Unsicherer Junghund geht nach vorne - was beachten?

  • Huhu!

    Ich hab mal eine Frage an euch. Mein neuer Sitter-Hund ist jetzt 9 Monate alt, ein Mischling (wird wohl so bei 20-25 kg rauskommen wenn der fertig ist) und ich mag ihn sehr gern. Er liebt es, zusammen Sachen zu machen (runlaufen, erkunden, zwischendurch zergeln (er hört sofort auf wenn ich es verlange und ich fange auch immer an), er ist verschmust und einfach ein lustiger Kerl. Sehr gut kenne ich ihn aber noch nicht. Er ist von Welpe an (9 Wochen) bei der Besitzerin und wurde wohl auch gut sozialisiert, er kennt theoretisch Kinder, Hunde, Verkehr, Wald, Parks etc.


    Nun ist es so, dass er sehr unsicher ist und dabei nach vorne geht (bellen, Haare aufstellen, richtiges knurren hab ich noch nicht gehört aber er schnappt auch mal in die Richtung der “Gefahr“). Wir machen bisher immer möglichst große Bögen um andere Hunde, wenn wir einen in der Ferne sehen gehen wir auf Distanz, gucken uns den Hund an, ich sag ihm “Hund“ wenn er hinguckt und wenn er dabei ruhig bleibt gibts was leckeres. Funktioniert bisher ganz gut. In der Stadt kann man aber leider nicht immer super viel Abstand halten, manchmal kommt jemand mit Hund auf Rad von hinten und am schlimmsten sind die freilaufenden Hunde, die zu uns kommen. Meist nehmen die Besitzer sie auf Bitte ran, aber es ist stressig.

    Jagdtrieb hat er auch, aber im Vergleich zum Setter verschwindend gering, damit kommen wir gut klar.


    Meine Frage an euch:


    1. Was gibt es zu beachten? Ich hatte noch nie einen unsicheren Hund. Was kann ich tun, um ihm Sicherheit zu vermitteln, wie (und ob überhaupt) korrigieren wenn er nach vorne geht und gibt es irgendetwas, was man ganz besonders tun oder lassen sollte?


    2. Er hat einen Dummy, den er gerne trägt, suchen darf (auf Sicht, ist ja noch jung, aber kein hinterherhetzen sondern absitzen und dann holen) und den er aber auch gerne schüttelt. Ich mache mir etwas Sorgen, ob das ok ist weil ja etwas Jagdtrieb da ist und er so nach vorne geht. Ich möchte auf keinen Fall, dass er mal was erwischt. Maulkorb drauf wäre eine Option, wobei er beim Dummy tragen etwas ruhiger ist.

    Wenn wenig los ist, scheint es ohne Dummy aber besser zu sein, da macht er mehr Hundesachen (schnüffeln zB). Wie würdet ihr das machen, und warum? Also Dummy tragen, Dummy schütteln, Dummy suchen oder ihm gar kein Dummy geben?


    Über jegliche Tipps wäre ich sehr dankbar! Ist zwar “nur“ Sitterhund, aber ich hatte diese Richtung Hund einfach noch nicht. Jagdtrieb wie sau (vorheriger Hund) war da irgendwie leichter zu handeln, der mochte einfach von sich aus alles und jeden und war absolut wesensfest bei den allermeisten Dingen. Aber ich mag ja Herausforderungen :herzen1:

  • Deine Frage solltest du mit dem Besitzer des Hundes abklären und nicht einfach an dem Hund "rumerziehen" und schon überhaupt nicht, wenn du davon eigentlich keinen Plan hast.


    Unter Hundesitter verstehe ich etwas anderes.

  • Was sagen denn die Besitzer zum Thema?
    Ich bin der Meinung, dass sie diejenigen sein sollten, die da die Initiative ergreifen und du lediglich ins Training eingebunden werden solltest. Ich wäre jedenfalls ziemlich bedient, wenn mein Hundesitter in meiner Abwesenheit und ohne meine Absprache an der Erziehung meines Hundes herumdoktern würde.

  • Was ich wie mit ohm mache habe ich selbstverständlich mit ihr abgesprochen, erzähle ihr jedes mal wie es war und was so passiert ist, wie er drauf war und wenn was bestimmtes war wie wir beide reagiert haben. Und mache genau das in der Erziehung, was sie mir sagt. Waren auch schon mehrfach zusammen unterwegs.


