Die große kleine Leserunde: „Der Wintersoldat“ von Daniel Mason
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Ich bin auch schon sehr gespannt auf das Buch.
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Hi
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Ich wollte heute eigentlich anfangen, das Buch sollte auch am Samstag geliefert werden. Kam aber nicht.. - bis ich festgestellt habe, dass ich es versehentlich zu meinen Eltern habe liefern lassen. Heute war ich zwar dort, aber was hab ich natürlich dort vergessen?
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So, ich bin fertig. Ein wirklich empfehlenswertes Buch!
Einige Aspekte überzeugen mich nicht. Einerseits wird betont, wie weit die Front vom Lazarett in der Dorfkirche entfernt ist, andererseits muss Lucius sich nur im Wald verirren und einige Stunden herumlaufen, um mitten in Kampfhandlungen zu kommen. Die Entfernung zu seinem Dorf ist danach so groß, dass es unerreichbar zu sein scheint.
Dass er auf Drängen seiner Eltern endlich die wunderschöne Natasza heiratet, die sich natürlich schnell langweilt mit ihm und sich Liebhaber sucht, ist zu vorhersehbar. Sicherlich bleibt er nur durch die unglückliche Ehe auf der Suche nach Margarethe, aber alles recht klischeehaft.Insgesamt recht komplexe historische Situation im Riesenreich Österreich-Ungarn, zu der ich erst mal einige Fakten über den 1. WK nachlesen musste, zumal die Karte im Bucheinband wenig hilfreich ist. Hier hätte ich mir im Nachwort zeitgeschichtliche Informationen gewünscht, die jene konkrete Zone betreffen, in der die Kriegshandlung spielt.
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Nun habe ich mal nachgelesen, was Phonhaus und abraxas61 resümiert haben.
Was die sprachliche Qualität angeht, so stimme ich mir euch überein, dass sie hervorragend ist. Es gelingt dem Autoren, die Schrecken des 1. Weltkrieges, das Chaos im Wirrwarr des Krieges, die grausame Realität in den Lazaretten und den verzweifelten, aufopfernden Kampf Einzelner gegen die Verrohung und Entpersönlichung überzeugend darzulegen. Die Beschreibungen der Operationen u.ä. fand ich nicht so problematisch zu lesen, dafür habe ich schon genug Kriegsliteratur verfilmt gesehen und gelesen.
Der Umgang mit traumatisierten Menschen im Dorflazarett und später in Wien hat mich besonders interessiert. Schließlich ist ja das Schicksal des Wintersoldaten das Zentrum der Geschichte. Dass auch der junge Arzt die Bilder von dessen Misshandlungen und das Gefühl des Scheiterns und der Schuld nicht mehr loslässt, überzeugt. Aber was ist mit dem Ende? Musste das so platt sein, dass alle drei Protagonisten in gewisser Weise aufeinandertreffen und dass es für alle ein „Happy End“ gibt? -
Marabea ,
aber sie gehen doch alle geschädigt aus der Zeit- oder man könnte sagen, es gibt für jeden einen für sich passenden Abschluß, eine Chance des Weiterlebens, Neubeginns.....ein klassisches Happy End ists doch trotzdem für keinen?
Es schließen sich die Kreise und man hätte das auch "härter" erzählen können, aber ich hab mich besonders für Lucius soz. gefreut, dass er nun ohne Margareta seinen Platz im Leben und unter den Menschen wohl finden kann. Für sie auch mit ihrer Familie und vergessen werden sie einander ja nie.
Als platt habe ich das nicht empfunden.
