Meine Bindung und dieser Hund...

  • Er hat keine Frustrationstoleranz.

    Trotzdem haben wir uns wo leider vertan, denn unser Hund kennt nichts und wie oben beschrieben wurde er wohl falsch behandelt. Wir wussten das nicht, es kam erst nach und nach raus. Bekommen haben wir ihn mit 8 Wochen.

    Ihr habt den Hund mit 8 Wochen bekommen, da ist wirklich noch genug Zeit dem Zwerg alles Wichtige zu zeigen.


    Ich würde den Fehler weniger bei der Aufzucht der Welpen suchen, als viel mehr bei der aktuellen Haltung. Junge Hunde brauchen Bewegung, Hundekontakte und neue Reize um sich gescheit zu entwickeln. Alles dosiert, ja - aber den Hund komplett abzuschirmen, war wohl das schlimmste, was ihr machen konntet. Gerade wenn er eventuell nicht die perfekte Aufzucht (die sowieso für jeden anders aussieht) hatte.

  • Hallo Easypeasy und willkommen im Forum!


    Das klingt alles ziemlich stressig für alle, aber es freut mich, dass ihr heute ein paar schöne Momente zusammen hattet!


    Was ich noch nicht ganz verstanden habe: wie lange wart ihr nicht mehr mit ihm draußen? Wie lange habt ihr die Trainerin schon? Corona ist ja noch nicht seit November, kann ja eigentlich nicht hinkommen dass ihr seit November niemals mit ohm spazieren wart :emoticons_look:


    Zwei eminerWochen itterhunde ab cihund als Junghunde bekommen, mit 8 Monaten bzw einem Jahr. Ja, die können maximal anstrengend sein, haben eine ganze Menge Flausen im Kopf und keiner der beiden konnte länger als eine Stunde spazieren gehen (einer sogar nur 40-45 Minuten). Das hat man irgendwann raus, wann der Hund drüber ist und an welchem Tag man nur 30 Minuten mit ihm gehen kann, weil er aufgeregt ist, an welchem vielleicht mal 1h15 geht. Das kommt mit der Zeit, ich hab auch ein paar Monate gebraucht bis ich ihn gut lesen konnte.

    Manchmal hab ich mich einfach nur auf eine Bank gesetzt, weil der Hund wie ein ADHS Kind wild um mich rumsprang und ich einfach nicht mehr konnte. Wurde aber mit der Zeit, als ich mal raushatte wie lange er wo gehen kann (zB bei ihm: Wald nur kurz, weils da viele Reize gab, Stadt stundenlang. Mein neuer Sitterhund genau umgekehrt, Wald ist super entspannt und Stadt stresst ihn). Man lernt sich halt mit der Zeit kennen.


    Und etwas, was hier ins Hundeforum eigentlich nicht so gehört, ich schreib es trotzdem mal: hast du manchmal Zeit nur für dich? So als Mombie, hast du zB einmal die Woche Zeit zum Durchatmen, eine Stunde wo dein Mann Kinder und Hund betreut und du von niemandem gestört wirst, wo du auch emotional mal entspannen kannst?

    Ich hab leine Kinder, aber während der stressigen Zeiten, Abschlussarbeit zB oder wenn ich mal sehr viele Stunden arbeiten muss und nebenbei alles mögliche im Kopf hab, bin ich emotional einfach nicht mehr offen mich auf jemand neuen wirklich einzulassen. Witzigerweise ist es in solchen Phasen ausgerechnet das Rausgehen mit Hund, das für mich entspannung ist...da erlebt man die ganze Umwelt durch den Hund viel intensiver, muss sich auf ihn konzentrieren (grade bei einem wilden Junghund :herzen1:) und hat gar keine Gelegenheit, über alle anderen zu erledigenden Dinge nachzudenken.


    Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute! Das wird schon :winken:

  • Dürfte ich den Namen des Züchters (per PN) erfahren? Bin bei Labis immer furchtbar neugierig :rollsmile:


    Ansonsten: Wenn ihr jetzt wohl dosiert den Hund an einen normalen Alltag, an Spaziergänge und die Außenwelt gewöhnt, solltet ihr wieder in die richtige Bahn kommen. Abschotten war ja nun eindeutig nicht förderlich.

