Hund achtet beim Spaziergang nicht auf mich

  • Huhu,


    ich habe selbst einen Frenchie und weiß, was du meinst.

    Nach vier Jahren durchschaue ich allmählich das Verhalten und kann auch mit seinem Sturkopf umgehen.

    Auf Sparziergängen darf er zuerst hundetypisch schnüffeln und alles an Hundedingen erledigen, die wichtig sind, dann allerdings wird die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt.

    Ich verstecke gerne Käse in Baumstämmen, auf ein „Go“ darf man suchen und fressen. Ich belohne neben mir herlaufen mit Zerrspielen, wird gerne genommen.

    Ich werfe Bällchen, man darf allerdings erst nach Freigabe hinterherlaufen, trainiert die Impulskontrolle ungemein.

    Und das allergrößte ist das Fährten.

    Da ich lese, dass dein Hund nur mit Schnüffeln beschäftigt ist, ist das doch ne gute Voraussetzung, das Fährten anzufangen, meiner liebt es und ist in dem Moment 200%ig bei mir.

    Ich glaube, du musst dich einfach interessanter machen und irgendwann ist der Dickkopf geknackt und dein Hund achtet freiwillig mehr auf dich.

  • Wirklich schimpfen oder bestrafen tu ich auch nicht, weil das würde sie sicher nicht verstehen.

    Und wenn sie dann eine Weile neben mir läuft, wird sie auch gelobt oder mal am Bein gekrault, was sie gern mag.

    Dein Hund lernt, wie alle anderen Hunde (und Menschen, Vögel, Pferde, etc.) auch, über positive Verstärkung, negative Verstärkung, positive Strafe und negative Strafe.

    Positive Verstärkung ist das Hinzufügen von etwas Angenehmen. Beispiel: Du rufst, dein Hund kommt zu dir, du gibst ihr ein Leckerchen.

    Negative Verstärkung ist das Wegnehmen eines unangenehmen Reizes. Beispiele dafür kann man z.B. bei Cesar Millan sehen, wenn man den Ton ausstellt und sich nur auf die Körpersprache konzentriert: Der Hund wird körperlich bedrängt, zeigt er das erwünschte Verhalten, wird das Bedrängen eingestellt.

    Verstärkung (egal ob positiv oder negativ) führt dazu, dass gewisse Verhaltensweisen häufiger ausgeführt werden.


    Positive Strafe ist das Hinzufügen von etwas Unangenehmen. Beispiel: Dein Hund kommt am Weidezaun an und erhält einen Stromschlag. Dein Hund wird vermutlich nicht nochmal gegen den Stromzaun laufen.

    Negative Strafe ist das Wegnehmen von etwas Angenehmen. Beispiel: Du spielst mit deinem Hund, dein Hund beißt in deine Hose. Du beendest das Spiel und ignorierst sie. Dein Hund wird, wenn du das jedesmal, wenn er im Spiel in die Hose beißt und das einen Spielabbruch zur Folge hat, und ihr das Spiel wichtig ist, merken, was sie zu lassen hat, damit das Spiel nicht aufhört.

    Strafe (egal ob positiv oder negativ) führt dazu, dass ein Verhalten weniger häufig ausgeführt wird.


    Wenn du Zischlaute und Hand-vors-Gesichthalten als Methode verwendest, dann veruchst du, deinen Hund über positive Strafe zu erziehen, denn du möchtest ihr etwas unangenehm machen. Jetzt trainierst du aber nicht in einem Vakuum, wo nichts außer dir und deinem Hund existiert, sondern in der realen Welt und dein Hund hat genügend andere Reize, die er als angenehm wahrnimmt. Schnüffeln ist für deinen Hund sicherlich ein belohnendes Verhalten. Und jetzt entscheidet sich dein Hund entweder dafür, etwas Angenehmes (das Schnüffeln) sein zu lassen, um etwas Unangenehmes zu vermeiden (dein Zischen und die Hand vorm Gesicht) oder ob sie deine seltsamen Verrenkungen in Kauf nimmt, und trotzdem weiterschnüffelt. In deinem Fall scheint die Hand vorm Gesicht in der Situation einfach nicht effektiv genug gewesen zu sein. (Lies das bitte jetzt nicht als Aufforderung, deinen Hund härter zu strafen!) Man kann übrigens einem Hund auch beibringen, immer heftigere unangenehme Reize zu dulden.


