Die große kleine Leserunde: „Das Schneemädchen“ von Eowyn Ivey
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Ich bin bei einem Drittel des Buchs:
Es ist gut geschrieben. Den Anfang finde ich beeindruckend - das Schweigen, das zwischen den bedrückt kinderlosen Eheleuten ausgebrochen ist, ist schon fast zu hören. Gekoppelt mit der Kälte und Stille Alaskas, die wirklich großartig beschrieben ist.Mit dem Eintritt der Nachbarsfamilie einerseits und dem des Schneemädchens andererseits hat das Buch für mich aber doch an Reiz verloren. So richtig fesselt die Geschichte mich gerade nicht. Gerade das märchenhafte ephemere Element fehlt mir ein Stück mit dem Eintritt des Mädchens in die Hütte. Die frische Kühle und Stille Alaskas wird gerade von Nest - und Hüttenwärme verdrängt. Das will mir nicht recht zusammenpassen. Finde es daher gerade auch etwas zäh zu lesen.
Mag aber auch sein, dass es enttäuschte Erwartungen sind. Ich liebe russische Märchen und hätte mir etwas in diese Richtung gewünscht.
Mal sehen, wie es sich weiter entwickelt. -
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Hi
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"Das Schneemädchen" hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Ich bin sehr hin- und hergerissen, wie ich das Buch finde. Wobei ich sagen muss, direkt nach Beenden des Buches war ich nicht begeistert, nach einigem Nachdenken sehe ich es doch wieder positiver.
Leider nahm, wie anscheinend bei einigen hier, mein Gefallen im Laufe des Buches ab. Den ersten beiden Teilen oder Dritteln konnte ich einfach noch viel mehr abgewinnen.
Eigentlich ist die Story genau 'mein Ding': die verschwommene Grenze zwischen Realem und Fantastischem. Handelt es sich bei dem Mädchen um einen Menschen oder nicht? Könnte man das Kind rational erklären?
Es ist gut geschrieben. Den Anfang finde ich beeindruckend - das Schweigen, das zwischen den bedrückt kinderlosen Eheleuten ausgebrochen ist, ist schon fast zu hören. Gekoppelt mit der Kälte und Stille Alaskas, die wirklich großartig beschrieben ist.
Aber hallo! Ich konnte das Land beim Lesen wirklich erleben. Wie auch tinybutmighty schrieb:
Alaska erwacht da vor einem inneren Auge wirklich zum Leben, ich höre das satte Knirschen des Schnees über mir, sehe den Fluss in seiner scheinbar bodenlosen, rauschenden Schwärze, spüre, wie mir die Winterkälte ins Gesicht schlägt...
Beim Lesen wurde mir wunderbar kalt (schön eingemummelt in eine Decke)und ich fühlte mich, als würde ich mich selbst mit Jack mühsam durch den Schnee und eine bedrückende Stille kämpfen, die Hänge hinauf, schwitzend, beobachtet, während alle Geräusche rund um mich verschluckt werden außer das Knirschen meiner Schritte.
Zitat von MarabeaWunderschöne Landschaftsbilder, berührender Überlebenskampf in der Wildnis Alaskas, sympathisches Protagonistenpaar, bewegende Nachbarschaftshilfe bzw. Freundschaften..., alles super, gäbe es nicht dieses merkwürdige Mädchen.
Als das Mädchen zum ersten Mal auftaucht, ist für mich noch klar: das ist Einbildung. Alles spricht für mich dafür:
Ihre Spuren bewegen sich nur vom Schneemann fort, nicht hin (vgl. S. 67) und Jack und Mabel erblicken beide das Mädchen zum ersten Mal, als sie geschlafen haben und "das Wetter umgeschlagen" (S. 63) ist/es eine "Veränderung" (S. 72) im Wetter gab.
Sie sehen außerdem anscheinend unterschiedliche Spuren: Jack sieht Fußabdrücke (vgl. S. 64), Mabel Stiefelabdrücke (vgl. S. 70) - oder ist das ggf. eine Ungenauigkeit der Übersetzung? Jedenfalls fand ich das sehr irritierend. Falls nicht, würde das für mich für unterschiedliche Wahrnehmungen sprechen, für eine ähnliche, aber unterschiedliche Halluzination, einen gemeinsam geschaffenen Traum. Die beiden haben das Mädchen ja geradezu gezeugt, indem sie nach dem Bauen des Schneemanns miteinander schlafen (vgl. S. 61).
