Wo her kommt der Welpen Blues ?
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Bei manchen Beiträgen kommt man echt nicht aus dem Kopfschütteln heraus.
Ich weiß grad nicht, wie ich das schöner/netter formulieren soll:
Ich sehe hier zwei gegensätzliche "Gruppen". Die einen, die sowas nie erlebt haben und von einer Verweichlichung der Menschen und psychischen Problemen schreiben, und die anderen, die Verständnis für was auch immer das ist haben und es teilweise auch schon selbst erlebt haben.
Wie soll man da auf einen Nenner kommen oder wenigstens sowas wie Verständnis erhoffen?
Es ist schlicht ein Phänomen der neuesten Neuzeit - vermutlich begann es mit der Popuplarität von Foren und Facebook - da nämlich, wo man plötzlich am Perfektsein gemessen wird - öffentlich.
Ich bin seit 2006 im DF - und ich sag dir, dass dieses Phänomen erst seit einigen Jahren überhaupt besprochen wird. Da fällt es schwer, wenn man plötzlich eine bislang unentdeckte Krankheit namens "Welpenblues" ernst nehmen soll.
Ich kenn das selbst, dass man sich nen Kopf macht beim ersten Hund. Lag bei mir vor allem daran, dass meine Eltern damals rigoros dagegen waren und mir jede Unterstützung nicht geben wollten. Also ist nicht so, dass ich nicht weiß, was Sorgen sind, dass etwas nicht klappt. Aber da hatte ich trotz allem keine Ausfälle im Sinne von Ess-, Schlaf- oder sonstwas Störungen.
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Für mich spielen die neuen Medien eine große Rolle beim Welpenblues.
Heute tauscht man sich pausenlos aus und lies/hört von Welpen- Hundeerziehung in einer Perfektion ... dadurch entsteht einfach ein zusätzlicher Druck, der nicht sein müsste.
Früher, als ich Kind war , kam ein Welpe in die Familie und dann war der halt da. Der wurde einfach groß und war da, fertig.
Heute, und ich lasse mich da echt mitreißen..., bereitet man sich vor, informiert sich über die Rasse, es gibt Regeln was der Welpe wann und wie darf ...
Bei uns zieht in 2 Wochen ein Welpe ein und 2 Tage später kommt schon der Trainer zur Einzelstunde damit alles mit dem Ersthund klappt
Es ist einfach kein Platz mehr für Sorglosigkeit ...
Ich hab offen gesagt ein Problem mit dem "früher".
Früher bei meinem Ur-Großonkel, wurden Tiere einfach generell respektiert. Ja, sie waren alle Nutztiere - aber der Umgang mit ihnen war respektvoll und angepasst. Trotzdem hatte selbst der langjährige Bauer eine Heidenangst vor den Gänsen.... (weil er ihre Körpersprache nicht verstand)
Und dann gibt es noch das Früher, wo Welpen und Kitten ersäuft oder gesteinigt wurden. Und das Früher, wo es Schläge und Tritte gab. Das Früher, wo Tiere keinen Tierarzt gesehen haben, sondern ne Kugel oder Schaufel reichte, wenn sie krank wurden. Wo sie an der Kette lagen.
Also so richtig super finde ich die vermeintliche damalige "Sorglosigkeit" nicht.
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KOMM MAL KLAR. Da ist ein Hund eingezogen - sonst nichts. Das ist ein nettes, soziales Lebewesen, was man als Hobby hat.
Das sagt dir keiner. Weißt du was ich (fast) überall zu hören bekam? Ein Hund? Sooooo viel Verantwortung! Ihr könnt niiiiie wieder weggehen. Ihr könnt nicht mehr spontan sein. Alles ändert sich. Der brauch soooo viel Auslastung.
Kaum einer hat sich einfach gefreut, dass hier bald ein Welpe einzieht.
Vielleicht ist es einfach eine Mischung aus psychischer Sensibilität, zu hohen Ansprüchen an sich selbst und einem Umfeld, dass einfach immer zu allem eine Meinung hat.
