Spaziergänge/Fressen vom Boden/Leine

  • Hallo, Pia,

    zum Glück wohne ich in einer sehr ländlichen Gegend (Altmark), die Spaziergänge finden ausschließlich im Wald statt, wo ich keine Giftköder befürchten muß. Wenn meine Beiden dann mal Kot von Wildtieren fressen, ist das für mich auch nicht so schlimm. Sie werden regelmäßig entwurmt, und wie Du schon gesagt hast, gehört das zum normalen Verhalten des Hundes dazu, auch wenn es für uns eklig ist. Insofern bin ich nicht in der Situation, dies eigenmächtige Fressen unterbinden zu müssen. Ich hatte ja der Threadstellerin auch geschrieben, das das nur nötig ist, wenn mit Giftködern zu rechnen ist.

    Um unser Tierheim herum sind nur Felder, da liegt kaum Kot oder sonst was Verlockendes.

    Früher habe ich in Köln gewohnt, damals habe ich meinen Hunden aus Sicherheitsgründen strikt verboten, irgendetwas Gefundenes zu fressen. Vorgegangen bin ich da nach der Methode, die ich zu Anfang auch geschildert habe. Also zuerst ohne Ablenkung (zu Hause) etwas Gutes auf den Boden vor den Hund legen, Hund daran hindern, es zu nehmen; irgendwann kuckt der Hund mich erstaunt an, dann bekommt er den Super-Super-Super-Jackpot ( meist Rinderhack oder ein Stück Pansen) in Verbindung mit einem Markerwort. Dann kann man das steigern, z.B. etwas auf den Boden legen, wenn der Hund nicht im Raum ist, dann ein Geräusch machen, von dem ich weiß, daß der Hund dann angesaust kommt (z.B. Kühlschranktür). Ich bin in der Nähe der Leckerei, wenn der Hund sie im Hereinkommen sieht, sage ich das Markerwort, er kuckt mich an und bekommt seinen Jackpot. Das kann man dann im Garten üben und irgendwann auch beim Gassi.

    Ob das auch funktioniert, wenn der Hund außerhalb meiner Einwirkung ist, weiß ich nicht so recht. Vermutlich nicht. Aber meiner Meinung nach sollte er das eigentlich nie sein.


    Momentan habe ich bei meinem Cooper (Dobermann-Pitbull-Mix) ein anderes Problem: Grasfressen. Nicht so ein bißchen, was viele Hunde tun, sondern er schluckt ca. 30 cm lange harte Halme, die ich ihm dann als daumendicken kotverschmierten Strang aus dem Hintern ziehen muß, weil er das selber nicht rauskriegt. Unser TA meinte dazu nur: "Wir haben schon Hunde deswegen aufgemacht!"

    Da weiß ich aber noch nicht so richtig, wie ich ihm das abgewöhnen kann - vielleicht hast Du oder ein Anderer dazu eine Idee?


    Zur Fährtenarbeit: Du hast vollkommen recht, wenn es Dich fasziniert. Mich auch. Ich staune immer wieder ( auch nach ca. 30 Jahren noch) über die Fähigkeiten der Hundenase. Das kann ich Dir nur wärmstens empfehlen. Zu Anfang braucht es aber Anleitung durch einen erfahrenen Fährtenleger. Wenn Du in der Nähe einen Hundesportverein hast, der das anbietet, dann versuch es doch mal. Das geht eigentlich mit jeder Rasse, wir hatten sogar mal einen Chihuahua im Verein, der hat gefährtet wie ein Weltmeister (sah total putzig aus!).

    Es ist wirklich ganz toll, und vor allem für den Hund unglaublich befriedigend und auslastend. Nach einer schwierigen Fährte sind meine Hunde immer richtig platt, dann wird erstmal selig gepennt.

    Aber wenn wieder die Fährtenutensilien ins Auto gepackt werden, solltest Du mal die leuchtenden Augen sehen!

    Für meine Hunde ist Fährtenarbeit das Schönste auf der Welt.