Einige Wochen lang scheint das Mädchen nicht greifbar. Niemand berührt sie, auch wenn Mabel es sich so sehr wünscht; sie hinterlässt kaum Abdrücke im Schnee (scheint eher auf dem Schnee zu gehen, so leicht ist ihre Gestalt), sie macht keinerlei Geräusch beim Laufen durch den Wald (vgl. S. 116). Ist sie wirklich da? Ihre Spuren sind bereits wenige Momente nach ihrer Anwesenheit wieder verwischt: "Noch während [Mabel] zum Stall ging, verwehte der wirbelnde Schnee ihre Fußstapfen und auch die vom Kind und Fuchs. Sie sah keinen toten Vogel und keine Blutflecken, als sie an der Stelle vorüberkam - auch sie waren verschwunden." (S. 75) Schneeverwehungen und -stürme vernichten stets die Beweise für ihre Existenz, auch wenn es von den Nachbarn heißt: "'Schneesturm? Es hat seit Wochen keinen...'" (S.99). Also bilden sich Mabel und Jack doch alles nur ein? "Es war phantastisch und unmöglich, aber Mabel wusste, es war wahr" (S. 110). Ich persönlich mag dieses nicht-sicher-wissen sehr.
Mir ging es dann ähnlich wie einigen hier: der Zauber verfliegt ein wenig, als das Mädchen die Hütte betritt und anfängt, am Alltag der beiden teilzunehmen.
Zitat von MarabeaIst das Mädchen ebenso tot wie sein Vater und erscheint nur so real (sodass Reden, Essen, Berührungen etc. „gesehen oder erfahren“ werden können), weil der unerfüllte Kinderwunsch so quälend war und ist?
Du sagst es - plötzlich spricht das Mädchen mit den beiden, es nimmt an ihren Mahlzeiten teil, es wird sogar berührt. ("Mabel berührte mit den Fingerspitzen ganz leicht die Haare des Mädchens. Vielleicht war es doch kein Traum." S. 123) An diesem Punkt fing ich ganz leicht an, mich zu sträuben, hatte ich mir doch fest vorgenommen, das Mädchen als Illusion zu sehen. Festgefahren, wie ich bin, habe ich es mir dennoch weiterhin als Traum der beiden erklärt - auch Berührungen usw. könnten sich die beiden einbilden (bzw., berührt Jack sie überhaupt?), weil, wie Marabea sagt, der unerfüllte Kinderwunsch sie extrem quält.
Die erste Situation am Esstisch fand ich auch bizarr: "Als Jack und Mabel zu essen anfingen, aß auch das Mädchen. Sie nahm einen Schiffszwieback in die Hand, schnupperte vernehmlich daran und legte ihn wieder hin. Mabel lachte. "Ich stimme dir zu", sagte sie und legte ihren eigenen Zwieback beiseite." (S. 123) - Das wirkt auf mich wie eine Spiegelung. Beobachtet sich das Ehepaar sozusagen nur selbst? Haben sie tatsächlich den von den Nachbarn beschriebenen "Hüttenkoller" (S. 99)?
Und dann kommt die Geschichte des toten Vaters dazu. Der Vater ist Russe, da ist die Verbindung zum russischen Märchenbuch...
So, kleine Pause - mein Laptop beschwert sich lautstark über die Schneeverwehungen im Dogforum. So schön das ist, aber das schafft er nicht mehr lange.
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Phonhaus , @WeisseSchwalbe , Waldhörnchen und andere
Sucht ihr gerade gezielt Romane zu Winterthemen aus?
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Phonhaus , @WeisseSchwalbe , Waldhörnchen und andere
Sucht ihr gerade gezielt Romane zu Winterthemen aus?
Nein, nicht mehr. Die beiden Leserunden Bücher stehen ja schon fest. Dieses hier und Wintersoldat sind es geworden.
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Danke Waldhörnchen !
Begonnen hat die Auswahl im allgemeinen Bücherthread?
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Im allgemeinen Leserunden Thread :)
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Nochmal danke!
