Anfängerfehler in der Erziehung - wie korrigiere ich meine Fehler beim robusten Hund?

  • Was ich mich frage: Wie kann es sein, dass ein solcher Zwerg so oft an die Hände kommt? Ich mein, da stellt man sich hin und schon ist es rum.


    Ich habe ja eher den Eindruck, dass viel zu viel am Hund herumgegriffelt wird und die Hände mit viel zu viel übergriffigem Verhalten verknüpft sind wie angefasst werden, gehoben werden, bespielt werden, gestreichelt werden - alles Stress.


    Ich würde daher einfach komplett die Finger vom Hund lassen.


    Und die Sachen, die man wirklich braucht, wie das heben und tragen, wie Medical-Training vernünftig aufbauen.

  • Ohje, ich komm gar nicht hinterher mit Antworten, bei so vielen schnellen Beiträgen :tropf:


    Ja, natürlich haben wir auch sehr viel Spaß mit dem Hund!!! Wir lieben ihn von ganzem Herzen. Der Grund, warum das hier nicht zu lesen ist, ist dass ich beim Spaß mit ihm keinen Rat brauche :)


    "Wie kann es sein, dass ein solcher Zwerg so oft an die Hände kommt?"

    Die Rasse ist ein English Toy Terrier, tatsächlich Richtung Terrier/Pinscher. Er ist sehr flink und aufgeweckt, soll aber einen niedrigeren Energielevel als der Pinscher haben. Man sagt, dass er gerne lange spazieren geht, aber Joggen sollte man nicht mit ihm. Das war auch eines der Gründe, warum wir uns für diese Rasse entschieden haben. Wir sind Sport-Muffel, lieben aber lange Spaziergänge oder Chillen in der Natur.

    Nun zum Zitat: 'oft' ist ein eher unklarer Begriff. Damit, dass er ständig nach den Händen schnappt meine ich, dass jedes Mal wenn ich in die Nähe komme geschnappt wird. Übermäßig gestreichelt wurde er tatsächlich so ca. die erste Woche (Anfängerfehler), doch dann ist auch bei uns wieder Normalität eingekehrt. Ich muss zugeben, manchmal wird man schwach, aber wir haben uns seither Mühe gegeben ihn nur zu streicheln, wenn er es mochte und ansonsten sofort aufgehört.

    Wir haben anfangs die Beißhemmung trainiert (also wie fest er beißen darf, nicht dass es verboten ist). Das hatte er auch recht bald raus, wie sehr er zubeißen darf. Generell würden wir es ihm erlauben mit unseren Händen "Beiß-Spiele" zu machen. Leider ist es dann ausgeartet, dass er ständig nach den Händen schnappt, auch wenn wir nicht Spielen wollten. Und aufhören kann er auch nicht, bzw. wir sind einfach zu unfähig ihm zu vermitteln, dass das Spiel zuende ist. Also er schnappt ständig beim hoch nehmen, Leine anbinden, frisch gewaschenes Bettchen hinlegen... bei allen noch so banalen Aktivitäten. Außerdem ist er nicht nur ein Springer sondern auch ein Hüpfer und Kletterer. Also nicht nur mit den Vorderpfoten etwas anspringen, sondern er kann richtig in die Luft hüpfen, und auch schon eine Barrikade an Kartons ist er regelrecht hochgeklettert (mit Vorderpfoten irgendwo oben festhalten und mit Hinterpfoten sich nach oben abstoßen). Und daher gelangt er auch manchmal an Hände, obwohl wir ihn nicht ständig betüddeln. Bspw. wenn wir etwas ohne ihn machen wollen und die Hand auf der Armlehne des Stuhls liegt. Aber das ist zugegeben auch eher selten und stellt kein großes Problem dar. Ich empfinde es als Problem, dass man nicht "in Ruhe" in seine Nähe kommen kann, selbst nur wenn ich ihm sein Kissen auf den Boden legen möchte, ohne dass gleich an meine Hände geschnappt wird. Daher möchten wir generell die Hände erstmal verbieten. Unser Gedanke war, sobald er verstanden hat, dass Hände nicht ausschließelich zum beißen und Spielen sind, dann kann man ihm wieder zeigen was während des Spiels erlaubt ist zu knabbern.


