2 Jährige Hündin aus dem Tierschutz und allein bleiben

  • Hat deine Schwester ein Auto? Meine Erfahrung zeigt bisher, dass viele Hunde dort besser alleine bleiben können. Ist zwar jetzt keine direkte Lösung für das Problem zuhause, aber würde zumindest ein wenig des Stress aus der aktuellen Situation nehmen, wenn sie es dort für kurze Zeit schafft.

  • Wir reden hier aber von ganz normalen Gassi gehen Runden, nicht dass das hier falsch verstanden wird? Aber das man vor dem Alleinbleiben üben einfach ne Runde dreht, einen Ball wirft und sie eben auch müder ist, als wenn man einfach so geht....

    Bällchen werfen putscht eher absolut unnötig auf, als dass es „auslastet“.

    Das ist m.M.n. eine absolut ungeeignete Maßnahme.

    Auch die Runde vor dem Alleinebleiben würde ich versuchshalber mal drastisch kürzen. Vorher nur noch ganz langweilig raus zum Pipi und dann auch nicht sofort zu üben anfangen.

    Ich würde lieber Situationen zum Üben nehmen, in denen der Hund möglichst entspannt ist. Wenn man zusammen ein Stündchen vor dem Fernseher geschlafen hat z.B.

    Und dann ganz unaufgeregt rausgehen und den Fernseher anlassen.


    Meine Hunde bleiben absolut problemlos alleine, aber direkt nach dem Spazierengehen brauchen sie eine Weile, um wieder runterzufahren.

    Gerade für sehr reizoffene oder unsichere Hunde ist ein Spaziergang (vor allem, wenn sie erst vor kurzem eingezogen sind) furchtbar aufregend.

    Ich denke, ihr versetzt den Hund durch diese Aktionen in Aufregung und macht es dadurch noch schwieriger, das Alleinebleiben langsam aufzubauen.


    Mir war (und ist) es eher wichtig, dass meine Hunde es als absolut normal und uninteressant erachten, ob ich mal ohne sie weggehe. Da gibt es bei mir sicher nicht extra Action davor.

  • Kurz vorweg angemerkt: Ein Tierschutzhund aus einen fremden Kulturkreis und mit nicht bekannter Vergangenheit ist einfach ein Überraschungspaket. Wenn man sich darauf einlässt, hilft es, sie Erwartungen runter auf 0 zu schrauben, sich erstmal mit viel theoretischem Fachwissen auszustatten, dann mit viel Empathie den Hund und die momentanen Störfaktoren zu betrachten. Und dann zu gucken, was man mit Planungsmaßnahmen kurzfristig in den Griff bekommt und langfristig trainieren möchte.


    Wie Oleniv geschrieben hat: Ein planvoller gut strukturierter Alltag hilft beim Eingewöhnen. Der Hund hat ja keinen Funken Sicherheit - und damit ist es nur logisch, dass er durchknallt, wenn sein „Anker“ ihn auch noch verlässt. Sicherheit in der Wohnung gibts durch Gewöhnung, dadurch, dass die Wohnung ein „Wohlfühlplatz“ ist bzw. innerhalb der Wohnung Wohlfühlbereiche da sind (ich würde hier mit positivem Boxenaufbau) anfangen). Und die Stärkung des Selbstbewusstseins beim Hund (kleinere Tricks gegen viieeel Leckerlie, z. B. mal ein leichteres Suchspiel, Schnüffelteppich ... Alles ohne Druck und in ganz kleinen Einheiten).


    Als ad hoc Maßnahmen z. B. die Pipistellen mit Bettinkontinenzvorlagen zum Wegwerfen auslegen, damit man selbst nicht so unter Druck steht.


    Ich würde auch nicht unmittelbar vorm Training Action haben. Klar hat es was für sich, den Hund auszulasten. Aber man putscht halt auch den Metabolismus und die Hormone hoch, der es dann umso schwerer hat, zur Ruhe zu kommen.


    Und alles so entspannt, unaufgeregt und selbstverständlich wie möglich machen :smile:


    Für konkretere Tipps könnte sicher ein Trainer hilfreich sein, der sich mit Auslandshunden auskennt. Oder Deine Schwester meldet sich hier direkt an und schildert mal den Alltag.


    Und sie soll den Verein auch nochmal kontaktieren und feagen, wer ihr mal ein bisserl mehr zur Vorgeschichte erzählen kann.


    Ich drück Euch die Daumen.

  • für mich hört sich das nach einem extrem verunsicherten Hund an, der durch lückenlose Kontrolle vermeiden will, den einzigen Bezugspunkt, den er hat, zu verlieren.

    Ich wette, die Hündin begleitet deine Schwester auf Schritt und Tritt und liegt immer da, wo sie sie im Blick hat. Manche Hunde entwickeln da einen regelrechten Zwang.


    Zuerst würde ich dem Hund zu Hause eine oder mehrere kuschelige schöne Rückzugsmöglichkeiten anbieten, viele Hunde mögen feste Boxen, die mit Stoff abgehängt werden und weich ausgepolstert sind (mit Tür offen).

