Ein letzter Thread

  • Hier in diesem Forum hat alles angefangen. Nein, eigentlich hat es im Tierheim Gelnhausen angefangen. Und mit der Nachricht meines Chefs, dass mein Homeoffice genehmigt ist.


    Ich habe mich lange damit beschäftigt, was ich möchte, was ich nicht möchte, was ich bereit bin, zu leisten und was nicht. Mit diesen Rahmenbedingungen bin ich ins Tierheim gefahren: deutlich unter 20 Kilo, keinen schwarzen Hund, auf keinen Fall einen Modehund wie nen Labrador.


    In mehreren Tierheimen war ich schon nicht fündig geworden, ich hatte einen zurückgegebenen Mittelschnauzerwelpen in der Hinterhand, hatte mit der Züchterin aber noch abgesprochen, dass ich noch dieses letzte Tierheim in Gelnhausen besuche. Wenn ich auch da nix finde, nehme ich den schwarzen Schnauzer.


    Beim Betreten des Hofes steht man ein paar Meter vor einem großen Zwinger, mit 6-8 Hunden. Es war grad viel los auf dem Hof, die Hunde rannnten vorne am Gitter lang, bellten, es war ein Heidenlärm und ich war völlig verunsichert. Stand da nur um, und habe beobachtet. In dem Zwinger war viel los, die Hunde waren fast alle vorne am Gitter, bis auf ein Hund. Nach ein paar Minuten wurde es ruhig auf dem Hofteil, die Hunde beruhigten sich und da sich keiner für mich zuständig fühlte, bin ich auf den Zwinger zu gegangen. Und diesmal kam nur ein Hund. Die Hündin, die sich bisher immer im Hintergrund hielt. Sie war groß - und schwarz. Sie drückte sich an die Gitter und bettelte um Streicheleinheiten. Immer wenn ich aufhörte zu kraulen, fing sie das Winseln an. Nach einer Weile kam ein Mitarbeiter, der ich ins Büro folgte. Wir unterhielten uns kurz, also der Hund, den ich da am streicheln war, wäre ein Labbi-Dalmatiner Mix, ca. 10 Monate alt, aus schlechter Haltung, hyperaktiv, schwer vermittelbar. Ob wir nicht mal zusammen Gassi gehen wollten. Irgendwie war ich überrumpelt, konnte nicht nein sagen und bin also am nächsten Tag mit der jungen Dame losmarschiert. 1h in der sie nur um mich kreiste. sich kraulen lies, fröhlich die Kinzigwiesen durchstreifte. Ein leiser Hund, der im Tierheim nie bellte, völlig verschüchtert - und ich habe mein Herz verloren. In der Woche, die sie noch bleiben musste, da ich noch am Büro ausräumen war, wurde sie noch kastriert (anders gibt das Tierheim keinen Hund raus, ich wurde da auch nicht gefragt) und hat sich die Wunde bis in den Bauchraum wieder aufgeleckt. Am Freitag darauf habe ich den letzten Karton aus meinem alten Büro ins Auto geräumt und bin direkt ins Tierheim gefahren. Habe die Restzahlung auf den Hund geleistet, sie in ein ordentliches Autogeschirr gepackt, die Wunde noch mal verpflastert, damit sie mir den Autositz nicht vollsaut und bin heim gefahren.


    1. Feststellung: Der Hund ist stubenrein

    2. Feststellung: Der Hund kann Sitz und Platz, beide Wörter aber nicht auseinander halten, also Sit und Platz eingeführt.

    3. Feststellung: Der Hund kann überhaupt nicht alleine bleiben, schon alleine geschlossene Türen sind ihr ein Greul, ich bin also Wochenlang nicht alleine aufs Klo..


    Also habe über Monate mühsam ein alleine bleiben aufgebaut (über das das Tierheim hinter sagte, sie hätten nie gedacht, dass sie das noch mal lernt...hat sie und blieb immer problemlos auch alleine).


    4. Feststellung: nachdem der Hund gerafft hat, dass er bei mir bleibt, hat er das Jagen entdeckt


    Und damit habe ich dieses Forum entdeckt. Lange war ich hier aktiv, habe bei Futterfragen und Anti Jagt Training mitgemischt. Wir sind fast 1 Jahr Schleppleine gelaufen, ohne einen Jagterfolg, ich konnte Lena auf Distanz zuverlässig ablegen, man konnte sie von Rehen abrufen, sie hat keine Felder betreten und den Wald nie weiter als bis zur ersten Baumreihe. Wir waren leinenlos Pilzesammeln und haben nach dem Motto "unser Hund läuft zwar leinenlos, aber nicht frei" gelebt.

