Zeigt doch mal her eure Pferde/Ponys oder RB Teil 3

  • Auf der einen Seite tut sie mir schon leid. Der Druck muss enorm sein. Unter extremen Stress reagieren Menschen nunmal leider nicht immer rational.

    Was ich im Nachhinein nur wirklich, wirklich bitter fand, dass sie sich selbst gar nicht reflektiert hat und hinterher im Interview noch davon redet, dass sie ja so gut mit Pferden kann und froh ist, dass sie das Ganze mit Würde zuende gebracht hat (die ich irgendwie vergeblich suche) und dass man die Strukturen im Fünfkampf nicht hinterfragen muss.

    Zugegeben, mit den Aussagen im Ohr tu ich mich etwas schwer, noch richtig viel ehrliches Mitleid aufzubringen.

  • Absolut. Deswegen schrieb ich 'vergleichsweise'. Fair wäre es gewesen, weder Tier noch Reiterin überhaupt in diese missliche Lage zu bringen.

    Dass die Athletin in ihrer Situation keinen anderen Ausweg sieht, kann ich verstehen. Ohne irgendwem hier die Absolution erteilen zu wollen: man wird nicht Spitzensportler*in, indem man irgendetwas gross infrage stellt. Schon gar nicht bei einem der grössten Wettbewerbe überhaupt und doppelt nicht, wenn man sich gerade auf Siegerkurs befindet. Wer 20 Minuten und vielleicht ein paar Sprünge zur Verfügung hat, sich auf den bevorstehenden Wettkampf einzustellen, der hat keine grosse Möglichkeit eine Vertrauensbasis zu schaffen. Dafür ist der Sport nicht gemacht. Hier hat ein Tier zu funktionieren und das darf man durchaus anprangern und verwerflich finden.

    Das tue ich im Übrigen auch und ich bin genau aus diesen Gründen (und ganz eventuell noch der einen oder anderen physischen Unzulänglichkeit sowie mangelnder temporärer und finanzieller Möglichkeiten in meiner Jugend...) keine Topsportlerin geworden. Es ist mir ein grosses Anliegen, meinen durchaus vorhandenen Ehrgeiz nicht auf Kosten anderer Lebewesen auszuleben, sondern mir eigene Herausforderungen zu suchen. Das muss ja aber nicht für andere genauso gelten.

    Der Reiterin alleine nun aber einen Strick daraus zu drehen bedeutet, sich einen leichten Sündenbock zu suchen. Die Verantwortung würde ich hier ebenfalls ausserhalb der Turnierarena sehen: beim Veterinär, der das Pferd durchgewinkt hat oder bei denjenigen, die das Pferd zur Verfügung gestellt haben sowie beim Veranstalter selbst und nicht zuletzt auch bei Richtern und den Funktionären, die das Reglement und die Wettkampfbedingungen aufgestellt und übernommen haben.

    Die Reiterin bleibt sogar vergleichsweise fair mit dem Tier

    Nein, bleibt sie nicht.

    Fair wäre gewesen, anzuerkennen, dass dieses Tier nicht kann, abzusteigen und sich dann heulend auf den Boden zu werfen, gegen die Bande zu treten, auf den nächsten Boxsack einzuprügeln, etc DAS wäre fair gewesen.

    Aber hier wird versucht, ein verängstigtes, überfordertes Tier mit allen Mitteln in den Parcour zu zwingen, weil man die Medaille will und selbst ohne das Vorspiel vorm Einreiten, sieht man bei jedem Sprung, dass es nicht passt und etwas nicht stimmt.

    Möglich, dass Du jemand bist, der jahrelanges, hartes Training und ein Ziel, für das Du und Dein Team hart gekämpft hast, hinter Dir lassen und in so einer Situation in Würde absteigen könntest. Das ist bewundernswert.

    Zum Springsport-Link, den Du noch gepostet hast: Fünfkampf ist nicht mit reinem Pferdesport zu vergleichen. Die Situation im Link ist zweifelsfrei besser gelöst worden, aber nicht im geringsten dasselbe wie ein Fünfkampf und die Situation, in welcher sich die Reiterin in unserem diskutierten Fall befand.

