Wo her kommt der Welpen Blues ?
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Der gesellschaftliche Druck ist enorm. Und ich empfinde ihn heutzutage als wesentlich höher. Dagegen, wie ich oben schon schrieb, wird mehr und mehr ein auch Schwächen zu haben, einem Versagen gleichgesetzt, dem Zeitgeist nicht stand gehalten zu haben. Das war mal m.E.n. anders, in einer Phase zwischen den 70er und bis ca. Mitte der 90er. Doch hier sehe ich einen Schwund, der mir auch logisch erscheint. Denn im Pefektionsmus, einer perfekten Welt mit hohen Ansprüchen hat Schwäche wenig Platz.
Ich muss hier nochmal einhaken in die spanndende Diskussion.
Ich wollte mit meinen Gedanken NICHT zum Ausdruck bringen, dass ich den heutigen hohen Anspruch an den Sorgenden, Erziehenden, Verantwortlichen falsch finde.
Ich finde es gut und richtig, dass Eltern sich für auch für das seelische Wohlbefinden ihrer Kinder in der Verantwortung sehen, dass es nicht mehr nur um "satt und trocken" geht. Dass auch die Persönlichkeitsentwicklung ein Job der Eltern ist. Und übertragen, analog, ähnlich auch bei Hunden. Ich finde es wichtig, den Anspruch zu erheben, dass es dem Tier gut gehen sollte.
Die schwierige Gratwanderung besteht darin, es nicht persönlich zu nehmen, wenn der Teenager oder der Welpe sich grad mal weigern, gefälligst glücklich zu sein :-)
Mich nerven auch immer etwas die abfälligen Bemerkungen über Helikopter-Eltern etc. Klar gibts viele Beispiele, wo es zu weit geht, ja. Sowas gibt es immer. ABER ich finde, natürlich sollen Eltern auf den Putz hauen, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht, natürlich sollten sie auf die Barrikaden gehen, wenn Lehrer ihren Job nicht machen usw.
Noch vor 30, 40 Jahren (als ich in die Schule ging) haben doch die wenigsten Eltern ihren Kindern überhaupt zugehört, waren die Kinder stets selbst schuld an Problemen in der Schule. Und noch davor gabs halt Prügel. Und von wegen "hat uns nicht geschadet". Die emotionalen Wunden, die die Generation meiner Eltern erlitten hat, das hat mit "nichts geschadet" nichts zu tun.
nein, ich finde die Entwicklung in der Erziehung grundsätzlich positiv. Dass man sich drüber lustig macht, ist ein Phänomen, das jeden Wandel begleitet... Alles neue muss lächerlich gemacht werden. Scheint ein kulturelles Universalphänomen zu sein.
Und wie der Welpenblues existieren Helikoptereltern zu 99% auch nur im Internet, die Stories, die kursieren, sind immer von SPON oder Facebook.
Zurück zu den Hunden: Ich finde es gut, dass Neu-Hundehalter alles richtig machen wollen! Und ja, das ist schwer. Und ja, man darf sich auch mal überfordert fühlen. Ein Begriff, dem für mich nichts negatives anhaftet. Ich verstehe Überforderung situativ und nicht als Makel, den der Mensch hat. Es ist sehr wichtig, auf sich aufzupassen und Überforderung rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Da ist nix schlimmes dran.
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Ich hatte das ganz schlimm als Finya (kein Welpe) damals eingezogen ist. Da haben einfach mehrere Dinge zusammen gespielt, so dass ich mit der neuen Situation erstmal völlig überfordert war.
Das ging soweit, dass ich mir eine Frist von 2 Wochen gesetzt hatte - wenn ich das dann noch immer nicht packe, bringe ich sie zurück, weil es ihr gegenüber unfair wäre, aber nach weniger als einer Woche war der Spuk vorbei.
Als Frodo 4 Jahre später eingezogen ist, hatte ich gar keine Probleme.
