Der "gefährliche" Hund Teil 2

  • Nicht zu vergessen so Situationen wo man garkeine Chance hat.

    Zum Beispiel wenn der Schaffner kommt zum Fahrkarten kontrollieren und in dem Moment wo man dadurch abgelenkt ist kriecht ein Kind unter (!) den Sitzen durch um den Hund anzutatschen.

    Angestachelt durch die Mutter, die es als persönlichen Affront empfand das man vorher deutlich jeden Kontakt untersagt hatte.


    Und selbst der gutmütigste Hund kann irgendwann genug haben. Selbst wenn er den tollen Test mit Bravour bestanden hat.

    Sei es weil jemand seinen Koffer mit Absicht auf die Rute knallt, oder auf die Pfoten tritt, oder den Hund mit dem Koffer oder Knie nen Bodycheck verpasst um mehr Platz zu haben.

    Oder schlicht weil manche Menschen einfach grausam und dumm sind.


    Ich bin ja nun mit Hunden gesegnet die Menschen toll finden. Dennoch finde ich es wirklich lästig und absolut fahrlässig wie so manche Menschen sich verhalten!

    Ein Kind steht vor uns und fragt mich neugierig über die Hunde aus, während ein anderes (fremdes) Kind von der Mutter von hinten an die Hunde geschubst wird um mal zu streicheln. Arren tut ja nichtmal was wenn er so erschreckt wird, aber Hami hat bei seinem erschreckten Satz nach vorne fast das andere Kind erwischt.

    Die Mutter war sich keiner Schuld bewußt, ist dann auch samt Kind dann recht schnell höchst beleidigt abgezogen, während das erste Kind absolut verständnisvoll nickte als ich ihm erklärt habe das die Hunde sich erschreckt haben und sowas ja nicht toll ist.

    Manchmal kann man garnicht um soviele Ecken denken wie dumme Menschen die glauben das die Welt ihr persönlicher Streichelzoo ist.

  • Und wenn ich merke, mein Hund ist evtl. sogar grundsätzlich überfordert in diesen Situationen, dann setze ich ihn diesen gar nicht erst aus. Leider können viele Menschen ihre Hunde nicht richtig einschätzen oder sind sogar der Meinung, dass ihre Mitmenschen in jeder Situation ein an die Bedürfnisse des Hundes angepasstes Verhalten zeigen müssen. Aber viele Nicht-Hundehaltere und auch viele Hundehalter haben eben einfach gar keine Ahnung von Hunden und damit ist eben in solchen unübersichtlichen Situationen immer zu rechnen.

    Es gibt aber auch Halter, die sich im Klaren darüber sind, dass eine Situation für den eigenen Hund herausfordernd ist, diese Situation aber trotzdem trainieren möchten, weil sie dem Hund die Chance geben möchten sich weiterzuentwickeln - oder die es gar wegen ihrer Lebensumstände müssen. Wir zum Beispiel. Ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt und Höflichkeit macht es einfach für alle Beteiligten leichter.


    Meine Hündin geht nicht nach vorne, aber es ist ihr unangenehm, bedrängt zu werden. In einer eh schon stressigen Situation kann ein Tätscheln halt auch schon mal Trainingserfolg von Wochen zunichte machen. Und ich finde nicht, dass „damit muss man halt rechnen“ ein Argument dafür ist, dass der Fehler beim Halter und nicht beim Grabbler zu suchen ist.

    Hab ich ja geschrieben, dann sichert man den Hund ab. Natürlich soll man seinen Hund fordern und mit ihm üben, aber überfordern sollte man ihn nicht.
    Mir geht es darum, dass wir hier davon reden, seinen Hund in Fahrzeuge, Räume oder auf Plätze mitzunehmen, die dafür gedacht sind Menschenmassen(!) zu konzentrieren. Ich finde es gut und richtig, dass dort auch Haustiere, insbesondere Hunde erlaubt sind und geduldet werden, aber der Zweck einer S-Bahn, eines Zuges oder eines Fahrstuhls ist es nicht, Hunde zu befördern, sondern Menschen. Daher muss ich eben einfach damit rechnen, dass sich an diesen Orten viele Menschen aufhalten und ein Teil dieser Menschen wahrscheinlich auch einfach gar keine Ahnung von Hunden hat, Hunde nicht mag, Angst vor ihnen hat oder sie einfach so toll findet, dass jeder Hund angequatscht und gestreichelt wird. Für mich ist das erstmal auch keine Frage von Schuld oder fehelender Rücksichtnahme, sondern zunächst einmal eine Tatsache mit der ich als Hundehalter umgehen muss. Ganz einfach, ich kann nicht erwarten, dass ich an diesen Orten, die primär für Menschen gemacht sind und an denen ich mit einem hohen Aufkommen von Menschen rechnen muss, genügend Übersicht behalten kann oder mir und meinem Hund so viel Rücksichtnahme entgegengebracht wird, dass ich ihm jede unangenehme Situation ersparen kann oder ich immer die Möglichkeit habe, auszuweichen.