    Wenn du mit dem Hund rausgehst, ihm die Welt zeigst, er sich auf dich verlassen kann und du auch mal was Tolles (spielen, arbeiten) mit ihm machst, kommt die allseits gepriesene Bindung von alleine.


    Beispiel von mir: Als Emma und Ivy jeweils noch Welpen/Junghunde waren, sind wir in den Wald gefahren und ich habe sie manchmal erstmal im Auto warten lassen, während ich verschiedene Sachen (Spielzeuge, Dummies etc.) schon irgendwo im Wald versteckt habe. Dann bin ich mit dem Hund zusammen, ohne Leine, da lang gelaufen und wir haben die Sachen zusammen gefunden und ich habe mich dann mega mit Emma/Ivy gefreut.

    Das fanden sie natürlich total toll und haben gelernt, dass es mit mir super Spaß macht.


    Edit: Ach so, ihr solltet euch nach Corona echt eine/n andere/n Trainer/in suchen, lieb gemeinter Tipp

  • Welcher junge Hund hat schon eine super Frusttoleranz :igitt:


    Vielleicht hilft dir der Vergleich mit unserem Großpudel. Toni ist 6,5 Monate alt und damit nur etwas jünger als eurer.

    Bei uns geht es täglich so oft wie gewollt in den Garten und Mittags steht dann der Spaziergang an. Dafür fahren wir ins Grüne und machen die Schleppleine drann. Hier wird dann getobt, gerannt, was geworfen, geschnüffelt usw.

    Wenn wir dann zurück gehen mache ich, je nach Lust, früher oder später die Leine drann. Ab jetzt geht es nur noch weiter wenn nicht gezogen wird und für richtig schönes Fuß laufen gibt es Snacks.

    Da das jetzt bei uns gut klappt geht es jetzt auch mal in die Stadt usw.

    Ansonsten wird bei uns nichts extra trainiert.

  • Ich habe heute mit ihm etwas mehr gespielt, also erst gespielt, dann trainiert, dann wieder gespielt

    Du willst doch gar keinen Sporthund oder Polizeihund. ;) Man liest immer Gassi pro Lebensmonat 5 Minuten. Bei dem Hund würde ich heute sagen 5 Minuten pro Lebensmonat Aktivität jeglicher Art insgesamt am Tag (also eine Stunde insgesamt). Der kommt von selbst, wenn ihm langweilig ist. Wir haben leider auch einen Welpen gehabt ohne sinnvolle Prägung bis zur 12. Woche. Das lässt sich leider nicht mit Gewalt nachholen, und das haben wir erst nach langer Zeit begriffen.


    Von wegen Labrador: Wir wollten wieder einen gebrauchten Hund aus dem Tierheim. Da hieß es: "Nein, die nicht. Die holt die Steckdosen aus der Wand."


    Es gibt jede Menge bewährte Sprichwörter, die man sich in jeder Lebenssituation heraus suchen kann. Zum Beispiel "Weniger ist manchmal mehr." "Gut Ding braucht Weile." "In der Ruhe liegt die Kraft." Ich würde den Kindern den Direktzugriff auf den Hund verbieten - ja, das Wort gibt es noch. Den Kindern kann man ja alles ausführlich erklären, die kann man dabei müde quatschen. Beim Hund kommt man mit Vorträgen über Ethik und Moral nicht weit. Da braucht man kurze, intuitive Maßnahmen. Höre auf Eure Trainerin. Vor 20 Jahren hieß es noch: "(Unbeaufsichtigte) Kinder und Hunde sind keine gute Kombination." Unter Aufsicht darf dann der Hund von sich aus zu den Kindern gehen. Und bitte keine Zerrspiele und nichts, was ihn süchtig auf Bälle usw. macht. Keine Handtücher oder alte T-Shirts zerfetzen...


    Schaffe Rückzugsorte für den Hund, an die die Kinder nicht dürfen und wohin Du ihn auch sehr energisch scheuchst, wenn er Mist gebaut hat. Nach der letzten Pipirunde abends kommt er in einen Raum (mit Wassernapf).. Tür zu, Ruhe bis morgen früh. Ruhe ist das, was ein Hund zuerst lernen muss. Das wussten wir so auch nicht und haben auch aus Übereifer und Hilflosigkeit viel verdorben.


