Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 10

  • Waren gestern recht lange unterwegs. Hab mal auf dem Rückweg kurz gefilmt aber versehentlich auf niedrige Qualität gestellt. Normal bestätige ich immer mal den Blickkontakt aber er hatte da schon viele viele Leckerchen vorher bekommen, dass ich ihn mal hab machen lassen. Ich finds eigentlich ganz gut so. Kann sein, dass er etwas zu oft schaut und dadurch nicht richtig entspannt ist?


    https://youtu.be/yH_ifcw0hNw

  • Ehrlich gesagt brülle ich ihn an, entweder kommt er dann von selbst zurück oder ich sammel ihn ein und die Leine kommt wieder dran.


    Ich tue mir bei ihm einfach schwer, wirklich zu ihm durchzudringen sodass er wirklich merkt, dass er scheiße gebaut hat. Ich hab das Gefühl, dass ich da wirklich körperlich werden müsste damit er kapiert dass ich richtig sauer bin (und das will ich nicht), er ist da irgendwie sehr unbeeindruckt. Aber das mit dem wegtreiben hab ich noch nicht probiert, auf die Idee bin ich irgendwie gar nicht gekommen |). Aber das ist echt mein Hauptproblem, wenn ich ihn Mal anschnauze weicht er zwar zurück, aber das hält genau (ungelogen) für 5s. Mir fehlt da die Anleitung, wie ich ihm klar mache, dass das ein Tabu ist.


    Genau, er ist jagdlich sehr motiviert (aber eben nur im Freilauf, an der (Schlepp)Leine nimmt er sich total zurück). Wird wohl eh drauf hinauslaufen, dass er wieder Leinenknast hat :ka:

  • Er soll nicht total gechillt danach neben dir sitzen und "Ooooooooohm" sagen (jetzt mal überspitzt) aber er soll sich eben auf was anderen konzentrieren und durch das suchen etwas wieder runter kommen

    Hast du Angst, dass Cali unterwegs einschläft, wenn sie zu sehr entspannt? :hust:

    Durch suchen runterfahren... ja, wenn das klappt. Mir ging's nur darum, dass es nicht so klang, als könnte Cali besonders gut abwarten. Und dann wäre das letzte, was ich vom Hund in einer akut aufregenden Situation verlange, ihn warten zu lassen.

    Ich gebe meinem Hund ein Hilfsmittel, dass ihn entspannt, wenn er es nicht selbst kann. Und erhöhe nicht einfach die Motivation.

    Aber du weißt ja, was für euch funktioniert. Bei uns macht sowas Frust und Frust ist Aufregung. :ka:

    Die schläft unterwegs ganz sicher nicht ein xD


    Ich hatte aber auch geschrieben dass das 10-Leckerchen Spiel für uns in super aufregenden Situationen eben NICHT klappt und ich es daher auch nicht mache. Eben aus den von dir aufgeführten Gründen. Haben wir wohl aneinander vorbei geredet |)

  • Vielleicht hat jemand von euch einen Ratschlag für mich?


    Rica hat einen Kumpel, auf den sie sich immer rieeeeesig freut. Quasi unser Endgegner was Aufregung angeht. Heute war besagter Hund zu besuch. Aktuell mache ich es so, dass ich sie in ein Zimmer tue und mit Türgitter absperre. Sie kann den Hund dann sehen. Anfangs gab es etwas zu kauen, damit fährt sie dann schon runter und ist nicht mehr ganz so aufgeregt. Sobald die Kauerei vorbei war, habe ich mich zu ihr gesellt und weiterhin Ruhe eingefordert. Unterstützt mit Lecktube und sozialer Ansprache - Abbruch für jammern. Dann habe ich aber den Raum verlassen, weil es Zeit für Kuchen war. Madame wurde dann bockig (das hört man richtig an der Belle). Fing an fordernd zu bellen. Da habe ich sie einmal erinnert, dass das nicht gewünscht ist und dann die Tür geschlossen. Als sie wieder runtergefahren ist, wurde die Tür wieder geöffnet. Das Spiel haben wir ein paar Male gespielt. Es endete dann damit, dass meine Erinnerung angenommen wurde, sie sich auf ihren Platz gelegt hat und dann entspannt hat (sie hat dann so ein entspanntes seufzen beim hinlegen). Die Tür konnte dann offen bleiben. Fährt sie wieder hoch, erinnere ich sie erneut.


    Bei Aufregung mit anderen Hunden arbeite ich generell so. Ich nehme sie zu mir, unterstützte sie mit Lecktube und sozialen Gesten oder sie bekommt was zum tragen/kauen. Bei anderen Hunden jammert sie aber nicht - das tut sie nur bei ihm. Sie darf auch mit anderen Hunden agieren - da muss ich aber auch arg gucken, dass es passt und sie sich nicht zu sehr hochpusht. Sie hat hier feste Hunde mit denen man sich trifft. Bei Fremdhunden ist sie eher unsicher und ich unterstützte sie ebenfalls.


    Ich würde ihr bei anderen Hunden gerne mehr in die Ruhe helfen und bin mir arg unsicher. Wir arbeiten mit dem Türgitter, da zwei aufgeregt agierende Hund (Schäferhund und Briard) im Haus einfach ziemlich an die Nerven, Einrichtung und Gesundheit gehen :ugly:

  • In MEINER Welt hast du da völlig recht. Da wird ne Erwartungshaltung aufgebaut. Ist ähnlich wie mit hohem Trieb in die Futterhand arbeiten. Das ist einfach bei so einem Typ Hund (zumindest meiner Erfahrung nach) definitiv kontraproduktiv. Die kreiseln sich irgendwann einfach selbst hoch und dann hat man ein ganz anderes, deutlich größeres und schwerer rauszuarbeitendes Problem


    Ein Hund sollte grundsätzlich Grenzen kennen. Dann ist das auch recht einfach, dass ihm die Stimme Hinweise gibt, die mehr als eine Verhaltensempfehlung sind. - My way of life.