Und ich bin gespannt, ob es mich auch trifft.
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Ich kenne den Welpenblues nur aus dem Forum. Bei keinem meiner Hunde, auch nicht bei dem wirklich kranken, verhaltensauffälligen Welpen Hamlet, hab ich je einen solchen dramatisch beschriebenen Zustand der Selbstauflösung erlebt.
Auch wenn ich Zweifel und Hadern in gewissen Grenzen vollkommen natürlich finde, gibt mir spätestens die Schuldverschiebung wirklich zu denken.
Da ist das Internet Schuld. Die endlosen Informationen. Die zu geringen Informationen. Der dubiose Züchter. Die falsche Tiervermittlung. Die neugierige Gesellschaft. Die kritischen Gesetze. Die Anderen, die gucken. Die Anderen, die hören. Die Anderen, die ...
Hauptsache nicht die eigene Person und Persönlichkeit, die da ganz offenbar nicht mit Verantwortung und der Beschneidung der eigenen Selbstverwirklichung zugunsten eines anderen Lebewesens klar kommt. Aus welchen Gründen auch immer.
Damit will ich auf keinen (!) Fall die Existenz von Depressionen, Burn Out und anderen psychischen Erkrankungen weg- oder klein reden. Gerade nicht im Bezug zum Thema Hund, wie es für einige (die dies geschrieben haben) hier bittere Realität ist. Diese Fälle gibt es, unumstritten.
Ich bin nur fest davon überzeugt, dass in der absoluten Mehrzahl der Fälle von "Welpenblues" die oben genannte Schuldverschiebung als Strategie genutzt wird, um die eigene Unfähigkeit und / oder den eigenen Unwillen jemand oder etwas anderem in die Schuhe zu schieben. Das ist leichter, als an der eigenen Person zu arbeiten (arbeiten zu müssen, weil man selbst und niemand und nichts sonst Schuld hat).
Selektive (und unreflektierte) Wahrnehmung bei der Informationsbeschaffung und Auswertung der Informationen, eigene Selbstdarstellung bei der Planung und Inszenierung sowie keine ausreichende Selbstreflexion bei der Beurteilung eigener Möglichkeiten, Fähigkeiten und Wünsche, sind hier Stichworte, die mir dann immer durch den Kopf schießen. Und natürlich ein erhebliches Maß an fehlender Frustrationstoleranz und Kompromissbereitschaft.
Um meine Gedanken dazu einmal in sehr klare Worte zu fassen. Ich kann nämlich bei vielen Niederschriften auch nur fassungslos den Kopf schütteln, auch wenn ich weiß dass das eigene Leidempfinden an einem ganz persönlichem und nicht an irgendeinem generellen Richtwert bemessen wird.
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KOMM MAL KLAR. Da ist ein Hund eingezogen - sonst nichts. Das ist ein nettes, soziales Lebewesen, was man als Hobby hat.
Das sagt dir keiner. Weißt du was ich (fast) überall zu hören bekam? Ein Hund? Sooooo viel Verantwortung! Ihr könnt niiiiie wieder weggehen. Ihr könnt nicht mehr spontan sein. Alles ändert sich. Der brauch soooo viel Auslastung.
Kaum einer hat sich einfach gefreut, dass hier bald ein Welpe einzieht.
Vielleicht ist es einfach eine Mischung aus psychischer Sensibilität, zu hohen Ansprüchen an sich selbst und einem Umfeld, dass einfach immer zu allem eine Meinung hat.
Und ich bin gespannt, ob es mich auch trifft.
Es "trifft" einen nicht. Es ist eine - in meinen Augen - Entscheidung, sich in die Opferrolle zu begeben.
