Hund reisst regelmäßig aus - was tun?

  • Hallo zusammen,


    ich muss etwas ausholen, damit ihr unsere Situation versteht:


    Letzten August haben mein Freund und ich einen Hund direkt von der Straße bei uns aufgenommen. Dazu muss ich sagen, dass wir in Mexiko leben, es hier sehr viele streunende Hunde gibt und kaum einer zum Züchter geht um sich einen Hund zu kaufen. Allerdings gehen die meisten Leute ins Tierheim und suchen sich dort ein Tier aus.


    Etwa einen Monat zuvor war sie zusammen mit ihrer Schwester (die von Nachbarn in unserer Parallelstraße adoptiert wurde) in unserer Nachbarschaft aufgetaucht. Laut Tierarzt war unsere Euskadi damals 12-18 Monate alt und muss wohl die meiste Zeit davon auf der Straße gelebt haben. Sie ist ein sehr soziales Tier, liebt ihre Artgenossen und Menschen ebenfalls. So gelang es ihr, zwar total verdreckt und abgemagert, sich durchzuschnorren bei anderen Hundebesitzern und natürlich wühlte sie auch im Müll nach "Essbarem".


    Es war eher so, dass sie sich uns ausgesucht hat, als wir sie. Aber nach einigen Wochen des sich Aneinandergewöhnens war klar, dass sie von nun an zu uns gehört. Wir haben sie auch weiterhin viel auf der Straße mit den anderen Hunde spielen lassen. (In unserer Nachbarschaft war es üblich, dass die Leute ihre Hunde mehr oder weniger frei rumliefen lassen. In Mexiko ist man da sehr viel entspannter.) Sie ist ein sehr unabhängiges Tier, klug und gewitzt und sehr dickköpfig. Außerdem braucht sie viel Bewegung.


    Nun sind wir vor einigen Wochen umgezogen. Der Ort ist winzig und extrem ruhig. Sandwege, überall unbebautes Land, der nächste Nachbar ist 100m entfernt. Manchmal sehen wir den ganzen Tag kein Auto vorbeifahren. Die erste Woche ist Euskadi nicht von unserer Seite gewichen, sehr ungewöhnlich für sie, und war extrem vorsichtig. Ein Stadthund auf dem Lande, uiuiui.


    Mittlerweile hat sie aber zu ihrer alten Erkundungsfreude und Unabhängigkeit zurückgefunden und läuft uns dauernd weg um zu unsren Nachbarn, etwa 400m entfernt, und ihren 2 Rottweilern zu laufen, um mit ihnen zu spielen. Und egal wie viel wir uns mit ihr vorher beschäftigt haben oder sie gar mit den beiden schon gespielt hat oder wie wir sie bestrafen, sie läuft trotzdem regelmäßig fort. Ich mache mir keine Gedanken, dass ihr etwas zustoßen könnte. Schließlich gibt es hier fast keine Autos und ich kenne ja ihr Ziel. Aber es gefällt uns nicht, dass sie nicht gehorcht.


    Sie ist kein "Haushund", wir können sie nicht den ganzen Tag drinnen behalten. Ich mag sie auch nicht gerne draußen anbinden, jedenfalls nicht den ganzen Tag. Sie darf sich rund ums Haus frei bewegen und das weiß sie. Aber sobald sie sich unbeobachtet wähnt, schleicht sie sich davon (und mittlerweile erst, nachdem sie gefüttert wurde!). Sie versteht ganz genau, dass sie etwas Verbotenes tut und macht es trotzdem.

    Das Grundstück komplett einzuzäunen macht nicht viel Sinn. Sie kann locker auf eine 1,20m hohe Mauer springen. Den Zaun hätte sie dann auch sehr schnell überwunden. Außerdem wohnen wir hier zur Miete. Ihr seht wir haben schon vieles ausprobiert und erwogen. Aber nichts fruchtet.


    Deshalb erbitte ich nun verzweifelt eure Erziehungstipps. Wie kann ich meinem Hund nachhaltig beibringen, dass sie nicht weglaufen darf?

  • Meiner Meinung nach: Gar nicht. Sie ist so aufgewachsen, das ist Teil ihrer Sozialisation und Prägung. Der Sinn wird sich ihr schlicht und ergreifend nicht erschließen.


    Sie hat Euch als Sozialpartner akzeptiert, aber sie ist nun mal unabhängig und "frei" aufgewachsen. Sie nimmt sich jetzt quasi das Beste aus beiden Welten, Euch für Streicheleinheiten und Futter, aber eben auch die Freiheit ihren Vorlieben nachzugehen.


    Wenn es Euch so wichtig ist, würde ich ihr einen Auslauf bauen, mit entsprechend hohem Zaun. Anbinden fände ich extrem unfair und eine Qual für so einen Hund.