    LG,Gisela

  • Hallo Gisela,


    da hast du aber ein Glück mit deiner Wohnsituation und dein Hund natürlich auch. Würde ich so wohnen wäre die ganze Thematik bei mir und meinem Hund wohl auch nicht so groß gewesen. Aber meiner war halt leider ein Staubsauger. Mittlerweile können wir aber sehr entspannt unterwegs sein. Nur Hinterlassenschaften von Menschen kann er (noch) nicht widerstehen. Diese sind aber meistens durch Taschentücher gut gekennzeichnet, so dass ich sie sehe bevor er dran ist. Und einfach ins Gebüsch laufen wo ich ihn nicht sehe gibt es einfach nicht.


    Das Grasfressen könnte so viele Ursachen haben und die würde ich auch wirklich finden wollen. Mich wundert die Aussage deines Tierarztes ehrlich gesagt sehr. Also nicht der Inhalt, da hat er Recht, dass kann auch gefährlich werden bei immensen Mengen. Was mich verwundert, dafür kommen auch einige physische Ursachen in Frage und die hätte er mit dir durchsprechen müssen. Und bei diesen würde ich auch ehrlich gesagt anfangen, wenn das Verhalten plötzlich auftrat und sich sonst nichts im Umfeld des Hundes geändert hat und man somit erst mal Ursachen wie Stress oder Über- oder Unterforderung eher ausschließen kann.

    Wie alt ist Cooper denn? Und könntest du das Grasfressen mal genauer beschreiben? Also stellt der sich hin und schaufelt das Gras regelrecht rein oder grast der eher gemütlich wie eine Kuh. Oder schnappt er sich immer wieder mal ein Büschel während des Laufens. Von welchen Mengen Gras reden wir so pro Tag? Macht er es überhaupt täglich? Wann hat dieses Verhalten angefangen und war es gleich so massiv wie aktuell oder hat es sich langsam gesteigert?

    Im gewissem Maße ist auch Grassfressen ganz normal. Wenn es aber wirklich schon deiner Meinung nach bedenkliche Mengen sind die er da aufnimmt, würde ich das unterbinden. Hier würde ich eher mit Management arbeiten und eben auf Ursachenforschung gehen. Also ganz unspektakulär Abrufen und wenn er wieder anfängt nochmal abrufen und anleinen. Dann nach einer Minute wieder ableinen und das Spiel geht von vorne los. Oder auch z.B. schlichtweg weiter schicken wenn er das Fressen anfängt.

    Und natürlich auf zu einem Tierarzt, der dich da ernst nimmt - es gibt einfach so viele Ursachen dafür, die man durchsprechen muss. Und dann eben nach „Ausschlussverfahren“ mit den wahrscheinlichsten anfangen.


    Das Fährtenarbeit enorm viel Spaß macht, glaube ich sofort. Aber was das betrifft mangeld mir es momentan wirklich auch schon an der Zeit. Unter der Woche würde ich das nur in meine Mittagspause (2h) reinbekommen und das ist von der Zeit her doch eher schwierig, weil es müsste ja auch noch wirklich in der Nähe sein, damit ich nach exakt 2 Stunden wieder da bin. Und am Wochenende verbringe ich meine Zeit wegen Fernbezeihung ehrlich gesagt mit meinem Lebensgefährten. Aber Gizmo wird auch so ganz gut beschäftigt. Aber es gäbe noch so viel mehr was ich gerne machen bzw. ausprobieren würde und die Zeit dazu nicht habe (oder sie mir am Wochenende nicht nehmen will).


    Ich hoffe du findest heraus warum Cooper so viel Gras frisst und beschreibe mir sein Verhalten gerne mal genauer.


    Lg

  • Hallo, Pia,

    danke für Deine Antwort. Also Cooper ist zwei Jahre alt und wurde in unserem Tierheim abgegeben. Der Besitzer hatte ihn bei Ebay gekauft, nach einer Woche hat es wohl einen Vorfall gegeben, angeblich hat Cooper ihn wild angeknurrt und die Zähne gefletscht. Da hat er Angst bekommen und ihn bei uns entsorgt. (wir mußten ihn abholen, weil er sich nicht getraut hat, ihn ins Auto zu setzen)

    Über sein Vorleben wissen wir nichts, aber er war weder gechipt noch geimpft oder entwurmt, vermutlich hat er in seinem Leben noch nie einen TA gesehen. Wohnung kannte er gar nicht, er hat sich die ersten Wochen wie ein Welpe benommen, nur eben mit 35 kg! ( alles Greifbare wurde angefressen bzw. zerfetzt, die Decke vom Bett und durch den Flur gezogen, der Staubsauger attackiert, alleinbleiben ging gar nicht usw.). An der Leine gehen kannte er auch nicht, er ist jedesmal mit vollem Speed gegen das Leinenende geknallt.

