Überfordert mit Tierschutzhund- Abgabe pro/kontra
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Hallo liebe Dogforum Leute,
Ich schreibe hier mal rein und bin vor allem daran interessiert, von euch darin bereichert zu werden, die Überlegung der Abgabe und des Behaltens von allen Seiten zu beleuchten. Vielleicht hat ja auch jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht und kann diese teilen. Mir ist bewusst, dass so eine Entscheidung nur vor Ort getroffen werden kann. Mit meiner Trainerin werde ich auch demnächst über das Thema sprechen.
Im August 2019 habe ich eine 1 jährige Tierschutzhündin aus Bosnien übernommen. Sie ist als Welpe von der Straße in den bosnischen Tierschutz gekommen, war dann noch 3-4 Monate ca. in Deutschland in dem Tierheim eines Vereins, der Auslandshunde vermittelt. Dort hat sie immer im Rudel mit ihren Geschwistern gelebt (Zwinger mit täglich Auslauf im eingezäunten Gelände). Sie war also quasi "roh", als sie zu mir kam und hat in ihrem Leben außer anderen Hunden vermutlich wenig gesehen. Ich habe viel mit dem Verein gesprochen darüber, was für einen Hund ich suche bzw. mit was er in meinem Leben perspektivisch klarkommen muss. So kamen wir dann auf meine Hündin, da sie (aus meiner Sicht und der des Vereins) sehr menschenbezogen, freundlich und lernwillig ist und nicht ängstlich und schreckhaft aufgetreten ist. Das war aber in reizarmer Umgebung auf dem Dorf, wo sich eben das Tierheim befindet.
Ich muss sagen, ich habe die ganze Angelegenheit wahnsinnig unterschätzt hinsichtlich dessen, dass es für einen reizarm, nicht im Haus mit Menschen aufgewachsenen Hund eine wahnsinnige Herausforderung ist, mit mehreren Menschen beengt im Haus zusammenzuleben und dann ggf. noch in dieser Beengtheit mit Fremden (Besuch zB) klarkommen zu müssen. Ich lebe in einer Haus-WG (5 Personen) in einer Kleinstadt. Auch perspektivisch strebe ich eher alternative Wohnformen mit mehreren Menschen statt Single- oder Pärchenzuhause an.Die Grunderziehung war und ist kein Problem. Sie hat ziemlich schnell die Grundkommandos gelernt, ich kann sie in bekanntem Gebiet guten Gewissens frei laufen lassen, weil sie dort immer toll ansprechbar ist. Allgemein ist sie leicht zu motivieren und sehr lernwillig. Und sie passt sich immer gut an, wenn im Haus zB Ruhe angesagt ist. Auch mit anderen Hunden hat sie keine Probleme. In solcherlei Hinsicht ist sie in meinen Augen ein ganz "normaler" oder sogar angenehmer Hund, der zwar in pubertären Anflügen mal seine Grenzen austestet, aber dies alles bewegt sich total im Rahmen und ist meines Erachtens ziemlich unproblematisch und gut händelbar.
Nun zu den Herausforderungen, die mich ehrlich gesagt seit Dezember echt belasten. Im Kern finde ich herausfordernd, dass es zwei größere Baustellen gibt, die es gerade in Kombination für mich schwierig machen, immer alles unter einen Hut zu bekommen. Sie hat eine große Unsicherheit ggü Menschen, die Indoor ungeregelt zu Verhalten führt, was für mich kaum tragbar ist in manchen Situationen (nach vorne gehen, Schnappen, Menschen laut anbellen) und von mir ein hohes Maß an Ruhe, Management und Training erfordert, um sie in SItuationen mit anderen Menschen mit hineinnehmen zu können.Gleichzeitig ist Alleinbleiben noch ein großes Thema, bei dem es immer mal wieder Rückschläge gibt (insbesondere, wenn viel los ist im Haus oder jmd Besuch hat). Momentan verlasse ich das Haus höchstens für wenige Minuten und übe mit ihr, allein in meinem Zimmer zu bleiben, was je nach Kontext richtig gut (sie bleibt einfach liegen und schläft weiter) oder auch gar nicht funktioniert (sie bellt und heult dann, insbs, wenn viel los ist im Haus).