  • McChris


    Soweit ich weiß hat der Tierarzt das Pferd zum Start freigegeben ich glaube eine Möglichkeit zu tauschen gab es da nicht.

    Dann hätte er im weiteren Verlauf einsehen müssen, dass er sich wohl geirrt hat.


    Fair wäre es gewesen, weder Tier noch Reiterin überhaupt in diese missliche Lage zu bringen.

    Klar ist das ein multifaktorelles Problem - das streitet ja auch niemand ab.

    Die Reiterin ist auch nur ein Rädchen im Gefüge - aber sie war diejenige, die mit unangemessenen Emotionen mit einem Tier agiert hat.

    Niemand macht einen Vorwurf, DASS sie zweifellos frustriert, enttäuscht und co war.

    Aber man lässt das nicht an einem Tier aus.


    Dann steigt man ab, drückt das Pferd wem in die Hand und tritt wo gegen. Alles ok. Aber mit solchen Emotionen hat man an einem Tier nix zu suchen. Ganz alte Schule.


    Der Reiterin alleine nun aber einen Strick daraus zu drehen bedeutet, sich einen leichten Sündenbock zu suchen

    Macht doch keiner.

    Da gibts viele Beteiligte, die jeder ihren Part dazu beigetragen haben, damit das so ausufern konnte.

    Möglich, dass Du jemand bist, der jahrelanges, hartes Training und ein Ziel, für das Du und Dein Team hart gekämpft hast, hinter Dir lassen und in so einer Situation in Würde absteigen könntest.

    Das sollte ja wohl die Norm sein, wenn man Tiere als Sportpartner hat.

  • Ich habe mir das jetzt auch angesehen und musste schlucken.


    Ich habe vor fast 30 Jahren reiten gelernt, bin was man nett als „ambitionierte Freizeitreiterin“ bezeichnet.

    Bereits vor 30 Jahren, als der Unterricht (zumindest bei uns) noch von einem angetrunkenen Stallmeister gegeben wurde gab es immer die Aussage „Auf dem Pferd sitzt man ohne emotionalen Ballast.“

    Die ein oder andere Fraktion gab es, die es als absolut normal ansah, „dem Gaul was auf den Schinken zu geben“, zumeist war das die Generation damals 50+, aber wie gesagt - 30 Jahre her.


    Nein, was hier gelaufen ist, ist auf so vielen Ebenen falsch, dass man nicht nur der Reiterin Vorwürfe machen muss, aber eben auch dieser.

    Ist das nicht identisch 1:1 dasselbe was damals mit Noltes Küchengirl war? Ein sauer gerittenes Pferd ist nunmal eben mit keiner Gewalt der Welt durch einen Parcours zu kriegen. Und wenn es vorher schon so massiv falsch gelaufen ist, wieso muss man dann einfach nochmal und nochmal? Hat man WIRKLICH gedacht, dass das Pferd irgendwann zu müde zum wehren ist? Zu verängstigt?

    Hier hat sich Saint Boy eigentlich noch echt kooperativ gezeigt in seiner reinen Verweigerung. Ich habe Sportpferde gesehen, die den Ballast im Sattel nach einigen solcher Behandlungen ernsthaft verletzt haben. Es gab einige gebrochene Knochen oder innere Verletzungen nach Konflikten im Sattel, die das Tier aus purer Verzweiflung durch Abstreifen an der Bande über massives Steigen bis hin zu Stürzen zu lösen versuchten.


    Nein, das finde ich nicht schön.

    Dieses Jahr finde ich, hat sich der Reitsport aber irgendwie wirklich von seiner schlechtesten Seite gezeigt - das Pferd mit Nasenbluten, mit blutendem Maul, jetzt das hier… So soll Sport nicht aussehen

  • Jetzt heißt es überall "der schlimme Reitsport" - obwohl es um Fünfkampf geht, und das Problem eben ist, dass das Springreiten dort nichts mit Reitsport zu tun hat.

    Die sehr faire Szene des Springreiters wird dagegen nicht so die Runde machen.

    Über faires Verhalten lässt sich natürlich nicht so schön schimpfen.

  • Ich bin mir auch absolut sicher: Hätte die Fünfkämpferin das Pferd versucht zu beruhigen und wäre in letzter Konsequenz abgestiegen, nicht gestartet, etc. Also hätte sich sportlich verhalten, dann würde man von dem Ereignis maximal nebenbei lesen. Obwohl das eine enorme Leistung darstellt. Und wie man sieht, nicht unüblich ist.