Da spielen einfach sehr viele Faktoren rein und niemand sollte sich die Freiheit rausnehmen da über andere zu urteilen, wenn er eben nicht alle Fakten kennt.
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Ich weiß, ich glaube, wir sind ziemlich auf einer Wellenlänge.
Mehr Druck muss ja nicht immer negativ sein...
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Mehr Druck muss ja nicht immer negativ sein...
Jahha, nicht immer ...
Nur, das führt uns doch etwas sehr weit weg, wenn ich jetzt auf bestimmte, statistisch festgehaltene steigende Tendenzen hinweise, die offiziell auf eine steigende Überforderung hinzudeuten scheinen bzw. so interpretiert werden ... (und dann unterläge ich noch weiteren Verdachtsmomenten, auf Drama aus zu sein oder gar über Jugend zu schimpfen ...
so interessant das Thema an sich auch ist).
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Früher gabs das nicht.
Ach... Früher war es normal das man bei jeder Gelegenheit viel Alkohol trinkt. Im Vollsuff war es für den Mann auch die einzig anerkannte Möglichkeit mal "weinerlich" zu sein.
Die Frau bekam halt ein paar Pillen. (Meine Oma hatte da so einige... Heute würde das kein Arzt mehr so verschreiben!)
Generell hielt man halt die Klappe, sprach über vieles nicht.
War es darum nicht da? Weil man nicht darüber sprach?
Ich glaube nicht. Ist wie mit dem Baum der im Wald umfällt. Der macht immer ein Geräusch dabei, auch wenn niemand da ist das zu hören.
Der Wunsch nach perfekt sein... Der ist doch keinem unbekannt.
Manche wissend as es nicht gut ist und haben das hinter sich lassen können.
Andere sind erst auf dem Weg zur Erkenntnis.
Wieder andere sind mitten auf dem Weg diesen Wunsch hinter sich zu lassen.
Viele sind noch dabei perfekt sein zu wollen.
Weil einem doch genau das vorgelebt wird! Überall!
Gut aussehen. Erfolgreich sein. Perfekte Wohnung. Drölfzig Superskills haben.
Influencer ist ein Beruf und die Jungs und Mädels arbeiten hart daran ihr "perfektes Leben" passend in Fotos und Videos einzukleiden um es den gläubigen Massen da draußen vorzuführen.
Alles nur Fassade, wie mein Opa früher immer gesagt hat. Aber heutzutage ist diese schöne Fassade doch das wichtigste.
Ich selbst hatte keinen Welpenblues.
Nach 2 Wochen allerdings war ich völlig übernächtigt, ich hatte Heulattacken, ich wollte nicht aufstehen.
Aber nicht wegen Arren, dem kleinen Welpen.
Sondern weil meine Löle so überraschend eingeschläfert werden musste.
Der Welpe war mein Grund aufzustehen. Mein kleines wildes Licht in der Dunkelheit.
Und früher, bzw zum Teil auch heute noch, habe ich laut einigen Menschen einen an der Waffel weil ich so um einen Hund trauere.
Ist doch nur ein Hund! Was stell ich mich denn so an?
Hier im DF ist es normal das wir am Ende des Hundelebens mit unserer Trauer offen umgehen können.
Mit dem Schmerz, der uns zerreißt.
Obwohl jeder hier anders damit umgeht ist es doch völlig okay davon zu schreiben wie schlecht es einem geht. Das man kaum schläft. Das man viel heult. Das man kaum was runterbekommt wegen dem dicken Kloß im Hals.
Das man auch nach Jahren noch ein paar Tränen wegzwinkern muss wenn es um diesen Hund geht.
Warum aber ist es denn so ein Problem wenn man auch das Gefühlschaos des Anfangs mitteilt?
Die Angst diesem neuen, kleinen Lebewesen irgendwie zu schädigen.
Das man es nicht hinbekommt und das kleine Ding wieder weggeben muss.
All das kann lähmen, kann Angst auslösen.