    Ich habe keine Angst vor unserem Hund. Natürlich tut es manchmal weh, es blutet und noch schnimmer ist, wenn es tagelang brennt. Aber damit hatte ich ehrlichgesagt gerechnet und habe auch keine Angst vor ihm. Ich möchte nur nicht ständig "attakiert" werden, sondern auch mal in Ruhe z.B. neben ihm sitzen können. Oder ihm in Ruhe sein Bettchen geben können. Ich weiss nicht ob es nur mir dabei so geht, aber ich empfinde es als sehr anstrengend und einfach unangenehm. Dennoch haben wir aber auch schöne Zeiten, er freut sich uns zu sehen, draußen mit Schleppleine funktioniert der Rückruf was mich sehr glücklich macht (ich denke zumindest, dass das von ihm eine positive Einstellung mir gegenüber ist), wenn er müde ist schnappt er nicht und legt sich gerne auf meinen Schoß zum schlafen, wir können auch im Bett zusammen schlafen. Die Hände werden auch in Ruhe gelassen, wenn er etwas im Maul hat z.B. wir mit Quietsche Spielzeug spielen (ich werfe und er rennt hinterher), was jetzt aber wohl leider eingestellt wird, da es ihn noch mehr aufdrehen lässt.


    Durch eine andere Unterhaltung kam die Befürchtung auf, dass es auch einfach am Schlafmangel liegen könnte. Denn er jagdt auch öfter seinen Schwanz (was ich vorher auch für normal hielt). Ich werde mir also auch mehr Mühe in dieser Richtung geben müssen.


    An dieser Stelle möchte ich jetzt auch nochmal allen danken, die mir hilfreiche Tipps und auch Erklärungen gegeben haben (sowohl hier, als auch in PNs). Einige Dinge wusste ich nicht bzw. hatte ich auch einfach falsch verstanden (z.B. 13 Minuten Regel falsch ausgelegt, dass er ab einem gewissen Punkt überdreht, dass die Aussagen der Recherchen von der Dauer her einfach nicht stimmen und vor allem bei Terrier/Pinscher einfach länger dauert, was die Prägezeit wirklich bedeutet, Schwanz jagen ist ein schlechtes Anzeichen etc.).

    Richtig traurig, dass diese ganzen bekannten Bücher von Hundetrainern nicht auf sowas hinweisen. Also herzlichen Dank, ihr habt mir einen mega Einblick in die Realität verschafft! Einen perfekten Hund habe ich natürlich nicht erwartet, aber ich muss gestehen, ich bin in die "Falle" getappt. Zu lesen wie es "angeblich überall funktioniert und wie es ablaufen sollte" und dann gedacht, dass bei uns alles total schiefgeht und ich den Druck habe, noch schnell in der "Prägezeit" alles richtig zu machen. Jemand sollte mal ein Buch darüber schreiben, dass man den Büchern nicht alles glauben sollte bzw. nur eine Seite der Wahrheit darin steht... bin jetzt regelrecht enttäuscht, was man Anfängern so vermittelt, da es dann wohl auch anderen so ergehen könnte und diese ganzen Fehler, die ich gemacht habe, auch machen werden. :(

  • Bücher, Youtube und Co werden nie die Realität ersetzen. Dort den Ansatz für den Fehler zu suchen finde ich falsch.


    Was mich auch stört - wieso möchtest du, dass er auf deinen Händen rumknabbert? Das kann man vielleicht einführen wenn der Hund nicht dauernd die Hände haben möchte, aber in eurem Fall?


    Ich würde versuchen, ihn gar nicht in die Versuchung kommen zu lassen.

    Beispiel - meiner fand Zehen geil. So richtig zum anbeißen. Bin dann halt paar Tage nur mit Socken unterwegs gewesen, irgendwann war es von selbst vergessen.

