Wo her kommt der Welpen Blues ?

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen . Aber ich glaube meisten ist der sogenannte "Welpenblues" einfach nur ein Moment der Überforderung. Weil man das irgendwie loswerden möchte schreibt man sein Leid in ein Forum und nimmt an das man dort verstanden wird. In der Umwelt wird man Unverständnis ernten oder siehste habe ich dir doch gesagt. Manchmal reicht ein aufschreiben schon oder zu hören das der Hund sich normal verhält, am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder anders aus.


    Außerdem ist Welpe nicht gleich Welpe. Es gibt sie schon, die kleinen süßen Nervensägen. Mit meinen eigenen Hunden hatte ich nie diesen Blues. Aber es gab schon Pflegehunde, gerade die Welpen, wo ich mich gefragt habe, warum tust du dir das an ? Das vergeht wieder. Ich gehe mal davon aus das es bei mir nicht an einer psychischen Labilität liegt, denn die meisten der Welpis liefen hier unkompliziert mit, aber es gab auch die anderen.


    Was ich aber bestätigen kann, das manchmal das eigene Anspruchsdenken, Perfektionismus hinderlich ist. Während ich bei meinen eigenen Hunden viel Wert auf Erziehung gelegt habe, liefen die Pflegies hier oft nur mit. Sie lernten nur was nötig ist und waren oft am Ende trotzdem besser erzogen als meine Hundis |)

  • "Schwindende Frustrationstoleranz" in unserer Gesellschaft ist existent.


    Das glaube ich nicht. Viel zitiert - definitiv. Aber ist es deswegen wahr?


    Wenn ich mir überlege, wie meine Kindheit und Jugend so aussah. Hm.

    Klar, die Menschen waren weniger offen. Irgendwas passte nicht? Gegenüber Kindern und "Schwächeren" gabs rechts und links eine verpasst. Für mich spricht das durchaus nicht für eine "höhere Frustrationstoleranz". Lediglich für einen anderen Umgang damit.


    Und ab und an sollten wir uns mal vor Augen halten, dass sich die äußeren Umstände und der Umgang mit vielen Sachen verändert haben. Was nicht bedeutet, dass die Menschheit jetzt schwächer ist.


    "Schwindende Frustrationstoleranz" in unserer Gesellschaft ist existent. Es gibt viele Zeichen, die das bestätigen, Überforderung ist allgegenwärtig.

    Das sind für mich zwei verschiedene Sachen. Überforderung kann auch ohne schwindende Frustrationstoleranz auftreten.


    Und bezüglich ironisch/sarkastisch/passiv-aggressiv:


    Für mich ist das weder ironisch noch sarkastisch und schon gar nicht passiv-aggressiv.


    Früher (wann auch immer das für jeden einzelnen war), war alles besser. Menschen waren früher härter im Nehmen. – sagen die einen.

    Für mich waren sie teilweise und verständlicherweise anders im Umgang mit Gefühlen und abgestumpfter.


    Zeit für Zweifel und Ängste gab es nicht. Man hat sich nicht so in Gefühle „reingesteigert“. – sagen die einen.

    Ich weiß von vielen, dass sie sowohl Zweifel als auch Ängste hatten aber diese entweder nicht zulassen konnten oder einfach nicht offen darüber gesprochen haben. Die Zeit und die Gefühle waren teilweise durchaus da. Nur der Raum und der Mut darüber zu sprechen nicht. Hat sich dann eben anders geäußert.


    Für mich ist das „früher war alles besser“ oftmals einfach eine Verklärung und eine merkwürdige Entschuldigung für eigenes Verhalten und eigene Unfähigkeiten.


    Ebenso wie „mir hat es nicht geschadet, geschlagen zu werden“. Wenn also jemand selbst zuschlägt oder Gefühle nicht zulassen kann, nicht öffentlich zulassen kann – tja, ist doch normal. Die Prägung hat denjenigen doch zu der supertollen Persönlichkeit gemacht, die er ist. Also muss es ja irgendwie eigentlich gut sein.


    Und Leute, die eben nicht laut werden oder zuschlagen, die nicht wegschauen, wegsperren - sondern stattdessen vielleicht einfach Tränen vergießen und vielleicht auch mal schlechter schlafen - eben weil sie anders sind, als "Früher" - die sind direkt vollkommen unnormal, brauchen professionelle Hilfe. - nach Meinung einiger.


    Nicht meine Meinung.