    • Neu

    Hi


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    • Lena hat uns in den Winterurlaub begleitet, die Kinder auf dem Schlitten durch den Schnee gezogen, ist mit mir bis zu 8km joggen gewesen (und war danach kaputter als ich), ist mit auf Berge gewandert, hat die Hausbooturlaube gemeistert und hat die Besuche am Meer gehasst. Sie war vermutlich der einzige Labrador unserer Nachbarschaft, der nicht schwimmen geht und nie weiter als bis zum Bauch in ein Gewässer geht. Sie hat unsere Kinder vom ersten Tag an geliebt (die Kinder sind beide Jünger als sie, der Hund war zuerst da) und war für beide hier zuhause der große Beschützer.


      Vor 3 Jahren wurde ein Maultumor diagnostiziert, da war sie 9.5 Jahre. 10 Behandlungen mit 10 Narkosen und 10x Bestrahlen wurden vorgeschlagen, in einem Zentrum 1h Fahrt weg von uns, mit der Aussicht, dass wir nicht wissen, wie weit der Tumor eh schon gestreut hat und wir nicht wissen, wieviel Zeit wir überhaupt gewinnen. Wir haben den Tumor operativ verkleinern lassen und haben uns gegen 10x Narkoserisiko entschieden, und gegen 10x Panik beim Tierarztbesuch, denn nach jedem simplen Impfbesuch war unser Hund schon 3 Tage durch den Wind vor Angst, wir wollten ihr das einfach nicht mehr antun. Sie war zeitlebens ein Sensibelchen, der Tierarzt war für sie immer die Hölle.


      Nach 6 Monaten standen wir wieder beim Tierarzt, der Tumor war wieder rasant gewachsen, seine Aussicht war: "ich kann ihnen 2017 nicht versprechen". Noch mal operieren ging nicht, da der Kehlkopf befallen war, und nicht mehr intubiert werden konnte. Als erstes haben die Ernährung auf Kohlenhydrat"frei" umgestellt, Matsch-Barf war eine echte Herausforderung für mich als Vegetarier. Wir haben unseren Sommmerurlaub von Südfrankreich auf das Südseecamp in der Lüneburger Heide geändert, sind statt ans Mittelmehr ins Allgäu gefahren. Sie hat uns immer begleitet, mit den wachsenden Einschränkungen durch den Turmor und denen, die einfach durch das Alter kamen. Im Sommer ist sie noch 8km mit uns in den Bergen wandern gewesen, aber alle weiteren langen Wanderungen haben wir Hundegerecht gekürzt. Da saufen aus dem Napf schwierig wurde, sind wir 3-4 täglich an den Bach gegangen, da ging das super. Sie hat uns auf sämtliche BMX Rennen unserer Kinder begleitet, an vielen Bahnen gibt es Bäche in der Nähe oder ich habe einen gesucht. Beim ersten Sylvester haben wir sie gekrault und gesagt "na schau, du bist ja auch noch da, wir freuen uns". Für das Zweite hatten wir eine große Feier geplant, schon im Sommer, Lena hasst Sylvester, aber ganz ehrlich, keiner von uns war davon ausgegangen, dass sie realistisch dann noch bei uns sein würde, waren wir doch schon so weit über der Tierarzt Prognose. Ein Jahr ging ins Land, die große Feier rückte näher, und wir haben auch die mit Hund gemeistert.


      Wir haben immer gesagt, solange sie noch fröhlich ankommt und beim Gassigehen vorne weg läuft und solange Fressen noch das Highlight des Tages ist, solange machen wir das mit. Im Sommer habe ich mir dann einen Wischroboter gekauft, da ich den ganzen Sabberflecken nicht mehr Herr wurde, aber was ist schon ein bisschen Wischen gegen die treuen Hundeaugen.


