Akute Überforderung mit Junghund

  • es scheint so als fände er mich einfach doof und würde lieber "den Besitzer wechseln", das macht mich echt fertig.


    weil es einfach scheint als empfände er mich als schlechtesten Besitzer der Welt,

    Wie kommst du denn um Gottes Willen darauf, woran machst du das fest? Ich glaube, du stresst dich und ihn mit diesen Gedanken umso mehr.

    Er ist aus Italien mit zwei Wochen von der Mama getrennt worden und seit dem in einem Tierheim unter gekommen

    Möglicherweise ist der Hund frühtraumatisiert. Traumata-je früher, umso hartnäckiger-hinterlassen Spuren im Gehirn. D.h. das Nervensystem funktioniert anders, Reize können nicht gut verarbeitet werden, der Hund neigt zum Überdehen. Hinzu kommt noch die typische Terrierart. Dein Hund kann sich wahrscheinlich nicht selbst regulieren, das musst du für ihn tun. D.h. ihm Ruhe und Halt geben und auch viel entscheiden für ihn, z.B. wann Ruhe gehalten wird, wann genug gespielt wurde usw. Die Aktivitäten die du beschreibst, würde ich nicht an einem Tag machen, das ist viel zu viel! Kein Bällchenspiel, Spiele mit anderen Hunden begrenzen, lieber viel ruhig laufen und Kopfarbeit.

    er gähnt und schüttelt sich seeeehr häufig, selbst wenn ich ihm über den Rücken streichle)

    Hat er da vielleicht Schmerzen?

  • Vorweg: ich bin bereit Arbeit, Zeit, Geld und auch Geduld in diesen Hund zu stecken, ich würde die Abgabe des Hundes nur durchziehen wenn ich merke das es GARNICHT anders ginge.


    Also zu seiner Herkunft weiß ich tatsächlich nur das er mit ca 2 Wochen mit deinen Geschwistern am Straßenrand gefunden wurde dann Tierheim etc.

    Das ein Terrier drin steckt ist lediglich eine Vermutung meinerseits. Er hat das Aussehen (vor Kopf her) wie ein Terrier und sein Jagdtrieb ist vorhanden (aber bis jetzt nicht seeehr doll ausgebildet, also er hört wenn ich ihm sage, das er bleiben soll und dem Vogel nicht hinter her soll)


    Seine Unsicherheit merkt man draußen, wenn beispielsweise Hunde auf uns zu laufen, erst ist er interessiert, dann wenn sie näher kommen klemmt er den Schwanz ein und will weg (aber guckt trozdem noch zu den anderen hin). Wenn die anderen dann von mir weg geschickt werden will Loki wieder zu denen hin).

    Groß gezogen haben wir ihn mit Hilfe einer Trainerin, also Grundgehorsam und so. Das allein bleiben haben wir in Minischritten geübt (also erst aus dem Zimmer raus, dann Haustür und dann ganz aus dem Haus).

    Im Auto klappt das allein bleiben interessanter Weise super, er legt sich sofort schlafen wenn er merkt das er nicht mit kommt. Hier die selbe Vorgehensweise wie zuhause.

    Und unser Alltag sieht wie folgt aus: 1. „normale Zeit“: ich stehe auf, gehe mit ihm eine kleine Runde, dann mache ich mich für die Schule fertig, bringe Loki zu meinen Eltern dort hat er den Hund meiner Eltern und meinen Vater die immer da sind, nach der Schule hole ich ihn ab, wir fahren nach Hause, ich gehe eine große Runde mit ihm (meist an den Strand oder in den Wald), dann bin ich mit dem schulkram beschäftigt und abends bekommt er nochmal eine etwas größere runde im Park. Zwischenzeitlich beschäftige ich ihn mit einem Kong, mache übrigen mit ihm oder schicke ihn auf seinen Platz, das er schlafen kann.


    2. aktuelle corona Zeit: selber Ablauf nur ohne die Schule und ohne die lange Zeit bei meinen Eltern.


    Die Befürchtung der op: wir haben seine Hüfte damals im November Röntgen lassen und da sagte der Tierarzt das seine hüftgelenkspfannen nicht ausgebildet sind, dementsprechend müssen wir versuchen, lt. Tierarzt, Muskeln auf zu bauen oder er muss später neue Hüften bekommen.

    Der Tierarzt sagte, ich solle mit ihm nicht am Rad laufen (obwohl wir beide schon echt Lust drauf haben) weil es sein kann, das die Gelenke das nicht mit machen, wir sollen lieber schwimmen gehen beziehungsweise Wassertreten.