    Zur Fünfkämpferin mag ich gar nichts sagen, da brauch ich nicht nachtreten, sie hat sich mit ihrem Verhalten schon genug geschadet. Traurig macht mich, dass sie dem Reitsport geschadet hat, obwohl sie selbts gar kein Reitsportler ist.

  • Ich glaube die Reiterin hat in dem Moment überhaupt nicht gedacht die war völlig out of order. Die ist in dem Moment auf Autopilot gelaufen.

    Und der Zuruf der Treenerin hat sie dann um in Hundeverhaltesvokaben zu sprechen in Fight getrieben Fiddel oder frees oder flight wehre besser gewesen für ihr öffentliches Ansehen

  • Ich frag mich halt wieso man es nicht schafft , grade mit eigenen Pferd, das irgendwann mal adäquat zu gymnastizieren beim reiten.

    Und wen meinst du damit?


    Es gab mal Zeiten, da hat man junge Pferde erst mal ordentlich geradeaus laufen lassen im Gelände, damit die ihr Gleichgewicht und ihr Vorwärts finden. Heute wird gerne so getan, als können man nur in der Reithalle gymnastizieren.

    Ich stand lange genug an Ställen mir "Sportreitern", und was ich da in der Halle manches Mal gesehen habe... nein Danke. In den Wald hat sich von denen kaum einer getraut... und wenn, dann wurde da halt mal geballert.

    Auf die Weide kamen die Pferde auch nicht, weil Verletzungsgefahr. Standen halt 23 Stunden in der Box, aber Hauptsache gymnastiziert. Joa.


    Kein Pferd braucht eine Reithalle, aber alle brauchen genug freie Bewegung. Und nichts gymnastiziert besser als bergauf, bergab und Stock und Stein. Am besten mit wenig Störung durch den Reiter - statt Hilfszügel, Rollkur etc pp.


    Es gibt gutes und schlechtes auf beiden Seiten, aber "freizeitmässiges" Reiten heisst nicht , das Pferde kaputtgeritten werden. Gymnastizieren kann man nicht nur in der Halle.


    Klar ein "modernes sportpferd", wo die Vorderbeine länger und die Kruppe tiefer gezüchtet wird, damit es aussieht, als würde es versammelt gehen, was es mit dem beschissenen Gebäude gar nicht mehr kann - sowas braucht "Training" (Krankengymnastik) damit es laufen kann.

    Aber ein gesundes Pferd mit stabilem Gebäude geht nicht so schnell kaputt, wenn es nicht überlastet wird.

  • Also ich geh mal so weit und sage, ein Pferd muss gar nicht geritten werden zum Gymnastizieren. Ich reite aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, arbeite aber am Boden mit verschiedenen Pferden und vor ein paar Monaten bin ich auch noch gelegentlich ausgeritten. Man kann ein Pferd auch mit Bodenarbeit sehr gut gymnastizieren und so auf das Gewicht des Reiters vorbereiten. Cavalettis, Sprünge, Hügel, Seitengänge, Rückwärts, ich mache das meiste am Liebsten in Freiarbeit oder nur mit Halfter ohne Ausbinder und andere Hilfsmittel, das passt für alle Pferde verschiedener Rassen.

    Ich bin da auch ganz bei @Langstrumpf, meine alte Traberstute habe ich seit ca. zehn Jahren nicht mehr wirklich geritten, aber dadurch, dass sie im Offenstall steht und sich auch von sich aus genug bewegt, sah sie immer gut bemustert für ihr Alter aus, ganz ohne Training. Und dass obwohl Traber und lang und überbaut. Andere Pferde, die in der Box stehen oder falsch geritten werden, können da nicht mithalten. Trotz vermeintlichem Training. Ich meine im Buch von Gerd Heuschmann hat er auch darüber geschrieben und irgendwelche Studien dazu gehabt, dass es immer noch besser sei, einfach durchs Gelände geradeaus zu "latschen", als Rollkur und co, also schlechtes Training. Natürlich wär gute Haltung und gutes Training zusammen das Beste.

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