Hund hat seine Stimme "entdeckt"
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Hallo in die Runde,
ich bin neu hier, mein Name ist Ingrid, und ich möchte erst mal ein dickes Lob aussprechen, denn alleine schon von Lesen hier habe ich viel gelernt. Heute möchte ich mich nun doch auch mit einem Problem an Euch wenden.
Kurz zur „Geschichte“ unseres Hundes. Sie ist nun seit 8 Monaten bei uns (sie ist unser erster Hund), ist aus dem Tierschutz und hat wohl ihr ganzes Leben (geschätzte 6 Jahre alt) in Italien im Tierheim verbracht. Wie sie nach Deutschland und ins dortige Tierheim kam, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen.
Generell weiß man von ihr praktisch gar nichts außer eben Italien und Mischling mit hohem Jagdhundanteil.
Sie kannte gar nichts, hatte nicht mal einen Namen, war offensichtlich noch nie in einer Wohnung, war daher nicht stubenrein, kannte keinerlei Kommando (weder auf deutsch noch auf italienisch), keine Leinenführigkeit usw. Sie war unser ca 6 Jahre alter Rohdiamant.
Anfangs hatte sie auch vor allem Angst, fremde Menschen, Geräusche usw, da ist sie förmlich in sich selbst verschwunden. Sie ist aber nicht aggressiv, sondern geht zurück. Inzwischen hat sich das mit viel Training und positiver Unterstützung weitgehend gelegt. Sie kann inzwischen die gängigen Kommandos (Sitz, Platz, bleib, warten, Pfote geben etc), apportiert ihren Dummy mit Begeisterung, Rückruf klappt gut bis sehr gut, sie lernt auch gerne und sehr schnell (und damit leider natürlich auch unsere Fehler).
Die ersten ca 3-4 Monate dachten wir, dass der Hund keine Stimme hat. Es kam kein Ton aus ihr. Heute sieht das aber ganz anders aus, und weiß Gott, sie hat eine Stimme!
Sie ist immer sehr aufgeregt ist, wenn irgendwas neu oder eben nicht alltäglich ist, egal ob das nun Menschen sind, die Türklingel geht usw. Und da legt sie inzwischen so richtig los.
Mein Eindruck bei dem Ganzen ist auch, dass sie die Aufmerksamkeit will, möchte, dass sie von dem Menschen an der Tür ein Leckerli bekommt. Sie ist in diesen Momenten kaum abrufbar, ist wie in einem Tunnel – und ich bin irgendwie hilflos. Reagiert man auf ihr Bellen, dann würde man sie doch darin bestärken, oder? Reagiert man nicht, dann läuft man Gefahr einen Ohrschaden zu bekommen.
Wir arbeiten gerade daran, dass sie auf Kommando in ihr Körbchen geht. Ohne Ablenkung ist da auch alles gut, nur, wie gesagt, sobald jemand kommt, sie da etwas hört, dann ist sie so im Tunnel, dass sie nicht mehr ansprechbar ist.
Habt Ihr noch nen Rat, Tipp für mich? Was mache ich falsch?
Wir gehen (gingen wegen Corona) mit ihr natürlich auch in eine Hundeschule, zurzeit ist das aber leider wegen Corona nicht möglich, von daher bin ich etwas hilflos.
Wenn ich noch was vergessen habe, dann fragt bitte nach, ich werde natürlich so schnell wie möglich antworten.
Lieben Dank
Ingrid
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Ich bin eigentlich nur hier, weil ich den Titel so super fand.
Es klingt wirklich danach, als hätte sie sich vorher nicht getraut zu sprechen. Sei ein bisschen froh über die Entwicklung, wenn du kannst. Wenn mein Hund in der Wohnung still ist und sich vor einer (vermeintlichen) Gefahr nur noch in sich zusammenkauert, dann fühlt sich das für mich viel schlimmer an als wenn sie bellt.