  • Ganz einfach, ich kann nicht erwarten, dass ich an diesen Orten, die primär für Menschen gemacht sind und an denen ich mit einem hohen Aufkommen von Menschen rechnen muss, genügend Übersicht behalten kann oder mir und meinem Hund so viel Rücksichtnahme entgegengebracht wird, dass ich ihm jede unangenehme Situation ersparen kann oder ich immer die Möglichkeit habe, auszuweichen.

    Ich - und Andere - schrieben ja nicht davon, dass ich dem Hund jede unangenehme Situation erspart werden kann. Wäre dass der Fall, wäre es ja nicht herausfordernd. Meine Hunde wissen das durchaus zu unterscheiden, ob sie mal versehentlich gestreift werden oder sie jemand mit Absicht berührt. Und das macht einen Unterschied.


    Hier gings darum, dass der eigene Hund nicht bewusst ungefragt getätschelt wird. Doch, diese Rücksichtnahme kann ich meiner Meinung nach erwarten. Eben genau deshalb weil es ein öffentlicher Ort zur allgemeinen Nutzung ist. Auf den manche Menschen (angesichts der aktuellen klimatischen Situation durchaus auch begrüßenswert) angewiesen sind.


    Wie andere Fahrgäste wiederum völlig zu recht von mir die Höflichkeit erwarten können, dass mein Hund (oder ich) sich nicht uneingeladen an sie ranschmeißt, ihr Gepäck beschnüffelt oder das Kind ableckt. Ich käme z. B. auch nicht auf die Idee, Jemandem an die Handtasche zu packen, weil ich die so schick finde.


    Mir ist völlig klar, dass ich mit dieser Erwartung enttäuscht werden kann und ich bin darauf eingerichtet. Aber ich darf es traurig finden und den Fehler woanders sehen.

  • Wenn ich aber z.B bei uns im kleinen Ort gehe, mir 3 Frauen mit Kleinkindern und Kinderwagen entgegen kommen, ich die Straßenseite extra aus Rücksicht Wechsel, die Eltern ihre Kinder trotzdem rüberschicken zum „streicheln“ und mich auch noch dumm anmachen mit dem Kommentar „wie herzlos sind sie, die Kinder wollten dem Hund nur hallo sagen“

    Dann kann ich tatsächlich nur mit dem Kopf schütteln…

  • Da steht als Erklärung etwas von "Statusaggression" (in den Kommentaren) ... kann mir jemand den Begriff erklären?

    Das ist eine noch recht junge Worterfindung aus bestimmten Trainerkreisen, die keinerlei wissenschaftlichen, verhaltensbiologischen Hintergrund hat.


    Hört sich nur gut an wenn jemand sagt: "Das ist Statusaggression" weil es suggeriert, derjenige hätte Ahnung.


    . Das berechtigt Andre aber nicht dazu, meinen Hund bei eh scho räumlicher Enge (Streß für den Hund, kann ja net ausweichen!) ungebeten anzugrapschen

    Wenn ich weiß, dass mein Hund bei räumlicher Enge Stress hat - warum setzte ich ihn dann diesem aus?


    Selbstverständlich steigt die Wahrscheinlichkeit bei einem sowieso schon gestressten Hund enorm, ungeahnte, schädliche Verhaltensweisen zu zeigen die er ohne diesen Grundstress normalerweise nicht zeigen würde.


    Nur mal um das zu veranschaulichen: Normalerweise klatsch ich keinem Mann eine runter, wenn er mich an der Schulter berührt - ich dreh mich erst mal erstaunt um und gucke wer das ist, bevor ich handel.