      Am Montag früh bin ich mit ihr Gassi gegangen und sie wollte nicht so richtig. Das kommt vor, der Morgen war noch nie ihre Zeit. Aber dass sie am Bach nicht saufen wollte, war etwas seltsam, aber gut. Außerdem hatte sie direkt auf den Weg vor unserm Haus gepinkelt, auch völlig ungewöhnlich, normalerweise macht sie überhaupt nicht auf Wege. Während meiner Arbeit lag sie wie immer 3m von mir entfernt auf ihrem Kissen, ich musste immer über sie drüber steigen um zum Klo zu kommen, aber auch das ist nichts ungewöhnliches. Unsere 2. Runde des Tages wollte sie eigentlich auch nicht. Sie pinkelte diesemal direkt neben unsere Mülltonnen vor dem Haus, weshal ich sie erstmal geschimpft habe. Auf dem Weg in den Park lief sie dann hinter mir her, statt vorne weg, was ich darauf schob, dass ich sie grad angemeckert hatte. Ich hatte allerdings irgendwie das Gefühl, dass sie nicht "rund" läuft, konnte es mir aber nicht anschauen, da sie immer hinter mir lief, und sobald ich stehen blieb oder mich umdrehte, blieb auch sie stehen. Im Park wollte sie schon wieder nicht saufen, rutschte sogar mit der Hinterpfote in den Bach ab. Das habe ich allerdings darauf geschoben, dass es dort extrem rutschig war, ich selber auch sehr aufpassen musste, nicht weg zu rutschen. Da sie nur teilnahmslos rumstand, bin ich wieder heim. Es war seltsam, weil sie dauerhaft fast die komplette Leinenlänge (5m Ausziehleine) hinter mir herlief. Normal lief sie vorne weg oder neben mir her, aber nicht hinterher. Vor unserer Haustüre rutschten ihr dann die Hinterpfoten auf der Treppe weg. Da ich allerdings selber auf der untersten Stufe gerutscht war, habe ich es auf die glatten Stufen geschoben. Sie ist dann rein, die Treppe rauf (während ich mich ausgezogen habe, daher weiss ich nicht, wie schnell oder langsam) und hat sich auf ihr Kissen gelegt. Ich war dann mit den Kindern unterwegs, alles ok, will dann abends Gassi gehen, ziehe mich an und rufe sie, sie kommt auch runter, steht dann hinter mir beim Jacke anziehen und ihr rutschen auf den Fliesen die Hinterbeine weg. Sie zitterte am ganzen Körper und hat sich dann auf meinen Befehl hin hingelegt. Wir haben sie dann ins Wohnzimmer gerufen, um uns ihr Gangbild noch mal anzuschauen, das ähnelte einem Reh bei den ersten Gehversuchen. Sie stieg in ihr Körbchen, hat es aber nicht mehr geschafft, sich einzurollen, ich hab sie dann rausgehoben und wir haben ihr ihr flaches Kissen gebracht. Dort hat sie sich dann einfach nur abgelegt, die Beine lagen etwas seltsam, so wie ein Hund nie bequem sich hingelegt hätte.


      Nach einer halben Stunde haben wir versucht sie mit Fressen zu locken, ob sie aufsteht, aber nichts. Ein Versuch sich hochzustützen mit den Vorderpfoten, aber sie hat dann schnell aufgegeben. Die Augen waren voller Schleim, sonst waren sie immer klar.


      Gegen 21 Uhr sind wir in die Tierklinik gefahren, auf dem Weg sass sie plötzlich im Kofferraum. Männe sagte noch "wenn die da vorne auf der Wiese jetzt rausspringt, fahr ich wieder heim". Ich habe den Kofferraum dann vorsichtig geöffnet, sie war gegen die Klappe gelehnt von innen und wäre rückwärts aus dem Auto gefallen, wenn ich die Klappe weiter geöffnet hätte. Sie konnte sich da nur halten, weil sie sich mit den Vorderpfoten gegen die Klappe gestützt hatte. Als wir sie in der Tierklinik auf die Trage packten, hat sie kaum noch hoch gesehen. Sie hat sich von mir bis zum Schluss kraulen lassen, allerdings sehr apatisch. Sonst hatte sie beim Ohrenkraulen den Kopf einem entgegen gedrück oder so, da war nichts mehr. Die Ärztin hat die Hinterpfote für den Zugang gewählt, mit der Vermutung, dass sie dort eh nicht mehr viel spürt. Sie hat weder geschaut, noch gezuckt. Sie ist ganz friedlich eingeschlafen.


      Wir vermissen sie so!!!


      Warum ich hier schreibe....keine Ahnung. weil es irgendwo hin musste und hier hat alles irgendwie begonnen, darum durfte ihre Geschichte hier auch enden.

    • Es tut mir sehr leid für Euch !

      Ihr habe Lena ein gutes Leben gegeben und erinnert euch hoffentlich noch lange an die vielen schönes gemeinsamen Momente !

    • Auch von mir mein Beileid.

      Schön, dass sie bei Euch ihren Platz gefunden hat und jetzt auf Eurem Platz im Hezen bleibt.

      Wünsche Euch alles Gute und viel Kraft in der nächsten Zeit :streichel:


      Liebe Grüße aus dem Siebengebirge

    • Es tut mir so leid für euch, das große schwarze Loch ist erstmal so heftig. Trotzdem ist es eine wunderschöne, runde Geschichte von viel gemeinsamem Glück - und ich wünsche euch, dass ihr bald mit einem Lächeln auf eure einmalige Lena zurückblicken könnt.

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