    Lob und Bein kraulen sind eigentlich positive Verstärker, aber auch hier: Dein Hund entscheidet in der Situation, was wichtiger und belohnender ist. Wenn nichts über Schnüffeln geht, dann lohnt es sich in ihren Augen auch nicht, für ein Lob neben dir zu bleiben. Wenn sie über Futter motivierbar ist, dann arbeite doch damit! Die Häufigkeit, mit der Futter in den Hund wandert, ist natürlich anfangs eher hoch. Woher soll dein Hund denn wissen, was du von ihr eigentlich willst, vor allem, wenn du die Leckerchen gleich wieder weglässt?

  • Den psychologischen Hintergrund mit Hinzufügen und Wegnehmen von positivem bzw. negativem kenne ich. Darum versuche ich ja die Kombination aus Abhalten und Belohnen.

    Aber keine Sorge, ernsthaft bestrafen werde ich meinen Hund nie. Von Gewalt etc halte ich gar nichts.


    Aber das Problem ist eben, dass man sie schon kurzfristig vom Schnüffeln abhalten kann. Aber eben nur kurzfristig.


    Spielzeug ist kurzfristig interessant, dann ist das Schnüffeln wieder interessanter.

    Der Futterbeutel ist mal kurz interessant, dann aber wieder das Schnüffeln. Ich hatte ja die Hoffnung, dass sie den wenigstens öfter „erschnüffelt“. Aber nein, da geht geht die Nase ganz uninteressiert drüber.

    Auch wenn wir auf der Hundewiese sind oder andere Hunde treffen: Sie sind kurz (also max. 1 Minute) interessant und dann wird nur noch geschnüffelt.


    Ich denke, sie will einfach maximal markieren und schnüffelt deswegen überall rum.

    Wenn irgendwo ein Hund hinpinkelt, läuft sie sofort dorthin und pinkelt drüber. An Bäumen etc hebt sie sogar als Hündin das Bein.

    An Stellen, wo sie auf dem Hinweg schon hingemacht hat, wird auf dem Rückweg nochmal geschnüffelt und bei Bedarf nochmal drüber gepinkelt.

    Und das, obwohl da meistens schon nicht mal mehr Tropfen kommen.

    Wenn irgendwie Verpackungen, Tempos etc liegen: wird darufmarkiert.

    Und das alles schon auf Wegen, die wir regelmäßig gehen. Wenn wir mal wo anders unterwegs sind, wird das noch extremer.

  • Aber das Problem ist eben, dass man sie schon kurzfristig vom Schnüffeln abhalten kann. Aber eben nur kurzfristig.

    Dann bau das kleinschrittig aus! Wenn du sie drei Meter vom Schnüffeln abhalten kannst, dann verlange 3 Meter, bestätige sie und entlasse sie dann wieder in ihre Schnüffelwelt. Dann nimmst du dir 3,5 Meter als nächtes Trainingsziel vor.

  • Ob eine positive Verstärkung für den Hund eine ist, bestimmt der Hund. Verändert sich im Verhalten des Hundes nichts, dann stimmt was nicht. Streicheln ist für viele Hunde draußen z. B. oft eine Bestrafung. Oder anders: Sie ertragen es für ihre Besitzer.


    Was mich irritiert: Du redest permanent von Ablenkung bzw. "interessant machen". Wäre es nicht vielleicht besser dem Hund Verhalten beizubringen?

  • Ich glaube, dass da jeder seinen eigenen Weg finden muss, wie es am besten passt. Als ich mit Casper die Leinenführigkeit trainierte, habe ich es auch mit Leckerli probiert, Weg versperren und permanente Richtungswechsel. Ihm war das herzlich egal.


    Ich habe dann erst drinnen mit ihm trainiert, dass er sich auf Kommando neben mich stellt. Als er das Kommando beherrschte, habe ich es draußen angewendet. Ist er vor mich gelaufen, bin ich stehengeblieben und habe das Kommando gegeben. Es ging erst weiter, wenn er neben mir stand. Das hat er sehr sehr schnell begriffen. Ich habe dann gar kein Kommando mehr geben müssen, er machte es von selbst und achtete dann automatisch mehr auf mich, er will ja auch vorwärts kommen.


    Das war speziell zur Leinenführigkeit, aber insgesamt habe ich noch ein paar Dinge geändert und es hat sich so positiv ausgewirkt. Er arbeitet jetzt richtig gerne mit mir zusammen, achtet im Freilauf auf mich und wenn er die 2m-3m voll nutzen darf, zieht er nicht. Leckerlis habe ich eigentlich gar nicht mehr einstecken, weil Casper sich einfach freut, wenn ich ihn lobe und dann streichle.