Wie gesagt - ich hab ja meine Geschichte vom ersten eigenen Hund geschrieben - ich habe auch nur "mach das bloß nicht" und "auf uns brauchst du nicht bauen, das musst du alles ganz allein hinbekommen" zu hören bekommen. Und ja, ich hab mir ein paar Tage hart Gedanken gemacht. Aber es ist definitiv eine grundsätzlich psychische Haltung sich dann in ein "oh mein Gott, ich kann das alles nicht und ich renn in eine Depression" fallen zu lassen. (Und ja, ich weiß, was Depressionen sind. Nur, falls jemand denkt ich rede von einer Krankheit, die ich vom Papier kenne.)
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Gut, dass ich meinen ersten DSH schon mit 12 bekam, da macht man sich über nichts Gedanken und macht halt einfach viel nach Bauchgefühl.
Welpenblues hatte ich nie, es gab halt mit dem Welpen in der ersten Zeit gute Tage und schlechte/nervige Tage, aber das ist ja normal.
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Ich finde, da kommen ganz viele verschiedene Faktoren zusammen, die einen Begriff geschaffen haben. Obs ein Phänomen ist weiß ich gar nicht so genau.
1. Ja - die (Frustrations-)toleranz sinkt in vielen Bereichen. Als Beispiel seien die Nervthreads hier angeführt, da sieht man das, finde ich, recht schön. Möglicherweise einfach ein Kind einer schnellen Zeit, in der man von überalle her Botschaften erhält und lernt, die in Windeseile mit „gefällt mir/gefällt mir nicht“ zu bewerten.
2. Es gibt mehr Plattformen für Austausch und weniger Hemmungen, auch mal über die nicht so schönen und perfekten Sachen zu kommunizieren.
3. Mit noch einem schönen plastischen Begriff, unter den man so alle Formen des Unwohl- oder Ängstlichseins mit oder Ärger über ein kleines Wesen zusammen fassen kann, ist dann auch schnell ein „Problembewusstsein“ geschaffen. Und hat ein passendes Etikett. Mit dem sich in der schnellen Zeit der vielen Botschaften gut und einfach kommunizieren lässt. Womit ich übrigens tatsächliche Angst- oder Gemütserkrankungen oder massiven Perfektionismus nicht meine. Dass die durch eine Lebensumstellungen wie einen Welpen zuerst nochmal Futter bekommen ist aus meiner Sicht logisch. Obs von Letzterem nun mehr gibt als früher - dazu würde ich gerne erstmal ein paar Studien sehen.
4. Und wegen Punkt 1 wird sich dann halt auch schnell mal über den Begriff oder das „Gejammere“ aufgeregt. Was die Diskussionen dann nochmal aus anderer Sicht befeuert. -
KOMM MAL KLAR. Da ist ein Hund eingezogen - sonst nichts.
Wie war denn dein Gefühl beim ersten eigenen Hund? Kein Angriff und ich hab einen Welpen-Blues auch noch nie erlebt und stimme dir an sich völlig zu. Da ist "nur" ein neues Familienmitglied, ich liebe Welpen und mit ihnen die Welt zu entdecken und weiß eh, dass Hunde absolut in mein Leben passen und dass auch Sorge und Training und Charakter und Yipieh und Zusammenwachsen dazu gehört
Aber wenn man viel überdacht und durchdacht hat und viel gelesen hat und es gut machen will und unsicher ist und die Situation nicht kennt und dann beim quer lesen oft genug "oh, so bloß nicht" liest... Und auf der anderen Seite auch sehr viel Vorfreude und Erwartungshaltung und bekommt man das hin... Ich kann es verstehen. Auch wenn ich es nie erlebt habe, ich kann es verstehen. Es ist nicht "nur" ein Hund, gerade wenn man nicht mit Hunden aufgewachsen ist und eh "drin" ist, es wirft ja schon das Leben durcheinander und fordert viel Verantwortung und dass man in der Öffentlichkeit kein katastrophales Bild hinterlässt und der Hund in den Alltag passt. Und da muss ein Welpe erst mal hinkommen.