    Trotzdem kann es ja sein, dass Situationen auftauchen mit denen ich nicht rechne, oder dass ich unbewusst was mache was mit gar nicht auffällt weil eben unbewusst oder so gewohnt von anderen (selbstsicheren) Hunden und ich dachte wenn jemand Erfahrung hat wäre das hilfreich. Das würde ich selbstverständlich wieder vorher absprechen, dachte das wäre normal :ka:

    Ist auch ihr erster Welpe, sie kennt ihn natürlich schon länger als ich aber kann ja sein, dass hier Leute jahrelang Erfahrung mit dieser Art Hund haben, da wollte ich eben mal nachfragen.

    Sorry falls das falsch rüberkam :verzweifelt:

  • Sicherheit vermitteln geht, indem du selbstbewusst in die Situation gehst, dich zwischen Hund und gruseligem Reiz stellst und den Hund abschirmst. Bögen laufen, Distanz zum Reiz halten ist auch hilfreich. Korrigieren würde ich bei einem Hund, der aus Unsicherheit nach vorn geht, eher nicht. Da setze ich darauf, die Ursachen zu bearbeiten.


    Beim Dummy würde ich die Besitzerin fragen, wie ernst sie das später betreiben willm denn davon hängt es ab, wie du den Dummy beim Gassi einsetzt. Dummy schütteln wäre z.B. nicht hinfreich, wenn der Hund mal richtig in dem Bereich gearbeitet werdn soll.

    Dauerhaft tragen lassen wäre jetzt nicht meins, ich finde nämlich, dass der Hund ruhig Hundedinge tun sollte. Es spricht aber nichts dagegen, den Dummy ab und zu tragen zu lassen, vielleicht in einer Situation, in der er sich sonst aufregen würde.

  • Ist der Hund auch so unsicher, wenn er mit seiner Halterin unterwegs ist? Wenn ja, dann ist es schon wichtig, dass ihr euch absprecht und gemeinsam das Training sortiert. Sprich, sie lehrt den Hund "Neues", was du dann bei eurem Spaziergang eben festigst.


    Ehrlich gesagt, finde ich es ganz gut, dass du dir vorausschauende Gedanken machst. Ich habe selber eine unsichere Hündin. Die geht zwar nicht nach vorne, dennoch finde ich es äußerst schwierig, einen geeigneten Gassigänger für sie zu finden, der mir nicht das bisherige Training durch Selbstüberschätzung oder Ignoranz meiner Regeln zerstört.


    Bei uns hat hauptsächlich geholfen, dass ich eben versuche, alles im Blick zu haben (ohne dabei wie ein hyperängstliches Huhn zu wirken) und somit rechtzeitig reagieren zu können. Wir sind viel in der Innenstadt unterwegs (jedenfalls unter normalen Umständen). Da treffen wir oft auf andere Hunde die im Vergleich zu Treffen auf dem Feld eben alle an der Leine sind.

    Wir haben klare Regeln: Kein Hundekontakt in der Innenstadt. Ich führe meinen Hund stets auf der abgewandten Seite am Fremdhund vorbei. Wobei ich meine Hündin dabei auch permanent im Blick habe, um ihre Reaktionen zu sehen und einschätzen zu können. Inzwischen kann sie ganz entspannt an anderen vorbeigehen, egal wie die sich aufführen. Hat aber halt eine Weile gedauert.

    Deshalb meinte ich oben, dass ihr zwei euch unbedingt da absprechen müsst. Es bringt nichts, wenn du bspw. sämtliche Kontakte in einer bestimmten Situation (wie z. B. Innenstadt oder Ort) unterbindest, damit Hund sich damit nicht befassen muss, die Halterin selbst da aber eher auf die "Ach ja, wird schon gutgehen"-Tour agiert.


    Etwas zu tragen hilft meiner kleinen übrigens ganz gut nach für sie aufregenden Situationen. Zu Beginn mussten wir jeden Hundekontakt meiden. Nach jedem erfolgreichen Passieren des anderen hat Lili ihr Spieli bekommen. Damit durfte sie dann ein wenig herumblödeln (alleine, ohne dass ich da gepusht hätte) und dann hat sie es von sich aus freiwillig so lange getragen, wie sie es brauchte. Wenn es gut war und/oder sie schnüffeln gehen wollte, hat sie es abgelegt und fertig. Inzwischen zeigt sie mir, wenn sie ihr Spieli dafür braucht, weil mal wieder irgendetwas anstrengend oder aufregend war. Vielleicht braucht dein Sitterhund es ähnlich. Du musst ja keinen Dummy dafür nehmen (bis auf den Felldummy trennen wir die hier auch ganz klar vom Spiel), vielleicht ein Plüschtier oder so ein Zergeltau.

