Schnappen nach Fremden

  • Für mich hört es sich sehr stark danach an, als wenn der Hund total reiz überfordert ist

    Ich finde das einen interessanten Einwand.


    Wie läuft denn bei euch so ein durchschnittlicher Tag ab? Also Gassigänge, Trainings- und Spieleinheiten und Schlafmenge?


    Wenn mein Rüde nämlich zu wenig schläft und zu viel Input bekommt wird er auch deutlich "schnappiger" sobald er in eine Situation kommt die ihm nicht so richtig geheuer ist oder seine Nerven zu sehr beansprucht.


    Vom Futter ausschließlich erarbeiten halte ich übrigens auch nicht so viel.

    Es spricht nichts dagegen, dass Hund sich einen Teil des Futters über den Tag hinweg erarbeitet, aber morgens und abends (oder einmal am Tag, das reicht meistens auch) gibt es hier zuverlässig Futter im Napf. Das ist für mich absolut selbstverständlich und gibt in meinen Augen dem Hund auch viel mehr Sicherheit.

    Auch einen Hund der gerne für Futter arbeitet stresst es, wenn er kein sicheres Fütterungsritual hat. Für den Hund heißt es sonst ja immer "ich weiß nicht wann mein nächstes Essen kommt". Umso mehr macht er wahrscheinlich sogar mit, weil er ja nehmen muss "was er kriegt".

  • Ich finde, du gehst es falsch an.

    Pfoten geben und Einparken ist eigentlich die Kür, zuerst käme mal die Pflicht.


    Und dazu gehört, sich kennenlernen.

    Wenn sie schnappt, dann sagt sie ganz klar: "Ich will nicht!"

    Hast du schon mal etwas nicht gewollt? Und fandest du es gut, wenn man diesen Wunsch trotzdem ignoriert hat und dich weiter bedrängt oder genötigt hat?

    Wenn sie nicht will, sollte man da auch mal drauf eingehen.

    Zum einen tut ihr ihr damit einen Gefallen, zum anderen muss sie gar nicht erst lernen, dass man sich mit Schnappen wunderbar seinen Freiraum schaffen kann, den man sonst nicht bekommt. Und da scheint sie grade auf dem besten Weg dazu zu sein. Sie musste das erste Mal schnappen... und nun kommt es häufiger, weil sie ja, wie du selbst schreibst, nicht dumm ist.


    Was nutzt dich ein einparkender Hund, den man dann aber letztlich nirgends präsentieren kann, weil er sich seinen Weg freischnappen gelernt hat?


    Nix gegen Einparken, können meine auch. Aber meine schnappen auch nicht gleich los, wenn ihnen etwas nicht passt. DAS haben sie zuallererst gelernt. Bzw. habe ich gelernt, auf meine Hunde zu achten. Ich muss es nicht oft machen, weil sie extrem menschenbezogen sind, aber auch wir haben Momente, wo ich sehe, jetzt würde es Zuviel, und bevor es der Hund sagen muss, sage ich: "Jetzt reicht's, lasst jetzt bitte meine Hund in Ruhe, die haben jetzt genug!"


    Ich vermute (so aus der Ferne, ohne euch und den Hund gesehen zu haben), das war der jungen Dame einfach alles Zuviel. Neu bei euch, neu zu Besuch in einer fremden Wohnung und dann noch obendrein angetatscht werden. Und dann muss sie es dennoch über sich ergehen lassen. Entwickle doch du jetzt mal ein wenig Empathie und versetze dich in einen neuen Hund für den alles fremd und neu ist. Und schütze ihn vor zu vielen Eindrücken, statt ihn extra noch vollzupumpen und zusätzlich noch vollzutricksen und ihn dann obendrein noch fürs täglich Brot arbeiten zu lassen.

    Eine Mahlzeit aus dem Napf - einfach für GARNIX - steht jedem Hund zu, der sich gegen seinen Willen anschaffen lassen musste.