    Was wir so auch nicht kannten, sind die vielen "modernen" Mitmenschen. Seht Euch vor vor den lieben Nachbarn. Früher hatten die Menschen noch Anstand und Takt und hielten sich raus aus Erziehungsfragen. Heute hagelt es Anzeigen. "Überfordert" ist dann der hinterhältige Ausdruck für total dämlicher Vollidiot. Gewöhnt Euren Hund ruhig an einen unauffälligen Maulkorb. Das gehört einfach dazu, und niemand kann dann dummes Zeug behaupten. Der Hund hat mit einem Maulkorb kein Problem. Es gibt aber auch Menschen mit Hundeverstand, die sagen: "Das ist ganz einfach ein junger Hund. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen."


    Wir sind damals gleich zum Tierarzt und der sagte: "Der Hund muss erst mal ankommen." Ich: "Das ist er. Nach drei Tagen hat er einen Haufen in die Wohnzimmerecke gemacht." Großer Fehler. Es kann Monate und Jahre dauern, bis ein neuer Hund im eigenen Kopf (des Menschen) ankommt. Das versteht man aber auch erst viel später.

  • Wurde ja schon fast alles gesagt... ich komm nur noch mit der Frage nach dem Schlaf hinterher. Denkst du, dein Hund kriegt 17-20h Schlaf und Ruhen/Dösen pro Tag? Falls nein, das wäre eine extrem wichtige Schraube. Ohne den Schlaf haben so reizoffene Hunde echt keine Chance. Ich hab da auch so ein schnell überfordertes Exemplar zuhause.


    Ich bin Hochrisikopatientin - trotzdem geh ich mit dem Hund. Ich nehme halt das Auto und fahre in die etwas abgelegeneren Gebiete und gehe da möglichst Vormittags oder am Abend. Hast du ein Auto? Super ist sonst die App Outdooractive - gratis und zeigt dir gut Wege und Trampelpfade an. Nur den PP musst du selber finden. Ich kann dir auch das an einem Ort verweilen nochmals ans Herz legen. Irgendwo sein und den Hund entdecken lassen an einer Schleppleine ist für den Hund gut - aber auch für dich schön. Du musst nichts managen. Und hast Zeit deinem Hund zuzugucken. Ich fand das in frustrierenden Zeiten super hilfreich mit meinem Hibbel.


    Ansonsten hab ich dir noch eine Buchempfehlung, falls du es noch nicht kennst: „Das andere Ende der Leine“. Wirklich schönes Basisbuch mit einigem zu Beziehung. Must have meiner Meinung nach.

  • Ich würde dir wirklich raten jedes Training erst Mal einige Wochen auf Eis zu legen. "Spielen" je nach dem was du darunter verstehst genau so oder max alle 2-3 Tage ein paar Minuten.


    Geh 1,5-2 std verteilt auf zwei mal am Tag mit ihm mit Geschirr und Schleppleine über Wiesen oder in den Wald. Egal wie er zieht.

    Wenn er ruhiger geworden ist kannst du mal einen Rückruf üben und ihn langsam neuen Reizen aussetzen wie Radweg anschauen, Pferde gucken, mal irgendwo ans Wasser, mal mit einem anderen Hund spielen lassen, durch die recht leere Innenstadt laufen usw.


    Und so in ein paar Wochen bis Monaten machst du mal beim Gassi die Leine ans Halsband und übst mal 5 Meter an der Leine gehen und dann jeden tag 50 cm mehr als Richtwert ;)

  • Die Leinenführung und das Spaziergangsverbot haben schon was mit dem Problem zu tun, weil du dich damit massiv unter Druck setzt! Damit wird der Hund zur Belastung.

    Sich unter Druck zu setzen ist total kontraproduktiv bei jeglichen emotionalen Problemen. Gefühle/Emotionen lassen sich nicht ausknipsen. Je mehr man das versucht, umso mehr bauschen sie sich auf. Versuchs doch mal mit: "Es ist jetzt halt so. Ich gebe trotzdem mein Bestes und das muss jetzt erst mal reichen." Einfach alles etwas lockerer sehen und angehen. Der Hund hat noch sein ganzes Leben lang Zeit zu lernen. Es muss nicht gleich alles perfekt sein, man darf auch Fehler machen, davon geht die Welt nicht unter.

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