Leben mit Welpen - nicht so romantisch wie gedacht

  • Danach haben wir etwas gespielt und ich habe mich auf die Couch zum Arbeiten gesetzt. Er wollte mit seinem Spielzeug zu mir hoch und ich hab ihn hochgesetzt. Er spielt und beisst mich volle Möhre in den Oberarm. Ich schreie auf, setze ihn samt Spielzeug runter und drehe mich weg.


    Dann zieht er an der Decke, die auf der Couch liegt, knurrt sehr hart und bellt. Ich habe ihm dann "seine" Decke gegeben, an die er ziehen und zerren darf, soviel er will.

    :hust:

    Dieses Spielchen spielt mein neunmonatiger Collie in bestimmten Situationen mit mir - aber der darf das, weil ich weiß, er braucht jetzt mal ne Runde, und ich kann ihn auch wieder davon abhalten. Besonders gern macht er das, indem er meinen Reißverschluss der Gassijacke in die Schnute nimmt, neben mir her tänzelt und dann auf einmal knurrend und schüttelnd dran zieht. Das ist ein kurzer Moment, wo er sich mal abreagieren möchte, das Ventil lass ich ihm.

    Wenn dein Welpe so hochdreht, war alles zu viel.

    Ich weiß, dass die Zwerge nach dem Futtern zocken wollen, das hab ich durch Picard auch erst gelernt. Vor ihm hatte ich immer erwachsene Hunde übernommen, von daher war der Welpe ein echtes Abenteuer. Hier wird halt nach dem Abendessen zu zweit gezockt, Spuk, mein Großer, macht dann mit. Da du deinen Kleinen aber ja gerade zum Entspannen bringen willst, wäre es wohl zielführender, nach dem Futtern einfach nicht mehr mit ihm zu spielen. Er kann sich gern mit seinem Spielzeug allein bespaßen, das durfte Picard auch immer, wenn weder Spuk noch ich Lust hatten, mitzumachen. Ein zusammengeknotetes Handtuch hat sich hier bewährt, da kann man dran zerren, rupfen, kauen, schnullern oder es sich bei Bedarf um die Ohren hauen. Lass ihn sich allein bespaßen, nach dem Essen stehst du halt nicht mehr zur Verfügung. Punkt. Das wird er bestimmt schnell lernen.

    Ich hab das Spielen als Ventil gesehen, wo er sich auslassen kann. Offensichtlich hab ich da ein falsches Verständnis.

    Ja, das ist auch richtig. Aber nicht mit dir. Sozialspiel ist wieder ein Hochpusher. Daher wäre es zielführender, ihm ein geeignetes Spielzeug zu überlassen, an dem er sich allein auslassen kann, wenn er das braucht. Wie gesagt, ein Handtuch ist hier toll angekommen.

    Und natürlich Kauholz, also Torgaswurzel, Kaffeeholz, Weinrebenwurzel (wurde mir netterweise von einer Userin hier geschenkt, Zwerg Nase liebt es), Kong etc., damit er seinen Kaudrang stillen kann. Außerdem beruhigt Kauen. Das kann dir also auch in die Hände spielen.

  • Mehrhund deswegen schreib ich ja hier - ich brauche Hilfe, Tipps - was soll/kann ich tun, der Fingerzeig alleine bringt mich da leider nicht weiter...


    Ich hab das Spielen als Ventil gesehen, wo er sich auslassen kann. Offensichtlich hab ich da ein falsches Verständnis.


    Mittwoch hab ich das erste Einzeltraining beim Hundetrainer, davon verspreche ich mir viel. Ich bin wirklich wirklich offen für Hilfe, aber dann brauch ich etwas an die Hand...

    Ich möchte erklären. Wie erkläre ich schriftlich?

    Ich mache Beispiele.


    Fingerzeig ist nicht meins.
    Du solltest den Hund weniger bespassen, ihm mehr Ruhe gönnen.

    Werfen von Gegenständen ist Vorbereitung auf die Jagd.

    Wenn du in 2 Monaten einen Hund haben möchtest, der Ansatzlos ins Gebüsch springt, weil es da raschelt oder über die Straße Blätter nachhetzt, oder rennenden Kindern, Rädern..ect. Dann ist das mit diesem Aufbau geschuldet.

    Hetzten und verfolgen sind nicht das beste Spiel für Hund und Mensch.


    Beute und zergeln auch nicht.

    Jedenfalls momentan für dich und Hund nicht empfehlenswert.

  • Egal wie viele tolle Tipps und Ratschläge hier kommen - im Endeffekt können sie alle eins nicht ersetzen: Das Bauchgefühl.