  • Die "schwindende Frustrationstoleranz" kommt evtl. daher, dass man heute viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat für das eigene Leben.


    Man muss nicht mehr alles aushalten, hinnehmen und ertragen, man kann sich wehren, man kann etwas ändern, man kann die Umstände beeinflussen.


    Natürlich bedeutet das, auch mehr Verantwortung zu haben, mehr eigene Entscheidungen treffen zu müssen - also eine hohe Belastung.


    Aber für mich eine positive Entwicklung unserer Gesellschaft. Auch wenn es vielen Angst macht.

    Freiheit und Individualität hat halt auch seinen Preis.

  • Es wurden ja auch "Luxusprobleme" angesprochen.


    Wenn ich das mit dem Hintergrund der existenziellen Probleme betrachte, mit dem die Generationen vor mir (meine Oma war z. B. Jahrgang 1899) befasst waren - da blieb überhaupt kein Raum für irgendwelche tieferen Gedanken zu Erziehung von Kindern; Erst recht nicht für Erziehung von Hunden.


    Frust war mit Sicherheit vorhanden - er hatte nur keinen Raum, weil andere Sachen wichtiger waren. Kinder satt bekommen z. B.


    Sich mit einem Hund überhaupt befassen zu KÖNNEN - auch eine "luxuriöse Begleiterscheinung" der heutigen Zeit.


    Die Möglichkeiten, die sich heute und hier bieten, geben der Verantwortung andere Prioritäten.

    Eine wesentliche Priorität ist hier Empathie.


    Das ist ein Qualitätsgewinn, aber keine Verweichlichung.

  • Danke für diesen wunderbaren Beitrag :herzen1: Besser kann man das nicht formulieren.

  • Wenn ich das mit dem Hintergrund der existenziellen Probleme betrachte, mit dem die Generationen vor mir (meine Oma war z. B. Jahrgang 1899) befasst waren - da blieb überhaupt kein Raum für irgendwelche tieferen Gedanken zu Erziehung von Kindern; Erst recht nicht für Erziehung von Hunden.

    Genau. Es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, dass ich den Luxus habe, meine eigenen Gefühle und die anderer Lebewesen wertzuschätzen.


    Von daher fuchst es mich immer ganz gewaltig, wenn es so durchklingt, als wäre es "früher" "besser" gewesen... die Menschen rücksichtsvoller, höflicher, stärker, fähiger, mit mehr Bauchgefühl, was weiß ich was da immer alles kommt.


    Ich frage Leute, die so argumentieren immer, in welcher Zeit sie gerne leben würden. Gerade Frauen sollten sich das sehr gut überlegen, bevor sie in die Zeitmaschine steigen.

  • Von daher fuchst es mich immer ganz gewaltig, wenn es so durchklingt, als wäre es "früher" "besser" gewesen... die Menschen rücksichtsvoller, höflicher, stärker, fähiger, mit mehr Bauchgefühl, was weiß ich was da immer alles kommt.


    Ich frage Leute, die so argumentieren immer, in welcher Zeit sie gerne leben würden. Gerade Frauen sollten sich das sehr gut überlegen, bevor sie in die Zeitmaschine steigen.

    Und mich fuchst es ganz gewaltig, diese gedankliche Verbindung, dass solches jemand überhaupt angedeutet hätte.


    In dem Moment, wo man eine Diskussion in diese Richtung leitet, heraushebt, es in Kontext setzt, dass es keine besseren Zeiten gegeben hat und dass es uns doch heutzutage, und vor allen Dingen in unseren Breitengraden aussergewöhnlich gut ginge, klingt es für mich immer so durch, als sei einem heutigen Leid die Daseinsberechtigung genommen.


    Damit tritt ein unausgesprochener "Stellt Euch nicht so an, erinnert Euch an das Leid Eurer Vorfahren, oder in Terrorgebieten, oder in armen Regionen ..." in den Raum. Immer und unvermeidlich. Real gedacht, oder nur empfunden.


    Deswegen bekomme ich schon die Krise, wenn jemand meint erwähnen zu müssen: "Ja, ja, früher war alles besser". Denn genau dann nimmt eine Diskussion eine solche Richtung. Ok, brauchen wir uns nicht weiter drüber zu unterhalten, früher war eh alles schlimmer, man wurde dran erinnert, fertig, aus die Maus.


    Denn jetzt unterhält man sich über das Leid von früher.