    Jetzt ist er knapp 5 Monate bei uns, er hat in der Zeit tolle Fortschritte gemacht. Aber es ist noch viel Arbeit.


    Das Grasfressen macht er eher so beiläufig, im Vorbeilaufen, so schnell, daß man nicht rechtzeitig reagieren kann. Deswegen macht Abrufen oder Weiterschicken leider auch keinen Sinn. Ich habe ihn draußen immer an einer 8m-Flexi, weil er einen enormen Jagdtrieb hat (wir haben ein großes, sicher eingezäuntes Grundstück, wo sich die Hunde im Freilauf austoben können).

    Ich könnte das nur verhindern, wenn ich ihn ganz kurz halten würde, oder mit Maulkorb. Er macht es auch nicht jeden Tag. Aber bisher habe ich noch nicht herausfinden können, woran es liegt, wenn er es macht. Wenn ich versuche, ihm die Halme aus dem Maul zu ziehen, schluckt er natürlich nur umso schneller. Tausch gegen Leckerli funktioniert auch nicht. Seltsamerweise frißt er nur so lange, harte Halme, auf dem heimischen Rasen macht er das (zum Glück) nicht. Er macht das von Anfang an, gesteigert hat sich das nicht, eher etwas gebessert, weil ich mehr aufpasse (mittlerweile erkenne ich schon öfter Stellen, die ihn reizen und kann ihn dann vorher kurznehmen).

    Einmal sah es aus wie eine Übersprungshandlung, da wollte er hinter einem Hasen her, die Leine hat das verhindert, im nächsten Moment hat er sich Grashalme geschnappt. Aber das war, wie gesagt, nur einmal.


    Was für physische Ursachen kämen denn da infrage?

    Aus meiner Sicht könnte es vielleicht mit Streß zusammenhängen, denn er hat Dobermann-typisch nicht die besten Nerven. (Vom Dobermann die Sensibilität, vom Pitbull den Sturkopf - eine interessante Mischung und eine echte Herausforderung! Er sieht auch sehr lustig aus, eleganter Dobi-Körper mit dickem Pitbull-Kopf!)

    Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir zur Ursachenforschung noch etwas sagen könntest.


    LG,Gisela

  • Hallo Gisela,

    entschuldige meine späte Antwort meine Woche war sehr stressig.


    Oh je was für ein armer Kerl, da will man wahrscheinlich gar nicht wissen wie sein Start ins Leben aussah.... Schön, dass er bei dir jetzt sein für immer Zuhause gefunden hat. Mit dem ganzen Infos nun, hört sich das für mich schon stark nach Grasfressen als Sressabbau und zum Teil auch bestimmt als Übersprungshandlung an. Dennoch würde ich den gesundheitlichen Aspekt trotzdem mal in gewissem Maße abklären. Wurde von ihm mal ein großes Blubild gemacht? Wie sieht es mit seiner Verdauung aus? Übergibt er sich häufiger und wie sieht sein Stuhlgang aus? Ich würde einfach mal mit einem TA häufige physiologische Ursachen durchgehen. Also Verdauungsprobleme, Magenentzündung, Darmparasiten, Leber- und Nierenwerte, Nährstoffmangel etc. und schauen, ob davon etwas in Frage kommt. Wenn das alles auszuschließen ist, kannst du dir eigentlich ziemlich sicher sein, dass es eher psychische Ursachen hat. Aus meiner Erfahrung heraus wird bei vielen körperlichen Ursachen eher dagestanden und das Gras an einer Stelle wie blöd gefressen oder wenn’s Ihnen halt einfach schmeckt mal gemütlich gegrast.

    Bei den Hunden die das Gras schon fast zwanghaft während des Laufens aufnehmen, waren eher seltener körperliche Ursachen vorhanden und wir haben das mit Änderungen im Tagesablauf gut weg bekommen.