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Zum Happy End: Nun, Lucius überwindet vermutlich sein Trauma, durch seinen Ehrgeiz als Arzt den Tod des Wintersoldaten verursacht zu haben. Ohne Alpträume ist er frei, sein Studium zu beenden, einen guten Posten zu bekommen und irgendwann eine neue Liebe. Er weiß jetzt, dass Margarethe noch lebt, dass sie glückliche Mutter und Ehefrau ist. Seine Schuldgefühle werden aufhören und jener Mann, dessen Schicksal ihm keine Ruhe ließ, hat nun die Frau bekommen, die er, Lucius, begehrte und heiraten wollte. Der Verzicht auf diese Frau ist somit seine Sühne.Der Wintersoldat selbst überlebt die unglaublich grausame Folter (was sehr unwahrscheinlich ist), trifft wieder auf seine alte Pflegerin, die ihn hingebungsvoll betreut und mit ihm eine Familie gründet. Wie es ihm psychisch geht, wird nicht ganz deutlich am Buchende. Wie weit seine Gesundung vorangeschritten ist, bleibt etwas offen. Seine neue Rolle als Vater wird aber sicherlich stabilisierend wirken.
Und Margarethe kann ihre vorgetäuschte Rolle als Nonne aufgeben (über die der Leser schon lange vorher so seine Zweifel hatte, auch vor ihrer Beziehung zu Lucius). Sie weiß, dass ihre große Liebe (wenn er das denn je war) lebt, dass er seinen Weg finden wird und dass ihr Platz bei Mann und Kind ist.Ende gut, alles gut, oder?
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Ende gut, alles gut- nach alldem, ich denke nicht.
Ich habs für mich als versöhnlich empfunden, zumindest das. Der Schluß des Buches war für mich nicht das Ausschlaggebende, wenn ich ihn auch so gerne gelesen habe.
Aufbrüche oder Frieden- wenigstens das für die Protagonisten.
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Ich habe das Ende nicht als platt empfunden. Wie ja im Spoiler im Spoiler geschrieben, hat es mich an einen meiner absoluten Lieblingsautoren erinnert.
Beschädigt - und zwar schwer - sind diese Drei alle. Nur ist der Ausblick da, dass sie mit diesen Beschädigungen und unter großem Verzicht werden weiterleben können. Dass es trotz allem eine Zukunft gibt. Nicht die, von der sie geträumt oder die sie sich gewünscht haben. Aber ein Weiterleben trotz Allem. Und darin ein wenig Trost und Frieden.
Die Wendung, die der Autor dahin genommen hat, war sicher ein Kunstgriff. Aber ein eleganter Kunstgriff - und das mag ich gerne. Denn auch Trost ist vonnöten. Und wer solls denn tun, wenn nicht der Autor
Beschädigt - und das unheilbar - war auch die Zeit. Und das kam, fand ich, sehr gut heraus. -
Ich finde beide Sichtweisen vollkommen in Ordnung, aber Deiner, Phonhaus kann ich eher folgen und ich find das ganz wunderbar formuliert! So sehe ich es auch, beschädigte Zeiten, Menschen und ein Funken "genesung".
Beeindruckendes Buch und ich bin gespannt, wie es sich in meinem- auch beruflichen Umfeld- denn so macht, wenn man so will.
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Phonhaus : Du hast das wirklich schön ausgedrückt....
..., dass das Leben auch mit Traumata, Behinderungen und unerfüllten Wünschen weitergeht. Dass der Autor bei allem beschriebenen Grauen auch Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft geben sollte, so meinst du. Aber ist die Realität so? Und das meine ich mit „platt“ oder „zu glatt“. Am Ende kommt das, was noch - angesichts der Kriegsfolgen - die optimal mögliche Situation für alle drei darstellt: Befreiung von Schuldgefühlen, Versorgt- und Geliebtwerden, eine sinnvolle Aufgabe im Beruf und im Privatleben. Das nenne ich mal (etwas ironisch) „Happy End“, ohne die schrecklichen Erlebnisse der Drei abzuwerten. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Wintersoldat. Und dass er überlebt, ist mE völlig unmöglich - wenn man seine Qualen bzw. Verletzungen genau betrachtet. Nur weil er überlebt, können aber Lucius und Margarethe psychisch „überleben“, die sonst aufgrund ihrer Belastungen aus dem Krieg wohl auch nicht glücklich geworden wären, selbst wenn sie sich ebenfalls wiedergetroffen hätten. -
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