    Es gibt Rassen, die sind hoftreu, andere nicht. Wir haben unseren Garten auch ausbruchsicher eingezäunt, weil Madame öfter mal stiften gegangen ist, wenn sich die Gelegenheit bot. Und die haben wir als Welpe vom Züchter geholt und es ist eine angeblich hoftreue Rasse. :lol:


    Aber vielleicht hat ja jemand noch eine zündende Idee. :smile:

  • Ich denke, da werdet ihr keinen Erfolg haben.

    Sie kennt es ihr ganzes Leben so. Sie jetzt davon abhalten zu wollen, wird nicht funktionieren. Sie scheint ja auch nicht hoftreu zu sein.

    Bestrafen würde ich sie übrigens nicht. Darin sehe ich überhaupt keinen Sinn, zumal sich die Frage stellt, was das für Strafen sein sollen...

    Warum lasst ihr sie nicht einfach weiter rumstreunern? Möchte der Nachbar das nicht?

  • Aber es gefällt uns nicht, dass sie nicht gehorcht.

    Mal so einfach gesprochen: Wenn ihr einen Hund wollt, der "gehorcht" - dann habt ihr die falsche Wahl getroffen wie es scheint.

    Entweder wirklich Zeit und Arbeit in Beschäftigung und Erziehung investieren oder bleiben lassen und den Gehorsam abschreiben. Das gilt immer.


    Und der Hund hat gerade Kulturschock. Straßenhund, der in der Stadt aufwuchs und da zig Artgenossen hatte und jetzt Land und alleine.


    Mach mal einen Perspektivwechsel für dich. Ich pack dich ohne dir Bescheid zu sagen ein. Dann landest du an einem Ort, wo plötzlich alle Freunde und Bekannte weg sind. Nichts Vertrautes mehr. Und dann geb ich dir Stubenarrest. Isolation. Vollkommen.


    Fändest du vermutlich auch nicht so witzig, oder?


    Sie macht das nicht, um euch zu ärgern. Sie macht das, weil ihr etwas fehlt. Haltet euch das bitte vor Augen und geht auf die Bedürfnisse des Hundes ein.

  • Deshalb erbitte ich nun verzweifelt eure Erziehungstipps. Wie kann ich meinem Hund nachhaltig beibringen, dass sie nicht weglaufen darf?

    Naja seit sie bei euch ist (und vorher sowieso) durfte sie gehn wohin sie wollte, warum sollte sie das jetzt nicht mehr tun? :ka:


    Ich glaube kaum das das noch hinzubekommen ist und fair finde ich es nicht sie jetzt auf Teufel komm raus zu nem Haushund zu zwingen ...

  • Ich würde das akzeptieren, denn dagegen etwas machen wollen wird eh nichts bringen da der Hund so aufgewachsen und geprägt ist.

  • Sie hat nichts anderes gelernt im ersten Lebensjahr, ihr habt es auch lange Zeit akzeptiert und unterstützt als sie zu euch kam. Jetzt auf einmal wollt ihr es nicht mehr. Der Hund versteht das nicht.

    Wie bestraft ihr sie?

    Dazu müsst ihr sie ja auf frischer Tat beim klettern erwischen, alles andere ist unfair und überhaupt nicht verständlich für den Hund warum er bestraft wird.

    Ist sie kastriert? Wenn nicht solltet ihr das nachholen oder lieber sterilisieren.

    Ein auffälliges Halsband wäre gut, damit man sieht sie hat einen Besitzer.


    Wir haben in der Nachbarschaft einen Goldi der immer abhaut. Die Besitzer haben ihn schon so oft erwischt wie er durch den Zaun ist und „bestraft“. Der Hund macht es immer wieder, er ist nett und bekannt, man bringt ihn einfach wieder zurück. Manchmal vor dem Gassi und manchmal danach. ;)

    Er hat ein Halsband mit Telefonnummer und Adresse um.

  • Sie kommt doch wieder zurück, oder? Wenn weder von ihr Gefahr ausgeht, noch sie selbst in Gefahr ist, würde ich es wohl wie bei einer adoptierten Freigänger- Katze sehen. Ein Halsband mit Adresse und Telefonnummer sollte dran, mit dem Nachbarn sprechen, damit er sie nicht füttert, und Vorsorge treffen, dass sie nicht bald mit einem Wurf im Bauch nach Hause kommt. Hier wäre es der seltene Fall, dass ich unbedingt zu einer Kastration raten würde. Ich würde mich nicht ärgern, wenn sie stiften geht, sondern über ihre Rückkehr freuen.

  • Ich glaube auch nicht, dass ihr da viel Erfolg haben werdet.

    Hundehaltung bei euch kann man sicher auch nicht mit Hundehaltung in Deutschland vergleichen.

    Wenn sie niemanden stört und ihr nicht groß was passieren kann, lasst sie doch.

    Ich würde sie allerdings in dem Fall kastrieren lassen, falls das noch nicht passiert ist.

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