    Wie sieht denn so ein Tag in Coopers Leben aus? Könntest du mir das bitte mal so grob mit Zeitangaben schildern.

    Würdest du sagen es hat sich nur gebessert, weil du ihn jetzt besser lesen kannst bzw. seine bevorzugten Stellen schon vorher siehst oder findest du er macht es auch von sich aus weniger? Ich würde tatsächlich gar nicht versuchen ihn das abzunehmen, wenn er doch etwas erwischt, nicht das er in diese Erwartungshaltung kommt „ich muss das immer ganz schnell runterwürgen sonst will Frauchen mir das wegnehmen“. Tauschen finde ich allgemein nicht die beste Lösung, egal um was es geht. Hatte mal eine Dame bei mir im Training, weil ihr Hund beim Gassigehen allesmögliche angebracht hat um zu „tauschen“.


    Liebe Grüße Pia

  • Hallo, Pia,

    Du mußt Dich nicht entschuldigen, alles gut. :)

    Also Blutbild wurde gemacht, alles ok, er war ziemlich verwurmt (Kotprobe wurde untersucht). Verdauung war komplett durcheinander, er braucht ein Diätfutter vom TA (Royal Canin, Gastro-Intestinal). Nachdem er sich bei uns etwas eingelebt hatte und die Würmer beseitigt waren, habe ich nochmal versucht, ihn auf normales Futter umzustellen - ging leider nicht, sofort wieder Durchfall. Also bleiben wir dabei.

    Parasiten, Leber- oder Nierenerkrankung ect. scheidet aus, Hinweise auf Nährstoffmangel haben wir auch nicht. Vermutlich sind es wirklich die Nerven.

    Zum Tagesablauf:

    der ist eigentlich recht regelmäßig. Gegen 7 Uhr laß ich die Hunde in den Garten, damit sie ihr erstes Geschäft erledigen. Nach unserem Frühstück gibt es einen einstündigen Waldspaziergang (ca. 8 - 9 Uhr), dann gibt es Futter, Mo,Mi,Fr gehe ich danach ins Fitneßstudio, an den anderen Tagen bin ich entweder zuhause oder wir machen Fährte. ( Ich bin nicht mehr berufstätig wegen meiner kaputten Bandscheiben).

    Wenn ich unterwegs bin, ist meistens mein Mann zuhause (er ist schon Rentner), so daß die Hunde nur sehr selten allein bleiben müssen. Nach dem Mittagessen gibt es nochmal eine Stunde Wald, meist fahre ich direkt im Anschluß zum Tierheim, meine Beiden schlafen dann dort im Auto. Dann nach Hause, evtl. noch ein Spiel im Garten, oder ZOS, dann gibt es Futter/Abendessen. So gegen 21.30 nochmal zum Pullern in den Garten, danach ist "Schicht im Schacht".

    Er regt sich aber über seltsame Sachen auf, z.B. den Eichelhäher. Den gibt es bei uns recht häufig, und sobald Cooper im Wald diesen Ruf hört, wird er nervös. Keine Ahnung, warum.

    Er hat auch einen starken Jagdtrieb und spult sich sofort hoch, wenn er Wild wittert oder sogar sieht. Dann ist es schwierig, ihn wieder einigermaßen zu beruhigen.

    Es ist tasächlich besser geworden, weil ich mehr aufpasse und gefährliche Stellen oft schon vorher erkenne. Dann halte ich ihn da weg.

    Ihm etwas abzunehmen, versuche ich auch nicht mehr, weil es eher den gegenteiligen Effekt hat (genau wie Du sagst: er schlingt es nur um so schneller runter).

    Ich würde auch am ehesten auf Streßabbau / psychische Ursache tippen.

    Ich muß wohl einfach immer sehr aufpassen und hoffen, daß es sich mit der Zeit von selber bessert, wenn er sich (hoffentlich) psychisch ein bißchen stabilisiert.

    Aber er hat auch schon große Fortschritte gemacht: das Alleinbleiben ging zuerst gar nicht, obwohl Pico dabei ist. Mittlerweile ist das kein Problem mehr. Er versucht nicht mehr, mit Staubsauger oder Rasenmäher zu kämpfen, und meine Schuhe sind inzwischen auch (meistens) sicher!


