Wie zeigt sich Respekt vor dem Menschen bzw. was bedeutet Respekt im Zusammenleben mit dem Hund?

  • Ich würde auch nicht sagen, dass ein Hund, der mal was antestet, direkt respektlos ist. Und ob sowas wie Nase zwischen die Beine stecken jetzt ein Zeichen für mangelnden Respekt ist, muss man wohl von Fall zu Fall sehen. Ich kenne Hunde, die das bei jedem zur Begrüßung machen, weil die gerne ihre Schnauze einfach irgendwo eingraben und es eben nie unterbunden wurde. Die wissen nicht, das das jemandem unangenehm sein könnte, reagieren aber ansonsten schon auch auf andere Menschen.


    Bei meinem Hund sieht das anders aus. Er hat grundsätzlich absolut kein Gefühl für Distanz und Respekt vor Menschen und Hunden und ich muss andauernd auf der Hut sein (um andere davor zu bewahren, bei mir ist alles gut). Natürlich kann man auch hier sagen “er hat es eben nicht gelernt“. Entscheidend finde ich aber eben, ob der Hund ein “hey, ich möchte das nicht“ akzeptiert. Ole ist schon fremden Menschen, die ihn nicht kannten UND nicht beachtet haben, im Park auf den Schoß gesprungen. Er NIMMT sich Streicheleinheiten und korrigiert Menschen die das nicht richtig machen (mit Pfote, Kopfbewegungen). Wenn er beschlossen hat, jemanden zu beschnüffeln, dann muss ich dazwischen gehen, weil meine Familienhund-erfahrenen Freunde den 6kg-Hund sonst nicht mehr loswerden. Bei netten Hündinnen das gleiche.


    Man könnte argumentieren, dass mein Hund einfach schwer von Begriff ist / ich ihm nicht richtig vermitteln kann, was ich möchte. Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass es nicht so ist. Er ist nicht blöd und auch nicht prinzipiell grobmotorisch. Er WILL einfach nicht auf andere Rücksicht nehmen. DAS ist für mich das, was Respektlosigkeit ausmacht. Nicht, ob man sich traut, bei jemandem mal was vom Teller zu klauen, wenn derjenige nie Anstalten macht, es zu unterbinden.


    Und nein, ich habe den Hund nicht seit kleinauf |)

  • Es stellte sich die Frage, ob es respektlos ist, wenn ein Hund versucht, bei einem Menschen im Intimbereich zu schnuppern.

    Generell sage ich dazu nein. Hunde machen das nunmal so. Normale Kontaktaufnahme eben. Aber: es zählt das Wie.


    Zweites Beispiel: Man nehme eine Salzstange, stecke sich das eine Ende zwischen die Lippen und biete dem Hund das andere an. In Lorbas Augen sollte der Hund sich abwenden und beschwichtigen, denn wenn er die Salzstange nimmt, hat er keinen Respekt.

    Wenn ich dem Hund was ANBIETE und er es nimmt, was soll daran respektlos sein. Entweder ich bedrohe ihn, der Hund meidet oder er ist per se sensibel oder eben nicht. Ich halte sowas für ein komisches Psychospielchen.


    Respekt bedeutet für mich ein angemessener, gefahrvermeidender Umgang miteinander, das aufeinander hören und (be)achten in einem Rahmen, der beiden Parteien gut tut. An allem anderen kann man arbeiten.

  • Was bedeutet Respekt von Seiten des Hundes für euch? Wie definiert ihr "Respekt haben", worin zeigt sich Respekt?

    Das bedeutet für mich, dass meine Hunde mich als Individuum respektieren, wie ich so bin. Das soll heissen, meine gesteckten Grenzen zu kennen und diese zu respektieren. Den Rahmen dazu steckt jeder selbst.

  • Ich denke auch "Respekt" ist ein sehr menschliches Wort.

    Aber mein Hund sollte meinen körperlichen Raum/ meine Dinge respektieren. Hier wird sich nicht gewagt über mich drüber zu steigen oder mich von irgendwo wegzudrängen. Es wird von beiden Seiten kommuniziert was gewünscht wird, der andere kann darauf dann mit einer Einladung oder Ablehnung reagieren.


    Würstchen oder ähnliches würde hier auch nicht genommen werden, wenn sie auf den Boden fällt. Fragend gucken vielleicht. Wenn ich anbiete und noch dazu sage "nimms" dann ist es doch klar erlaubt. Einfach aus dem Mund nehmen würde ich nicht machen lassen, aber mein Hund kann auch beißen, da will ich gar nicht haben, dass sie das mal aus Spaß bei einem anderen Menschen probiert.


    Respekt ist aber für mich tatsächlich nicht das richtige Wort. Eher höffliche Kommunikation vor Aktion.


    Ach ja, im Intimbereich kann auch von einem Meter Abstand geschnuffelt werden...

  • Ich finde das Thema interessant.


    Den Test mit der Salzstange habe ich noch nicht gemacht aber ich gehe davon aus, dass meine Hunde sich etwas aus meinem Mund holen werden wenn ich sie dazu auffordere. Und das empfinde ich nicht als respektlos denn meine Hunde haben gelernt, dass die Anweisungen die ich gebe Sinn machen und ausgeführt werden müssen. Daher gebe ich auch keine Anweisungen von denen ich weiß, dass die Hunde es nicht tun werden oder die keinen Sinn machen (denn WTP haben sie rassebedingt nicht) wie z.B. ein „sitz“ im Brennnesselfeld oder den Abruf über eine befahrene Straße.


    Auch das Schnüffeln im Intimbereich empfinde ich nicht als respektlos denn woher soll ein Hund wissen, dass wir Menschen das nicht wollen? Es wird bei anderen Hunden ja auch immer wieder getestet wie genau die sich untersuchen lassen.