  • Ich würde, bei dem Programm, das du da schilderst, vom Rückwärts-einparken bis zum Baumarkt, auch davon ausgehen ,dass da zuviel auf den Hund einstürmt. Dass irgendwannn das Faß überläuft und er sich gewaltsam Ruhe verschaffen möchte. Eine gewisse rassetypische Neigung, die Dinge nach vorne zu regeln, spielt dann sicher auch noch mit.


    Versetz dich mal in ihre Lage: Du schreibst selbst,die Vorbesitzerin konnte sich kaum um sie kümmern. Sie lebte also ein Leben nebenher, ohne große Anforderungen. Jetzt hat sich alles umgekehrt, die Welt dreht sich plötzlich immerzu um sie: sie soll dies, sie soll dahin mit, sie soll jenes - kann es sein, dass du sie mit deiner (verständlichen!) Endlich ein Hund-Freude einfach zu sehr hochdrehst?


    Auf jeden Fall ist dieser ganze Wechsel sehr, sehr anstrengend für sie, und sie ist kein junger Hund mehr. Wenn ihr so die Nerven durchgehen, gehört sie vielleicht zu den reizoffenen Typen, die einen sehr ruhigen Alltag brauchen?

  • Hmhm. Dass sich der Hund leicht begeistern lässt und superflott mit Spaß lernt, ist beim Aussie ja erstmal nicht ungewöhnlich. Dass er dabei sehr eigenständig und ggf. auch mal mit Wumms dahinter agiert auch nicht.


    Ferndiagnose ist irgendwie immer blöd. Aber ich hab da so ein Bild von einem Hund, der bisher eher nebenher lief. Merkwürdig, wenn dass tatsächlich so problemlos war, aber gut. Ist der Infostand.


    Ich nehme an, wenn sie zu Besuch bei Euch war, stand sie jeweiks ziemlich im Fokus der Aufmerksamkeit, oder? Wäre recht üblich, wenn ein Hund quasi als Highlight mal in einem hundelosen Haushalt ist :smile:


    Jetzt ist sie bei Euch, wird wahrscheinlich mehr beachtet als vorher, gefördert, hat Fun Sessions - und gleichzeitig wird aber auch gefordert und reglementiert, möglicherweise an Stellen, bei denen sie es noch nicht kannte.


    Es wäre überhaupt kein Wunder, wenn sie dadurch insgesamt ziemlich hochgespult ist - und das geht auch durch zu viel vermeintlich positive Action - und dadurch die schnappigen Anteile mehr rauskommen. Und das sie - neues Spiel, neues Glück - jetzt einfach auch guckt, mit welchem Verhalten sie weit kommt. Kuscheln und viel Kontakt kann Suchen nach Sicherheit sein, aber auch Bewachen. „Bereitsein für jeden Spaß“ kann Grundunruhe sein, die sich einen Kanal sucht.


    Ruhe halten, Langeweile, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz muss der Aussie-Anteil erstmal lernen, das macht ihm mehr Schwierigkeiten als Tricks.


    Und mit dem Labrador kommt eine Rasse dazu, die einfach grundverschieden vom ist. Die nur schwer zeigen kann, wenn Annäherung unerwünscht ist, bis es halt ggf. mal richtig kracht. Das kann tatsächlich so ausfallen, dass da zwei Seelen in Hundis Brust wohnen.


    Ich würde Euch tatsächlich auch mal zu einem Trainer raten, der sich das Ganze von Außen anguckt und Euch im Zusammenspiel mit dem Hund sehen kann. Insgesamt mehr Ruhe und Routine. Situationen vermeiden, in denen sie von anderen bedrängt wird und sichere Führung übernehmen. Und sie beobachten und besser kennenzulernen :smile:


    Das Schnappige ist jetzt erstmal da. Da kann man bestimmt was machen, nur dauert es möglicherweise etwas. Und der Tipp mit nem Trainer ist auch gar nicht böse gemeint oder soll Euch Kompetenzen absprechen. Aber von Außen sieht man einfach mehr und es ist eine wirklich nicht so einfache oder einfach zu lesende Mischung, die Ihr da habt.