  • Und unser Alltag sieht wie folgt aus: 1. „normale Zeit“: ich stehe auf, gehe mit ihm eine kleine Runde, dann mache ich mich für die Schule fertig, bringe Loki zu meinen Eltern dort hat er den Hund meiner Eltern und meinen Vater die immer da sind, nach der Schule hole ich ihn ab, wir fahren nach Hause, ich gehe eine große Runde mit ihm (meist an den Strand oder in den Wald), dann bin ich mit dem schulkram beschäftigt und abends bekommt er nochmal eine etwas größere runde im Park. Zwischenzeitlich beschäftige ich ihn mit einem Kong, mache übrigen mit ihm oder schicke ihn auf seinen Platz, das er schlafen kann.

    Das ist zu ungenau. Wie lange gehst Du jeweils, was passiert dabei genau?

    Die Befürchtung der op: wir haben seine Hüfte damals im November Röntgen lassen und da sagte der Tierarzt das seine hüftgelenkspfannen nicht ausgebildet sind

    War das ein Facharzt? Wurde er dafür in Narkose gelegt?

  • Morgens die Runde gehen wir ca 15-20 Minuten, er löst sich erst und dann darf er schnüffeln und zwischen durch machen wir Übungen (Sitz, Platz, Mitte, Pfote geben, tempowechsel beim laufen immer nur so ein zwei Übungen pro Runde), während des fertig machens meinerseits legt er sich nochmal für 10 Minuten hin und dann wartet er bis wir los fahren.

    Bei meinen Eltern kommt er einmal raus so um 10/11 rum und da darf er mit dem anderen Hund spielen und schnüffeln (also keine Aufgaben) und die restliche Zeit fordert er entweder den anderen Hund zum Spiel auf oder liegt und entspannt sich. Wieder bei mir wenn wir die große Runde gehen sind wir meist so 1/1.5h draußen und je nach hundeaufkommen darf er spielen, schnüffeln, rennen oder wir machen Suchspiele oder Gehorsamkeit auf Distanz (Abruf, stopp, apportieren o.ä.).

    Dann wenn ich beschäftigt bin lege ich ihn auf seinen Platz, dass er schläft (macht er auch immer), mit dem Kong beschäftigt er sich eine gute halbe Stunde, dann legt er sich wieder hin und döst oder schläft.

    Und abends das gleiche wie nachmittags nur dann für 40/45min. Nur das wir dann zu Fuß in den Park gehen und nicht mit dem Auto an den Strand oder in den Wald fahren.


    Arzt: ein Facharzt für HD ist er meines Wissens nach nicht aber ja Loki wurde dafür in Narkose gelegt.

  • Du machst viel viel viel zu viel mit ihm.

    Eine(!) ruhige große Runde am Tag von einer std reicht.


    Streich bei einem mit fremden Hunden unsicheren Hund bitte sofort jegliches Spielen oder überhaupt interagieren müssen mit Zufallsbekanntschaften. Dadurch setzt du ihm massiven Stress aus.


    Strich deine ganzen Übungen. Maximal kannst du 1-2 mal den Rückruf beim Gassi üben und an einem anderen Tag 2 mal Stopp. Den Rest dann in einem halben Jahr vielleicht mal.


    Streich Apporttieren und Suchspiele (letzteres kannst du wenn er ruhiger geworden ist mal 1 mal die Woche machen).


    Deine Eltern sollten dafür sorgen, dass er dort den anderen Hund in Ruhe lässt und zur Ruhe kommt.

  • Das ist aufschlussreich. Du hast Dir einen Beschäftigungsjunkie herangezogen. Da ist alles viel zu viel. Ich würde das alles auf zwei Spaziergänge einstampfen - den Kurzen und dann noch einen von einer Dreiviertel Stunde bis Stunde - und auf den Spaziergängen erst Mal gar nichts mehr üben. Wirklich null. Er wird Dich dafür hassen, aber in meinen Augen ist ein eiskalter Entzug jetzt am schnellsten und sinnvollsten. Der dauert ca. drei bis vier Wochen. Dann wird Dein Hund zum ersten Mal in einem normalen Stresslevel sein.


    Das mit dem anderen Hund ist übrigens durchaus Beschäftigung. Auch hier würde ich ein gesundes Maß anpeilen. Du hast nicht geschrieben wie lange das geht und ob täglich, daher kann ich da nix zu sagen. Zwei bis drei Mal die Woche eine halbe Stunde spielen würde ich mal als Maß nehmen.


    Das mit dem Kong würde ich so gestalten, dass er nach einer Viertel Stunde fertig ist.