    Respektlos fände ich wenn meine Hunde mir Essen aus der Hand klauen würden, direkt vom Teller oder z.B. die Nase in die Chipstüte halten denn sie haben gelernt, dass Essen immer mir gehört und dass sie auch mal etwas abbekommen aber dass ich entscheide ob überhaupt und wann.

  • Meine Hündin schnüffelt immer einen Tag bevor ich meine Tage bekomme in meinem Schritt. Ich nehme an durch die hormonelle Änderung rieche ich anders.


    Ansonsten... mh. Respekt. Also meistens steigt Lola vorsichtig über mich. Kann aber auch vorkommen, dass sie mitten auf mich latscht. Respektlos? Nö, ich hab ihr einfach nie deutlich gemacht, dass sie das nicht soll. Stört mich auch nicht groß. Mein Hund ist eben ein kleiner Trampel manchmal (die stößt sich ja auch selber, weil sie losläuft ohne zu gucken oder so).


    Und ist sie frech und probiert manchmal, ob man das dargebotene Futter tatsächlich einfach nehmen kann? Ja. Finde ich das normal? Bei einem so futteraffinen Hund schon. Ist auch die Frage wie ich es darbiete mMn. Und gerade jüngere Hunde probieren doch auch und was gelassen werden soll, wird entsprechend quittiert vom anderen Hund.


    Respekt ist ja viel "Das gehört sich nicht." und mMn ist da ganz viel lernen dabei. Manche Charaktere sind damit schnell durch, andere wollen es genauer wissen.

  • Für mich bedeutet Respekt, dass der Hund die Basics im Zusammenleben respektiert: eben nicht von meinem Teller klaut, das Feld räumt, wenn ich ihn z.B. vom Sofa oder aus dem Weg schicke, mich nicht körperlich anrüpelt oder seinen Frust an mir ablädt. Dass er sich problemlos Dinge abnehmen und sich überall berühren läßt. Dass er unter normalen Umständen kommt, sobald ich rufe und mit irgendwas aufhört, sobald ich das möchte, also ein paar Kommandos zuverlässig beherrscht. Und schließlich: dass er sich an die Regeln hält, die mir wirklich wichtig sind, was hier z.B. bedeutet: Die Hühner werden neverever attackiert!


    Kurz: Respekt ist für mich das, was den Rahmen für ein reibungsloses, entspanntes Zusammenleben bedeutet, nicht mehr und nicht weniger.


    In den "großen" Dingen fordere ich den strikt ein. Darauf konzentriere ich mich allerdings - bei Kleinkram wie "wer geht zuerst durch die Tür" bin ich absolut nachlässig, und irgendwelche Machtspielchen um ihrer selbst willen veranstalte ich auch niemals. Das ist mir total wurscht, Hauptsache, die Basics sitzen.

  • Auf die einzelnen Beispiele:

    Schnuppern im Intimbereich

    Wenn nur mal kurz Geruch aufgenommen wird, nicht penetrant wird, stört es mich nicht. Nase jedoch versenken und sich dran halten, das würde ich dann ähnlich wie mein Hundemädel sehen. Auch sie steckt dort ihre Grenzen ab und kommuniziert das klar.

    (Aber ist mir persönlich als Mensch noch nicht passiert, dass es ein Hund übertrieben hätte ... es wird eher in die Richtung kurz gewittert, insoweit graue Theorie)


    Salzstangen, Blick abwenden (würde hier nicht passen)

    Möchte ich nicht haben, also den Blick abwenden. Wir machen hier viel solche Kunststückchen, mit hin und her tauschen. Müssten meine Hunde dabei den Blick abwenden und Demut zeigen, wäre das kontraproduktiv, weil stressige Übung. Das soll allen Spass machen.


    Mir beim Essen auf den Teller stieren und mich dann vll. auch noch fixieren, das wäre z.B. eine meiner Grenzen, die hier von meinen Hunden respektiert werden, weil ich dort die Grenze gezogen habe. Würde ich sie bei der Salzstange setzen, würde sie sie halt dort einhalten. Respekt haben oder nicht haben, orientiert sich also ausschliesslich daran, wo ich die Grenzlinie erzieherisch festgelegt habe (meine individuelle Komfortzone, quasi). Kann man nicht über einen Kamm scheren. :ka:

  • Beispiel 1: Das als Respektlosigkeit anzusehen finde ich sehr vermenschlicht. Bzw um genau zu sein noch mehr, denn das ist auch (größtenteils) bei Menschen erlerntes Verhalten. Von einem Hund, bei dem es unter Artgenossen ganz normal ist da ohne Erziehung etwas anderes zu verlangen...


    2. Beispiel: Ja, meine Hunde meiden... Aber das ist trainiertes Verhalten im Zuge des Abbruchtrainings. Wenn ich freigebe (ohne "langsam") knallen die mir mit Wucht ins Gesicht.


    Respekt beim Hund ist für mich größtenteils, dass er meine Ansagen anerkennt (nicht sowas wie Fuß, sondern zB geh weg), dass er seinen Platz nicht verteidigt, sondern ihn teilt oder das Feld räumt wenn er das nicht will, dass er ausweicht wenn ich das (durch stoppen) will usw. Dass ich Zugang zum Napf habe, dass ich ihn immer und überall anfassen darf, auch wenn er das nicht will.

    Im Endeffekt ist es der Respekt ggü einem "Vorgesetzten", vielleicht noch so bisschen was man unter Höflichkeit im allerweitesten Sinne bezeichnet. Ich mag den Begriff Respekt des Hundes ggü Menschen aber nicht sonderlich.


    Andersrum täte ich mich leichter und es wäre auch eine andere Art von Respekt gemeint.

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