschheit als solche verweichlicht. Immerhin wird dabei nicht nur auf Welpenblues eingegangen, sondern direkt auf schwindende Frustrationstoleranz bei den Menschen und darauf, dass alle Leute immer weniger....


    Schon ziemlich verallgemeinert und verallgemeinernd für meinen Geschmack.


    Bei sowas muss ich immer an Sokrates denken:


    Zitat

    Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

    Früher war alles besser. Wusste man früher auch schon.

  • Die übertriebenen Reaktionen auf das "Phänomen" in der eigenen Wahrnehmungsblase scheint mir dramatischer als das Phänomen selbst.

    Das erscheint mir auch immer mehr so. Wenn ich mir überlege, wie viele sich tagtäglich einen Hund zulegen. Welcher Bruchteil davon im DF oder sonstigen sozialen Medien aufschlägt und wie wenige davon tatsächlich "rumheulen" - eigentlich ein Witz.


    Das sehe ich genauso.


    Dieser Begriff ist einfach nicht definiert.

    Vielleicht muss auch einfach heute alles einen Namen haben.

    Wenn man ein paar Nächte schlecht geschlafen hat weil dass Minitier raus musste und man sich ein bißchen einschränken muss und das dann als "Welpenblues" bezeichnet ist das doch in Ordnung.

    Geht auf jeden Fall schneller als zu sagen: "Ich bin müde da ich nicht genug geschlafen habe und ich musste mich organisieren...etc"


    Die Frage ist ob das Gegenüber einen Welpenblues genauso definiert.


    Wenn jemand allerdings im Zusammenhang mit dem Welpen gar nicht mehr schläft und Heulkrämpfe hat und nicht mehr essen kann würde ich jetzt schon sagen dass da was ganz anderes im Argen liegt.

  • (Bitte nicht persönlich nehmen, das klaue ich mir einfach mal, passt gerade:)

    Schaut man sich das Wort "Überforderung" nämlich mal genauer an, dann birgt das (möglicherweise, als Botschaft) doch die Aussage: "Die Fähigkeiten und zur Verfügung stehenden Möglichkeiten reichen nicht aus, um ein Problem eigenständig zu bewältigen."


    Kommt DAS als Botschaft bei jemandem an, dann nährt das (auch möglicherweise) dessen Selbstzweifel - und das finde ich z. B. weder sinnvoll noch zielführend.

    Genau so etwas meine ich z.B.. Hier beschreibt jemand (eigene oder die von anderen Menschen) Empfindungen beim Vernehmen des Wortes "Überforderung" ...


    Ja, jööööh, huuu, schlimm, schlimm schau, ein Mensch ist mal mit einem Problem überfordert. Also ich glaube so langsam, man ist mit den Begrifflichkeiten schon überfordert :D (nein, das soll nicht bedeuten, ich hätte an den rhetorischen Künsten gezweifelt ;)). Genau das versuche ich die ganze Zeit zu vermitteln. Es sind nicht die Begriffe selbst, sondern was man individuell damit verbindet. Für einige ist Überforderung etwas recht alltägliches, für andere ist es etwas, was man besser gar nicht erst erwähnt.


    Was in Gottes Namen ist schlimm an Überforderung und sich mit dem Thema auseinander zu setzen?


    Das suggeriert zumindest, dass die Menschheit als solche verweichlicht. Immerhin wird dabei nicht nur auf Welpenblues eingegangen, sondern direkt auf schwindende Frustrationstoleranz bei den Menschen und darauf, dass alle Leute immer weniger....

    Nun, das tut sie ja auch (je nachdem, mit was man das vergleicht bzw. aus welcher Perspektive man drauf schaut), also "verweichlichen" (den Begriff hätte ich jetzt so nicht ausgewählt). Zumindest in unseren Breitengraden, in denen wir uns solche Probleme leisten können.


    Das sind doch Luxusprobleme. Das soll selbstverständlich nicht bedeuten, ich nähme Luxusprobleme nicht ernst. Denn das Gefühl z.B. der Überforderung ist existent, ein Mensch leidet darunter (das muss man nicht gegeneinander aufwiegen, Du verstehst? Wollte es nur anschaulicher machen).


    "Schwindende Frustrationstoleranz" in unserer Gesellschaft ist existent. Es gibt viele Zeichen, die das bestätigen, Überforderung ist allgegenwärtig. Das betrifft natürlich nicht jeden, nicht einmal eine Überzahl von Menschen, aber in steigender Tendenz (und leider auch bei sehr jungen Menschen und Kindern). Wie ich ganz zu Anfang schon formulierte, "Welpen-Blues" ist doch nur ein winziges Thema davon.


    Das stilisiert doch die Betroffen nicht zu "schlechten" Menschen? Sondern man sollte sich Gedanken darüber machen, woran das liegt und was man dagegen tun kann (allgemein gemeint, ist selbstverständlich jedem selbst überlassen).


    Früher war alles besser. Wusste man früher auch schon.

    Das ist Deine persönliche Wahrnehmungsblase. Denn auch diese Wertung ist niemals von mir (und m.W.n. auch von niemand anderen) gefallen. Und ich persönlich hatte speziell Dich sogar extra noch darauf hingewiesen, dass es so nicht gemeint ist. Das hatte seinen Grund. Denn zumindest dieser häufig von Dir angesetzte Vergleich/Vorwurf, den hatte ich schon gespeichert (lese ich nicht zum ersten Male).


    Klar, anders kann Dein Gegenüber das ja nicht sehen. Ungebildet, bisserl doof, historisch nicht belesen, enger Tellerrand ... Ja, ja, dann musst man zu der Überzeugung gelangen: "früher war alles besser" :doh:. Hand aufs Herz, denkst Du wirklich ich sei so derart beschränkt in meiner Gedankenwelt?


    Sehr traurig, wenn ich einen solchen Eindruck erwecken sollte ... jupp, in der Tat ...

  • Wenn jemand allerdings im Zusammenhang mit dem Welpen gar nicht mehr schläft und Heulkrämpfe hat und nicht mehr essen kann würde ich jetzt schon sagen dass da was ganz anderes im Argen liegt.

    Das kann im Einzelfall so sein, liegt aber nicht im Ermessen und der Verantwortung der User eines Forums.

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