Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 10

  • Ist jemand in einer ähnlichen (Luxus)Situation und wenn ja, bereitet ihr euch auf eventuell irgendwann mal stattfindende Wildbegegnungen vor? (Und ich weiß schon, wenn man aktuell keine Probleme hat, macht man sich halt welche :tropf: )

    Ich hab mit Tessa ein ähnliches Problem. Bei Emil war von Anfang an klar, dass er Jagdtrieb kriegen wird. Er war sofort interessiert an allem was sich bewegt, egal ob lebendig oder nicht und der Impuls war als allererstes mal hinterher zu rennen. Also hab ich quasi von Woche 1 an mit ihm trainiert, mit dem Ergebnis, dass er jetzt sehr viel frei laufen kann und auch bei Wildsichtung kontrollierbar ist.

    Tessa, 9 Monate alt, interessiert sich bis jetzt gar nicht für Wild. Da können die Rehe übers Feld hoppeln und sie guckt nicht mal hin.

    Meine Sorge ist ein bisschen, dass in der nächsten Zeit der Jagdtrieb erwacht und uns kalt erwischt. Also klar, wir arbeiten an der Impulskontrolle, usw. Aber so wie mit Emil, der einfach von Anfang an gelernt hat bei allem was ihn interessiert stehen zu bleiben und ich diese Regel "einfach nur" konsequent durchsetzen musste als der Jagdtrieb dazu kam, ist es bei Tessa nicht.

    Also stelle ich mir seit einiger Zeit die Frage ob ich mit ihr noch mehr Begegnungen mit Wild provozieren soll oder ob ich einfach warte wie stark der Jagdtrieb wirklich wird. Bei der Rasse ist ja alles möglich. Bis jetzt bleibt sie da, wo Kaninchen und Co uns direkt über den Weg laufen, an der Leine, aber uns kann quasi jederzeit was begegnen. Ich kenne zwar die typischen Stellen, aber heute hatten wir plötzlich zwei Pfaue vor uns als wir um die Ecke gebogen sind. Aber während Emil wie angewurzelt stehen geblieben ist ist Tessa einfach weiter und hat am nächstbesten Grashalm geknabbert...

  • Ich habe mir jetzt pünktlich zum Semesterstart an der Uni einen neuen Plan zurechtgelegt: Beschäftigung.

    Nachdem das Ruhe halten, runterfahren und "einfach machen lassen" nicht wirklich funktioniert bei diesem Hormonchaos in Charlies Hirn, werden wir jetzt den gegenteiligen Weg einschlagen. Es gibt täglich einen großen Spaziergang im Wald/Feld (zumindest 1,5h) an der 15m Schlepp, wir fangen wieder 2x pro Woche in der Hundeschule an und arbeiten auf die BH hin, alle zwei Wochen gibt's Mantrailing und ca 1x im Monat haben wir unsere Trainerstunde was das Jagen betrifft. Es gibt auch mehrmals die Woche kleine Dummy Einheiten (ohne Trainer) und ich muss jetzt endlich das Radfahren anfangen. Ich hoffe dass vielleicht Beschäftigung der richtige Weg für Charlie ist und er dann Zuhause auch besser entspannen kann, weil er körperlich (und geistig) erledigt ist :tropf: ich werde berichten ob das funktioniert :ugly:


    Pünktlich zu dieser hoffentlichen Trendumkehr nähe ich Charlie vier neue Geschirre, vielleicht motiviert ihn das ja xDxD

    Also ich empfinde das nicht als viel. Wir haben hier wohl ein vergleichbares Pensum und für Rica scheint das wunderbar zu passen. Sie ist auch nach wie vor angenehm wenn zur Klausurphase weniger bis wirklich nichts gemacht wird.


    1-2x die Woche Hundeplatz, 2 Einheiten Fährte (Geruchsfelder) pro Woche, 1 großer Spaziergang am Tag (gerne auch mit toben, Freilauf, rennen und anderen Hunden) sowie täglich eine Einheit UO ist hier normal. Dazu ist hier an den Wochenenden gerne mal was los.


    Wenn es hier mal merklich viel wird am Tag dann wird eben entsprechend Aktivität gestrichen.


    Ging auch wunderbar eine Woche mit ausschließlich langweiligen Spaziergängen als ich nicht da war.


