Unser Hund wurde getreten - wie reagieren?

  • Was ich noch in den Raum werfen will, vielleicht verstehen es dann einige besser... :ugly:

    "flight, fight, freeze" sind nicht nur Begriffe aus der Hundepsychologie, sondern auch aus der menschlichen.

  • Darf ich dann auch große, breite und tätowierte Männer wegtreten, nur weil ich Angst habe und die mich womöglich sogar in einem Abstand von 1m angucken?

    Dabei ignorierst du zum einen das Kräfteverhältnis. Was passiert, wenn du einen großen, breiten, tätowierten Mann wegtrittst? Richtig, du bekommst sehr wahrscheinlich Konter. Also lässt du das im Normalfall mal hübsch bleiben und schleichst dich möglichst dran vorbei. Du trittst ja auch nicht gegen einen fahrenden LKW und erwartest, dass er sich davon abbringen lässt.


    Evolutionär also eher Flight als Fight.


    Aber gegen ein kleineres Lebewesen, das vermutlich jedoch schneller ist als du - da kann ein Tritt Wunder wirken.


    Sprich lieber Fight als Flight.


    Zum anderen dann noch: Zu beschützendes Lebewesen neben dir. Ob das jetzt eigenes Kind, Nichte/Neffe, Enkel, Partner oder der geliebte kleinere Hund ist. Da schnellen die Stresshormone so abrupt in die Höhe und evolutionär bedingte Reaktionen setzen bei empfundenen Gefahren ganz fix ein. Da kannst du nicht mehr bewusst drüber nachdenken und dann ganz rational handeln.


    Und im Beispiel des Eingangsposts:


    Der Mann hat zunächst versucht, Raum zwischen Hund und Kind zu bringen und den Hund verbal zu verscheuchen /abzuwehren.

    Hund reagierte nicht, sondern blieb stehen. Für die Hundehalter mag das nach "Ja, der macht doch nichts. Steht doch nur da." aussehen. Außerdem ist es doch ein Tutnix.


    Für den Mann kann das bedrohlich wirken, weil sich der Hund nicht einmal von offensichtlich abwehrendem Verhalten verjagen lässt - also hat der Mann sein Verhalten gesteigert und verändert, um Schutz zu erreichen und Abstand zu gewinnen. Er hat also nicht "einfach oder plötzlich zugetreten" - sondern als erstes gewarnt. Und anscheinend war der Hund nah genug, um getreten zu werden. Dazu noch ungesichert und außerhalb des Einflussbereichs der Halter.



    Ich find es erschreckend, dass viele mit Angst durch die Gegend laufen und wirkliche, reale Gefahren nicht von Lappalien unterscheiden können. Ich find es aber auch erschreckend, dass so viele davon ausgehen, dass die eigenen Haustiere von jedem geliebt oder zumindest toleriert werden müssen.


    Wenn die Stelle so uneinsehbar ist, (Wald, da kann jederzeit irgendwer rauskommen) - dann gilt für mich auch das Argument "direkt am Waldeingang - muss man da nicht auch damit rechnen, dass freilaufende Hunde unterwegs sind" nicht. Denn genauso muss ich als Hundehalter damit rechnen, dass da Menschen rumlaufen. Ist doch keine Hundewiese, wo jeder Hunde mag und hat.

  • Der Mann hat einfach hysterisch und überzogen reagiert. Angst rechtfertigt so ein gewaltsames Verhalten nicht. Im Gegenteil, normalerweise wirkt Angst lähmend, bei Mensch als auch beim Tier. Er ist auch kein gutes Vorbild für seine Tochter.


    Aber da man überall und immer mit solchen Chaoten rechnen muß, sollte man seinen Hund bei sich halten.

    Man kann nicht von Nichthundehaltern erwarten, daß sie einen Hund lesen können, das können noch nichtmal die meisten HH.

  • Im Gegenteil, normalerweise wirkt Angst lähmend, bei Mensch als auch beim Tier.

    Nein, eigentlich nicht. Die grundlegenden Reaktionen sind "flight" und "fight" und wenn beides keinen Erfolg verspricht, setzt das "freeze" ein, also das lähmende totstellen, in der Hoffnung übersehen zu werden.


    Es geht hier darum, dass ein Verstand, der mit einer Situation überfordert ist, und dazu kann Panik oder große Angst führen, sich auf Instinkte verlässt.


    Und das Gehirn wird eine Flucht vor einem Hund schon als sehr unwahrscheinlich ansehen, und mit dem Gesichtspunkt, dass man noch eine weitere Person (die Tochter) schützen will, die langsamer und schwächer ist, wahrscheinlich direkt wieder verwerfen.

  • Der Mann hat einfach hysterisch und überzogen reagiert.

    Ich glaube das bezweifelt hier keiner.


    Angst rechtfertigt so ein gewaltsames Verhalten nicht. Im Gegenteil, normalerweise wirkt Angst lähmend, bei Mensch als auch beim Tier.

    Das ist so nicht richtig. Rechtliches wurde schon erläutert. Und auch das Angst lähmend wirkt gilt nicht immer. Es ist bewiesen das die Angst um geliebte Menschen enorme Kräfte und Ausdauer verleihen kann. Es wird Adrenalin ausgeschüttet, welches Schmerzen aber auch Ermüdungserscheinungen einfach wegwischt (vorübergehend). Für ein lähmendes Verhalten wäre das unnötig, also muss es noch normale andere Reaktionen geben.