    Da musst du einfach anfangen zu beobachten und dann in dich reinzuhören. Bis das klappt dauert es, ihr müsst euch ja noch kennenlernen, aber versuch von der Theorie weg zu kommen und lieber eure Praxis zu reflektieren.


    Es gibt kein Rezept, kein "so viele Minuten Gassi und so viele Minuten Schlafen" - klar gibts da gängige Empfehlungen, die sind auch wichtig und richtig, aber sie können eben immer an den Bedürfnissen deines Welpen vorbei gehen. Zum anderen ist Gassigehen in der Stadt nochmal was ganz anderes als mitten in der Pampa. Nur als kleines Beispiel, dass es unzählige Einflussfaktoren gibt...


    Genauso ist es beim Grenzen setzen, ich stehe z.B. auf sensible Hunde, da ist Grenzen setzen etwas ganz Sanftes, Subtiles. Würde so aber sicher auch nicht bei jedem Hund funktionieren:ka:

  • Die Bücher in den Keller.


    Gucken, was von de Kindererziehung übernommen werden kann.

    Und dann vielleicht einfach den Welpen beobachten, fotografieren, sich freuen.

  • Ich denke, das Verständnis muss erst Mal da sein. Körperliche Interaktion mit diesem Typ Hund ist für den Hund immer mit Stress und Aufregung verbunden. Du "spielst" den ganzen Tag mit dem Hund. Dein "Nein" mit dem sanften Wegschieben ist für den Hund übrigens das selbe. Da diese Hunde eh ihre liebe Mühe mit Körperkontakt zu Menschen haben - das, was die meisten Menschen als Freude bei Retrievern bezeichnen, ist nichts als der pure Stress - würde ich mir mal angewöhnen die Finger vom Hund zu lassen und wenn, dann bewusst ruhige Dinge zu tun und genau das auch zu belohnen. Hund anfassen, Hund hält still, Finger vom Hund, vielleicht noch ein Lecker zur Belohnung, den Hund nicht mehr weiter anfassen.


    Und dann plädiere ich auch dafür, dass Dein Zwerg regelmäßig einen Spielkumpel braucht. Der hat bis zum Auszug zu Dir jeden Tag mehrere Stunden mit seinen Geschwistern gespielt. Die sprechen seine Sprache, mit denen hat er sich verstanden und konnte einfach Welpe sein. Mit dem "Alien Mensch" ist alles einfach nur anstrengend und kompliziert. Da braucht so ein Hund auch mal Auszeiten. Was ich auch immer gut finde: Einen Bereich schaffen, in den man den Hund packen kann, wo er Spielzeuge hat und nichts weiter anstellen kann, was mich als Mensch auf den Plan ruft. Wo der Hund auch mal für sich herumtoben kann, ohne, dass er dauernd wieder Regeln befolgen muss.


    Leinenführigkeit. Noch so ein Thema. Zehn Schritte vernünftiges Laufen an der Leine verbraucht bei einem Welpen enorm viel Energie. Belohnst Du das auch entsprechend? Bei mir bekommen die für diese schwere Übung bergeweise Belohnung. Ich nehme dafür ein Teil des Futters. Damit mir das nicht um die Ohren fliegt, laufen meine Welpen nur alle paar Tage für wenige Minuten an der Leine. Meiner Erfahrung nach machen Welpenbesitzer das meist viel zu lang und zu oft und wundern sich dann, dass der Welpe durchdreht.

  • Du hast hier schon ganz viele gute Tipps bekommen, da denke ich, ist genug dabei, was du dir rausholen kannst.

    Eines fehlt mir aber doch und das ist jetzt einfach so ein Gefühl von mir.

    Kann es sein, dass du dich selber ganz enorm unter Druck setzt? Dass du unter der Dauerangst leidest, alles falsch zu machen, den Hund total zu verbocken?

    Deine Posts sprühen nur so vor Unsicherheit und Selbstzweifel.

    Selbst wenn du Fehler machst, selbst wenn du ihn zu viel hochfährst, selbst wenn du eine Grenze hier zu viel und dort zu wenig setzt, dein Welpi ist nicht aus Zucker....weder körperlich noch seelisch. Der steckt den einen oder anderen Fehler auch durchaus weg.

    Was Welpi aber durchaus gebrauchen könnte, ist ein Mensch, der in sich ruht, der sich mit sich selber sicher fühlt, der kein Drama aus seinen Fehlern macht, es das nächste mal aber in aller Ruhe versucht, besser zu machen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen ?