    LG,Gisela

  • Verdauung war komplett durcheinander, ...


    Und wenn er deswegen Gras frisst? Mein Rüde hatte im Alter Magenprobleme, öfter mal Sodbrennen und gerade im Winter war ich immer auf der Suche nach restlichen Grasbüscheln, denn er fraß auch nur eine bestimmte Sorte. Habe danach wenigstens einmal am Tag meine Gassirunden ausgesucht, weil das Gras das er mochte nur am Waldrand wuchs. Ihm hat das Gras fressen gut getan, wobei ich ihm zu Hause natürlich auch mit passenden Futterkomponenten geholfen habe, aber das mit dem Gras war wichtig für ihn. Fand ich auch besser, als wenn er aus seiner Not heraus mein Schilf kurzgefressen hat, weil hier sonst nichts an Gras wächst, was er mag.

  • Hallo Gisela,

    schön dass diese häufigen Ursachen bei euch ausscheiden. Dennoch hatte er ja vor nicht all zu langer Zeit anscheindend ganz schöne Probleme mit der Verdauung und diesen Punkt würde ich hier auch nicht als Auslöser gänzlich ausschließen.

    Von eurem Futter habe ich schon oft gehört, dass es Hunden mit Verdauungsstörungen(zum Teil mit langen Leidensgeschichten) gut bekommt, ich persönlich würde es aufgrund seiner Zusammensetzung und seines Herstellungsprozesses nicht füttern (Das soll in keinster Weise ein Angriff sein, ich bin der Meinung jeder sollte das füttern mit dem er sich wohlfühlt und was sein Hund verträgt). Aber da sind wir schon beim nächsten heiß umstrittenen Thema Ernährung. Worauf ich hier hinaus wollte, ich denke das so ein "Spezialfutter" oft nur Symptome abschaltet, aber eben nicht die Ursache behebt. Wurde sich denn schonmal seine Darmflora angesehen mittels eines Durchfallprofils (bestimmte Kotuntersuchung)? Denn oft wenn eben genau hier was nicht stimmt werden die Hunde zu kleinen Kühen....

    Zu eurem Tagesablauf, der klingt so jetzt erst mal nicht nach zu viel und auch nicht zu wenig, aber das ist für jeden Hund anders zu bewerten. Es kommt ja auch darauf an ob ein Hund daheim wirklich Ruhen kann. Gerade bei so stressanfälligen Hunden. Wie ist das so bei Cooper? Wie verhält er sich daheim, kann er liegen bleiben wenn ihr Räume wechselt? Kommt er denn so auf seine 18 Stunden Ruhen und Schlafen pro 24h?

    Gerade wenn ein Hund so schnell hochfahren kann und auch immer wieder mal in Situationen nicht zu beruhigen ist hat er sicherlich einen erhöhten Pegel an Stresshormonen. Die tragen dann natürlich auch wieder dazu bei, dass das Nervenkostüm stabiler wird. Ein Teufelskreis...

    Ich würde hier gezielt an seinen Auslösern arbeiten. In eurem Fall auf jeden Fall Anti-Jagd-Training (ich hasse dieses Wort, denn man wird den Jagdtrieb nie aus dem Hund bekommen, man kann ihn nur umlenken). Hierfür wirst du wahrscheinlich nicht drum rum kommen dir einen guten Trainer zu suchen. Da unbedingt darauf achten, dass dieser nicht mit aversiven Methoden ran geht. Frage vorher nach den Methoden. Für mich die beste ist folgende: dem Hund wird schrittweise beigebracht, dass Stehen am Auslöser (also eigentlich nichts anderes als Vorstehen) das für ihn lohnenswerteste Verhalten ist. Gleichzeitig muss ein bombensicher Rückruf aufgebaut werden und der Hund muss auch anderweitig in einem kontrollierten Rahmen jagdlich beschäftigt werden.

    Bei dem Ruf vom Eichelhäher vielleicht mal ganz klassisch mit ner Gegenkonditionierung arbeiten (Gibts Videos auf YouTube von dem seinen Rufen?).