Nun noch etwas detaillierter zu den Herausforderungen:
Sie ist (auch nach Diagnose der Trainerin) ziemlich unsicher mit Menschen. Dies zeigt sich vor allem in geschlossenen Räumen und an belebten Orten. Ganz am Anfang zeigte sich ihre Unsicherheit darin, dass sie immer hinterherrannte und versuchte, in die Wade zu zwicken, wenn jmd aufstand und gegangen ist (hierzu gab es auch einen Thread im Forum). In Absprache mit Hundeschultrainern und dem vermittelnden Verein habe ich dann dafür gesorgt, dass sie dieses Verhalten nicht mehr ausführen kann, indem ich sie entweder an der Leine hatte oder auf ihren Platz geschickt habe, bevor jemand aufgestanden ist. Außerdem habe ich darauf geachtet, dass sie nicht in Konfrontation mit Besuch treten muss (dieser sollte sie zB erstmal ignorieren) und sie oft auch einfach herausgehalten. Mit der Zeit wurde sie dann entspannter mit solchen Situationen, so dass ich ihr nach und nach (erst mit meinen Mitbewohnern, später mit Besuch) wieder mehr Freiraum gegeben habe und sie kein unerwünschtes Verhalten mehr gezeigt hat. Ich schätze, dass ich in dieser Phase, in der aus meiner Sicht alles gut zu laufen schien, ihre immer noch vorhandene Unsicherheit sehr unterschätzt habe. In dieser Phase habe ich dann auch den ersten Termin bei meiner jetzigen Trainerin gehabt,bei dem sie mich auf die starke Unsicherheit der Hündin hingewiesen hat und mir geholfen hat, diese und ihr daraus resultierendes Verhalten (zB auch ständiges Nähesuchen zu Menschen/Kontrollieren, denen sie nicht traut) besser zu erkennen. Seitdem arbeite ich mit positiver Gegenkonditionierung und auch mit Alternativverhalten, wobei ich dies noch vor allem draußen anwende (zb wenn einem auf dem Bürgersteig Menschen entgegenkommen). Seit Ende November zeigte sie (teilweise vermutlich auch wegen der Scheinmutterschaft) nach und nach wieder heftigere Reaktionen auf menschliche Regungen im Haus. Das fing damit an, dass sie immer bellte, wenn jemand die Treppe Richtung Wohnzimmer runterkam, wenn sie sich im Wohnzimmer befand. Im Dezember schnappte sie dann zweimal nach einem Mitbewohner und scheint vor diesem mittlerweile richtig Angst zu haben, sie bellt ihn oft an, sobald sie ihn erblickt oder bellt auch, wenn sie hört, dass er nach Hause kommt. Auch mit fremden Menschen im Haus kommt sie mE schlechter zurecht. Nachdem hier jemand mehrtägigen Besuch hat (auch wenn sie mit diesem persönlich nicht oder nur wenig konfrontiert war), braucht es Tage, bis sie wieder so entspannt auf Geräusche im Haus reagiert wie vorher. Außerdem ist ihre Reizschwelle meines Erachtens (vielleicht durch Fehler und Versäumnisse meinerseits) auch deutlich gesunken. Es passiert schneller und häufiger, dass sie lautstark jmd anbellt und dann auch nicht mehr ansprechbar ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie mittlerweile ein bisschen mehr hier ankommt und ihre Unsicherheit einfacher zeigen kann. Dazusagen muss ich allerdings noch, dass meine Trainerin zur aktuellen Situation noch einige Anregungen gegeben hat, die ich teilweise noch nicht umgesetzt habe. Es wäre also falsch zu behaupten, dass Hopfen und Malz verloren ist. Es gibt auf jeden Fall noch viel Potential, an der Unsicherheit zu arbeiten auch im vorhandenen