Der "gefährliche" Hund Teil 2
- Helfstyna
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Wäre der Hund der Ersthelferin ein Pom oder ein Chi und die gestürzte Frau hätte JRT dabei gehabt, hätte das genauso passieren können.
Mehrfach musste ich schon JRT von Spuks Kragen pflücken. Hätte ich die nicht entfernt, wäre das auch gefährlich geworden, denn die flogen immer direkt Richtung Kehle. Der eine hat's auch mal mit einem meiner Pfleglinge versucht, kam, Zähne voran, Richtung seiner Kehle gesprungen, und mein Pflegling (Labbimix) hat ihn aus der Luft gefangen und zwei Löcher durch Festhalten hinterlassen.
Also JRT, PRT und Jagdterriern trau ich durchaus zu, größere Hunde lebensgefährlich zu verletzen.
Ich finde den Gedanken, bestimmte Hunde sind gefährlich, andere nicht, gerade gefährlich, weil er dazu verleitet, die Vorsicht bzw. den Respekt im Umgang der als ungefährlich geltenden Rassen zu vergessen. Und das ist der Punkt, an dem böse Zwischenfälle passieren.
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Was versteht ihr denn unter "gefährlich"?
Für mich sind eher Situationen oder Individuen gefährlich, nicht per se eine ganze Hunderasse. Und ob es zu gefährlichen Situationen kommt, das hat doch der Hundehalter maßgeblich in den Händen. Meine Hündin ist mit Kindern zum Beispiel viel zu stürmisch. Wenn wir hier Kinderbesuch haben, dann ist die deshalb nicht dabei. Mir ist das nämlich zu gefährlich. Sie könnte das Kind umwerfen, das Kind dann blöd Fallen (sich verletzen oder Angst bekommen) - zum Beispiel.
Aber gefährliche Situationen lassen sich eben nie zu 100% ausschließen. Nie. Auch nicht bei Kleinsthunden, die Situationen sind einfach andere. Auch ein Kleinsthund kann erschrecken, auf die Straße springen und für einen Unfall sorgen, weil jemand das Lenkrad verreißt. Irgendwo bleibt einfach eine Restwahrscheinlichkeit.
Es ist in meinen Augen aber zum Beispiel echt fahrlässig, wenn die Situation absehbar war, weil man seinen Hund nicht unter Kontrolle hat. Das beobachte ich häufiger beim Radfahren mit Hund. Erst heute wieder bin ich durch einen Ort gefahren, vorbei an einem Mann auf einem Fahrrad. Der Mann und seine zwei Freilaufenden Border Collies (mehrere Meter vorweg) fuhren mitten im Ort auf einem schmalen Fußweg direkt neben der Straße. Ja, diese Situation ist für mich gefährlich und fahrlässig.
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Für mich bringt dieses "Rasse xy ist gefährlich" den Nachteil mit, dass es impliziert, dass z.B. ein Retriever nicht gefährlich wäre und man deshalb sorglos sein kann. Weil kann doch nichts passieren, die sind doch nicht gefährlich oder böse.
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Für mich bringt dieses "Rasse xy ist gefährlich" den Nachteil mit, dass es impliziert, dass z.B. ein Retriever nicht gefährlich wäre und man deshalb sorglos sein kann. Weil kann doch nichts passieren, die sind doch nicht gefährlich oder böse.
da stimme ich durchaus zu, fakt ist aber ja, dass manche rassen -größtenteils gewollt- einfach mehr aggressionspotenzial in sich tragen als andere.
um mal bei den kleinhunden zu bleiben....ich hab ja über die jahre schon etliche welpengruppen geleitet und mitbegleitet. im freispiel sieht man das immer ganz gut. von den ganzen bichons, etc. kann ich locker 10 stück einfach durcheinander würfeln und krieg es noch gut auf die reihe, das spielen zu moderieren. klar gibts auch da immer mal nen ausreißer, aber im großen und ganzen kommt das in etwa hin. sobald da auch nur ein terrier oder bully in der gruppe ist....keine chance, da hab ich arme und beine zu wenig
es müsste einfach generell viel mehr aufklärung stattfinden, aber keine ahnung, wie man das umsetzen will...