Kannst du die Situation noch mal genauer beschreiben? Wer genau kommt da durch die Tür und wann? Je nach dem, könnte man das dann üben, stellen, vermeiden usw. -
Hallo Ixabell,
Danke für Deine Antwort. Natürlich ist es mir lieber, wenn sie so ist wie jetzt anstatt sich vor Angst in Luft aufzulösen. Sie darf auch gerne kurz melden, wenn jemand an der Türe steht, oder die Klingel geht, aber sie hört dann nicht mehr auf. Dabei ist es egal, ob derjenige dann die Wohnung betritt, oder ob wir alles vor der Haustüre abwickeln (zB Postboten etc). Sie ist freundlich zu demjenigen, der da ist, freut sich wie Bolle und erwartet, dass derjenige sie mit Leckerli beglückt. Das hat nämlich unser Postbote am Anfang gemacht, was ich prinzipiell ja auch okay finde, nur hat unser Hund das wohl damit verknüpft, dass jeder, der bei uns vor der Türe steht ein potenzieller Leckerlispender ist.
Ich habe mir jetzt schon so eine Funkklingel besorgt, mit der möchte ich mit ihr üben, denn das kann ich auch alleine von der Wohnung aus machen (bis ich sie dann auch an die Haustüre montiere). Leider ist es ja gerade schwierig mit Besuch bekommen usw.
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Leider ist es ja gerade schwierig mit Besuch bekommen usw.
Findest du? Ich finde es gerade ideal, weil man sowieso keinen Besuch bekommen sollte. Da kannst du ganz in Ruhe üben, ohne dass sie immer wieder überrumpelt wird und das unerwünschte Verhalten einübt.
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Klar, mit der neuen Funkklingel kann ich jetzt schon üben, ohne dass (hoffentlich) ständig die andere Haustürklingel dazwischenbimmelt. Ich habe damit gemeint, dass ich nicht in "Echtsituationen" üben kann, also dass dann auch tatsächlich jemand vor der Türe steht, weil ja gerade Besuch in anderen Wohnungen verboten ist (ich wohne in Bayern, vielleicht ist es in anderen Bundesländern schon etwas lockerer mit den ganzen Verboten?). Ich dachte, dass sie es dann vielleicht lernt, dass es klingelt, an der Türe ist jemand, der sie aber gar nicht weiter beachtet (ihr natürlich kein Leckerli gibt) und dann wieder geht und ihr das mit der Zeit langweilig wird?
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Das kommt im Training eh erst später. Vorher kann man ganz ganz viel alleine machen und das ist sogar besser so. Wo hast du denn die Idee mit der Funkklingel her? Gab es da auch eine Trainingsanleitung? Ich kenne ein altes Video zum Thema, aber das ist leider auf Englisch.
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Die Idee mit der Funkklingel kam mir selber in genau so einer Bellsituation. Da Franzi eigentlich sehr schnell lernt und eben zurzeit für Training mit anderen Menschen an der Tür keine Möglichkeit besteht dachte ich halt, dass es so vielleicht eine Möglichkeit ist. Also ich betätige die Klingel, der Gong (oder was auch immer das für ein Ton ist) ertönt und ich schicke sie ins Körbchen (da sie den Ton der neuem Klingel ja nicht kennt hoffe ich, dass sie den dann eben nicht mit "ohhh, Mensch an der Tür" in Zusammenhang bringt.
Erst wenn das Klingeln zuverlässig mit ins Körbchen gehen funktioniert, werde ich die Klingel auch an der Haustüre installieren und die "alte" Türklingel abstellen.
So zumindest mein Plan, findest Du den in Ordnung??
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Klar, wenn das so klappt. Es kann halt sein, dass sie dann im Körbchen trotzdem bellt, aber eben aus dem Weg ist.
Wichtig ist, dass du verschiedene Ablenkungen graduell mit einbaust. Der Schritt von "Nur Funkklingel" zu "Mensch an der Tür" ist sonst zu groß. Erst mal müsste sie ohne Ablenkung ins Körbchen gehen und dort bleiben können, dann beides unter leichter Ablenkung, dann beides unter größerer Ablenkung, dann beides mit kombinierten Ablenkungen etc. Damit kannst du dich ruhig lange beschäftigen und das erzwungene Besuchsverbot nutzen.