Kontext.Es erfordert denke ich sehr viel Zeit und Energie, ihre Unsicherheit zu reduzieren. Ich denke optimalerweise müsste ich mich täglich mit ihr an der Leine ins Wohnzimmer setzen und einfach nur markern, wenn Menschen nach Hause kommen, herumlaufen, jmd klingelt, Besuch empfangen wird etc. Ehrlich gesagt bin ich aber oft selbst so angespannt in Anbetracht solcher Situationen, dass ich mich diesem Training nicht immer gewachsen fühle. Ich habe auch den Eindruck, dass sich meine Anspannung sehr auf sie überträgt.. Ein blöder Teufelskreis. So oder so ist dieses Training für mich ziemlich kräftezehrend. Es erfordert einfach ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und vor allem Gelassenheit. Ich bin da leider oft nicht so locker und unbekümmert, wie es vielleicht gut wäre. Leider sind unsere Gemeinschaftsräume auch sehr beengt, so dass es eigentlich keine "ruhige Ecke" gibt, aus der heraus man anfangen könnte etwas entspannter, mit mehr Abstand, zu arbeiten. Da ich in einer WG lebe, sind viele Situationen auch nicht planbar. Das heißt, wenn ich mit ihr im Wohnzimmer bin, kann es immer passieren, dass plötzlich Besuch oder einer der beiden Mitbewohner in der Tür steht, mit denen sie momentan noch sehr unsicher ist.
Da sie gleichzeitig- insbesondere wenn viel los ist- auch schlecht alleinbleiben kann, bleibt für mich momentan oft nur die Wahl zwischen Konfrontation mit der Situation oder eigener Isolation gemeinsam mit dem Hund. Das belastet mich momentan schon ziemlich, da ich mich zB von sozialen Aktivitäten zu Hause und außerhalb eher zurückziehe bzw. diesen deutlich seltener nachgehe als ich eigentlich gern wollte. Könnte ich sie zB easy allein lassen, dann könnte ich ihre Unsicherheit denke ich auch viel besser annehmen. Dann wäre halt klar, dass sie zum Rückzug in mein Zimmer kommt, wenn viel los ist im Haus oder ich mich mit einer Gruppe von Freunden/Bekannten treffen will. Ich finde auch eigentlich nicht, dass ein Hund mit jedem Trubel klarkommen und überall dabeisein muss. Nur ist halt so der Druck dahinter, dass alles irgendwie funktionieren muss, vor allem in Zukunft. -
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Momentan macht mir halt diese Problemkombi Unsicherheit ggü Menschen(nach Vorne gehen bei Unsicherheit) und Schwierigkeiten beim Alleinbleiben für die Zukunft gerade sehr Sorgen und ich frage mich auch, ob meine Lebenssituation von ihr vielleicht auch einfach zu viel verlangt (WG, stadtnahes Leben, theoretisch im eigentlichen Normalfall wechselnde Tagesabläufe wegen Uni). Momentan habe ich zum Glück keine Pflichtveranstaltungen und gehe daher auch nur selten zur Uni, da ich immer einen passenden Hundesitter finden muss, bei dem gerade wenig los ist zu Hause. Aber ab April habe ich eigentlich wieder 10 Univeranstaltungen wöchentlich à 2h. Allein das macht mir schon Sorgen. Aber perspektivisch werde ich wahrscheinlich auf einem landwirtschaftlichen Betrieb leben und arbeiten, in dem auch mal Kunden und Leute aus dem Dorf spontan die Nase zum Hoftor / zur Tür reinstecken, Praktikanten oder Besuch vor Ort ist etc. Da müsste sie entweder entspannt flexibel trotz trubeliger Umgebung alleinbleiben können oder entspannt mit Menschen klarkommen können.