    Hat mich allerdings unmittelbar vorher ein durch Alkohol enthemmter Mann in der Disco äußerst übergriffig angepackt, und ich habe ihm daraufhin gehörig Theater gemacht, das sich gewaschen hat ... dann kann es durchaus passieren dass ich kurze Zeit später einem guten Freund, der mir von hinten an die Schulter tippt, aus der Drehung heraus eine Ohrfeige verpasse, weil ich noch voller Adrenalin durch das vorher Erlebte bin.


    Das is doch eher ne Prüfung für den Erhalt einer Zuchtgenehmigung, oder? Is halt nunmal net jeder Hund in der Straßenbahn zuchtfähig oder auch nur auf Wesensfestigkeit geprüft....

    Nein, ist es nicht. Zwar bekommt in unserem Verein kein Hund eine Zuchtzulassung, der bei dieser "Feststellung der Wesensveranlagung" durchfällt, aber diese Feststellung ist weit mehr als "nur" ein Angebot für Zuchtwillige:


    1. ist sie (hauptsächlich) ein Mittel für den Verein, ob die Zuchtziele des Golden Retriever in der Gesamtpopulation vorhanden sind; Fallen auffällig viele teilnehmende Hunde durch diese Feststellung durch, läuft etwas bei der Gesamtzucht schief. Bestandteile dieser "Feststellung der Wesensveranlagung" sind neben Sozialverhalten/Sicherheit im Umgang mit anderen Hunden und Menschen auch Schussfestigkeit und jagdliche Veranlagung

    2. ist sie auch für den Hundehalter interessant, um festzustellen wo der eigene Hund steht. Der Hundehalter bekommt im Anschluss an diese Prüfung noch wertvolle Hinweise von den jeweiligen Prüfern, speziell für seinen Hund.



    Es gibt aber auch Halter, die sich im Klaren darüber sind, dass eine Situation für den eigenen Hund herausfordernd ist, diese Situation aber trotzdem trainieren möchten, weil sie dem Hund die Chance geben möchten sich weiterzuentwickeln - oder die es gar wegen ihrer Lebensumstände müssen. Wir zum Beispiel. Ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt und Höflichkeit macht es einfach für alle Beteiligten leichter.

    Dann werden also fremde Menschen ungefragt zu Trainingszwecken eingesetzt?

    Finde ich erst mal grundsätzlich rücksichtslos.


    Zum zweiten Teil, "wegen ihrer Lebensumstände" - können da andere Menschen etwas für, und müssen dann ihr Verhalten so rücksichtsvoll gestalten, damit diese ungünstigen Lebensumstände günstiger werden?


    Mal als hypothetisches Beispiel: Jemand hat kein Auto und muss öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Jetzt hat dieser Mensch aber einen Hund, der vor der Arbeit bei der Hundetagesstätte abgegeben werden muss, wo er auch nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommt. Dieser Hund kommt aber mit Gedränge nicht klar.

    Die Arbeitszeit des Menschen liegt aber so, dass er die öffentlichen Verkehrsmittel zu den Rush-Hour-Zeiten nutzen muss.


    Müssen aufgrund dieser ungünstigen Lebensumstände nun alle Unbeteiligten, Fremden Rücksicht nehmen auf diesen Halter mit seinem Hund, mit dem Risiko dass die erforderliche Rücksicht nicht geleistet werden kann und es so zu unschönen, teils gefährlichen oder gar beschädigenden Situationen kommt?

    Oder müsste der Hundehalter nicht aufgrund seiner eigenen ungünstigen Lebensumstände in Kauf nehmen, früher loszufahren, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel eben nicht so voll sind, und eine gefahrlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für den Hund und seinen Menschen UND für Unbeteiligte möglich ist - auch wenn das bedeutet, dass dieser Halter dann eine Stunde Leerlauf bis zu seinem Arbeitsbeginn hat?


    Phonhaus Ich glaube, in diese Richtung hast du beim Schreiben deines Beitrages gar nicht gedacht, und dabei auch nicht auf dem Schirm gehabt, dass auch entsprechende Gedanken des Halters hinsichtlich "Wie kann ich das "Besondere" berücksichtigen und erträglicher für meine Umwelt machen" nötig sind, um rücksichtsvoll zu sein.


    Weil Rücksicht keine Einbahnstraße ist.