    Ansonsten verschläft sie den Tag und hat eben ihren Rhythmus und Routinen.


    Ich denke, dass auch schon ziemlich relevant ist was man für ein Lebensumfeld hat und wie der Hund gelagert ist. Rica hat eine mittlere Reizschwelle, wir haben unseren Alltag und selten wirklich neue Eindrücke. Auf dem Land hier ist es auch einfach recht ruhig. Zuhause ist das Highlight wohl, wenn die Post kommt. Ansonsten passiert hier nichts aufregendes.


    Unser Programm kann bei einem Hund mit niedriger reizschwelle in einer belebteren Gegend mit unregelmäßigem Alltag sicherlich ganz anders wirken.Oder bei einem Hund in einer Familien mit Kindern. Oder bei einem Bürohund in der Stadt.


    Wir machen natürlich auch mal gezielt was neues. Aber eher so 1x pro Monat. Ergibt sich sonst einfach nicht. Neue Situationen sind aber eigentlich nie ein Problem.

  • Ist jemand in einer ähnlichen (Luxus)Situation und wenn ja, bereitet ihr euch auf eventuell irgendwann mal stattfindende Wildbegegnungen vor?

    Ich lebe in ähnlicher Situation, und so schön praktisch wildfreie Zonen sind, so bescheiden ist es, wenn man zum Training kaum Zonen mit wirklich hoher ablenkung findet. Besonders, wenn man recht instinktsichere Jagdhunde führt. Da nützt es wenig, denen keine Gelegenheit zum Wild jagen üben zu bieten, denn sie wissen in der Regel bei der ersten Begegnung, ob das "ihre" Beute ist oder nicht.


    Das hat mich schwer behindert mit dem Gehorsamstraining von Splash. Der ist allerdings auch der ultimative Jagdgeier vor dem Herrn, mit einem durchschnittlichen Hüti oder Retriever kann das durchaus funktionieren, wenn der Hund weiss, dass es geil ist, mit Frauchen zu arbeiten.


    Aktuell ist mein Neuzugang noch im Welpenalter, er dürfte nicht ganz so extrem wie Splash werden. Ich habe inzwischen auch Kenntnis von Orten, wo etwas ofters Rehwild zu treffen, oder mindestens zu riechen ist. Diese werde ich zu gegebener Zeit öfters zum Training aufsuchen. Obwohl das den Hund noch keineswegs auf seine eigentliche Beute wie Vögel und Kaninchen vorbereitet.

  • Das kann ich eben so schwer einschätzen, ob Emmi Jagdtrieb entwickelt. Vor größeren Tieren (Pferde, Kühe) hat sie Respekt und macht einen Bogen (die bewegen sich aber natürlich auch anders als Wild), die Katze meiner Eltern mag sie, würde ihr aber nachrennen, wenn die lossprintet. Da bin ich aber überzeugt, dass die beiden Doofköpfe ein Kommunikationsproblem haben, die Katze will mMn, dass Emmi ihr nachrennt. Mäuseln würd sie auch, lässt sich aber weiterschicken. Bei Krähen springt sie, wenn sie übermütig ist, in die Richtung, lässt sich aber abrufen.


    Sind aber mMn alles nur so semi-vergleichbare Situationen. Letztlich bleibt wahrscheinlich nur, zu hoffen, dass es entweder nie zu einer Wildbegegnung kommt (was hier gar nicht so unwahrscheinlich ist) oder sie im Ernstfall wenig motiviert wär :ka:

  • Das kann ich eben so schwer einschätzen, ob Emmi Jagdtrieb entwickelt.

    Mach dich nicht verrückt deswegen. Die meisten Hütis jagen nicht so streng beutespezifisch, sondern nehmen, was sich bietet: ob Reh, Katze, Jogger, Fahrräder etc ist ihnen meist egal. Das hat den Vorteil, dass ein guter Gehorsam an einem Objekt leichter übertragbar ist auf ein anderes. Mit Bewegungsreizen kannst du super an Joggern und Velos üben. Du brauchst nicht unbedingt Wild für die hohe Reizlage.

  • Hey, vielleicht kennt hier jemand das kleine "Problem" was wir im Moment mit unserem 6 Monate alten Labrador-Rabauken haben...