    Dorthin kann man nach und nach üben, den Hund zu schicken, wenn man zwar daheim ist, aber der Hund einen nicht direkt kontrollieren soll, sondern er auf seinem Platz liegen soll.


    Dafür kann man auch eine Hausleine am Geschirr nehmen, um den Hund sanft wieder einzusammeln, wenn er aufsteht und weggeht. Natürlich muss das langsam aufgebaut werden, mit ein paar Minuten dorthin schicken und dann steigern. Mit einem Kong oder Knabberzeug kann man den Hund das Auf- den- Platz- schicken angenehmer verknüpfen lassen.


    Dann kann man als Lösung oder für den Übergang den Hund im Auto mitnehmen, wenn eines zur Verfügung steht, solange er noch so unsicher ist. In einer weich ausstaffierten Transportbox im Auto zu warten, wenn sie nicht mitkann, damit fühlt sie sich vielleicht ganz wohl? Geht im Sommer und im Winter nur eingeschränkt, versteht sich.


    Alternativ könnte man mit Babygittern den Radius des Hundes begrenzen, in dem sie sich bewegen kann, wenn sie allein bleiben muss, weil es nicht anders geht. Es gibt so Elemente, die man aneinander stecken kann (um Kinder zb vom Kamin fernzuhalten), die sich auch für Hunde eignen. Darin kann man auch Welpenpads auslegen.

    Darin kann man den Hund kurz einsperren, und dann kurz weggehen, wie es schon beschrieben wurde, und so in Anwesenheit das Allein bleiben kleinschrittig üben.

    Im Auslauf kann man auch eine Box etablieren, damit der Hund sich dort wohler fühlt.


    Es geht nicht darum, den Hund auf Dauer stundenlang wegzusperren, sondern ihn zu begrenzen, bis er das Muster, den Menschen zu stalken und sich an diesen mental zwanghaft anzuhängen, aufgibt und merkt, dass es auch ok ist, aus der Ferne zu beobachten.

    Irgendwann wird der Hund dann ruhiger und entspannter (hoffentlich).

  • Aber das man vor dem Alleinbleiben üben einfach ne Runde dreht, einen Ball wirft und sie eben auch müder ist, als wenn man einfach so geht....

    Wie ist es denn, wenn deine Schwester mit ihr die „müde mach“-Runde dreht und danach zu Hause bleibt? Oder die normale Gassirunde ohne Bälle werfen vorm alleinbleiben?


    Vielleicht pusht das Bällchen zu sehr und erschwert das Ruhe finden.

  • Ich finde den Punkt von Pinky auch nicht zu unterschätzen.

    Ja, es gibt viele Hunde die besser alleine bleiben, wenn sie schön müde und ausgepowert sind.

    Aber es gibt eben auch das Gegenteil. Hunde die sich da eher hochfahren - sowieso, wenn sie eh ein bisschen unsicher und vielleicht (noch) leichter gestresst sind - und die besser damit klar kommen, wenn sie sich nicht vorher hochgespushed haben.

  • Ich kenne Hunde, die trotz jahrelangem Training nie allein bleiben können. Eine Freundin, die in der gleichen Situation ist wie deine Schwester, hat auch alles versucht, erfolglos. Ihr Hund ist jetzt 10 Jahre alt, und sie muss im Alltag viel improvisieren. Sie hat allerdings entdeckt, dass Lupo, wenn er allein im Auto ist, sich ruhig und überhaupt nicht gestresst verhält. Dort wird er seit Jahren "geparkt", wenn meine Freundin zum Arzt muss etc.

    Nicht optimal, aber besser als gar keine Lösung. Ansonsten hilft nur ein Netzwerk an Hundesittern, Nachbarn, Freunde, Familie, falls es, trotz Training, mit dem Alleinbleiben nicht klappt.

  • Wir reden hier aber von ganz normalen Gassi gehen Runden, nicht dass das hier falsch verstanden wird? Aber das man vor dem Alleinbleiben üben einfach ne Runde dreht, einen Ball wirft und sie eben auch müder ist, als wenn man einfach so geht....


    Und das wird im Internet doch auch oft als Ausgangslage angepriesen....naja

    das ist auch wenn es immer wieder angepriesen wird einfach mal ne ganz doofe Idee. Ballspielen, auspowern wie auch immer führt dazu dass der Köper lustige Hormone wie Adrenalin auschüttet. Der Körper ist also hellwach und bleibt es auch eine ganze lange Weile. Besser ist es zu üben wenn der Hund faul, schläfrig und sehr ruhig ist.


    Und dann ist seit November ja auch keine lange Zeit. Der hund hat scheinbar schon einiges durch und da braucht es einfach viel viel Geduld.

  • für mich hört sich das nach einem extrem verunsicherten Hund an, der durch lückenlose Kontrolle vermeiden will, den einzigen Bezugspunkt, den er hat, zu verlieren.

    Ich wette, die Hündin begleitet deine Schwester auf Schritt und Tritt und liegt immer da, wo sie sie im Blick hat. Manche Hunde entwickeln da einen regelrechten Zwang.

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