Hündin im Dauerstress

  • Hallo ihr Lieben!


    Leider habe ich ein Problem mit meiner Hündin. Kurz die Eckdaten: Mischling, klein, aus Spanien (vermutlich Terrier / Dackel), 6 1/2 Jahre alt. Kastriert. Bei uns seit ziemlich genau 6 Jahren.


    Fibi ist im Dauerstress. Sie kommt einfach nicht runter.


    Sie wacht, und das sehr intensiv. Mit einem Ohr ist sie ständig bei der Umgebung, bei jedem nicht zuzuordnenden Geräusch ist sie sofort auf 180, bellt und ist sehr aufgeregt. Von Türklingeln und Besuch nicht zu reden.

    Wenn mein Mann nicht da ist, wird das ganze noch intensiver. Da reicht das kleinste Knacken. Kommt er dann tatsächlich heim, ist es ähnlich wie bei Besuch. Wird es Abends spät (oder er ist über Nacht weg), kann sie sich sogar nicht mal im Körbchen entspannen und horcht die ganze Zeit (siehe oben).


    Dazu kommt die Nachbarin, die leider absolut keine Ahnung von Hunden hat und auch nicht versteht, wenn sie mal nicht an die Hunde soll. Leider ist sie auch der Typ Hunde-Aufdreher, die immer mit spitzer Stimme spricht und lockt. Zusätzlich hat sie immer Leckerli dabei... Sie ist die Tante von meinem Mann und wir teilen uns ein Grundstück, daher kann ich hier nicht zu viel einwirken.

    Ab und zu wird Fibi von der Dame betreut und das macht es auch nicht besser. Sie lobt dann bei Bellen / Melden und lässt sich nicht erklären, warum das nicht gut ist. Sie meint, sie ist eben ein guter Wachhund und das muss so sein. Man merkt da auch, das sie schon Älter ist und sie Hunde eher als Hofhunde etc. kennt.

    Nicht falsch verstehen, ich mag sie wirklich gerne und wir verstehen uns gut! Auch deshalb kann ich sie nicht vor den Kopf stoßen. Ich bin schon froh, das ich ihr beibringen konnte, nicht einfach jeden Mist zu füttern...

    Fibi steht dann auch gerne mal (längere Zeit) an der Terrassentür und glotzt, ob die Tante vielleicht kommt. Bis man es bemerkt und sie wegschickt.


    Unser Alltag ist immer sehr durchwachsen, mal ist sehr viel los, mal wenig. Mal 1 Kind, mal 2 Kinder. Urlaube, Wanderungen, Ausflüge. Und das lässt sich leider auch nicht so einfach ändern.


    In der Anfangszeit, in der wir nur zu Zweit mit dem Hund waren, sah das noch ein bisschen anders aus. Wir haben in einer Wohnung gelebt, wo sie auch sehr schnell verstanden hat, das zum Beispiel Geräusche aus dem Flur nicht bemerkenswert sind. Hier im Haus und mit der Nachbarin und allen anderen Umständen hat sich das stetig potenziert.


    Übrigens ist das Bellen etc. ganz klar Unsicherheit. Sie will nicht angreifen / vertreiben und ist nicht aggressiv. Es ist eher "Oh mein Gott, komm mir bloß nicht zu nahe!".


    Mittlerweile fängt sie an, sich an einer Stelle am Bein das Fell auszurupfen. Man merkt, das sie wirklich gestresst ist! Ich kann das mit einem Kommando unterbinden, wenn ich es mitbekomme. Es gibt aber auch Zeiten, wo sie alleine ist...

    Beim letzten Besuch beim Tierarzt (vor ca. 2 Wochen) habe ich das angesprochen. Gesundheitlich ist sie vollkommen in Ordnung. Er meinte, er würde versuchen, das Knabbern abzustellen mit einem Mittel gegen Juckreiz. Wenn das nichts bringt und es wirklich vom Stress kommt, dann gibt es da entsprechende Tabletten. Ich finde das aber nicht so gut...