    Überprüfe doch mal wie viel Cooper tatsächlich ruht/schäft und reduziere ein bisschen seinen Alltag. Gib ihm mehr zum Kauen und schau, dass er viel schlafen kann. Sollte er allgemein schlecht zur Ruhe kommen muss Ruhe einfach gelernt werden.


    Das wären hier so meine ersten Ansätze. Aber es bleibt wie gesagt nur eine Ferninterpretation und das ist immer so eine Sache. Probiers doch mal für den Anfang mit mehr Ruhe und Kauen, starte mit der Gegenkonditionierung des Eichelhähers und achte darauf Situationen die ihn aufregen/aufdrehen lassen zu vermeiden. Aber lass unbedingt auch mal einen erfahrenen Trainer sich ihn anschauen gerade wegen des Jagdtriebes, ich denke dass erspart euch viel Zeit auch wenn es etwas teurer ist.


    Ich hoffe dir hilft etwas davon und vor allem Cooper :)

    Lg Pia

  • Hallo,Pia,

    sehr lieb, daß Du Dir soviel Mühe machst, herzlichen Dank!

    Mit Coopers Ruhezeiten zuhause ist das wirklich noch nicht optimal, aber es bessert sich. Zuerst war er eigentlich den ganzen Tag "auf den Beinen", aber mittlerweile liegt er auch schon friedlich schlafend auf seiner Decke, wenn ich z.B. in der Küche arbeite oder am Laptop sitze. Wenn ich unterwegs bin, liegen beide Hunde bei Herrchen im Arbeitszimmer und schlafen. Auch,wenn er im Auto warten muß, schläft er tief und fest. Aber wenn ich im Haus umherlaufe, also eine gewisse Unruhe herrscht, fällt es ihm noch sehr schwer, liegen zu bleiben. Aber ich denke, das bessert sich weiter, wenn er mehr Vertrauen gewinnt. 5 Monate ist wohl für ein Sensibelchen mit schlechten Erfahrungen nocht nicht so viel, und er regt sich ausgesprochen gerne auf!

    Bei Cooper wurde ein "großes Kotprofil" (Laboklin) gemacht, mit folgender Befundinterpretation:

    "Die hohe Konzentration nachgewiesener Chlostridien kann im Zusammenhang mit Flatulenzen und Meteorismus" (war beides bei Cooper sehr ausgeprägt) "auf Dysbakterien hinweisen, die diätetisch anzugehen sind".

    Da die Symptome verschwunden sind, seit er das Schonfutter bekommt, dachte ich eigentlich, daß die Problematik damit behoben ist. Er hat auch eine "Kur" mit normalen Darmbakterien bekommen.

    Würdest Du trotzdem noch ein anderes Kotprofil machen lassen?

    Kannst Du mir auch noch sagen, was Du Negatives über das Futter bzw. die Herstellung gehört hast? Das interessiert mich sehr.


    LG,Gisela

  • Hallo Gisela,

    entschuldige, ich hatte wieder eine sehr stressige arbeitsreiche Woche...

    Was das Ruhen daheim betrifft, ist es toll, dass ihr da schon so große Fortschritte gemacht habt. Dennoch würde ich bei so einem leicht stressbaren und schnell auf äußere Reize reagierenden Hund hier noch intensiver für wirkliche Entspannung zuhause sorgen. Auch konditionierte Entspannung wäre bestimmt eine gute Sache für euch. Wenn ein Hund so leicht aufdreht arbeite ich gerne damit. Klar sagt man dann nicht das Entspannungswort und es ist wieder Ruhe, aber für mich hört sich das schon so an, dass Cooper wenn er hochfährt den „Zustand des aktiven Denkens“ verlässt und das ist immer eine schlechte Trainingsgrundlage, da so natürlich auch kein Lernen mehr möglich ist. Mit dem Entspannungssignal hat man dann zumindest die Chance, wenn es wirklich gut aufgebaut wurde den Hund wieder ein Stückweit runter zubekommen und schafft es, dass er wieder in den Zustand des Denken könnens gelangt und somit kann man dann auch an Alternativverhalten arbeiten. Man muss dafür natürlich immer den richtigen Moment erwischen und dann auch schnell reagieren, denn sonst ist die Aufregung wieder ganz schnell oben.