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Kranksein (leider immer noch, obwohl ich mal einige Stunden aufstehe) hat nur wenige positive Seiten, aber dazu gehört, dass man Zeit zum Lesen hat. Inzwischen bin ich auf S. 320...
und meine Einschätzung hat sich bisher nicht geändert: Neben den beeindruckenden Naturbeschreibungen sind Jacks Erkrankung, die Wandlung von Mabel und die Entwicklung von Nachbarssohn Garrett sehr überzeugend dargestellt worden. Dass Mabel schon seit Kindheitstagen eine blühende Fantasie hatte, so u.a. Elfen fangen wollte, dass sie völlig aufgeht im Nähen des neuen Wintermantels für Faina (Alpenglühen), dass das russische Märchenbuch sie ganz und gar gefangen nimmt, ist für mich an der Grenze zum Pathologischen, zumal sie selbst Jack gegenüber einmal vertritt, dass sie dieses Schneemädchen selbst erschaffen haben.Dann aber taucht dieses mit Wintereinbruch wieder auf und kann schließlich sogar von Garrett und seinen Eltern gesehen und erlebt werden. Wie ist das möglich?
Die märchenhaften Elemente stören, wobei ich diesen Begriff im Sinn von „wenig bzw. nicht überzeugend“ verstehe:Ein kleines (?) Mädchen, das allein im Wald überlebt, indem es Fallen stellt, Tiere tötet und roh isst - darunter auch einen riesigen Schwan und einen Vielfraß? Selbst wenn man Moosbeeren und andere weiterhin essbare Naturprodukte hinzunimmt, ist dies wohl kaum eine ausreichende Ernährung im Winter, in den anderen Monaten nicht mehr vorstellbar (da Garrett als Trapper auch nach dem Winter seine Fallen abbaut).
Ein Mädchen, das Kälte liebt und mit Ende des Winters irgendwohin verschwindet (in die Berge ?), das wächst und sich entwickelt, zugleich auch übernatürliche Fähigkeiten hat und noch nicht einmal einsinkt im tiefen Schnee?Ein Mädchen, das im Gegensatz zur Märchengestalt, einen menschlichen Körper hat und dennoch wenig menschlich erscheint, eine weise, alte Seele, die Menschen hilft und belehrt?
Wie Mabels Leben durch dieses Mädchen wieder einen Sinn bekommt, wie sich ihr ganzes Denken und Fühlen an dessen Kommen und Gehen knüpft, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzt, als sie einmal kopflos bei Nacht in den Winterwald rennt, ist eher beängstigend als erfreulich. Dass sich Jack und Freundin Esther große Sorgen um Mabel machen, ist absolut berechtigt. Reicht Garretts selbstlose Hilfe auf der Farm, durch die Mabel und Jack ihn als Teilhaber und Erben des Hofes einsetzen, nicht aus, um zur psychischen Gesundung zu führen? Ist der Nachbarssohn nicht so eine Art Ersatzsohn für den nicht lebensfähigen eigenen Sohn?
Nun kommt heute der Endspurt und dann entscheide ich, ob das Buch weiterwandert oder hier im Regal einen Platz bekommt.
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vorsichtshalber ein Spoiler von ca. S. 118 bis zum Ende des Buches, nicht, dass ich mich verplappere
Im Laufe der Zeit gibt es immer mehr Indizien dafür, dass Faina doch ein echtes Mädchen ist. Viele Dinge werden erklärt - wer Vater und Mutter waren, wieso und wo sie im Wald lebt, wie sie überlebt, was sie im Sommer tut usw. Für wie realistisch man es hält, dass ein junges Mädchen all das alleine stemmt, bleibt wieder jedem selbst überlassen. Wenn ich mir vorstelle, dass sie von kleinauf mit ihrem Vater durch die Wildnis gezogen ist und die beiden für sich selbst gesorgt haben, halte ich es zumindest für denkbar. Zudem ist ja auch nicht klar, wie alt sie zu Beginn tatsächlich ist - zwischen 6 und 10? ("Sie wirkte wie neugeboren und zugleich so uralt wie die Berge", S. 173).
An diesem Punkt habe ich also widerwillig beschlossen, dass Faina für mich doch 'echt' ist. Vor allem, als auch die Nachbarn sie sehen können, hat sich die Illusion für mich erledigt. Das Gefühl der Ernüchterung, der Normalität, hat mich beim Lesen schon etwas mitgenommen.