    Was wir bis jetzt dagegen getan haben:

    Management: Auf die Decke schicken, ggf. auch anbinden. Beim Kingeln darf sie nicht mit raus. Besuch wird nicht begrüßt (klappt garicht bei der Nachbarin, wenn man nicht nebendran sitzt oder sie angebunden ist). Liegen auf strategisch wichtigen Plätzen (Blick zur Tür) ist verboten.

    Schimpfen hilft nicht. Positive Bestätigung hilft nicht. Beides über einen längeren Zeitraum versucht...


    Ich bin mir im Moment echt unsicher, ob das Leben bei uns wirklich noch schön für die ist. Sie kommt wirklich überhaupt nicht runter... Aber was tun? Hat vielleicht jemand das gleiche Thema? Oder einen tollen Tipp, wie wir das Ganze nochmal neu angehen können?

    • Neu

    Hi


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    • Beim letzten Besuch beim Tierarzt (vor ca. 2 Wochen) habe ich das angesprochen. Gesundheitlich ist sie vollkommen in Ordnung.

      Wurde denn auch die Schilddrüse kontrolliert?

    • Schimpfen hilft nicht. Positive Bestätigung hilft nicht. Beides über einen längeren Zeitraum versucht...

      Wann genau habt ihr geschimpft? Wie sehr habt ihr geschimpft? Bzw. was wurde wie und wann belohnt?

      Wenn das Verhalten nach dem Schimpfen nicht weniger oft gezeigt wird, war der aversive Reiz nicht groß genug und wenn belohntes Verhalten nicht öfter gezeigt wird, war die Belohnung zwar nett, aber kein Verstärker.

      Für sie ist das Bellen/Wachen/Vertreiben dann deutlich verstärkender, als alles andere.

      Ihre Motivation ist also ein "Kommt mir nicht zu nahe" - wie sehr wird sie im Alltag, abseits von der Wach-Situation von dir/euch geführt und beschützt? Hat sie einen sicheren Rückzugsort (vllt. eine Höhle)?

      Was machst du sonst so mit ihr, Sport, Hobbies, wie wird sie körperlich und geistig beansprucht?


      Generell würde ich da eher zu einem Trainer raten, der sich eure Situation zu Hause ansieht. Da gibts so viele Variablen, die man selbst einfach oft übersieht und der neutrale, geschulte Blick von außen ist bestimmt hilfreicher als herumraten hier im Forum.

    • Schilddrüse wäre auch mein Tipp - schau mal bei Facebook, da gibt es eine sehr gute Gruppe "Schilddrüse und Verhalten beim Hund". Da gibt es wirklich gutes und geballtes Wissen rund um die SD beim Hund - leider bestimmen die meisten Tierärzte immer noch viel zu wenig Werte und wissen allgemein nicht wirklich gut über die SD Bescheid.


      In dieser Gruppe kannst du nachfragen und dir ein bissi "Basiswissen" anlesen, gleichzeitig gibt es eine Liste von TÄen, die fit sind in Sachen SD..........

    • Ich würde auch ein Schilddrüsenprofil machen lassen. Viele Hunde entwickeln nach einer Kastration eine Schilddrüsenunterfunktion die u.a. mit Verhaltensveränderungen einhergeht.

    • Wenn das nichts bringt und es wirklich vom Stress kommt, dann gibt es da entsprechende Tabletten. Ich finde das aber nicht so gut...

      Du kannst den Hund natürlich auch abgeben, wenn dir das lieber ist. Ich habe mit Tabletten gegen Stress nur gute Erfahrungen gemacht.

    • Ich würde es auch nicht völlig ausschließen, am Anfang mit Medikamenten oder anderen Mitteln zu unterstützen - einfach, damit der Hund die ersten Schritte auf dem Weg zum entstressen besser schafft. Sie ist ja bestimmt auch total übermüdet, und ein Hund, der nicht schläft, wird nicht nur krank, sondern ist natürlich eh völlig überreizt.


      Hier noch ein paar Threads, in denen du ggf. Hilfe finden könntest.