    Im Moment beschäftigt uns, dass er bei Besuch oder allgemein bei neuen Dingen sehr sehr aufgeregt, hibbelig und stürmisch ist. Einerseits ist das natürlich niedlich und es ist schön zu sehen, wie er sich über jede Kleinigkeit freuen kann. Anderseits ist ja z.B. nicht jeder Besuch ein riesen Hundefan, der das genau so niedlich findet. Selbst beim Tierarzt freut er sich jedes Mal wie bolle, wenn er endlich dran ist und von der Pflegerin aus dem Wartezimmer abgeholt wird.


    Wir machen ab und zu Ruhetraining. Auch mal bei etwas größeren Ablenkungen wie z.B. im Feld einfach mal "Bleib" und sich etwas wegbewegen. Das macht er eigentlich fast immer auch super, wie gesagt, nur bei neuen, coolen, aufregenden Dingen geht er ab. hugging-dog-face


    Bei Besuch machen wir es schon seit Wochen so, dass er sich (nach dem Klingeln) erstmal auf seine Decke legen und abwarten soll. Das macht er auch gut, bis zu dem Moment wo der die Gäste sieht oder hört. Dann ist Attacke :D Gott sei Dank reagiert er noch nicht übermäßig auf die Klingel an sich. Er guckt uns dann nur ganz ruhig an und weiß schon, dass er wohl gleich wieder auf die Decke soll. Mittlerweile weiß auch jeder, der uns besucht, dass der Hund erstmal ignoriert werden soll. Klappt aber nur so semi...


    Wir waren am See auf einer eingezäunten Hundewiese mit zig anderen freilaufenden Hunden, aber auch Familien mit (kleinen) Kindern. Wir haben uns einfach nicht getraut, ihn frei laufen lassen, auch wenn er es soo gerne wollte. Wir hatten Angst, dass er wieder zu stürmisch ist und kleine Kinder umrennt. Und bei dieser Mega-Ablenkung und dem Lärm wäre er mit Sicherheit auch nicht mehr zu 100% rückrufbar gewesen...

  • Guten Morgen ShadyBas

    Einerseits ist das natürlich niedlich und es ist schön zu sehen, wie er sich über jede Kleinigkeit freuen kann.

    Ich habe mir mal diesen Satz rausgepickt, denn leider wird umherwuseln und "Schwänzchen wedeln" direkt immer als Freude interpretiert und in vielen Fällen ist es einfach der pure Stress und Aufregung, die dazu führen.


    Gerade Labbis neigen leider extrem zu diesem Verhalten und werden immer weiter gepusht, weil sie sich ja so sehr freuen und das ja so niedlich ist - ist leider ein Teufelskreis.


    Wir haben zwar keinen Labbi und unser Hund ist wohl aus anderen Beweggründen aufgedreht gewesen, wenn Besuch kam aber wir haben es so gehandhabt, dass Jumi auf ihrer Decke oder dem Sofa bleibt bis der Besuch richtig angekommen ist, Ruhe eingekehrt ist und sie sich entspannt zeigt.

    Erst dann darf sie dazukommen, schnüffelt meist nur kurz einmal an jedem rum und legt sich dann wieder hin.


    Ich persönlich würde bei Besuch immer Ruhe einfordern und das eben zeitlich so timen, dass der Hund vorher schon eine Runde gegangen ist und quasi wieder eine Ruhephase dran ist.


    Ebenso draußen bin ich Freund von klaren Regeln. Bei uns gibt es entweder gemeinsame Spaziergänge, bei denen die Hunde natürlich auch mal toben aber eben auch einfach nebeneinander schnüffeln oder wir gehen allein. Ich bin kein Freund von Hundewiesenmentalität und alle Hunde mal auf einem Haufen rennen lassen während die Hundehalter alle drumherum stehen und zugucken wie freudig gejagt und gemobbt wird ;)


    Mutet ihm nicht zu viel zu und legt viel Wert darauf, dass er gut zur Ruhe kommt :gut:

  • Wie Schaefchen2310 schon richtig sagt ist das meistens Aufregung und Stress; keine Freude.