Besonders bei Leuten die noch nie selbst einen Hund hatten, die oft noch garkeinen Hund irgendwie im Leben dabei hatten.
Sicher muss, soll und darf man auch sagen "Hey, komm, steiger dich da nun nicht so rein! Ist keine Raketenwissenschaft!" aber ist es nicht um vieles besser wenn die Leute hier aufschlagen bei diesen Ängsten anstatt das sie halt zum nächstbesten Trainer rennen der dann mit markigen Worten behauptet das Welpenverhalten XY natürlich unterbunden gehört und das am besten gleich noch 2 - 5 Prisen Dominanz in die Hundeerziehung gehört.
Ich persönlich helfe lieber jemand der vor lauter Angst das er versagt und dem Welpen schadet seit 3 Wochen kaum schläft als das ich mich mit jemand rumschlage der meint "Wird schon, Welpe kommt halt bei Abwesenheit ins Bad für die 8 Stunden" und sich sonst auch nicht viel Kopf drum macht.
Ersterem kann ich mit Ratschlägen und mit "Kopf hoch! Und hey, tief durchatmen!" viel besser helfen, denn letzterem ist jeder Rat eh egal und wie es dem Welpen geht juckt ihn auch nicht so wirklich.
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Ich würde gern noch den Aspekt der Bindungsangst mit hineinbringen. Für mich hat es damit was zu tun. Leute mit Bindungsangst können ewig ihren Traumpartner anschmachten, sich ein Bein ausreißen, um sie zu erobern und wenn die/der sich dann tatsächlich auf sie einlässt, sind sie dezent überfordert.
Und so ähnlich läuft es dann auch in anderen Lebensbereichen, wo es darum geht, sich festzulegen. Nach Fritz Riemanns Klassiker "Grundformen der Angst" ist die Angst, sich festzulegen eine dieser Grundformen.
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Ich finde es relativ normal, dass man beim allerersten Hund (Welpe) erstmal "staunt".
Es gibt ja diese Regeln, wann man rausgehen muss und dann schreiben auch Leute: Meiner war dann nach 1 Woche stubenrein.....Es gibt keine Ideale, weder wann der Hund stubenrein wird, noch ob er jemals leinen führig wird, ob er Treppen geht oder nicht, welche Kommandos er beherrschen soll... etc.
Das ist zwanghaft. Du bekommst den Welpen und dann lebt man sich zusammen.
Es ist alles sehr verkopft teilweise, Bauchgefühl ist oft gut und besser.
Im Kindergarten schon Bewertungen und nach 5 Tagen wird beim Welpen auch schon versucht zu bewerten... Zu viel Anspruch an sich selber und den Hund!
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Manche wissend as es nicht gut ist und haben das hinter sich lassen können.
Andere sind erst auf dem Weg zur Erkenntnis.
Sehr gut formuliert!
jemand der vor lauter Angst das er versagt und dem Welpen schadet seit 3 Wochen kaum schläft als das ich mich mit jemand rumschlage der meint "Wird schon, Welpe kommt halt bei Abwesenheit ins Bad für die 8 Stunden" und sich sonst auch nicht viel Kopf drum macht.
Auch da gibt es wieder viele Facetten dazwischen.
Bindungsangst
Weiß nicht, ob man das gleichsetzen kann.
Zu viel Anspruch an sich selber und den Hund!
Auch eine Möglichkeit.
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Ich denke, Unsicherheit ist auch ein großer Faktor. - Und die Erfahrung der Gewissheit, dass alles schon werden wird, sozusagen eine optimistische Grundhaltung, die nicht jedem gegeben ist, vor allem den Zweiflern an vielem. (Wobei Zweifel manchmal ja auch positiv sein kann, aber Verzweifeln an vielem eher ungesund, da wünsche ich manchen mehr "Gottvertrauen" oder "Es ist noch immer gutgegangen", kann leider die kölsche Version nicht.)
L. G.
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