ich bin ebenfalls nicht der meinung, dass die größe das entscheidende ist. ich pick mir mal den dackel als beispiel raus....also den DACHShund. keiner, der die schonmal bei ihrer eigentlichen aufgabe gesehen hat, kann ernsthaft der meinung sein, dass die nicht in der lage sind, ein lebewesen erheblich zu verletzen, auch wenn es deutlich größer sind, als sie selbst. ich mein...habt ihr schonmal einen dachs wirklich in natura gesehen? die gehören definitiv auf die liste der tiere, die ich persönlich beim gassi lieber nicht plötzlich vor mir stehen haben möchte...das sind richtig große viecher und meistens auch eher schlecht gelaunt. die aus ihrem bau rauszuscheuchen ist schon ein echt heftiger job.
oder son jagdterrier am wildschwein...da gehts richtig zur sache und denen ist sch....egal, ob sie selber dabei draufgehen. wenn sich diese wehemenz warum auch immer gegen einen menschen richtet, ist das ähnlich unschön, wie bei einem deutlich größeren hund. das hat sogr einen entscheidenden nachteil. einen großen hund kriegt man im falle eines angriffs noch eher irgendwo zu packen, dass ist bei so einem kleinteil, wenn er sich bissl geschickt anstellt, deutlich schwieriger...
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und noch was zum thema ersthelfer angreifen.
wir haben vor corona jedes jahr ein seminar angeboten, wo wir u.a. genau diesen fall mal getesten haben. die hunde waren natürlich gesichert und natürlich ist das immer noch eine ganz andere situation, als der wirkliche ernstfall. die hunde kennen größtenteils das gelände und wissen, dass das auch schonmal seltsame dinge passieren. herrchen/frauchen fällt "nur" einfach um, ohne dass ein unfall passiert, blut fließt, etc.
die erste reaktion der hunde kann sehr unterschiedlich ausfallen. einige werden sehr witzig, versuchen ihre besitzer "wiederzubeleben", andere legen sich einfach daneben, stecken erstmal das terrain ab und gehen erstmal pinkeln.
wenn sich dann eine person nähert und freundlich fragt, ob hilfe benötigt wird, sind die allerwenigsten hunde da wirklich erfreut drüber. grob geschätzt....weniger als 10% sind tatsächlich erleichtert, dass hilfe kommt. manche werden recht hektisch und wissen nicht recht, was zu tun ist, viele bellen einfach unsicher, sind aber eher auf rückzug, einige machen sehr deutlich, dass da so unter keinen umständen ein rankommen möglich ist.
all das ist meiner meinung nach, nicht direkt "gefährlich für ersthelfer". auch die, die gefährlich werden würden, sagen das eben so deutlich, dass man genug zeit hat, sich das nochmal zu überlegen, ob man da nun wirklich näher ran geht, oder lieber wartet, bis jemand kommt, der den hund sichern kann.
und dann gibts es manchmal die, meistens eh eher ernste typen, die sich einfach ganz ruhig und steif vor ihre besitzer stellen oder legen und nur über blicke drohen. wenn man hunde lesen kann, ist auch das recht deutlich, aber wenn nicht, dann sehe ich bei denen tatsächlich die größte gefahr, dass da was ernstes passiert, weil der helfer ggf. denkt, der hund ist ganz brav und die drohung einfach überhaupt nicht als solche erkennt.
wir haben da auch immer besitzer dabei, die völlig überrascht waren und nie im leben gedacht hätten, dass ihr hund sie verteidigen würde. ich denke, das ist wirklich schwer vorherzusagen, wenn man so eine situation noch nicht hatte. kommt zum glück ja auch nur selten vor.
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Und auch da gibt's ja nochmal Unterschiede zwischen Hund und Mensch.