  • Wenn einen Bücher, Youtube und Co. nicht auf die Realität vorbereiten, wie bereitet man sich dann darauf vor? Ich suche nicht dort nach Fehlern, ich finde es nur enttäuschend, dass einem wichtige Dinge nicht auch gesagt werden. Z.B. dass ein Welpe viel schlafen muss, okay. Aber es stand nicht darin, dass es passieren kann, dass er sich nicht von selbst schlafen legt und überdreht, und was man dann tun kann. Solche kurzen Infos fände ich schon wichtig aus Sicht eines Anfängers.


    Ich hatte mich auch als Hundesitter registriert und eine alte Labrador Dame gesittet, die aber aufs Wort gehört und den ganzen Tag nur gekuschelt und geschlafen hat. Aber finde es auch logisch, dass man Hunde keinem blutigen Anfänger anvertrauen möchte. Möchte ich bei meinem Kleinen ja auch nicht.


    Was wären sonst noch Möglichkeiten, sich auf die Realität vorzubereiten? (ernstgemeinte Frage)

  • Ganz ehrlich? Ich glaube gar nicht. Selbst der nächste Hund wird neue Marotten mitbringen, es gibt mMn kein Schema F. Jeder hat Fehler gemacht und macht sie immer noch. Bei einigen geht es dann halt richtig in die Hose, andere haben wieder Glück.

    Was meinst du was bei uns anfangs los war? Ich habe mich dann konsequent an einzelne Probleme gesetzt und die erstmal intuitiv bearbeitet. Das hat oft richtig gut geklappt, mein Hund ist da aber auch eher problemlos. Bei Sachen wo ich nicht weiter wusste habe ich meist in rassespezifischen Gruppen gefragt und dort auch meist Hilfe gefunden. Hab einfach Geduld, dein Welpi ist erst drei Monate auf der Welt <3!

  • Für alles offen bleiben.

    Jedes einzelne Lebewesen ist anders. Es wird immer etwas geben was so nicht in einem Buch oder Video stand.

  • Übermäßig gestreichelt wurde er tatsächlich so ca. die erste Woche (Anfängerfehler)

    Eine Woche ist für einen Hund ein sehr langer Zeitraum. Du hast also als allererste Verknüpfung über einen sehr langen Zeitraum den absoluten Stress mit den Händen trainiert. In dem Alter wird das für immer auf die Festplatte des Hundes geschrieben - das ist Dir klar? Das heißt für Euch: Ihr werdet an dem Thema immer trainieren müssen und es wird immer ein Problem bleiben, weil es so in der Basis verknüpft wurde.

    Wir haben anfangs die Beißhemmung trainiert (also wie fest er beißen darf, nicht dass es verboten ist). Das hatte er auch recht bald raus, wie sehr er zubeißen darf. Generell würden wir es ihm erlauben mit unseren Händen "Beiß-Spiele" zu machen.

    So was gab es bei mir noch nie. Ich erlaube meinen Hunden keine Beißspiele mit meinen Händen. Nie. Und keiner meiner Hunde beißt mich. (Sind schon ein paar, die ich hatte ...)

    Ich empfinde es als Problem, dass man nicht "in Ruhe" in seine Nähe kommen kann, selbst nur wenn ich ihm sein Kissen auf den Boden legen möchte, ohne dass gleich an meine Hände geschnappt wird.

    Ja, logisch. Du hast die Hände mit dem absoluten Trubel verknüpft. Vermutlich auch mit Jagdverhalten durch die Bewegungsaktion. Der sagt, da kommt meine Beute, mein Stressfaktor, ich muss loslegen. Wer hat eigentlich diesen Quatsch mit "Beißhemmung üben" erfunden?

    Daher möchten wir generell die Hände erstmal verbieten.

    Sinnvoller wäre es jetzt wirklich in Maßen (!!!) so was wie Medical Training zu machen, damit man noch eine Chance hat das, was da maßgeblich auf der Festplatte verankert wurde etwas zu überschreiben. Also wirklich ein Training bei dem geübt wird, dass der Hund lernt, dass er ruhig angefasst wird und nur immer gerade so weit wie es für ihn selbst okay ist. Fokus auf Ruhe, Ruhe, Ruhe mit den Händen. Ruhe!!! Falls ich das noch nicht erwähnt hatte.