    Probiere doch auch mal aus, wie Cooper auf Isometrische Übungen reagiert. Die helfen vielen Hunden auch in Situationen die sie in leichten Stress versetzen. Jeder Hund reagiert an einer anderen Stelle am besten auf den Druck. Meiner legt sich ziemlich schnell hin, wenn ich leichten Druck auf seine Schulterblätter ausübe, reagiert dafür aber so gut wie gar nicht an seinen Schenkeln.

    Zu dem Futter sage ich dir gerne, warum ich es nicht füttern würde, möchte aber nochmal betonen, dass das sowieso ein ganz schwieriges heiß diskutiertes Thema ist und ich da jede andere Meinung akzeptiere und finde jeder sollte füttern wie er möchte.

    Meine Meinung ist hier, dass was das betrifft oftmals viel zu wenig nach der tatsächlichen Ursache geforscht wird, sondern einfach mal Royal Canin gegeben wird und damit hat sich die Sache. Warum der Hund aber ohne dieses Futter Verdauungsprobleme hat wird in den meisten Fällen nie diagnostiziert. Wenn nämlich z.B. „nur“ die Darmflora das Problem ist, kann es einfach nicht die Lösung sein dauerhaft dieses Futter zu geben. Da wäre für mich ganz klar der Weg Darmflora wieder normalisieren und dann muss auch wieder ein „normales“ Futter vertragen werden. Wenn Unverträglickeiten der Grund sind wäre für mich der erste Weg eine Ausschlussdiät und sicherlich nicht eine Leben lang ein Spezialfutter zu geben. Wenn entzündliche Prozesse im Darm stattfinden, muss man m.M. nach auch schauen durch was diese ausgelöst werden. Diese können ja z.B. durch Unverträglichkeiten auf das Futter oder Stoffe in der Umwelt ausgelöst werden, können aber auch genauso gut psychische Ursachen haben oder mit einer Autoimmunerkrankung oder Schilddrüsenerkrankung zusammenhängen. Das meinte ich mit Symptome werden abgeschaltet, aber die Ursache selbst wurde nie berücksichtigt. Auch sehe ich hier kritisch, das i.d.R. der TA selbst dieses Futter vertreibt und somit oft daran mitverdient. Und immer wenn jemand an etwas selber verdient frage ich mich wie unvoreingenommen da dann die Beratung tatsächlich ist...

    Was Royal Canin betrifft gibt es mehrere Gründe warum ich es nicht füttern würde:

    1. die Deklaration ist mir zu ungenau. Es ist überhaupt nicht ersichtlich zu welchen Anteilen der jeweilige Inhaltsstoff enthalten ist.

    2. Dieses Futter wird nach wissenschaftlichen Standards produziert, nur wie kamen diese Standards zustande? Mit Studien, die entweder vom Hersteller selber oder zumindest mit großzügiger finanzieller Unterstützung dieses Herstellers durchgeführt wurden. Es gibt dazu keinerlei unabhängige Studien.

    3. Meiner Meinung nach ist man mit diesem Futter ganz weit entfernt von einer natürlichen Ernährung. Jede einzelne Komponente in dem Futter ist im Labor verändert worden und zwar so, dass der Hund sie verträgt. Wie funktioniert das? I.d.R. werden die Proteine hydrolisiert, d.h. die Moleküle werden mittels Hydrolyse in kleinere Bestandteile zerlegt und somit erkennt der Körper des Hundes sie nicht mehr als allergieauslösende Stoffe. Also wird der Körper der diesen Stoff eigentlich nicht verträgt „ausgetrickst“. Klingt erst mal super und überzeugend. Doch das hat auch Veränderungen in der Verdauung zufolge. Denn die Herstellungsweise des Futters nimmt dem Körper Arbeit ab, denn die Aufspaltung der Proteine findet schon bei der Produktion und nicht erst während der Verdauung statt. Wenn man Proteine hydrolisiert schmecken diese bitter, was dann wieder die Zugdabe von künstlichen Aroma- und Geschmacksstoffen nötig macht, damit der Hund es gerne frisst. Auch werden die Mikroteilchen der hydrolisierten Inhaltsstoffe bei der Produktion häufig zerstört und somit müssen dann wieder viele Mineralstoffe und Vitamine künstlich hinzugefügt werden. Ist für mich nichts anderes, als wenn ein Mensch diese dauerhaft über Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen würde. Warum steht auf Nahrungsergänzungsmitteln für Meschen denn immer, dass diese keine Alternative für eine gesunde und ausgewogene Ernährung sind, aber bei Hunden soll es ok sein, wenn diese ein Leben lang künstlich hinzugefügte Stoffe bekommen?