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      Ansonsten würd ich auch anstreben, die Schilddrüse abzuklären. Das können aber nicht alle TA, gerade eine leichte "subklinische" Unterfunktion (die auch zu Überreizung führen kann) wird von Haus-TA gerne mal negiert. Oder sie nehmen eh nur einen Wert und sagen dann, es ist alles ok.


      Und vielleicht doch mal gucken, wie der Alltag so aussieht, ob ihr den ruhiger gestalten könnt (einerseits) aber den Hund hundgerecht beschäftigen, wenns noch nicht geschieht (andererseits).

    • Ich kann mich auch nur allen anschließen ,die dir raten, vor allem anderen schleunigst die Schilddrüse kontrollieren zu lassen. Meine eh sehr temperamentvolle Hündin wurde in Fibis Alter regelrecht ein Nervenbündel, scheinbar völlig ohne akuten Anlaß. Es war dann eine schwere Unterfunktion der Schilddrüse - seit die eingestellt ist, ist sie wieder völlig die alte.

    • Danke schonmal für eure vielen Antworten.


      Schilddrüse ist ein guter Tipp. Hatte ich sogar schonmal gelesen in dem Zusammenhang, aber total vergessen. :fear:


      Und dann versuche ich mal, die anderen Sachen zu beantworten.


      Strafen war immer ein scharfes Nein oder Schluss. Beides kennt sie und sie ist dann auch wirklich kurz ruhig. (In dem Moment belohnt) Aber es geht dann weiter, wenn der Reiz nicht rum ist. Oder sie setzt nochmal einen nach. Körperlich bedrängen, wegschicken etc. auch, da fällt sie sofort deutlich in's Beschwichtigen. Wufft aber trotzdem weiterhin. Wenn ich neben ihr bleibe und ihr die Hand auf den Rücken lege, ist es das Gleiche. Es gefällt ihr nicht, sie wird leiser, aber gewufft wird immer noch. Noch härter Strafen als wir es schon versucht haben möchte ich nicht. Gewalt ist keine Lösung.

      Da sie nicht so sehr Futterfixiert ist, bringt selbst hochwertige Belohnung nichts. Auch Ball werfen / Beiß-Seil bringt nix. Wuffen kann man auch mit Ball in der Schnute... :ugly:


      Man merkt auch richtig, das das Zwanghaft ist. Sie kann das manchmal garnicht unterdrücken, es ist wie ein Reflex. Wenn unsere Tür piept, weil jemand den Fingersensor benutzt hat, kommt das richtig aus dem Nix.


      Es ist einfach der ultimative Kick...


      Beschäftigt wird sie mit Spaziergängen, Schnüffeltraining und Impulskontroll-Übungen. Also Seil werfen, dabei muss sie sitzen bleiben und auf die Freigabe warten. Oder ich verstecke und sie muss nach Freigabe suchen. Klappt sehr gut! Hilft auch sehr beim starken Jagd-Trieb.


      Eine Zeit lang war sie ein Ball-Junkie. Ich habe das vor Allem am Anfang viel genutzt, als ich aber gemerkt habe wie schlimm es wird, habe ich es eingestellt. Hat sicher auch nicht zu einem entspannten Gemüt beigetragen. Heute wüsste ich es besser!


      Sie ist total entspannt bei Hundesichtungen. Ich habe von Anfang an immer fremde Hunde geblockt und darauf geachtet, das sie nicht bedrängt wird. Menschen, Fahrräder etc. werden ignoriert. Es darf sie niemand einfach so anfassen. Schon gar keine Fremden. Hören tut sie sehr gut.


      Generell ist sie schon immer so aufgedreht. Von Anfang an. Wenn wir tricksen etc. spult sie immer alles ab was sie kann und ist auch da total drüber. Deswegen machen wir das nicht mehr so oft.

      Sie kennt nur 2 Gangarten... Rennen und stehen. Einfach nur ruhig mitlaufen klappt nur, wenn sie wirklich müde ist.


      Territorial motiviert ist sie garnicht. Im Restaurant zum Beispiel können fremde Hunde ohne Probleme an uns vorbei. Liegt aber vielleicht auch daran, das ich niemanden zu uns lasse...

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