[media]https://www.youtube.com/watch?v=bpzvqN9JNUA[/media] -
Also ich betätige die Klingel, der Gong (oder was auch immer das für ein Ton ist) ertönt und ich schicke sie ins Körbchen (da sie den Ton der neuem Klingel ja nicht kennt hoffe ich, dass sie den dann eben nicht mit "ohhh, Mensch an der Tür" in Zusammenhang bringt.
Erst wenn das Klingeln zuverlässig mit ins Körbchen gehen funktioniert, werde ich die Klingel auch an der Haustüre installieren und die "alte" Türklingel abstellen.
So zumindest mein Plan, findest Du den in Ordnung??
Habe ich ähnlich gemacht, hat auch ziemlich gut funktioniert.
Als Zwischenschritt von du klingelst selbst und Besuch kommt solltest du noch mit Statisten üben, also es steht jemand vor der Tür, aber nicht als Besuch, der auch reinkommt, sondern nur, um die Situation zu üben.
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Sie kann inzwischen die gängigen Kommandos (Sitz, Platz, bleib, warten, Pfote geben etc)
Meine Hunde können keine Pfote geben. Ich wüsste nicht wozu ...?
Ansonsten: Es macht mir ein wenig den Eindruck, als hättet Ihr etwas am Hund vorbeitrainiert. Bei solchen Hunden sollte man sich anfangs vor allem damit beschäftigen, dass der Hund mit seiner Umwelt klarkommt und das kleinschrittig und sinnvoll trainieren, damit nicht das passiert, was Ihr jetzt habt ... Euer Hund hat sich entwickelt und von den Fluchtversuchen nun dahin gewechselt, dass er den Auslöser aktiv versucht vom Hals zu bekommen.
Mein Eindruck bei dem Ganzen ist auch, dass sie die Aufmerksamkeit will, möchte, dass sie von dem Menschen an der Tür ein Leckerli bekommt.
Ich bin irritiert. Warum füttern fremde Leute Euren Hund? Wie kann es dazu kommen?
Wir arbeiten gerade daran, dass sie auf Kommando in ihr Körbchen geht. Ohne Ablenkung ist da auch alles gut, nur, wie gesagt, sobald jemand kommt, sie da etwas hört, dann ist sie so im Tunnel, dass sie nicht mehr ansprechbar ist.
Naja, Euer Hund findet die Eindringlinge in sein Zuhause - den Raum, wo man sich eigentlich geborgen fühlen möchte und wo man keine Fremden haben will, gelinde gesagt zum Kotzen. Das Gefühl ändert sich ja nicht, weil er an einem Ort festgenagelt wird. Okay, das ist immerhin für die Personen die reinkommen besser, weil sie vom Hund belagert werden. Aber für den Hund bringt das von der Gefühlslage her eher nichts ... Wenn dann der Korb auch noch so platziert ist, dass die Fremden immer durch diese Zone "trampeln", dann macht es das für den Hund sogar immer schlimmer.
freut sich wie Bolle und erwartet, dass derjenige sie mit Leckerli beglückt.
Ich glaube, ihr habt da so was ganz schräges etabliert. Der Hund hat zwei dicke Probleme mit fremden Leuten. Zum einen dringen sie in sein Territorium ein, was sich nicht gehört aus Hundesicht und dann haben sie noch Beute, die man haben will. Das heißt, man muss sich über die so richtig massiv aufregen, weil die doppelt doof sind. Es ist ziemlich blöde einem Hund zusätzlich den Konflikt aufzubürden, dass er zu den Leuten hin muss um Futter zu holen. Da ist es doch logisch, dass er die anschreit und völlig drüber ist. Stell Dir vor, einer mit einem gezückten Messer, der immerzu droht Dich abzustechen steht da und winkt Dir mit Geld, das Du dringend brauchst? Du musst dahin um es zu holen. Würdest Du Dich dabei wohlfühlen?
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