Lilo zB würde bei einem Menschen definitiv sehr lautstark verwarnen, weil sie genau weiß dass das zieht.
Bei einem Hund hingegen würde sie versteifen/drohfixieren.
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Für mich bringt dieses "Rasse xy ist gefährlich" den Nachteil mit, dass es impliziert, dass z.B. ein Retriever nicht gefährlich wäre und man deshalb sorglos sein kann. Weil kann doch nichts passieren, die sind doch nicht gefährlich oder böse.
Jepp. Meine ehemalige Psychologin war vor... 3(?) Jahren ganz normal mit ihrem Hund gassi und ist dabei auf eine American Bulldogg getroffen. Der Hund war an und für sich wohl nicht gefährlich im klassischen Sinne, aber er war völlig distanzlos und hat meine Psychologin einmal komplett umgemäht.
Ergebnis: Knie schrott. Ich kann nicht mehr aufzählen was genau war, aber das Knie war im Prinzip danach einfach nur noch als "kaputt" zu bezeichnen. Folgend waren mehrere Operationen um es halbwegs wieder hinzukriegen, monatelang Reha, das Bein durfte noch länger überhaupt nicht belastet werden etc.
Der Hund hat nichts gemacht außer ein distanzloser Tut-Nix zu sein, so wie genug andere Hunde, und ja auch gerne die Retriever, es auch sind. Trotzdem hat er massiven Schaden angerichtet.
Für mich bringt dieses "Rasse xy ist gefährlich" den Nachteil mit, dass es impliziert, dass z.B. ein Retriever nicht gefährlich wäre und man deshalb sorglos sein kann. Weil kann doch nichts passieren, die sind doch nicht gefährlich oder böse.
Das und ich denke das diese "Rasse xy ist gefährlich" Einstellung auch eben genau dazu führt, das diese Rasse relativ oft auffällig werden. Weil sie eben genau dadurch interessant für das falsche Klientel werden. Trifft im Fall der Radfahrerin jetzt vermutlich eher nicht zu, allgemein aber ja oft leider schon.
Auf der anderen Seite haben manche Rassen die Arschkarte gezogen, weil zu viele Menschen grundsätzlich davon ausgehen das sie "so etwas niemals tun könnten".
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California toddler hospitalized after being mauled by pack of puppies (usatoday.com)
am Ende des Artikels ist ein Bild von den Verletzungen, wer das nicht sehen möchte als Warnung
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Ich streite nicht ab, dass es Rasse gibt, die ein höheres Aggressionspotenzial mit sich bringen. Ich führe ja selbst Gebrauchshunde und darf regelmäßig erleben, wie die sich so benehmen, wenn sie schlecht geführt werden.
Da greift aber eben das, was ich in einem Beitrag davor geschrieben habe. Die Wahrscheinlichkeit ob ein Hund Gefährlich im aktuellen Verständnis wird, ist ja nicht nur davon abhängig, sondern auch maßgeblich davon, wie der Hund geführt wird und wie viel Kontrolle der Besitzer hat. Gefährlichkeit ist eben Situativ, durchaus bedingt durch Rasse und Kontrolle. Je mehr Potenzial die Rasse mitbringt, desto mehr Kontrolle muss gegeben sein. Wobei das heutige Verständnis von Gefährlichkeit früh anfängt und mMn nicht bei Aggressionspotenzial aufhört. Das Potenzial zu schädigen (wie auch immer!) kann sich auch aus anderen Eigenschaften ergeben.
Grade die kleinen, weißen Wuschel sind nach meinem Verständnis aber was die Wahrscheinlichkeit zur Gefahr zu werden angeht, echt ein ziemliches Extrem. Mir kommen da maximal Unfälle wie "Autounfall, weil Hund auf die Straße lief" in den Sinn.
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Also, ich streite keinesfalls ab, dass z.B. ein Gebrauchshund in dieser Situation nicht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gefährlich werden könnte. Halt durchaus Ressebedingt, ohne Kontrolle, weil der Besitzer eben ohnmächtig ist.
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