Mir wurde schon oft ans Herz gelegt, dass es wichtig ist, die Ansprüche an den Hund herunterzuschrauben, anzunehmen, was ist und einfach viel Geduld zu haben. Das fällt mir nur schwer aufgrund der schlechten Vereinbarkeit beider Problembereiche momentan und weil ich mir perspektivisch gesehen Sorgen mache, dass es in der Zukunft mit diesem Hund in meinem Lebensumfeld vielleicht nicht entspannt funktionieren wird.
Hinsichtlich des Abgabegedankens frage ich mich, wann der Punkt gekommen ist, an dem man sich fundiert und vernünftig für oder gegen eine Abgabe entscheiden kann. Sicher sind 5 Monate nicht viel Zeit und da wird sich noch viel tun. Ich habe nur Sorge, dass ich in 2 Jahren, wenn ich auf einen Hof ziehe dann merke, dass es wirklich nicht geht und dann einen Hund abgebe, der sich 2 Jahre lang auf mich eingestellt hat und dann seine Bezugsperson verliert. Oder, dass ich mit den vorhandenen Baustellen nicht adäquat umgehen kann und sich weiteres Problemverhalten etabliert oder das vorhandene ausweitet. Was ich gerade beobachte ist ja auch eher, dass das vorhandene Problemverhalten seit November wieder deutlich stärker geworden ist.
Ich finde es halt sehr schwierig eine Entscheidung zu treffen, wenn man nicht weiß, wie sich der Hund und ich mit dem Hund in Zukunft entwickeln werden.
Angenommen, ich würde mich jetzt zur Abgabe entscheiden mache ich mir außerdem Sorgen, wie sie einen Wechsel verkraften würde und wie überhaupt ihre Chancen darauf stehen, ein geeignetes und kompetentes Zuhause zu finden. Auf der Liste stehen ja schon ein paar Dinge, auf die sich viele sicher nicht einlassen wollen. Auch wenn sie neben ihrer Unsicherheit ein wirklich toller Hund ist. Aufmerksam, aktiv, gelehrig, immer am Start, neugierig, verspielt, entspannt mit anderen Hunden, entwickelt zu bekannten Menschen schnell Zuneigung etc.
Und bitte versteht mich nicht falsch und denkt, ich will hier nur hören, dass es schon ok wäre, sie wieder abzugeben. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich es übers Herz bringen könnte, sie zum Verein zurückzugeben, wo sie dann möglicherweise noch lange Zeit ohne Förderung und Forderung im Tierheim leben würde. Auch die Vorstellung, dass sie zum Wanderpokal wird, finde ich furchtbar. Ich mache mir die Gedanken um eine mögliche Abgabe nicht leichtfertig.
Ich bin gespannt auf Eure Gedanken zum Thema.
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Aus meiner Sicht hast Du Dir einen guten Teil der Antwort schon selbst gegeben: Es wäre für Euch viel leichter zu handhaben, wenn sie gut alleine bleiben könnte. Das wäre dann also mein Fokus - und Bauchgefühl für die Stimmungen und Grenzen des Hunds zu entwickeln - und die ganzen sonstigen Methoden und Trainingseinheiten erstmal auf Eis zu legen.
Wo hakts denn beim Alleinbleiben und wie habt Ihr das geübt? Bei unserer Angsthundine war von Anfang an erstmal alles darauf ausgelegt, dass sie sich in unserer Wohnung wohl und sicher fühlt, was beim Alleinbleiben sehr geholfen hat.
Zur Unentspanntheit und dem Blick in die Zukunft könnte ich auch hier nur schreiben, dass es halt alles schwerer macht - aber das hab ich ja schon und Du weißt es ja auch selbst. Du brauchst ein Gefühl und Akzeptanz dafür, wie der Hund jetzt ist und wo seine Grenzen aktuell sind. Wie sollst Du das entwickeln, wenn da die Zukunft quasi schon drohend vor Dir aufragt? Sicherheit darüber, wie und wie schnell es sich jetzt entwickelt, bekommst Du nicht. Du bräuchtest die Sicherheit bzw. das Gefühl, dass Du es regeln kannst, wie und wie schnell es auch kommt. Das wäre der nächste Fokus für mich. Wenn Du sie behalten willst.
