Polizei erschießt Hund

Zitat von pardalisa

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Und nochmal zur emotionalen Bindung:

Natürlich würde ich um meinen Hund trauern während mir der Tod eines fremden Menschen nicht so nahe geht. Dennoch verlangt meine persönliche Moral den Menschen zu retten wenn es nur ein entweder oder gibt.

(Rein interessehalber, nicht als Angriff oder Provokation gemeint! ) Völlig unabhängig davon, was für ein Mensch da gerettet werden muss?

Für mich würde das schon eine Rolle spielen, meine moralische Konsequenz ist da nicht besonders gut. Stark überspitztes Beispiel: Wenn vor mir mein eigener Hund und der lokale AfD-Ortsvorstand liegen, beide verletzt und blutend, beide hilfsbedürftig, dann würde ich mich zuerst um meinen Hund kümmern und mit den Konsequenzen wegen unterlassener Hilfeleistung bzgl. des Menschen leben. Das wär gar keine Frage in meinem Kopf.

Dass so eine Situation nicht realistisch ist und vermutlich (hoffentlich ) nie eintreffen wird, ist klar – aber ich tue mich echt schwer mit so abstrakten Werturteilen wie "Mensch immer vor Hund". Mag auch gut sein, dass ich da einfach ethisch-moralischen Nachholbedarf habe ; vermutlich ist's ganz gut, dass ich nicht in einem Berufsfeld arbeite, wo ich über solche Dinge zu entscheiden habe...

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Na gut, vielleicht nicht immerimmerimmer. Es gibt schon Szenarien oder Personen wo ich nicht weiß, ob ich moralisch überlegen genug über meine eigenen Gefühle wäre um demjenigen vor meinem Hund zu helfen.

Wenn mich zB jemand angreift, Hund verletzt sich beim Versuch mir zu helfen, Angreifer und Hund liegen beide schwer verletzt auf dem Boden und müssen dringend versorgt werden ... keine Ahnung, ob ich da stark genug wäre tatsächlich den Hund liegen zu lassen. Vermutlich nicht. Aber mit dem Angriff auf mich hat dieser Mensch sich für mein Empfinden auch schon so disqualifiziert, dass ich es mit meinem Gewissen vereinbaren könnte nicht zu helfen.

Wenn jemand mir nichts getan hat und ich nur mit seinem Tun nicht einverstanden bin (Stichwort AfD) ist das schon wieder was anderes.

Aber wenn wir mal von einem Autounfall ausgehen, wo man das Gegenüber idR nicht kennt ... doch, ich denke da würde ich zwar beim Notruf darum bitten die Tierrettung mitzuschicken, würde aber an den Menschen erste Hilfe leisten.

Von mir aus noch schnell den Hund aus dem brennenden Auto zerren und mich dann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte um die Personen kümmern. Sind die stabil, würde ich natürlich doch nach dem Hund sehen, nur um jemandem Händchen zu halten muss mein Hund ja nicht sterben.

Aber Reanimation, starke Blutung stoppen o.ä. Hund vs. Mensch - das ist für mich keine Frage wem ich helfe. Im Idealfall sind natürlich mehrere Helfer da, sodass ich mich guten Gewissens dem Hund widmen kann ohne danach ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben.

Natürlich würde es mir hinterher dreckig gehen und wenn sich dann noch rausstellt, dass ich meinen Hund für "schlechte" Menschen geopfert habe natürlich erst recht.

Aber mein persönliches Rechts-/Moral-/Humanitätsempfinden oder wie auch immer man es nennen will verlangt, dass ich die Menschen über (meine) Hunde stelle. Ich könnte hinterher nicht mehr in den Spiegel sehen wenn ich es nicht täte.

Ach, es ist ein schwieriges Thema und einen Psychiater bräuchte ich hinterher so oder so.

Ich hoffe einfach, dass ich niemals in die Situation komme.

Tut euch selber den Gefallen und lasst die Gedankenspiele wer wann wo warum in ein brennendes Haus rennt.

Egal wie ihr euch das Vorstellt, erst wenn ihr in der Lage seid wisst ihr was ihr tut. Genaugenommen sogar erst danach.

Das Abwägen welches Leben mehr "Wert" hat, macht niemand bewusst (Feuerwehr etc. ausgeklammert) und daher würde ich behaupten sind die meisten Vermutungen/Voraussagen schlicht falsch.

Zitat von pardalisa

Das ist einfach eine spannende Möglichkeit, sich über moralische Fragen auszutauschen und zu schauen, wie unterschiedlich die Meinungen da sein können.

Aus meiner Erfahrung, die eigene Moral hält der Realität nicht stand. Aber unsere Selbstdefinition als moralisches Wesen verbietet es den meisten klar zu erkennen das wir uns immer für das entscheiden was uns nicht logisch, sondern emotional am nächsten ist.

Zumal nicht nur die "Wertigkeit" der zu rettenden Lebewesen abgewogen wird, sondern auch der individuelle Risikofaktor. Meinen Hund mit leichten eigenen Verletzungen retten oder Nachbars Oma und selber den Tod riskieren? Für den Hund der, wenn er es kapiert, aus dem Erdgeschoss retten oder Nachbars Kind aus dem 2ten OG?

Ich finde daraus eine moral Frage zu machen vereinfacht es viel zu sehr. Wenn es feste Kriterien für die "Priorisierung" gäbe, hätten wir weit weniger Problem mit KI, dort ist eine der großen Fragen was für die KI der Richtige Weg ist wenn Personenschaden nicht vermieden werden kann, z.B. autonomes Fahren.

btw, ich glaube nicht das uns das so bewusst ist. Ich hatte einmal eine solche Moral Entscheidung und war vorher sicher ich wüsste was ich tun würde, ich habe Tage gebraucht um zu merken das ich mich völlig anders entschieden haben und dennoch nach "allgemeinem Konsens" richtig.