Die Schultern der Riesen - der klassische Literaturthread

  • Thomas Mann habe ich z. B. noch nie gelesen.

    Oh, das ging mir auch lange so- so ein Überheld der deutschen Literaturgeschichte....und so ironisch angeblich.

    Pfff.


    Dann habe ich mal zufällig eine Novelle von ihm empfohlen bekommen:

    "Der Erwählte". Fand ich wunderbar und kann es als Einstieg nur empfehlen.

    Jahre später dann die "Buddenbrooks" und ja, ein Lieblingsbuch inzwischen und auch für die Zeit wirklich ironisch.

  • Hier lese ich auch mit. Vielleicht motiviert der Thread mich ja dazu, die ein oder andere literarische Bildungslücke zu schließen. Ich überlege gerade, was wir im Deutschunterricht so an Klassikern gelesen haben - 3 verschiedene Schulen, 4 verschiedene Lehrerinnen. Mal sehen:


    - "Woyzeck" von Büchner, hat mir gut gefallen, wir hatten dazu auch einen Theaterworkshop und sahen uns im Theater eine Version des Stücks an.

    - "Bahnwärter Thiel" von Hauptmann - fand ich auch nicht schlecht, da interessante Thematik.

    - "Effie Briest" von Fontane - fand ich eigentlich ganz interessant, mal über ein Frauenschicksal der damaligen Zeit zu lesen, weiß aber noch, dass ich es dann doch eher zäh und farblos fand.

    - "Der Besuch der alten Dame" von Dürrenmatt - mochte ich, wurde in der Klasse mit verteilten Rollen gelesen und viel diskutiert.

    - "MacBeth" von Shakespeare - uff, da war ich zwiegespalten, teils gefiel es mir, teils fand ich es öde und verworren. Für die Uni habe ich dann "A Midsummer Night's Dream gelesen" und mich dabei amüsiert, hat ja auch Pepp.

    - "Faust" von Goethe - ehrlicherweise so gar nicht meine Welt, ich habe mich durchgekämpft.

    "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe - uff, fand ich echt mühsam und öde, das war sogar mir zu depri....

    - "Siddharta" von Hesse - konnte ich ehrlich gesagt wenig mit anfangen. Spiritualität und Religion sind aber allgemein nicht mein Ding.

    - "Der Tod in Venedig" von Mann - verschwommene Erinnerung daran. Könnte ich mal wieder lesen um aufzufrischen ob ich was verpasst habe.


    Privat gelesen:

    - "Krieg und Frieden", Tolstoi. Hatte ich mir ehrgeizigerweise so mit 16, 17 Jahren vorgenommen. Prinzipiell fand ich es gut, fesselnd, faszinierend, aber mich haben die Schlachten so irre genervt, dass ich bei der Hälfte aufgegeben habe. Möchte aber unbedigt mal das ganze Monster schaffen.

    - "Die Verwandlung", "Der Proceß", "Brief an den Vater" - von Kafka. Finde ich alle drei genial!

  • Danke für den Tipp. Die Buddenbrooks gehören ja schon zum Kanon, den man gelesen haben sollte, aber es ist halt doch ein großer Wälzer... Mal schauen, ob ich Lust darauf bekomme.

  • Ich hatte Gottseidank seit der 9. wirklich gute Deutschlehrer, in der 9. und 10. den besten Lehrer meiner Schulzeit überhaupt. Und ich fands ewig schade, dass er uns nicht bis ins Abitur begleitet hat, aber er ging dann in Rente (war schon über seine „Pflichtzeit“ hinaus, er hat das wirklich mit Leib und Seele gemacht).


    Er starb wenige Jahre später und die Beerdigung war voll. Im besten Sinne des Wortes ein Pädagoge und Lehrmeister.


    Viel Lyrik haben wir bei ihm gelesen, was ich tatsächlich heute noch gerne zwischendurch mache. Aber bitte die älteren Datums :smile: „Don Carlos“, den „Taugenichts“, den „Schimmelreiter“, eine Übersetzung von „Ödipus Rex“, die zitierten beiden „Werther“ und bestimmt noch einiges Andere. Mit Goethe hat er mich fürs private Lesen „angefixt“ (mit dem Tipp, das „Märchen“ zu lesen), die Gesamtausgabe von Schiller hatte ich mir damals auch vorgenommen. Der hat mich aber nicht so überzeugt.