Zur Frage, wann der „richtige“ Zeitpunkt für eine Abgabe ist: Wenn Du Dich dafür entscheidest. Und das ist eine rein sachliche „Richtigkeit“, keine moralische (ich halte da ebensowenig von „Moralisierei“ wie von „Rationalisiererei“ oder „Schönrednerei“ - all das hilft Dir aus meiner Sicht nicht.
Die Entscheidung ist: Was kannst und willst Du leisten und was nicht). Im Moment der Abgabe gibst Du die Kontrolle ab, was mit dem Hund weiter passiert, mit allen Konsequenzen für Dich und für Dein Tier. Ja, dass Du Dich bei der Übernahme verschätzt hast, kann in diesem Fall negative Folgen für sie haben. So funktioniert das Leben, Menschen machen Fehler, Fehler haben Konsequenzen - und es geht trotzdem weiter -
Die Entscheidung ist: Was kannst und willst Du leisten und was nicht). Im Moment der Abgabe gibst Du die Kontrolle ab, was mit dem Hund weiter passiert, mit allen Konsequenzen für Dich und für Dein Tier. Ja, dass Du Dich bei der Übernahme verschätzt hast, kann in diesem Fall negative Folgen für sie haben. So funktioniert das Leben, Menschen machen Fehler, Fehler haben Konsequenzen - und es geht trotzdem weiter
Das find ich sehr schön und richtig, was Phonhaus geschrieben hat.
Ein Gedankengang von mir: Vielleicht setzt du dir ein zeitliches Limit. Die nächsten XY Monate arbeitest du intensiv an den Problemen und dann triffst du eine Entscheidung.
Vielleicht ist auch eine Möglichkeit zusammen mit den Verein wo dein Hund herkommt, bereits nach einem geeigneten Zuhause Ausschau zu halten, so könnte sie direkt von dir in ein anderes Zuhause umziehen und du hast die Möglichkeit die zukünftigen Halter genau über die Probleme zu informieren.
Für mich liest sich dein Text (rein subjektives Empfinden) als würdest du eher zur Abgabe tendieren und ich denke, in diesem Fall solltest du dir nicht zu viele Sorge machen, dein Hund hat sich ja vorher im TH "wohlgefühlt" (andere Hunde, ruhige Umgebung, aufgeschlossen gegenüber Pflegern) und bei "Rückläufern" wird bei einer erneuten Vermittlung idR nochmal genauer hingeschaut.
Ich wünsche dir, dass du mit deiner Entscheidung, wie sie auch aussehen mag, gut leben kannst!
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Ich habe mich ja schon mal zum Thema geäußert, deshalb nur ein neuer Hinweis.
Deine Hündin wird sich auch bei einem Halterwechsel einfügen und dort lernen können. Ihr Leben ist ja bei dir (vor allem in der Wohnung) nicht super duper stressfrei. Die Frage ist eher, ob sie einen guten Platz finden... sobald der aber da ist, fängt eine neue Zeitrechnung an und der neue Halter fängt eh bei null an. Da brauchst du dir keine Gedanken darüber machen. Der Hund wird es überstehen.
Ich gehe übrigens sehr davon aus, dass das alleinbleibenproblem und die Unsicherheit in der Wohnung zusammen gehören. Da wird immer ein Grundstress sein.
Warum gibt’s du im Wohnzimmer nicht immer die Leckerliparty? Das wäre ja noch die „einfachste“ Trainingsübung, weil fester Ort und Ritual. Das würde ich mal zwei Wochen intensiv probieren. Bei Menschensichtung gibts die superleckerli/die Tube...
Aber ja, ansonsten sagt Dir dein Bauchgefühl was du schaffen kannst und was nicht. Alles Gute für die Entscheidung!