  • Man muss nicht alles toll finden… auch der Hund nicht


    Er darf nur nicht ein Kind zerlegen

    Völlig richtig, da würde ich auch nie diskutieren :smile: Dass die Halterin des Hunds aus dem Pressebericht sich in jeder erdenklichen Hinsicht falsch verhalten hat (von der lang gelassenen Leine, dem fehlenden Maulkorb bis hin zum unrühmlichen Abgang), da würde hier sicher niemand widersprechen. Ich bin (als eine der wenigen, die ich kenne) eine absolute Befürworterin der Gefährdungshaftung und halte es für selbstverständlich, dass man für den Mist geradesteht, den das eigene Tier gebaut hat. Würde mein Hund jemanden beißen, wäre es meine Verantwortung. Auch wenn sie vorher bedrängt wurde.


    Nichtsdestotrotz halte ich es für falsch, wenn Jemandem sowohl der Respekt vor dem fremden Lebewesen als auch vor fremden Eigentum fehlt. Ich hab nix dagegen, freue mich sogar, wenn die Hunde von mir, die es mögen, geknuddelt werden und auch mal anderen Leuten die Ohren waschen dürfen als uns. Aber wenn ich daneben stehe, dann erwarte ich schon, dass zumindest blicklich Kontakt aufgenommen und mein Nicken eingeholt wird. Und ein Kopfschütteln respektiert wird.

  • An meinem Hund hat doch nun überhaupt keiner irgendwas zu suchen. Ich tätschel doch auch nicht die Handtasche meines Gegenübers, weil ich die so schick finde oder streiche über den Mantel des neben mir Stehenden, weil mir der so gut gefällt.

    Wo ist da der Unterschied zu sehen?


    Zu langsam. Danke Phonhaus, so meinte ich das.

  • Oder müsste der Hundehalter nicht aufgrund seiner eigenen ungünstigen Lebensumstände in Kauf nehmen, früher loszufahren, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel eben nicht so voll sind, und eine gefahrlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für den Hund und seinen Menschen UND für Unbeteiligte möglich ist - auch wenn das bedeutet, dass dieser Halter dann eine Stunde Leerlauf bis zu seinem Arbeitsbeginn hat?


    Phonhaus Ich glaube, in diese Richtung hast du beim Schreiben deines Beitrages gar nicht gedacht, und dabei auch nicht auf dem Schirm gehabt, dass auch entsprechende Gedanken des Halters hinsichtlich "Wie kann ich das "Besondere" berücksichtigen und erträglicher für meine Umwelt machen" nötig sind, um rücksichtsvoll zu sein.


    Weil Rücksicht keine Einbahnstraße ist.

    Doch, soweit habe ich durchaus gedacht - siehe mein nächster Beitrag :smile:


    Ich - und Andere - schrieben ja nicht davon, dass ich dem Hund jede unangenehme Situation erspart werden kann. Wäre dass der Fall, wäre es ja nicht herausfordernd. Meine Hunde wissen das durchaus zu unterscheiden, ob sie mal versehentlich gestreift werden oder sie jemand mit Absicht berührt. Und das macht einen Unterschied.


    Hier gings darum, dass der eigene Hund nicht bewusst ungefragt getätschelt wird. Doch, diese Rücksichtnahme kann ich meiner Meinung nach erwarten. Eben genau deshalb weil es ein öffentlicher Ort zur allgemeinen Nutzung ist. Auf den manche Menschen (angesichts der aktuellen klimatischen Situation durchaus auch begrüßenswert) angewiesen sind.


    Wie andere Fahrgäste wiederum völlig zu recht von mir die Höflichkeit erwarten können, dass mein Hund (oder ich) sich nicht uneingeladen an sie ranschmeißt, ihr Gepäck beschnüffelt oder das Kind ableckt. Ich käme z. B. auch nicht auf die Idee, Jemandem an die Handtasche zu packen, weil ich die so schick finde.

    Ich richte mich, wenn ich trainiere, nach den Zeiten, in denen der Zug leer ist. Wenn wir keine Sitzgruppe für uns alleine bekomme, stehe ich in der hintersten Ecke. Und die Hunde sind kurz und eng bei mir gehalten. Ich will nicht nur nicht, dass meine Hunde keine Gefahr sind, sie sollen auch Niemanden nur im Mindesten belästigen.


    Das ging mal. Bei der aktuellen Bahnsituation ist es für einen berufstätigen Menschen auf unserer Strecke schlicht nicht möglich. Die Züge sind verkürzt, es gibt Streckenausfälle, die Anschlussverbindungen warten nicht. Ich bin letzte Woche mit dem ersten Bus von hier gefahren und saß im vollen Zug.

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