Gesamtes Futter erarbeiten

  • Wenn ich das richtig verstanden habe kommt der Großteil der Ablehnung daher, dass davon ausgegangen wird, dass das Futter auch rationiert wird keine Leistung=kein Futter -> Hunger.

    Das ist aber ja in der Eingangsfrage nicht explizit so genannt, es gäbe ja, wenn der Hund eben nicht ordentlich arbeitet, noch andere Lösungen. zB mehr füttern, Kleinigkeiten belohnen, am Ende einer Suche o.ä. ein größerer Jackpot usw.

    Ich sehe da auch das Problem, dass man dann anfangen würde, nicht mehr sinnvoll und zielorientiert zu belohnen, sondern nur noch sieht, irgendwie genug Futter in den Hund zu bekommen.


    Da wird dann vielleicht weiter trainiert, obwohl der Hund schon "durch" ist, weil man noch ne Handvoll Futter verfüttern muss. Oder man fängt an, Dinge übertrieben zu belohnen, die der Hund schon längst kann (das kann manche Hunde auch demotivieren), Jackpots einfach so zu geben, damit Futter weg ist etc. Also insgesamt ein ineffekfives Training zu riskieren oder dem Hund sogar ganz den Spaß an der Sache zu nehmen. Dazu noch der (wenn vielleicht auch unbewusste) Druck, was bei einem sensiblen Hund durchaus zu Meideverhalten führen kann.


    Edit: das hier ist der andere Thread Ignoranz draußen, Futter erarbeiten?

  • Das ist aber ja in der Eingangsfrage nicht explizit so genannt,

    Der Titel des Threads heisst aber deutlich "gesamtes Futter erarbeiten".

    Zumind. für mich heisst das Futter nur gegen Arbeit/Leistung. sonst hätte man den Titel anders wählen müssen.

    Wenn man den Hund nicht Hungern lässt, sondern im andere Möglichkeiten gibt das Futter zu erarbeiten hat er ja auch das gesamte Futter erarbeitet, nur ohne zu hungern.


    Aber mir ist auch gerade beim durchlesen schon ein Denkfehler meinerseits aufgefallen. Ich bin irgendwie automatisch von einem Junghund ausgegangen, wo man eh noch so viele Sachen belohnen und bestärken kann, dass man problemslos auch zwei Rationen "verbelohnen" könnte ohne sinnlos zu werden.

    Bei einem erwachsenen Hund wird das deutlich schwerer.

    Wenn ich nicht so eine Ablehnung gegen Innereien und Blättermagen in meinen Hosentaschen hätte würde ich das jetzt glatt mal ausprobieren wie viel ich am Tag so in die Hunde rein bekäme ohne einfach nur zu belohnen, weil das Futter weg muss.

  • Javik


    Was da auch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt ist die Funktionsweise des vegetativen Nervensystems. Und da sind, grob gesagt, sympathisches Nervensystem (zuständisch für Stress, Action) und parasympathisches Nervensystem (Beruhigung, Entspannung und eben auch Verdauung) Antagonisten. Sympathische Aktivität hemmt den Verdauungsvorgang, entspannt zu fressen und zu verdauen hingegen ist ein Wundermittel für den Organismus, sich herunter zu regulieren und sich zu beruhigen. Und in der Ruhe findet die Verarbeitung von Reizen und Verknüpfung von Erfahrungen an.


    Dass an einem Trainingstag mal die ganze Ration in Aktion in den Hund wandert, ist bei einem schon gefestigten und gut ausgebildeten Hund mit Sicherheit kein Problem, der hat in guten Händen genug Möglichkeit, sich zu entspannen und herunterzufahren. Als Dauerlösung gerade bei Hunden, bei denen etwas „in der Schräge“ hängt, halte ich es für verfehlt und im schlimmsten Fall krankmachend.

  • @ Vakuole

    Meine Idee ist das ganz klar nicht. Die Beiden bekommen wie ihre Vorgänger 2mal täglich ihr Futter aus dem Napf, so dass sie satt werden und ihr Bedarf gedeckt ist.


    Jegliche Erziehung probiere ich über andere Motivation. Leckerlies sind was besonderes und werden vom Futter nicht abgezogen.

    Wenn das nicht hilft/reicht (und das tut es leider oft nicht) manage ich eben einen Hund, der nicht perfekt funktioniert.


    Ich weiß, dass das oft nicht gern gehört wird und der Vergleich hinkt.

    Aber wir haben auch bei keinem Kind die Lebensmittel abgewogen.

    Es mit z. B. einem Eis/ besonderem Essen als Belohnung motiviert ja,

    aber Abendbrot gab´s trotzdem genug zum satt werden.... auch und gerade, wenn mal was scheiße gelaufen ist.

  • Ich finde es allerdings auch immer komisch, wenn Leckerli von den Mahlzeiten abgezogen werden. Wenn wir so viel trainieren, dass die Leckerli kalorisch ins Gewicht fallen würden, haben sich die Hunde auch deutlich mehr und länger bewegt und daher einen höheren Umsatz.