Dennoch - so ein ganz normales Mädchen ist Faina nicht. Am auffälligsten finde ich, dass sie anscheinend Naturphänomene wie Schneestürme beeinflussen kann - oder es zumindest von den Anwesenden so wahrgenommen wird (z.B. "Schneeflocken, leichter als Daunen, senkten sich über das Grab. Unmöglich konnte das Kind so viel Schnee in den Armen gehalten haben.", S. 139). Zu Schnee und Kälte hat sie eine besondere Verbindung; auch schmilzt Schnee nicht, wenn sie ihn berührt (Wie eine zarte Daune lag er auf der Hand des Kindes, obgleich er doch hätte schmelzen müssen.", S. 191). Wärme und Feuer hingehen schaden ihr (vgl. z.B. S. 261).
Dazu schwirrt natürlich die ganze Zeit dieses russische Märchen, welches Mabel auch erneut beschafft und liest, in den Gedanken herum. Vielleicht bedingt sich das alles aber auch gegenseitig: Mabel kennt das Märchen, ist Übersinnlichem generell seit ihrer Kindheit schon nicht abgeneigt (vgl. z.B. S. 178) und 'sieht' Dinge bei Faina, die sich in ihrem Bewusstsein mit märchenhaften Elementen vermischen, erst dadurch wird Faina zum Schneemädchen aus dem Märchen.
So, wie erkläre ich persönlich mir nun Faina, das Schneemädchen? Ich kann es jedenfalls nicht einfach unerklärt lassen. Daher nun mein Deutungsversuch:
Mir kommt es vor, als sei Faina eine echte Person, aber diene im Roman lediglich der Projektion der Wünsche, Ängste und Sehnsüchte anderer Personen. Sie selbst zeigt anfangs keinen eigenen Charakter außer dem äußerster Wildheit. Faina ist, als sie zu Jack und Mabel kommt, ein unbeschriebenes, weißes Blatt wie die Wildnis Alaskas - sie ist die Wildnis Alaskas, in die schließlich alle Protagonisten einmal gekommen sind, weil sie etwas getrieben hat.
Was sind nun diese Wünsche der anderen und wie komme ich darauf?
Die Personen, die am engsten mit Faina verbunden sind, sind Jack, Mabel und Garrett.
Am offensichtlichsten ist Mabel mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Faina wird, obwohl nicht ihr leibliches Kind, zu einer Tochter für sie und Jack, was darin gipfelt, dass Garrett sogar bei Jack um Erlaubnis zur Hochzeit fragt (vgl. S. 394) und Faina zu Mabel sagt: "Ich möchte eine solche Mutter sein, wie du sie für mich bist" (S. 416). Damit hat sich Mabels Kinderwunsch im Grunde noch erfüllt. Sie bekommt sogar (quasi) ein Enkelkind, um das sie und Jack sich nach Fainas Verschwinden kümmern wie um ein eigenes Kind. Damit hat Faina ihren Zweck für Mabel erfüllt. Was ich schreibe, mag grausam klingen, aber genau diesen Sinn hatte Faina in der ganzen Geschichte für mich, und ich fand diesen Verlauf (wenn man es denn so interpretieren mag) tatsächlich grausam.
Aber nicht nur für Mabel dient Faina als Projektion des Inneren. Ich habe länger darüber nachdenken müssen, welchen 'Sinn' das Kind für Jack ergibt. Schließlich kam mir der Gedanke, dass dieser in seiner eigenen Kindheit liegen könnte.
Als Jack Fainas Spuren zum ersten Mal in die Berge folgt, packt ihn "eine animalische Furcht", die "Unsicherheit eines Kindes [...], das Angst vor dem Dunkeln hat" (S. 115). Das Mädchen hingegen bewegt sich "kinderleicht" (ebd.) durch diese Welt; sie ist sein Gegenstück und ist doch wie er. Die Spuren, die Jack als erstes von ihr findet, führen scheinbar völlig ziellos durch den Wald - die "ziellosen Spaziergänge [die er] als Kind [machte], zählten zu seinen friedvollsten Erinnerungen" (S. 79).
Von Jacks Gefühlen im Laufe des Romans blieben bei mir vor allem Unsicherheit und Unbehagen hängen. Vielleicht sind das die Auswirkungen des ersten verlorenen Kindes auf ihn - nicht so offensichtlich wie bei Mabel, eher tief in ihm drin. Er wirkt verschlossen, konnte Mabel auch nie wirklich trösten.