    Das Thema mit der „Bindung“ würde ich erstmal rauslassen. Das ist was, dass über Zusammenwachsen, Monate und Jahre erst so richtig entsteht. Was keinesfalls heißen soll, dass nicht schon eine liebevolle Beziehung da ist.


    Aber Bindung oder Bindungsprobleme werden so gerne als ultimatives Argument genutzt und das ist es meiner Meinung nach nicht :smile:

  • Es wird wahrscheinlich daher kommen, das es ein Aussi Mix ist, wenn ich es richtig verstanden habe.


    Höchstwahrscheinlich kann man da nix trainieren, außer das man am Manahement arbeitet. Der Hund wird sowas sicherlich wieder tun,wenn sich ihm die Gelegenheit bietet...

    man, das hättest du mir mal früher sagen sollen, das man Aussi(Mixe) nur managen und nicht trainieren kann. :doh: und ich mach´ mir hier jahrelang die Arbeit :lol:


    Ich würde wie schon einige schrieben den Hund erstmal sichern (damit sowas nicht wieder passiert) und entspannt ankommen lassen. Ein Besitzerwechsel ist ja doch ne Umstellung für einen Hund. Lasst sie nicht von Fremden, Bekannten, Familienmitglieder oder Kinder anfassen, auch wenn sie die schon mal gesehen hat. Futter ganz normal im Napf, üben nur das Nötigste mit Extraleckerlie (oder Spiel, wenn sie das mag). Unnötigen Stress und Aufregung erstmal vermeiden. Für "jeden Scheixx bereit" ist sie auch noch, wenn sie sich bei euch wohl und zu Hause fühlt. Kann gut sein, das sie in der Situation einfach gestesst war und sich nicht anders zu helfen wusste, weil ihr sie falsch "gelesen" habt. Ein Trainer, vorzugsweise einer der sich mit Hütehunden auskennt, wäre bestimmt auch nicht verkehrt...

  • Habe selber n Aussimix gehabt, der auch schnappte wenn man ihn ließ.


    Wird hier im Forum auch oft genug gepredigt, dass gerade dieser Mix dazu neigen kann.


    Klar kann man in einem Rahmen trainieren, aber der Hund für sich hat andere Ideen.


    Also kein Grund, sich selber ans Bein gepisst zu fühlen oder so zu tun,als wäre ich dumm.

  • Also kein Grund, sich selber ans Bein gepisst zu fühlen oder so zu tun,als wäre ich dumm.

    weder fühle ich mich "angepisst" noch tue ich so, als wärst du dumm :ka: Ich finde deine Aussage schlicht falsch. Und die Begründung der Aussage auch.

  • Ok.


    Glaubst du,dein Hund würde in anderer Hand oder in Situationen, die du nicht mitkontrollierst, jetzt wirklich anders handeln?


    Glaubst du nicht, dass sie eher zuschnapt als zum Beispiel ein Labrador?

    Das ginge dann so ziemlich gegen das, was man hier so lernt und was ich auch erlebe.


    Hört sich für mich so an, als würdest du meinen, mit Training kann man alles richten.

  • Ich hab hier auch einen schnappenden bis tackernden Hüter und Training sowie das richtige Maß aus Ruhe und Auslastung kann da einiges erreichen. Würde mein Hund in richtig blöden Situationen immer noch schnappen? Sicher. Aber die Hemmschwelle ist massiv gestiegen und diesen Situationen sollte man keinen Hund aussetzen, auch nicht, wenn er nett genug ist nix zu tun.


    Eine gute Möglichkeit ist z.B. Alternativverhalten zum "nach vorne gehen" immer wieder ganz bewusst zu markern und zu belohnen. Dann lernt Hund auch "von selbst" anders zu reagieren.

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