    Da kommt halt drauf an, was man trainiert.

    Nicht jedes Training ist gleichbedeutend mit mehr laufen, mehr Bewegung.


    Klassiker sind da im Sport der Apport Aufbau oder das Verweisen. Da wandert in einer Einheit sehr schnell eine Menge Futter in den Hund, ohne dass der sich auch nur einen Milimeter bewegt.

  • Wahrscheinlich kommt es sehr darauf an, was man trainieren will und wie man belohnt, ob das Tierquälerei ist, oder kaum Unterschied zum normalen Füttern plus Belohnung fürs Training ist.


    Gibt es nur wenig und nur für viel Leistung, und erzielt damit Hunger, finde ich es alles andere als gut oder sinnvoll.


    Gibt man viel und den Rest auch noch, sodass es satt (bzw unhungrig, ist ja was anderes als Appetit haben) macht, ist es für den Hund wahrscheinlich kein Problem und auch keine Qual.

  • Aber wie schon weiter geschrieben, ist das eine sehr individuelle Einzelfallentscheidung und ich habe nicht geschrieben, dass ich das einfach unreflektiert anwenden würde. Aber ja, ausschließen würde ich es eben auch nicht.

    warum ist es bei einem Angsthund ok, daß er sein Futter ausschließlich über Leistung bekommt, aber bei allen anderen nicht?

    Der Lebenszustand, der am meisten Streß bedeutet - Angst - wird noch gesteigert? Ergibt für mich keinen Sinn sondern signalisiert für mich Hilflosigkeit von Seiten des Menschen

  • Aber wie schon weiter geschrieben, ist das eine sehr individuelle Einzelfallentscheidung und ich habe nicht geschrieben, dass ich das einfach unreflektiert anwenden würde. Aber ja, ausschließen würde ich es eben auch nicht.

    warum ist es bei einem Angsthund ok, daß er sein Futter ausschließlich über Leistung bekommt, aber bei allen anderen nicht?

    Der Lebenszustand, der am meisten Streß bedeutet - Angst - wird noch gesteigert? Ergibt für mich keinen Sinn sondern signalisiert für mich Hilflosigkeit von Seiten des Menschen


    Deine Argumentation ergibt für mich ebenfalls keinen Sinn.


    Wo hab ich was von Steigerung der Angst geschrieben? Wieso steigere ich die Angst, wenn ich dem Hund etwas "Gutes" gebe, wenn er sich mit seiner Angst auseinandersetzt? Ziel ist doch nicht, dass der Hund mehr Angst hat als vorher, das wäre doch ziemlich witzlos an der Geschichte und dann wäre die Zielsetzung total daneben oder die Umsetzung eben stümperhaft.


    Ziel ist es, dass der Hund aus einer gewissen Abhängigkeit heraus nicht mehr blind ins Schneckenhaus rennt, sondern über Futter und über das Bedürfnis nach Fressen Lernerfahrungen macht, die ihm helfen, die Angst abzustellen. Im Gegensatz zu uns Menschen, wird der Hund keine hochkomplexen Schlüsse ziehen a la "der Mensch erpresst mich, ich kriege nur Futter wenn ich dieses oder jenes tue, ich mag ihn nicht" ... sondern eher "ah, so komme ich ans Ziel und ups, ist ja auch irgendwie gar nicht so schlimm".


    Es versteht sich von selbst, dass wenn man über so ein System arbeitet, die "Aufgaben", die der Hund bewältigen muss, selbstverständlich so einfach sind, dass er sie auch bewältigen kann und man von da aus Schritt für Schritt weiter arbeitet.


    Und wieso das "ok" ist und bei anderen nicht?!

    Ich sagte doch bereits es wäre für mich persönlich eine Einzelfallentscheidung, die ich von einigen anderen Faktoren abhängig machen würde. Wenn es gute andere Wege gibt, würde ich die einschlagen. Wäre aber Futter ein Weg, über den man den man einen guten Zugang zum Hund bekommt, würde ich das wohl versuchen, anstatt Monate lang zu warten, bis sich der Hund auf wundersame Weise "selbst öffnet" und bis dahin weiter mit seiner Angst leben muss.

    Wenn der Hund sich vor Angst bepisst und kein Futter annimmt, dann würde ich das selbstverständlich NICHT machen. Ich würde ihn also weder verhungern lassen, noch ihm auf tierschutzrelevante Weise das Futter verweigern. Das ergibt doch keinen Sinn.


    Ziel ist ja nicht den Hund zu quälen oder Gott mit ihm zu spielen, sondern ihn zugänglich zu machen für gute Erfahrungen, die ihm helfen in seiner Umwelt besser klarzukommen. Und das ist auch der Grund, wieso ich keinen "Normalohund" so arbeiten würde, der eigentlich kein Problem hat, außer vielleicht gewisse Erziehungsprobleme, die sich mit "normalen" Training und Arbeit beheben lassen.


    Moralisch gesehen kann man da jetzt alles Mögliche reininterpretieren, wenn man das möchte. Ich sehe das Ganze eben nicht so schwarz/weiß.

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