    Mittlerweile lasse ich Casper auch auf gut besuchten Wegen streckenweise ohne Leine laufen. Er hört da richtig gut. Allerdings mache ich es immer in Etappen, weil sich da auch bei mir Vertrauen und Sicherheit aufbauen muss. Damals im Freilauf habe ich es auch so gemacht. Gestern waren Enten 1m entfernt von Casper auf der Wiese. Casper schaute die Enten kurz an, ich sagte Nein und er lief einfach weiter. Er hört momentan so gut, aber ich denke das liegt auch daran, dass unsere Bindung nochmal besser wurde. Sie war vorher aber auch schon gut.

  • Ob eine positive Verstärkung für den Hund eine ist, bestimmt der Hund. Verändert sich im Verhalten des Hundes nichts, dann stimmt was nicht. Streicheln ist für viele Hunde draußen z. B. oft eine Bestrafung. Oder anders: Sie ertragen es für ihre Besitzer.


    Was mich irritiert: Du redest permanent von Ablenkung. Wäre es nicht vielleicht besser dem Hund Verhalten beizubringen?

    Sie hebt da immer das Bein dann, dass man sie an der Innenseite krault. Ich denke, dass sie das eher nicht machen würde, wenn sie eigentlich keine Lust drauf hat.


    Ich hab es aber ja auch schon nur mit „Prima“ probiert oder eben Leckerlis. Aber das Ergebnis ist immer das gleiche. Nach der Belohnung hat man das davor gut gemachte wieder vergessen :ka:


    Die Ablenkungen kamen ja erst im Nachhinein dazu, um zu sehen, ob das was ändert, weil ihr vielleicht einfach langweilig ist.


    Weil das Abhalten vom Rumlaufen mit Belohnung eben auch nach einigen Wochen überhaupt keine Erfolge gezeigt hat. Nicht mal kleine.


    Aber wenn du eine Idee hast, wie ich ihr das noch beibringen kann, dann gerne raus damit. Ich bin ja froh über Anregungen :nicken:

  • Ich glaube, du bestätigst völlig falsch und hast auch komplett falsche Erwartungen an den Lernerfolg des Hundes. Ich trainiere sehr viel mit meinem Hund am Hundeplatz. Nur weil mein Hund gerade mit seinem Spielzeug über den Hundeplatz ballert, als ob er sein Gehirn am Eingang vergessen hätte, heißt das nicht, dass er vergessen hat, dass er 20 Sekunden davor für seine tolle Fußarbeit bestätigt wurde. Das was vor der Bestätigung passiert, ist der relevante Teil, nicht was der Hund danach macht. Ich würde an deiner Stelle mal die Leinenführigkeit in einer komplett langweiligen Umgebung aufbauen, wo es nicht viel zu schnüffeln gibt. Und wenn das dann sitzt, dann kannst du sie ja mal draußen fordern, für ein paar Meter, und es dann auch wieder gut sein lassen.

  • Sie hebt da immer das Bein dann, dass man sie an der Innenseite krault. Ich denke, dass sie das eher nicht machen würde, wenn sie eigentlich keine Lust drauf hat.

    Das ist die höfliche Bitte, dass Du sie in Ruhe lassen sollst. Wenn Hunden etwas zu nah und aufdringlich ist und sie das nicht aggressiv beantworten wollen, weil sie ihr Gegenüber an sich ganz nett finden, dann heben sie das Bein, kneifen die Augen zusammen oder zwinkern, schauen meist weg, schlucken oder schmatzen.


    Kurzum: Da, wo Du bisher dachtest, Du würdest belohnen, hast Du bisher bestraft.

    Ich hab es aber ja auch schon nur mit „Prima“ probiert oder eben Leckerlis. Aber das Ergebnis ist immer das gleiche. Nach der Belohnung hat man das davor gut gemachte wieder vergessen

    Ich weiß jetzt nicht was genau Du da belohnt hast, aber es ist völlig logisch, dass man ein Verhalten nur in kleinen Schritten steigern kann und der Hund lernen muss durchzuhalten. Das setzte voraus, dass ich als Mensch systematisch trainiere und einen Plan habe wie Schritt 1 aussieht, dann Schritt 2 .... bis Schritt 50 sozusagen. Und das auch genau so aufbaue: Schrittweise! Ich vermute, dass so etwas bei Euch überhaupt nicht stattgefunden hat bisher.

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