  • spanielforlove ich finde es entgegen mancher Vorschreiber nicht schlimm dass du probierst das Problem anzugehen. Finde ich sogar richtig gut! Du sprichst es ja mit der Besitzerin ab.... Bzw. hätten Vorschreiber fragen können ob du es mit der Besitzerin abgeklärt hast bevor sie pauschal das Gegenteil annehmen :pfeif:


    Wie wäre es Hund bei Sichtung anderer Hunde immer mit was ganz Leckerem zu füttern? Dass er dann etwas Positives mit einem anderen Hund verbindet? Viel loben wenn Hund leise ist bevor er negative Reaktion auf anderen Hund zeigt. Prinzipiell nie so ein geringer Abstand zu anderen Hunden dass überhaupt negative Reaktion entsteht. Dann langsam den Abstand zu anderen Hunden verringern.

    Vielleicht auch Hand-Touch oder etwas Ähnliches einführen um dem unsicheren Hund eine Aufgabe zu geben wenn er einen anderen Hund sieht. So in die Richtung, er braucht nicht unsicher sein weil du ihm sagst wie er in so einer Situation sich zu verhalten hat. Sicherheit durch klare Aufgabe.


    Ich bin kein Profi, würde das aber aus dem Bauch raus so angehen...

  • Danke schonmal für die Tipps! :applaus:

    Ja, er ist auch bei der Besitzerin so. Sie hat jetzt einen Trainer gefunden, eigentlich wollten wir zusammen hin, ist jetzt leider durch Corona nicht möglich aber bin gespannt was später dabei rauskommt. Er hat zum Glück viel Will to Please und hört dann auch schnell auf, wenn man ihm zB sagt er soll sich hinsetzen. Neulich ist aber zB ein freilaufender Schäferhund direkt zu ns gekommen, der Besitzer hat sie dann schnell eingefangen und er hat einmal gewufft, weil sie so schnell weg war und es am Anfang vom Spaziergang war wars dann ok aber danach war er natürlich aufgewühlt. Das war die einzige, die ich nicht vorher gesehen habe, kam halt von hinten um eine Ecke und wir standen da grade rum und haben kurz Pause gemacht. Ansonsten läuft es über korrigieren durch “in den Hund laufen“ (so soll ich es machen, funktioniert auch gut), ich versuche halt durch Abstand und gemeinsam schauen mit währenddessen wenn er ruhig ist und anschließender Belohnung zu verhindern, dass es soweit kommt. Funktioniert in vielen Fällen auch gut. Zusätzlich schauen wir, dass die Spaziergänge nicht zu lang sind (nach ca 45min ist er im Kopf durch, also schauen wir dass wir vorher wieder zu Hause sind).

    Mit dem Dummy frage ich nochmal die Besitzerin, soweit ich weiß soll das nicht ernsthaft gemacht werden. Ich mache mir nur sorgen, lese den Faye-Thread mit und möchte auf GAR KEINEN FALL, dass sowas mal passiert. Und war nicht socher, ob bisschen jagdtrieb + leicht aggressiv + unsicher + Dummy schütteln dazu führen könnte, wenn mal ein kleiner Hund auftaucht und er sich erschreckt oder so. Dann würde ich lieber nur noch mit Mauli raus mit ihm, oder das Schütteln verbieten falls man da einen Abbruch aufbauen kann. Er ist ja erst 9 Monate, vielleicht kann man das ganz abtrainieren mit der Zeit? (würde natürlich auch abgesprochen werden, dass wir das gleiche machen und den Hund nicht verwirren). Schütteln hat der Jagdhund vorher zB auch nie gemacht, auch nicht mit Spielzeug, daher grade ganz viele neue Gedanken :tropf:

  • Update: er wird jetzt mit Halti geführt und auch korrigiert, ziemlich brachial wie ich finde mit Kopf nach oben ziehen wenn er zu weit vorne läuft. Da ich nicht genau weiß was da zu viel ist und das auch nicht authentisch rüber bringen kann, läuft er bei mir mit Leine am Geschirr, das klappt gut! Momentan ist er auch wieder entspannter, wufft nur kurz wenn ein anderer Hund frei läuft und zu uns kommt (manche Leute reagieren einfach null wenn man drum bittet den Hund ranzuholen). Aber es klappt immer besser, ich mag den kleinen Kerl :herzen1:

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