    Mag diese Vergleich nicht, egal von welcher Seite her sie. Mag sie nicht als ernst gemeintes Argument, mag sie nicht als Sarkasmus und nicht als Totschlagargument. Leid wird und wurde zu jeder Zeit empfunden, gefühlt. Leid ist für mich keine Frage von Berechtigungen und Zeiten.


    Das ändert nichts daran, dass unsere Zeiten gut sind.

  • Aber warum führst du denn dann schwindende Frustrationstoleranz an? Bzw. wiederholst und betonst das? Damit weist du doch auf früher hin und kurbelst die Diskussion darum noch an.

  • In dem Moment, wo man eine Diskussion in diese Richtung leitet, heraushebt, es in Kontext setzt, dass es keine besseren Zeiten gegeben hat und dass es uns doch heutzutage, und vor allen Dingen in unseren Breitengraden aussergewöhnlich gut ginge, klingt es für mich immer so durch, als sei einem heutigen Leid die Daseinsberechtigung genommen.

    Oh, ja das hast du recht, das könnte man so herleiten. Das ist aber genau NICHT das, was ich meine. Im Gegenteil. Ich halte es eben nicht für "besser" dass die Leute früher mehr ausgehalten haben. Aushalten mussten. Ich glaube nicht, dass sie dadurch resilienter waren oder wurden. Sie mussten nur mehr unterdrücken.


    Ich habe manchmal geschluckt, wenn ich die Kindheit meiner Tochter mit der meiner Mutter vergleiche, die vor Bomben zitternd im Keller sass, mit 8 Jahren alleine die Geschwister versorgte, weil Vater im Krieg und Mutter tagelang verschwunden, dann als der psychisch schwer angeknackste Vater zurückkam ging es erst richtig los... Ganz objektiv hat meine Mutter sehr viel mehr Leid erfahren als meine Tochter.


    Trotzdem nehme ich Sorgen, Nöte und Ängste meiner Tochter ernst und sehe, dass auch sie vor großen Herausforderungen steht.


    Leid ist individuell, persönlich. Leid kann man nicht relativieren.


    Auf gar keinen Fall wollte ich das ausdrücken!

  • Aber warum führst du denn dann schwindende Frustrationstoleranz an?

    Hhhm ... weil wir auch heutzutage - und trotz der Zeiten - gesellschaftliche Probleme haben, mit denen man sich beschäftigen könnte, auch wenn Grossmutter einst noch ganz andere Probleme hatte? Und sie sich zu unterschiedlichen Zeiten anders darstellten, auswirken? Zweifelst Du daran, dass Zeit immer eine Rolle spielt, auch ohne solche Kehrschlüsse ziehen zu müssen, wie hier ständig "angedeutet" wurde?


    https://www.bazonline.ch/leben…0-sekunden/story/19468449

    Aktuell sinken die Raten, dagegen steigt (soll zumindest so sein) z.B. wieder die nach aussen gerichtete Gewalt (in zunehmenden Masse betrifft es jüngere Menschen und es wird heftiger).


    Hhhm ... jetzt kann man sich natürlich darüber streiten, denn "sinken" und "steigen", und Statistiken, die betreffen natürlich auch oft schon wieder Zeitdimensionen, klar ...


    Und dann wären noch die Zahlen zu Erkrankungen, wie Depressionen:

    https://www.bundesgesundheitsm…sgefahren/depression.html

    (Mist, auch hier wird wieder von steigenden Tendenzen gesprochen .. Zeit, es ist halt schwierig ihr aus dem Weg zu gehen)


    Was soll denn mein Fazit Deiner Meinung nach sein? Weder schwindet noch kann etwas ansteigen? Weil heute heute ist? Oder wenn man über solche Themen diskutiert, dann soll man das nicht tun, das provoziert nur wieder: "ja, ja, die Jugend von heute taugt halt nichts mehr" oder man geht davon aus, dass der Gegenüber so denken würde? (Selbst wenn man zig mal erwähnt hatte, dass dem nicht so sei? Also man trotzdem Recht behalten möchte, weil es nicht anders sein kann, dass Dein Gegenüber in solch eine Richtung denkt? Oder was wird das hier?)


    Nein, nein, ist alles super ... ich finde das auch immer sehr aufmunternd und hilfreich, wenn man auf die Probleme in anderen Regionen oder Zeiten hinweist, wenn man sich solchen Themen nähert. Das hilft bestimmt und belebt Diskussionen, denn erst dann wissen die Menschen wieder, wie glücklich sie eigentlich sind :nicken: :bindafür:


    Aber eigentlich beendet es sie nur. :winken:

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