    In der 11 dann Thomas Mann, Kafka und noch mehr Lyrik bei einem hochintellektuellen arroganten Sack, der aber wirklich was auf dem Kasten hatte. Mögen musste man ihn nicht, aber lernen konnte man Einiges.


    Dann - ganz klar bei mir - Deutsch Leistungskurs bei einer anständigen Lehrerin. Neben den schon erwähnten Texten war da noch die Iphigenie, den Rest weiß ich tatsächlich nicht mehr genau.


    Im Nebenstudium Germanistik (Literatur nach dem 15. Jahrhundert) gings dann weiter.

  • Wobei es mir hier, besonders hier, nicht um Kanon gehen täte...sondern um Entdeckungen und dass man eben mal schreiben kann: Oh, den hab ich jetzt gelesen und der ist ja doch toll....oder so.

    Gilt für alles Mögliche.


    Sollte, müsste...nein.;)

  • Ich mag diese Einschränkung durch Kanon etc. auch nicht. Natûrlich idt nicht alles Weltliteratur. Aber der klassische Literatur-Kanon ist halt schon historisch geprägt - also wenig von Frauen, von Minderheiten, wwnig Beachtung anderer Kulturkreise...


    Wollte somit auch fragen, wie sieht es denn aus mit "moderneren Klassikern", also Bûcher wie "Der Schüler Gerber", "Alles zerfällt", "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"? Erwünscht hier oder eher nicht?

  • Hi,


    ein bisserl was dazu geschrieben hatten wir im Leserattenthread. Soll ich es hier nochmal reinkopieren?

    Der Kundera ebenso wie der Gerber sind ja schon irgendwo ein Repräsentant ihrer Zeit (bzw. ihres Zeitgeists). Von daher können sie mMn durchaus als „Klassiker“ im weiteren Sinne bezeichnet werden. Ebenso wie z. B. Christie, Conan Doyle, Rider Haggart und Lovecraft, die stilbildend für ein Genre waren (auch wenn sich über die Qualität streiten lässt).

  • Wenn wir hier von Klassikern reden, so meinen wir vermutlich nicht die lateinischen und griechischen Autoren der Antike und auch nicht nur die Vertreter der Blütezeit der deutschen Literatur wie Goethe, Schiller und Co.

    Bei den Klassikern der Moderne ist die Definition schwankend - wie jene Liste für die Challenge zeigte. Dann sind wir wieder bei Harry Potter, Pippi Langstrumpf und Emil und die Detektive.

    Mir persönlich würde es besser gefallen, wenn wir uns auf Gegenwartsklassiker bis ca. 1970 beschränken würden.

  • Ich kopiere es vielleicht doch mal rein:


    „Finde ich gut. Und für die Definition würde ich sogar mal auf Grundlage des Google Wörterbuch vorschlagen, die haben das ganz gut zusammengefasst:

    1. Ein Vertreter der „Klassik“ (was ich allerdings durchaus zeitlich erweitern würde zumindest bis zur Romantik - Edit: Meinetwegen auch weiter).

    2. Ein wegweisendes, herausragendes oder bahnbrechendes Werk für seine Zeit oder eine Gattung bzw. ein Werk, das sich als besonders signifikant oder idealtypisch erwiesen hat.

    3. Ein Werk, dass durch seinen Einfluss oder seine Wirkung in einer bestimmten Zeit einprägsame Bedeutung über diese Zeit hinaus gewonnen hat.“

  • Es gibt tatsächlich viele von mir sehr gerne gelesene Klassiker. Ich habe einfach mal Revue passieren lassen.

    Ein paar hatte ich schon mal genannt.

    Spontan fallen mir sogar richtige Lieblinge ein wie Homo Faber, Krabat, Die Insel der blauen Delphine, Die Unendliche Geschichte, Die Kinder vom Bahnhof Zoo, Tagebuch der Anne Frank, Robinson Crusoe, Das Bildnis des Dorian Gray.


    Sind Unten am Fluß und Das letzte Einhorn auch Klassiker?

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