Sozialisierung in Corona-Zeiten

  • Hallo ihr Lieben,


    ich hab da mal eine Frage. In 7 Wochen wird, wenn alles gut geht, ein acht Wochen alter Golden Retriever Welpe bei mir einziehen. Ich liebe am Golden Retriever seine offene, freundliche Art, auch fremden Menschen gegenüber. Wegen Corona kann der Züchter natürlich niemanden die Welpen besuchen lassen. Und auch ich werde ja Schwierigkeiten haben, den Welpen Menschen kennenlernen zu lassen. Ich habe Sorge, dass der Welpe dadurch kein normales “Goldie-Naturell” entwickelt und schreckhaft wird. Menschenmassen wie in der Stadt kann ich ihr natürlich auch nicht zeigen. Und auch um die Hundekontakte mache ich mir Gedanken. Eine Welpenstunde in der Hundeschule wird wohl nicht statt finden und fremde Hunde soll man ja auch nicht unbedingt zu seinem Welpen lassen? Wo soll er also hündische Verhaltensregeln lernen?

    Was meint ihr?

  • In 7 Wochen kann sich noch so viel ändern.


    Ich finde den Zeitpunkt jetzt auch sehr schlecht gewählt, um sich einen Welpen ins Haus zu holen.


    Aber wie gesagt, wer weiß, wie die Verschärfungen in 7 Wochen ausschauen...

    Ich würde mir erst dann Gedanken darüber machen.

  • Hallo,


    Glückwunsch zum Hunde-Kind. :) Mach dir nicht zu viele Gedanken. Nachbars haben vor zwei Wochen einen acht Woche alten Goldie-Rüden aufgenommen. Er hat bisher noch keinen Schaden genommen durch fehlende Sozialisierung.


    Menschenmassen wie in der Stadt kann ich ihr natürlich auch nicht zeigen.

    Und was sollte daran der Mehrwert für den Hund sein? Wenn ich es vermeiden kann, lass ich meine Hunde daheim wenn ich in die Stadt gehe... Natürlich sollte ein Hund das abkönnen wenn es sich mal gar nicht verhindern lässt, dass er mitkommt. Aber ein Hund der zu dir Vertrauen hat, wird das ohne Probleme mitmachen. Auch wenn du es ihm als Welpe nicht x-mal gezeigt hast. Im Alltag wird es das ganze Hundeleben lang immer mal wieder neue Situationen geben, die der Hund nicht kennt. Newton ist mit fünf Jahren das erste Mal Bergbahn gefahren. War absolut kein Thema. Das nur als Beispiel.



    Auch was die fehlende Welpengruppe betrifft, sehe ich das weniger kritisch. Ich finde es nicht unbedingt nötig, dass man in eine Welpengruppe geht. Viele sind leider sowieso schlecht geführt und richten dann mehr Schaden an als dass sie Gutes tun. Wenn ihr in der Nachbarschaft einen souveränen, erwachsenen Hund habt, könnt ihr fragen ob man sich da vielleicht ein- oder maximal zweimal pro Woche verabreden könnte.


    Den Welpen einfach so mit einem x-beliebigen fremden Hund "spielen" zu lassen, davon halte ich wie du auch nichts. Trotzdem werden sich beim Spazieren gehen vielleicht neue Kontakte ergeben (ohne dass die Hunde sich kennenlernen, Stichwort: Leine) und wenn man sich dann schon ab und an gesehen hat und der andere Hund in Ordnung erscheint, dann kann man ja mal ableinen. Fast alle Hundekumpels haben wir auf diese Art und Weise kennengelernt.


    Viel Spaß mit dem Zwerg,

    Rafi Le

  • Schau ob du 1-2 souveräne ältere Hunde findest. Und ob diese dann mit deinem Welpen frei laufen können.

    Das geht auch mit Corona wenn man Abstand lässt.


    Genauso Menschenmassen. Es sind ja genug Menschen unterwegs. Setzt dich mit deinem Welpen auf eine Bank/Boden und beobachte die Menschen.

    Er muss gar nicht zu jedem hin oder von jedem angefasst werden. Das ist meist eher kontraproduktiv.

  • Ich habe einen Hund, der offenbar von sehr früh an gelernt hat, dass Menschen toll sind. Glaube mir, das ist ätzend. Ein Hund der denkt, das Menschen draußen und drin nur deswegen existieren, weil sie (also mein Hund) da ist ist wahnsinnig nervig. Denn man muss immer wieder korrigierend eingreifen, mahnen und weg schicken, da Hund sonst distanzlos wird. Nicht alle Menschen mögen das.


    Besser ist ein freundlich ignoranter Hund (wie mein anderer). Menschen draußen werden ignoriert. Das ist angenehm. Daher draußen Menschen gucken lassen, Kontakte regeln. Denn ein Goldie Welpe zieht die Leute an. ;)


    Und an sonsten nicht bekloppt machen lassen. Weniger ist manchmal mehr.


    Der Goldie ist übrigens kein reiner "ich liebe alle Menschen" Hund. Einige davon sind territorial und zeigen Familienfremden Menschen, dass sie es gar nicht toll finden, wenn diese das Revier betreten. Und das völlig ungeachtet ob der Hund als Welpe viele Menschen kennenlernt oder nicht

  • Und ich wünsch mir bei meinem aktuellen Border-Welpen die Sheltie-Reserviertheit =), Enya ist bislang auch eher so: muss ich hin... Findet ja nun die Mehrheit eher ungut (vor allem wenn Hundsi kein niedlicher Welpe mehr ist) und das abzutrainieren ist für mich eher nervig. Wir sind dran...


    Also, in deinem Fall, auch von einem Golden mag nicht jeder begrüßt werden, weder jeder Mensch noch jeder Hund. Deinem Retriever wirst du wahrscheinlich nie wieder so gut vermitteln können, Fremde auch einfach mal zu ignorieren, wie in Corona-Zeiten :D. Sehe es positiv!


    Mit Welpe Enya verabreden wir uns mit passenden Hunden (zu zweit darf man ja) und haben ansonsten glücklicherweise genug zum sozialisieren Zuhause (diverse Hunde, die Kinder unserer Mieter, Schafe, Katze, riesen Abenteuerspielplatz-Garten...). Und ruhiges Kleinstadt-Kennenlernen funktioniert ja auch trotzdem. Ebenso spazieren in Parks, wo was mehr los ist (bei uns die Talsperre). Ich kann nun nicht behaupten, dass hier irgendwas schlechter geht mit Welpen-Sozialisierung, als vor Corona-Zeiten. Muss man ggf. etwas kreativer werden, aber gerade dieses "alles und jeden yipieh begrüßen" ist eher eine Unart aus Sicht vieler Mitmenschen und Mithunde, auch wenn du das gut findest beim Golden, das tut längst nicht jeder. Und freundlich wird dein Hund sehr sicher auch bleiben, wenn er nicht jedem Hallo sagen darf (bzw. erst recht, weil er dann nicht so oft einen auf den Deckel bekommt...)

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