    Also vielleicht solltest du gar nicht so wahnsinnig viel im Umgang mit dem Hundi ändern, sondern bei dir selber ansetzen. Wo ist es dir möglich, Ruhe für dich zu finden? Wo und wie findest du den Raum, deine Seele baumeln zu lassen? Nicht mit noch etwas zusätzlichem wie Yoga, sondern mit Nichtstun. Kannst du das.....Nichtstun? Erlaubst du dir das? Findest du die Zeit, dich mal in eine Wiese an einen Bach zu setzen und dem Wasser zuzuschauen und zu hören? Zu so etwas kann man auch wunderbar einen Welpen mitnehmen...aber nur so nebenbei, nicht als Grund...DU solltest der Grund für solche Chillminuten sein.

    Vielleicht liege ich auch vollkommen falsch, aber ich habe einfach das Gefühl du bist gestresst und Hundi mit dir. Pass etwas besser auf dich auf, genieße das Leben und lass es mal ein wenig laufen...du lebst nur einmal.

  • Huhu,

    noch mal danke für eure Rückmeldungen.


    Ja, für die Leinenführigkeit wird er absolut belohnt. Grundsätzlich läuft er fein ausser die letzten meter bevor wir zuhause sind. Da dreht er frei...


    An sich würde ich schon von mir behaupten, dass ich eine sehr ruhige Person bin, allerdings muss ich auch zugeben, sobald das Ventil "Unruhe" bei mir geöffnet wurde (sei es Ungeduld oder Stress durchs Kind, Diskussionen mit dem Mann) ich innerlich sehr unruhig werde und dann eine Art Lawine losgeht, dann ist jedes Atemgeräusch schon zu viel für mich^^


    Ich hab den Tipp mit dem geknoteten Handtuch schon umgesetzt und Oro zur Verfügung gestellt. Das mag er offensichtlich ganz gern :)


    Nach der letzten Gassi-Runde hab ich ihm ein Kaninchenohr gegeben und den Kong gefüllt. Er hat sich jetzt erst mal verkochen. Gleich müssen wir leider zum Impfen. Da hab ich schon sorge, dass es ihm danach schlecht geht und er mir nicht genug vertraut um ihm Schutz und/oder Trost zu schenken.


    Ich möchte ja eigentlich nur ein gutes Frauchen sein und der Vertrauensmensch für meinen Kleinen.


    Ich habe ihn wirklich lieb

  • An sich würde ich schon von mir behaupten, dass ich eine sehr ruhige Person bin, allerdings muss ich auch zugeben, sobald das Ventil "Unruhe" bei mir geöffnet wurde (sei es Ungeduld oder Stress durchs Kind, Diskussionen mit dem Mann) ich innerlich sehr unruhig werde und dann eine Art Lawine losgeht, dann ist jedes Atemgeräusch schon zu viel für mich^^

    Hmmmm da widersprichst du dir irgendwie selber. Du bezeichnest dich als ruhig, aber unter einem gewissen Druck, der dann per Ventil schrecklich explodiert...sorry, eher implodiert. Genau das meine ich. Nicht die Ruhe, die per Deckel schön nach außen hin gezeigt wird, ist für den Hund von Wichtigkeit. Hunde spüren sehr genau, wenn es unter der Oberfläche brodelt.

    Du hast das auch nur ganz kurz erwähnt, zwischen allermöglichen weiterer Lösungsversuche, die sich wieder nur um den Hund drehen.

    Du musst das alles nicht sofort und sogleich lösen. Das Buzzi kommt viel eher runter, wenn du dich entspannst. Und das geht mit 4jährigem und Hundekind nur, wenn du dir aktiv Ruheinseln einrichtest. Nimm den Fokus weg vom Hund, keinem kleinen Wesen tut es gut, wenn sich alles nur darum dreht.

    So ein Hundekind wird allerbesten so ganz nebenbei groß... eigentlich nicht anders wie bei den Kindern.

  • Hat dein Welpe die Möglichkeit ausreichend ohne Leine zu laufen?

    hmmm.. wie viel ist denn ausreichend? Also er darf schon auch mal ohne Leine laufen, wenn wir auf ner Wiese sind. Aber ich hab gestern als ich mit ihm unten war mal an deine Frage gedacht, Leine abgemacht und ne kleine Runde um den Block gemacht (ist wirklich ein sehr kleiner Block). Er lief perfekt hinterher. Hab mich dann, als er mal nicht hingeguckt hat, mich hinterm busch versteckt und ihn gerufen - als er mich dann gefunden hat, hat er sich rieeesig gefreut <3 im Anschluss durfte er Tauben hinterherlaufen ;)


    Zuhause angekommen, da gabs ein Schweineohr bis er dann eingeschlafen ist. Allerdings gab es ein paar Stunden vorher die Impfung inkl. Tollwut, das wird ihn auch geschafft haben...


    Jetzt schläft er grad selig auf der Couch nach dem es eben zum Lösen runter und dann Frühstück gab. <3

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