    Er ist auch kein gutes Vorbild für seine Tochter.

    Würde ich so auch sagen, aber da wir nur eine Seite kennen :ka:

  • Es scheint den meisten Hundehaltern heutzutage wirklich nicht mehr klar zu sein, aber... wir halten Raubtiere. Je nach Hundegröße große Raubtiere. Egal ob man seinen Hund selber so einschätzen würde oder nicht, jeder (größere) Hund hat das Potential einem Menschen gefährlich zu werden.

    Wir haben aktuell in Deutschland noch das Privileg (!) ohne große Einschränkungen (wer das nicht glaubt, dann schaut euch mal in andern Ländern um - hier herrscht quasi grenzenlose Freiheit für Hundehalter) Hunde überall halten zu dürfen. Das wird nicht mehr lange so sein, wenn viele weiterhin negieren, dass die potentielle Gefahr bei (ungesicherter) Anwesenheit eines Hundes nun mal größer ist als ohne. Wie viel größer ist wieder individuell, aber es ist nun ein mal Fakt.

    Es ist schön und gut wenn man sich wünschen würde, dass sein Gegenüber mein Haus-Raubtier richtig lesen kann. Wobei sich da wieder die Frage stellt, was "richtig" ist. Meiner Erfahrung nach sind auch die meisten Halter mit Hunden, die sich nicht freundlich nähern der Meinung "der guckt nur".. und wenn jemand nicht mal richtig einschätzt, wo der Hund frei laufen kann oder wo es eine blöde Idee ist, wäre mein Grundvertrauen in dessen Einschätzung auch nicht wahnsinnig hoch.


    Wenn der Hund so nah war, dass ein normal großer Mensch ihn wirklich treten konnte, dann war der Hund definitiv näher als einen Meter dran. Da stand also ein großer, den Leuten fremder Beutegreifer vor einem kleinen Kind in Gesichtshöhe, hat sich auch durch vorherige Abwehrmaßnahmen nicht vertreiben lassen und hat es fixiert (pardon, geguckt). Dabei offensichtlich ausserhalb des Einwirkungsbereiches des Hundehalters. Vorfälle mit Kindern und Hunden gab es in der Öffentlichkeit auch genug. Schön und gut wenn man in der Situation als Nicht-Hundehalter mit "Freeze" reagieren würde (ist natürlich für den Hundehalter am praktischsten.. kommt man ungeschoren davon), aber das tut nunmal nicht jeder. Da noch auf dicke Hose machen zu wollen mit Anzeige etc., wird einem höchstwahrscheinlich auch noch selbst schaden. Vor nicht allzu langer Zeit gab es übrigens auch ein Urteil, in dem nochmal bestätigt wurde das es nicht die Pflicht des anderen ist zu beurteilen, ob der Hund nur freundlich ist.



    Die Argumentation mit der Leinenpflicht ist auch mehr als löchrig. Kein Leinenzwang heisst nicht, dass ich einen nicht kontrollierbaren Hund laufen lassen darf. Es heisst, dass ich von einem Hund in meinem Einflussbereich die Leine abmachen darf. Argumentiere ich auf diese Art nachdem das definitiv nicht zugetroffen hat, dann ändert sich das mit dem Leinenzwang auch mal schnell.

  • auch wenn die Reaktion zum Teil nach zu vollziehen ist, muss auch angesprochen werden dass so ein Verhalten nicht ok ist.


    Es ist ja nicht nur ungut für den Hundehalter sondern kann auch schön ungut für den Tretenden sein.

    Hunde die auf Krawall mit dem Menschen aus sind werden sich durch einen tritt nicht so leicht abhalten lassen. Im Gegenteil kann so ein Verhalten einen Angriff erst triggern.


    Hunde die sich davon abschrecken lassen sind sowieso nicht auf einen Angriff mit dem Menschen aus.

  • kann auch schön ungut für den Tretenden sein.

    So ist das! Ich hatte schon Hunde, die angegriffen hätten, wären sie getreten oder mit Stock bedroht worden.

  • Der Mann hat einfach hysterisch und überzogen reagiert

    Aus der Sicht des Hundehalters vielleicht. Aus der Sicht des Betroffenen, mit Kind an der Hand? Hat er vielleicht getan, was nötig war, um das Kind und sein eigenes Leben zu schützen.

    kann auch schön ungut für den Tretenden sein.

    So ist das! Ich hatte schon Hunde, die angegriffen hätten, wären sie getreten oder mit Stock bedroht worden.

    Dann gehörten die so gesichert, dass es nicht zu so einer Situation kommen kann. Außerdem hätten sie hysterisch und überzogen reagiert, wenn sie so aggressiv mit einer empfunden Gefahr umgehen anstatt abzuhauen oder ins Freeze zu verfallen.

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen und weiß nicht, ob das schon kam. Ich würde mit dem Hund trotzdem noch zum Tierarzt gehen wegen inneren Verletzungen.


    Der Typ hatte doch nicht alle Latten am Zaun... Ich würde Anzeige gegen Unbekannt stellen. Und das nächste Mal wenn ich ihn sehe, direkt die Polizei rufen und hinter ihm bleiben.

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