    Und jenseits des Trainings: Finger vom Hund. Alle. Immer.

    Ich habe keine Angst vor unserem Hund. Natürlich tut es manchmal weh, es blutet und noch schnimmer ist, wenn es tagelang brennt.

    Wenn Welpen mit anderen souveränen Althunden großwerden, dann blutet da keiner. Nie. Ich habe auch nie geblutet bei meinen Welpen. Und dazu wird es niemals kommen. Das ist kein Normalzustand. Das ist wirklich bedenklich!

    Denn er jagdt auch öfter seinen Schwanz (was ich vorher auch für normal hielt).

    Ich vermute, dass Euer kleiner mit Euch total gestresst ist. Das ist in der Tag ein Zeichen, dass ihr über normale Aufregung hinaus seid und der Hund sich bereits in Zwangsverhalten flüchten muss. Das ist wirklich schlimm für den Zwerg. Der tut mir richtig leid. Denn Zwangsverhalten ist eine Krankheit.

  • Denn er jagdt auch öfter seinen Schwanz (was ich vorher auch für normal hielt).

    Ich vermute, dass Euer kleiner mit Euch total gestresst ist. Das ist in der Tag ein Zeichen, dass ihr über normale Aufregung hinaus seid und der Hund sich bereits in Zwangsverhalten flüchten muss. Das ist wirklich schlimm für den Zwerg. Der tut mir richtig leid. Denn Zwangsverhalten ist eine Krankheit.



    Was kann ich dagegen tun?

    Wir setzten jetzt alle Ratschläge von hier um, Hände weg, kein Quetsch-Spielzeug o.ä., ruhiges Verhalten, schauen dass er runterkommt und viel schläft.

  • Ja, vor allem den Hund in Ruhe lassen und ihm viele Auszeiten von Euch verschaffen. Wie oft und wie lange geht ihr raus? Gassi? Mit oder ohne Leine?

  • Bücher sind... eben Bücher. Sie vermitteln Ideen zur Erziehung. Und dann musst Du eben gucken, was davon sinnvoll ist für Deinen Zwerg.

    Emil war mein erster Welpe. Aber mein dritter Hund. Vorher hatte ich zwei aus dem TS. Ich habe unfassbar viele Fehler mit dem Welpen gemacht, der Hund kommt bis heute ohne Hilfe schlecht zur Ruhe, neigt zum Kontrollieren und rennt viel zu oft mit Stressgesicht durch die Gegend. Oft wollte ich auch zu früh zu viel. Und auch das zum Großteil initiiert von Ratgebern.

    Setzt Euch doch mal hin, ab von allen Erziehungsratgebern und überlegt, was Euer Hund für EUCH können sollte. Was ist Euch wirklich wichtig. Und das muss nicht zwangsweise das sein, was dem Nachbarn, oder den Büchern wichtig ist.

    Meine Hunde dürfen mich anspringen. Ist mir schnurz. Aber auch nur, weil sie Fremde überflüssig finden und NIEMALS einen fremden Menschen anspringen würden. Mein Alter war ein Menschenfreund, der fand jeden toll und da habe ich ein Anspringen nicht zugelassen. Auch bei mir nicht.

    Mein Collie ist wahnsinnig maulbetont und spielt auch so. schnappt sich meinen Unterarm und hält den knurrend fest. Darf er, weil er beißt dabei nicht zu.

    Will sagen, die Regeln die man aufstellen sollte richten sich nach Typ des Hundes und den Dingen, die einem persönlich wichtig sind.

    Und das kommt dann nach und nach. Momentan muss der kleine Mann ankommen und Euer Leben kennen lernen. Viel Ruhe haben und eben keine 2 Stunden Spaziergänge. Die Welt dosiert kennen lernen eben.


    Und habt gaaaaanz viel Spaß. Eure verkrampfte Art mit Erziehung um zu gehen überträgt sich auf den Hund. Es ist ein Baby. Und nicht jeder Erziehungsansatz wird mit prompter Erledigung belohnt und das ist auch absolut normal. Das kann ein Baby nicht.

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