Ich hatte das Gefühl, dass er durch Faina seine Ur-Angst ein wenig überwinden kann. Es fängt damit an, dass er durch ihre Hilfe einen Elch erlegen kann (oder schafft er es doch ganz alleine?), der ihr Überleben im ersten Winter sichert.
Vielleicht kann ich nicht gut rüberbringen, welchen Sinn Faina für Jack in meinen Augen erfüllt. Sie ist quasi das Kind in ihm, er verliert ein wenig seine Ängste und Verschlossenheit durch sie. Aus diesem Grund ist er auch traurig, als sie heiratet - "Dieses Kind gab es nicht mehr" (S. 396).
Bei Garrett war es für mich wieder deutlicher, was seine Sehnsüchte sind. Allem voran sehe ich in ihm den Wunsch der Zähmung der Wildnis und gleichzeitig des Lebens in ihr. Garrett ist ein Fallensteller, ein Jäger, er möchte Trapper werden.
Zuerst irritierte mich, dass das Töten des Fuchses durch Garrett anscheinend keine großartigen Konsequenzen hatte. Jedoch hatte es sie sehr wohl - im Grunde war dies der Anfang vom Ende. Garrett tötet den Fainas wilden Begleiter und schenkt ihr in der Folge einen zahmen Begleiter, einen Haushund. (Wenn man möchte, kann man den Fuchs und den Hund als 'Inneres' von Faina interpretieren; ich finde die Vorstellung ganz nett.) Jedenfalls ist ihr Weg von nun an unausweichlich, hinein ins häusliche, alltägliche, 'gezähmte' Leben. Für die Hochzeit wird sie fast vollständig 'normalisiert' - die Flechten usw. werden z.B. aus ihrem Haar entfernt (vgl. S. 417).
Für Garrett und seine Familie mag seine Vorstellung vom Leben immer noch wild und ungezähmt sein - für Faina, die die Wildnis an sich repräsentiert, ist sie das keinesfalls.
Als Faina am Ende für jeden einen Zweck erfüllt hat, 'stirbt' sie. Man weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Für mich ist sie jedenfalls nicht in die Wildnis zurückgekehrt. Dies wird mMn an dieser Stelle ganz gegen Ende deutlich:
"Faina ging über die Wiese auf die Bäume zu, doch sie mühte sich schwer im Schnee und blieb häufig stehen [...] Sie stand nur da, mit hängenden Armen und ihrem langen blonden Haar, das in der Wintersonne leuchtete, eine einsame, verlorene Gestalt im Schnee, vor sich die Weite der Wildnis. Und dann wandte sie sich um zu dem Blockhaus, zu ihrem Sohn und ihrem Heim, und folgte ihren eigenen tiefen Spuren zurück durch den Schnee." (S. 433f., Hervorhebungen durch mich)
Dadurch, dass sie geworden ist, was andere wollten, ist sie nicht mehr die Wildnis selbst. Sie findet sich in ihr nicht mehr zurecht. Mit ihrem Verschwinden wird das Buch wieder sehr vage und märchenhaft und man kann sich erneut nicht erklären, was passiert ist (geschmolzen ist sie für mich jedenfalls nicht). Ich hatte den Gedanken, dass sie vielleicht (vorsätzlich) zum Wolverine River gegangen und ertrunken ist. (Auf den Fluss kam ich durch das "Krachen und Knallen von Flusseis", S. 442, das in der Nacht ihres Verschwindens zu hören ist.)
ist mir viel zu konkret und teilweise auch einfach zu kitschig in der Wortwahl, besonders als es um Schwangerschaft, Geburt und Hochzeit geht. Irgendwie passte das für mich alles nicht zur bisherigen phantastischen, schwammigen, fantasievollen Geschichte.
Allerdings bin ich wirklich kein Märchenfreund. Daher kann auch die Interpretation zuerst als Traum und dann als echtes Mädchen rühren - ich möchte es einfach erklären können.
Mich würden andere Erklärungen, Ideen, Ansätze sehr interessieren. Meine Interpretation mag dem ein oder anderen völlig an den Haaren herbeigezogen erscheinen.
Oder vielleicht gibt es ja auch jemanden, der gar keine Erklärung dafür haben mag und es lieber einfach so hinnimmt? Ich freue mich auf weiteren Austausch.
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Ich hechel dann hier auch mal hinterher ... irgendwann nächste Woche kann ich bestimmt anfangen und bin jetzt sehr gespannt auf das Buch.
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