    Hast Du ihm Zuhause beigebracht, dass Du ihn wegschicken kannst bzw., dass er nur auf Deine Einladung zu Dir kommen darf? Das ist der erste Schritt zum Alleinsein. Der Hund muss lernen, dass nicht geschlossene Türen Eure Kontakte verwalten, sondern Du selbst das tust.


    Übrigens ist das Pensum für einen Hund, bei dem HD-Verdacht besteht viel zu hoch. Wenn Du das schon ziemlich lange so betreibst, dann sind seine Knochen vermutlich tatsächlich geschädigt. Ich würde ihm im entsprechenden Alter bei einem Facharzt untersuchen lassen - so einen findet man hier http://www.grsk.org/


    Du hast Deinen wachsenden, sich entwickelnden Hund überlastet. Das fliegt Dir jetzt um die Ohren. Da kann der Hund nichts für. Der ist im Notprogramm unterwegs und jetzt ein Suchtkranker. Es liegt an Dir das zu ändern.

  • Außer-Haus-Betreuung ist auch nicht zu unterschätzen! Das sieht man oft auch an Kindern, die total drüber sind, wenn sie aus der Kita oder Nachmittagsbetreuung kommen, wenn es zu lange war. Ich sehe es an meinem Hund auch. Nach 7 Stunden ist er "nur" geplättet. Dann gehe ich schnurstracks nach Hause und da wird erst mal ein paar Stunden gepennt und zwar tief und fest. Abends gibt´s dann noch nen ruhigen Spaziergang. Wenn er länger in der Betreuung ist, ist er total überdreht! Ich schließe mich den anderen an: Der Hund hat keine Chance sein Nervensystem runterzufahren.

  • Und das ist wiederum sehr aufschlussreich für mich. Vielen Vielen Danke !!
    Das heißt Loki bekommt jetzt erstmal einen Beschäftigungsentzug !? Und Spaziergänge werden ruhiger gestaltet (wobei ich mir da die Frage stelle, ob zwei mal am Tag raus genug ist !? Bzgl. des Lösens, er muss doch sicherlich auch abends nochmal raus bevor wir schlafen gehen oder ?)


    Und bis zu welchem Zeitpunkt soll ich diesen Entzug durchziehen ? Bzw. wie sonst sollen wir dann das abrufen etc. üben ? Weil wenn er irgendwann auch so frei laufen darf, muss er ja zuverlässig zurück kommen etc. und ich wollte ihn nicht sein Leben lang im Wald und auf Wiesen an der Leine halten, nur weil er nicht zurück kommt :/


    Und das auf dem Platz schicken habe ich ihm bei gebracht ja. Er bleibt dann für ewig auf seinem Platz bis ich ihm sage das er sich wieder frei bewegen darf. Es sei denn ich bin länger im Bad o.ä. dann legt er sich mitten ins Wohnzimmer auf den Teppich.

  • Ich würde mich von dem Gedanken verabschieden einen jungen Terriermix körperlich völlig auslasten zu wollen. Meine Erfahrung zeigt, dass das nicht wirklich geht. Meiner wäre, wenn ich gewollt hätte, wohl Marathon gelaufen, hätte danach noch Ball gespielt und dann noch eine Runde mit anderen Hunden getobt. Sein Körper hätte das auch locker mitgemacht, geistig hat man nur ab nem gewissen Punkt gemerkt, dass er durchknallt. Auch heute mit fast 11 hat er noch unheimlich viel Power und knallt schnell durch. Müde machen funktioniert besser über geistige Auslastung, also ruhige Suchspiele, Tricks etc. Mit den Gassirunden schließe ich mich den anderen an, würde ich verringern, vor allem, weil er ja in der Arbeitszeit bei deinen Eltern ist und da nicht nur ruht.

    Wie genau machst du das, wenn du ihn alleine lässt? Bei meinem funktioniert es nicht gut, wenn er zu viel Raum zur Verfügung hat. Das stresst ihn irgendwie, daher bekommt er nur ein Zimmer. Da steht dann auch seine Autobox (im Auto kann er auch immer und überall perfekt alleine bleiben)als Rückzugsort und gut ist.

  • Zum Rückruf üben kannst du ihn ja gut an eine längere Schleppleine hängen. Würde ich eh empfehlen, wenn der Hund nicht zuverlässig hört. Gibt auch genug Terrier, die das ihr Leben lang brauchen, wegen Jagdtrieb, eigenem Kopf etc. Da hat der Hund dann Spielraum zum laufen und schnüffeln, aber du hast trotzdem die Kontrolle, weil er abgesichert ist.

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