Ich (!) wusste bei den letzten eingezogen Hunden, sie einfach ankommen zu lassen, wie wir die Welt entdecken, was mir (!) wichtig ist (z.B. kein Sitz Platz Fuß), dass ein Welpe für mich auch spielen darf und frei Welt entdecken fernab irgendwelcher Regeln oder Ruherituale und wann es Sinn macht, Pause zu machen und wann es zu viel wird. Und dass mir Umorientierung und Vertrauen am wichtigsten sind und vor allem dieses "wir gemeinsam"... und welche Rassen da rein passen. Ich genieße die Welpenzeit einfach, egal ob der reinpieselt, dass er vieles nicht kennt, mal ne Unsicherheitsphase hat, mir im Haus nachläuft oder die Konzentrationsfähigkeit einer Eintagsfliege hat... Das gehört einfach dazu und ist völlig in Ordnung. Niemand ist perfekt, niemand funktioniert nach Schema F und das ist völlig gut so.
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Ich geb dir recht. Es ist in gewissem Maße auch immer die eigene Entscheidung, wie ich damit umgehe. Ja, es wird eine Umstellung. Ja, mein Leben ändert sich. Ja, ich übernehme Verantwortung. Und ich mache das einfach. Wird sicher nicht immer einfach und immer schön. War es bei den Katzen auch nicht. Da gab es Dramen, da gab es durchweinte Nächte und viel Stress. Und ich möchte keine Sekunde missen.
Aber man muss der Mensch dafür sein und das aushalten können. Manche haben glaube ich einfach mal nötig, hier den "Druck" abzulassen. Manche brauchen eine Aufmunterung. Manche ein "beiß die Zähne zusammen und halte durch". In der heutigen Gesellschaft ist es nicht mehr selbstverständlich, dass man das vom Freundeskreis oder der Familie bekommt. Dann landen die hier und hoffen auf Hilfe. Was ich verstehe.
Und ich glaube, das Thema ist sehr vielschichtig. Und lässt sich leider nicht virtuell lösen so lange man nicht die Beteiligten persönlich kennt und einschätzen kann, was denn gerade gebraucht wird, um wieder auf Kurs zu kommen.
Ich habe mich sehr genau informiert und habe einen Plan A, B und C. Und wenn alles nicht funktioniert finde ich sicherlich Plan D. Ich bin aber auch so ein Mensch, der - selbst wenn er in ein Loch fällt - sich nicht allzulang im Selbstmitleid suhlt, sondern nach dem Ausgang sucht. Das kann nicht jeder. Und auch das verstehe ich und kann ich akzeptieren. Nur muss dann die Lösung lauten, dass ich mir professionelle Hilfe suche oder den Hund wieder abgebe, wenn gar nix mehr geht. Meine Meinung.
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Bei manchen Beiträgen kommt man echt nicht aus dem Kopfschütteln heraus.
Ich weiß grad nicht, wie ich das schöner/netter formulieren soll:
Ich sehe hier zwei gegensätzliche "Gruppen". Die einen, die sowas nie erlebt haben und von einer Verweichlichung der Menschen und psychischen Problemen schreiben, und die anderen, die Verständnis für was auch immer das ist haben und es teilweise auch schon selbst erlebt haben.
Wie soll man da auf einen Nenner kommen oder wenigstens sowas wie Verständnis erhoffen?
Es sagt doch keiner dass es sowas nicht gibt. Jeder macht sich Gedanken wenn ein neues Lebewesen einzieht. Wenn man plötzlich Verantwortung übernehmen muss dafür. Aber wenn das krankhafte Züge annimmt a la nicht mehr essen können, den Sinn im Leben nicht mehr sehen, man nurmehr am Heulen ist, etc. sollte man sich Hilfe suchen. Denn das ist nicht normal. Der Viel zitierte Babyblues liegt an den Hormonen kurz nach der Geburt, das hat man beim Welpeneinzug einfach nicht. Was es gibt ist die Wochenbettdepression. Und da wird einem gleich bei Entlassung gesagt man solle sich bei den ersten Anzeichen einer dauernden Überforderung melden und einen Psychologen aufsuchen. Weil es eine Krankheit ist und professionelle Hilfe braucht.
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