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Ich finde, man sollte sich vor einer Hundeanschaffung ehrlich Rechenschaft geben, worum es einem geht: Will ich einen Hund nach meinen Vorstellungen, der möglichst gut in mein Leben passt (was ich absolut legitim finde)? Dann suche ich mir die entsprechende Rasse und kaufe bei einem guten Züchter.
Will ich etwas Gutes tun und einem Tier mit schlimmer Vergangenheit ein schönes Leben bieten, dann gehe ich zum Tierschutz (auch völlig in Ordnung) und richte mich nach dem Tier.
Manchmal lässt sich beides vereinbaren, aber oft genug eben auch nicht.
Und ich finde, wenn man sich einen Hund (vom Tierschutz oder sonstwoher) holt, dann sollte man das auch mit allen Konsequenzen tun.
Soviel von mir zum Thema pro und kontra Abgabe.
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Hinsichtlich des Abgabegedankens frage ich mich, wann der Punkt gekommen ist, an dem man sich fundiert und vernünftig für oder gegen eine Abgabe entscheiden kann.
Aus eigener Erfahrung: wenn man sich felsenfest für eine Abgabe entschieden hat, ist es in vielen Fällen schon 5 nach 12.
Ich hab so eine Situation mit meiner Schäferhündin Lina durchgemacht. In den zwei Monaten, die sie hier war, hab ich mich schon einmal für die Abgabe entschieden - die Entscheidung nach Gesprächen mit Usern, die ähnlich "schwierige" Hunde hatten, dann aber doch noch dagegen entschieden.
Rückblickend hätte ich an der Entscheidung festhalten sollen, so hätte ich Lina, Dino und mir viel Leid und blank liegende Nerven erspart.
Um unsere Situation kurz anzureißen: Lina konnte nicht alleine bleiben, kannte recht wenig (war GsD doch recht umweltsicher und vor allem neugierig!). Runterkommen? Ein Fremdwort. Gegen Ende ihrer Zeit bei mir lagen hier die Nerven bei allen blank. Lina hat Dino permanent gemobbt und sich dabei ins Nirvana geschossen, Dino konnte aus dem Kreis selbst nicht ausbrechen und ich war mit der Situation völlig überfordert und hab dann am Donnerstag nach der Arbeit bestimmt vier oder fünf Stunden damit verbracht, zig Tierheime in der Region (teilweise auch außerhalb Brandenburg...) abzutelefonieren, ob sie einen Platz für Lina frei haben. Ich war irgendwann so verzweifelt, dass ich schon vollkommen hysterisch das Veterinäramt angerufen habe, ob die vielleicht ne Idee haben...
Was ich sagen möchte: wenn du für dich festgestellt oder das Gefühl hast, dass deine Hündin nicht in dein Leben passt, dass dein Leben nicht zur Hündin passt, dann würde ich persönlich schauen, dass ich zeitnah einen guten, neuen Platz oder ein Übergangszuhause (Pflegestelle, Tierheim ...) finde.
Wenn du so schnell nicht "aufgeben" möchtest, setz dir einen zeitlichen Rahmen, das wurde ja schon vorgeschlagen. Bis zum drölften Drölftember bleibt sie noch, wenn sich Problem x oder y bis dahin nicht gebessert haben, ist eine Abgabe die bessere Option für alle (nur mal als Beispiel).
Man muss sich nicht dafür schämen, wenn man feststellt, dass der Hund doch nicht so gut ins eigene Leben passt, wie man anfangs dachte. Oder wenn man sich übernommen hat. Wir sind Menschen, und Menschen machen leider Fehler - sowas gehört zum Leben dazu. Aus Fehlern lernt man bekanntlich ...
Gerade wenn Besitzer und Hund darunter leiden, ist's oft besser, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich nichts vorzumachen.
Ich wünsche dir, dass du die beste Entscheidung für euch alle treffen kannst. Geh in dich, lass dir ein paar Tage Zeit, nimm dir vielleicht auch DF-Urlaub - das wirkt manchmal Wunder.