    4. Hauptbetsndteil des Futters ist Reis, also Kohlenhydrat. Es gibt mit Sicherheit Hunde, die besser mit einer Kohlenhydratreichen Nahrung klarkommen und bei denen es falsch wäre, wenn der Hauptbestandteil des Futters Fleisch wäre. Aber allgemein ist ein Hund eher Carnivore als Omnivore. Klar kann ein Hund besser Getreide und Kohlenhydrate verwerten als ein Wolf. Ein gewisser Anteil an Kohlenhydraten ist für mich bei Hundefutter auch wichtig, schon alleine wegen der Glycose, die ja auch nachweislich gut ist für z.B. bessere Impulskontrolle (Ein voller Glycosespeicher macht es dem Hund leichter Impulsen zu widerstehen). Ernährung ist für mich so ein individuelles Thema, dass ich dieses bei jedem Hund eben auch ganz individuell angehen würde. Warum ist also für viele TA bei Hunden mit Verdauungsstörungen, die ganz unterschiedliche Ursachen haben, Royal Canin die Einheitslösung?

    5. Dies ist mehr ein ethischer Grund. RC gehört zur Mars Inc. also zu einem der 10 größten Konzernen, die unsere Supermärkte füllen und somit den Markt kontrollieren. Ich persönlich mache um diese Riesen einen großen Bogen. Auch gibt Mars Inc. für die Entwicklung bestimmter Produkte immernoch Tierversuche in Auftrag und auch solche Firmen unterstütze ich nicht. Auch RC direkt werden Tierversuche nachgesagt. Wie z.B. dass gesunden Tieren Nieren entfernt oder absichtlich beschädigt werden, um die Wirkung von Spezialfutter zu erforschen. In wie weit das aber der Wahrheit entspricht kann man so nicht nachvollziehen, es gibt auch andere Berichte in denen man liest wie unglaublich gut es den Versuchstieren von RC geht.


    Entschuldigung, ist wieder ein sehr langer Text geworden. Hast du denn schon etwas an eurem Alltag verändert und wenn ja hat sich auch Cooper verändert? Ich würde mich freuen, wenn du mal berichtest, falls du etwas von meinen Tipps ausprobierst.


    Liebe Grüße Pia

  • Hallo, Pia,

    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

    Die Formulierung, daß Cooper "den Zustand des aktiven Denkens verläßt", trifft es genau! Besser kann man das nicht ausdrücken. Er fährt wirklich sehr schnell hoch und dann dauert es lange, bis er wieder von seiner Palme runterkommt.

    Konditionierte Entspannung und isometrische Übungen sind sicher eine gute Idee, ich werde das auf jeden Fall ausprobieren.

    Was ich schon bemerkt habe, ist, daß Cooper sich etwas besser beruhigen läßt, wenn man langsam kreisförmig seine Flanke streichelt.

    Das geht ja auch schon in diese Richtung, insofern kann ich mir vorstellen, daß das Erfolg bringen könnte. Ich werde berichten. :)


    Was Du zum Futter sagst, gibt mir zu denken. Ich kann Deine Argumente durchaus nachvollziehen. Unser TA ist internistisch nicht so beschlagen ( mehr so der allgemeine Haustierarzt), aber etwa 100 km von uns ist eine sehr gute Tierklinik, in der wir mit verschiedenen Hunden schon öfters waren - dort gibt es Fachtierärzte für Chirurgie, Orthopädie und auch Innere Medizin. Alle sehr kompetent.

    Ich werde Cooper dort auf jeden Fall mit dieser Fragestellung vorstellen, dann berichte ich Dir gern über das Ergebnis.

    Ich bin Dir sehr dankbar, daß Du mich darauf aufmerksam gemacht hast.


    LG,Gisela

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