    Ich hab nichts gegen ein Stop-Kommando. Daß sie ne Erwartungshaltung aufbaut, habe ich erst hinterher gemerkt, da sie bis zum Alter von 9 Monaten völlig ruhig spazieren gegangen ist und gar nicht das Interesse hatte, groß zu rennen.

    *verhaltenskettenalarm*


    :D


    Merkst oder?

    Denk mal drüber nach: Kommando Auto: Kette, Rückruf: Kette, Umorientierungssignal: Kette.


    Machst jetzt nen Stoppkommando, geb ich dir Brief und Siegel drauf, dass es wieder ne Kette mit Erwartungshaltung gibt.

    =)

  • Ja, hab ich auch gedacht, aber was dann? Ich würde ein Stop nie so hochwertig aufladen, wie ich den Rückruf getan habe

    Überhaupt ist Megan häufig in Erwartungshaltungen, sowas hab ich bei noch keinem Hund erlebt. Nur, weil vor 8 Monaten einmal ein Fensterladen laut an einer Stelle geöffnet wurde, ist sie an der Stelle immer noch in einer Erwartungshaltung. Die erste Trainerin, die wir hier hatten, meinte, ich solle ihre Erwartungshaltungen ändern, von einer negativen in eine positive, also an der Stelle gibt es dann immer Futter z.B. Ich möchte aber erreichen, daß sie aus diesen ständigen Erwartungshaltungen herauskommt (klappt auch schon viel besser, je sicherer sie ist oder je mehr Kopfarbeit sie sonst bekommt).


    Im Übrigen vielen Dank! Das hat mir hier alles gerade richtig viel geholfen, zu verstehen

  • Machst jetzt nen Stoppkommando, geb ich dir Brief und Siegel drauf, dass es wieder ne Kette mit Erwartungshaltung gibt.

    Ich kann jedenfalls beitragen, dass wir mit dem Prinzip am Ende der Schleppleine warten und dafür belohnt werden grandios gescheitert sind. Dabei kann Luvi a) sich in der Erwartung auf einen Keks hochpushen, b) sich am schnell zu mir rennen aufpushen, denn er will schnell Richtung Keks, c) sich einen Job daraus basteln schnell wieder nach vorne zu rennen um seinen Trick "warten zu zeigen und d) ständig den gewählten Radius zu überspannen, damit das Warte-Kommando kommt.

  • Ja, hab ich auch gedacht, aber was dann?

    Löse dich von dem Gedanken, deine Erziehung über Clicker, Kekse und Kommandos zu machen.


    Immer nett ist zwar gut gemeint, manchmal aber nicht gut gemacht und erst Recht nicht passend für den Hund.


    Such dir nen Trainer, der sich auch auf der anderen Seite des Horizonts bewegt und dir da Hilfen zeigen und erklären kann. Der dir die ganzen Stolpersteine aufzeigt, die gerade vor euch liegen und du jede Woche über einen neuen Stein fällst.


    Stichworte: sich zurücknehmen. Benehmen. Ruhe reinbringen. Harmonisches Miteinander und nicht Befehlsforderer und Kommandogeber.


    Jede Baustelle, die du mit einem Ersatzverhalten lösen willst, öffnet dir mit so einem Hund eine neue Baustelle. Merkst du ja gerade selbst.

    Damit bewegst du dich in einem Teufelskreis und wirst deinen Hund langfristig hilflos machen, weil er nicht weiß, was er sonst tun kann, außer Ketten zu bilden und auf Bestätigung zu geiern.

  • Über anbrüllen wird er nie motiviert sein zu kooperieren :ka:


    Wie baust du die SL denn ab und wieso darf er mehr als doppelt so weit laufen wenn er frei ist als an der SL? Wie schaut SL-'Freilauf' bei euch aus, wie hält er da den Radius ein?

  • Jede Baustelle, die du mit einem Ersatzverhalten lösen willst, öffnet dir mit so einem Hund eine neue Baustelle. Merkst du ja gerade selbst.

    Damit bewegst du dich in einem Teufelskreis und wirst deinen Hund langfristig hilflos machen, weil er nicht weiß, was er sonst tun kann, außer Ketten zu bilden und auf Bestätigung zu geiern.

    Genau, das Beispiel eines solchen Hundes habe ich nämlich nebenan zu wohnen. Der wurde von Anfang an über das ständige Vorgeben von Verhalten trainiert und ist nicht in der Lage irgendeine Entscheidung zu treffen oder sich von sich aus zu verhalten. Er geht quasi im Fuß spazieren (beeindruckend, welche Konzentration er da aufbringt), bellt sein Frauchen nach Belohnungen an und ist süchtig nach Aufgaben, bzw. davon abhängig, daß ihm jemand sagt, was er machen soll.- Das ist mein absolutes Negativbeispiel

    Das ist auf keinen Fall mein Weg.


    Befehlsforderer und Kommandogeber bin ich gar nicht. Ich wollte eigentlich nur Megan über diese Spooky Phase helfen, ohne daß sie auf dumme Ideen kommt und sich Baustellen auftun. Ansonsten war mein Weg eher über Üben von Frustrationstoleranz und Impulskontrolle, ja sich zurücknehmen. Und natürlich Beziehung, harmonisches Miteinander, sie ist ja keine Maschine und kein Befehlsempfänger

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