    Der Hintergrund zu diesem Verhalten:


    Hunde haben grob gesagt vier Konfliktlösungsmechanismen und je nach Hundetyp wird einer bevorzugt (grundsätzlich können die meisten Hunde aber alle vier Optionen):

    Fight - Angriff ist die beste Verteidigung

    Flight - nichts wie weg, diese Hunde gehen Konflikten wenn möglich aus dem Weg bzw treten den Rückzug an

    Freeze - das sind viele vermeintlich brave Hunde beim Tierarzt. Die Bewegen sich in ihrer Angst einfach nicht mehr und machen alles mit.

    Fiddle - durch übertriebene Freude und vermeintliche Spielaufforderungen und Einschleimen versuchen die Hunde Auseinandersetzungen zu umgehen. Labradore und andere Retriever greifen darauf ganz oft zurück.


    Diesen Hunden muss man aus ihrem Stress aushelfen indem man solche Situationen durch Regeln strukturiert und den Hund zur Ruhe bringt.

  • Schaefchen2310 Danke!


    Ob das immer pure Freude, Aufregung oder sogar Stress ist, lässt sich (gerade für uns als Anfänger) natürlich schwer unterscheiden. Gestern hatten wir z.B. spontan Besuch auf unserer Terrasse von 4-5 Leuten. Da ist er dann von einem zum anderen gelaufen, rumgewuselt und wollte betätschelt werden. Bei so vielen Leuten auf einmal kann das natürlich auch mal schnell eher Stress sein. Kommt aber sehr sehr selten vor bei uns.


    Was auch auffällig ist, ist dass er zur Begrüßung sehr oft etwas bringt. Er kommt dann ganz stolz mit seinem Spielzeug im Fang an und präsentiert es einem. Wohl ein typischer Retriever ;-) Das macht er aber auch bei uns, wenn wir nach Hause kommen und nicht nur bei "Fremden". Wir sind darüber eigentlich ganz froh, weil er in dem Moment dann nicht groß hochspringt oder ins Hosenbein zwickt vor lauter Aufregung.


    Genug Ruhe bekommt er auf jeden Fall, er schläft immer noch seine 17-18 Stunden am Tag. Er kommt drinnen auch sehr schnell zur Ruhe, wenn wir ihn einfach mal 5-10 Minuten ignorieren. Zum Beispiel wenn wir essen. Er kapiert das sofort, legt sich ab und schläft oder beschäftigt sich ruhig mit einem Spielzeug. Im Moment befürchten wir sogar eher das Gegenteil, also dass wir vielleicht zu wenig mit ihm machen. Großen Hundekontakt hatte er jetzt z.B. leider 2 Wochen nicht mehr. Ansonsten gehen wir jeden Tag 2-3x für jeweils 30-45 Minuten ins Feld, wo er zwischendurch auch frei laufen darf. Den Tag über auch ab und zu einfach mal in den Garten zum Toben.


    @Syrus Dann ist unser Exemplar auf jeden Fall Typ "Fiddle" :D Obwohl wir diese Situationen bisher wirklich nicht als "Konflikte" oder "Angstmomente" für ihn wahrgenommen haben.

  • Das mit dem Spielzeug im Maul finde ich persönlich gar nicht verkehrt, weil er dadurch eben nicht aus lauter Aufregung zwicket oder springt.


    Beim Besuch wie du ihn beschreibst würde ich ihm eben helfen zur Ruhe zu kommen und erst wenn er wirklich ruhig ist gucken gehen lassen, wobei der Besuch ihn dann nicht durch wildes Getätschel und Gequieke wieder aufregen sollte...


    Gerade bei den Labbis finde ich es sehr wichtig, dass sie lernen eben nicht zu jedem Menschen hingehen zu dürfen und in Anwesenheit anderer Personen einfach zu entspannen.

    Das kann man hinterher super mal im Park üben, wenn man sich einfach dort mal hinsetzt und Pause macht und andere vorbeigehen lässt, vielleicht auch mal 'nen Plausch hält und der Hund sitzt einfach nur daneben, später dann auch mal im Restaurant oder Biergarten.


    Habt ihr Hundekontakte zu souveränen, gut kommunizierenden Hunden? Solche, die ihm auch mal Grenzen setzen und ihm . zeigen, dass jetzt nicht getobt wird, sondern nur geschnüffelt?

    Ich habe hier übers Forum sehr viele nette Menschen und Hunde kennengelernt und mittlerweile merke ich wie wertvoll das für meine Hündin war.

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