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Ich kann dich sehr gut verstehen, fühl dich gedrückt.
Ich war mit Kira auch schon an diesem Punkt, da sie nicht alleine bleiben kann.Ich habe lange mit mur gekämpft dehalb und es ging mir richtig schlecht damit. Hund war auch gestresst vom Training.
Hätte sich bei mir nicht eine super Lösung gefunden, hätte ich sie abgegeben.
Jetzt ist sie meine Bürotage bei Freunden mit Garten, Kindern, anderem Hund u hat quasi eine Zweitfamilie.
Und kann im Auto alleine bleiben.
Zuhause allerdings immer noch nicht lange.
Hätte ich diese Lösung nicht, muss ich aber ehrlich zugeben, dass sowohl der Hund, als auch ich mit Abgabe besser dran gewesen wären.
Und abgesehen vom Allein Bleiben ist Kira mein Traumhund.
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Ich kann zur Problematik nichts beitragen, aber als langjährige TH-Mitarbeiterin kann ich dir auch sagen, dass es gerade für die Ex-Straßenhunde im TH manchmal gar nicht schlimm ist, weil sie da viel mehr Hunde- als Menschenkontakte haben, Fremde hinter Zäunen bleiben und es Routinen in den Tagesabläufen gibt. Und für einen Hund, der draußen unproblematisch ist (so wie du sie beschreibst) und drinnen eine Problematik mit Alleine bleiben und häufig wechselnden Personen im Haus hat, gibt es mE gar keine soooo schlechten Vermittlungschancen.
Zur übernommenen Verantwortung einem Tier gegenüber kann auch gehören, ihm ein passendes Zuhause zu suchen. Ist auch ne Frage von Fairness.
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Gerade wenn Besitzer und Hund darunter leiden, ist's oft besser, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich nichts vorzumachen.
Diese Aussage möchte ich noch einmal hervor heben.
Hunde können den Menschen i.d.R. besser lesen, als der Mensch - heißt, man kann ihnen nichts vormachen. Sie merken, ob der Mensch mit ihnen zufrieden ist und spüren auch die kleinste Miss-Stimmung. Gelegentliche Miss-Stimmungen gehören natürlich zum Leben und müssen ausgehalten werden - werden angespannte Situationen allerdings zur Regel, wird es ungesund.
Das Leben in einer WG erzeugt vermutlich zusätzlichen Druck. Wenn Mitbewohner und deren Besuch verbellt werden, der Hund im Zimmer der TE dann weiter bellt - sind die vermutlich genervt und erwarten, dass das abgestellt wird. Das kann man ihnen nicht verübeln, denn sie wohnen dort auch und häufiges Gebell ist eben auch einfach nervig, wenn man sich eigentlich nur normal in seinem Haus bewegt.
Der Erwartungsdruck, den der Hund in irgendeiner Form merken wird, verschlimmert allerdings das Problem.
Hinzu kommt, dass der Hund durch sein Aufwachsen vermutlich mehr auf ein Leben in einer Hundegruppe, statt auf das Leben mit einem Menschen als Sozialpartner geprägt wurde und sich in der jetzigen Situation (viele wechselnde Menschen, keine Hunde) dadurch unsicher fühlt. Man kann eben nicht alles schönfüttern.
Vermutlich wäre ein ruhiger 1-2 Personen-Haushalt mit Mehrhundehaltung für ihn deutlich entspannter.
Ich persönlich hätte mir für die beschriebene Wohnsituation einen Hund ohne schwierige Vorgeschichte ausgesucht, der außerdem einer Fremden gegenüber aufgeschlossenen Rasse angehört (also kein "misstrauisch ggü. Fremden im Rassestandard).
Mit dem derzeitigen Hund würde ich entweder in eine ruhigere Situation umziehen (keine WG) oder ihn in ein Zuhause vermitteln, in dem er nicht permanent unter Stress steht.
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