Panik bei Trennung

  • Ihr lieben, das Thema ist vielen von euch bekannt und doch denke ich, bei uns ist es ein wenig anders.

    Wir haben unseren Lab mix vor 3 Monaten adoptiert, ca.2- 3 Jahre alt, streunerin und vorher wahrscheinlich ausgesetzt. Sie hat einige Baustellen, aber das größte ist die Trennungsangst. Sehr schüchtern zu anfang, hat sie sich super an uns und andere Menschen und Tiere gewöhnt.

    Im Haus verfolgt sie uns nicht mehr, hält Tabuzonen ein. Wir haben trainiert kurz wegzugehen, wiederzukommen... Kein Problem. Sie schnallt das einfach. Wenn wir wirklich gehen, dreht sie durch: zerstört alles, was sie im Auto erreiche kann, zerfrisst ihr Bett zu Hause im Käfig, den sie liebt, uriniert, jault und bellt ununterbrochen.

    Wir müssen sie aber ab und an allein lassen!

    Ich habe nun an Medikamente gedacht, möchte ihr und uns den Stress ersparen. Sie hat einen starken Willen, öffentlich ist sie Mal angefahren und liegengelassen worden, eine Hüfte ist total zertrümmert. Sie bekommt Schmerzmittel und steckt das super weg.

    Ich hoffe, ihr habt einige Ideen. Hundeschule und Profis stehen hier im Moment wegen Corona nicht zur Verfügung.

    LG Annette mit Delta

  • Ich denke, da braucht ihr vor allem eines: Geduld! Der Hund hat eine scheinbar nicht ganz einfache Vorgeschichte, ist erst seit kurzem bei euch - ihr müsst euch wohl drauf einstellen, dass es einige Monate dauern wird, bis sie entspannt alleine bleiben kann.


    Wie habt ihr das Alleinebleiben denn aufgebaut? Verdolgt sie euch im Haus oder kommt sie da gut zur Ruhe?


    Sperrt ihr sie in eine Box wenn ihr geht?

  • Puh also der Hund mit dem ich aufgewachsen bin hatte eine ähnliche Vorgeschichte und der konnte bis an sein Lebensende nicht gut alleine bleiben. Es ist besser geworden (anfangs hat er die ganze Wohnungseinrichtung auseinander genommen, später nur noch den Mülleimer) aber nie gut. Meine Mutter hat damals sicherlich auch nicht alle möglichen Register gezogen, aber viele. Bei ihm war es am Ende einfacher, es so zu managen dass er selten allein bleiben muss, als es zu trainieren. Yumimaru hat glaube ich auch einen TS-Hund, der nicht alleine bleiben kann.

  • Puh, das hört sich heftig an.


    Ich würde es auch nochmal ganz neu aufbauen: begrenzter Platz (damit meine ich nicht die Box, sondern nur einen Raum zur Verfügung) und feste Rituale die auch exakt eingehalten werden beim verabschieden.

    Ansonsten müsst Ihr mal schauen, Radio oder TV an hilft manchen.


    Und dann das Ganze Sekundenweise neu aufbauen.


    Das Problem ist, solange Ihr im Training seid dürfte sie theoretisch nie allein bleiben. Wenn sie wieder ins alte Muster fällt, kannst Du quasi von vorn anfangen.


    Ich würde mich auch mal darauf einstellen, dass sie es vielleicht nie lernt und nach einer passenden Betreuung für den Bedarfsfall suchen. Vielleicht gibts ja in der Nachbarschaft jemanden, der Zeit und Lust hätte. Muss ja nicht immer eine Hundepension o.ä. sein.


    Viel Erfolg.

  • Moin! Danke für’s Rufen.

    Ja genau, hier lebt eine Hündin aus Ungarn seit nun ungefähr zwei Jahren, die uns mit ihrer Alleinbleibe-Thematik regelrecht überrollt hat. Wir sind zu zweit und standen anfangs vor einem großen “Problem”, da die Vorstellung, einen Hund NIE alleine lassen zu können, unmachbar klingt.

    Gute Trainer, Sitter und kreative Trainingsansätze haben wir nun alles durch. Und wie fliegevogel schon schrieb, ist es mittlerweile stressfreier, einfach zu akzeptieren, dass Yuma nicht alleine bleiben kann und “einfach” gut zu managen. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt und es ist absolut machbar - wie ist denn bei euch die Situation zu Hause? In welchen Momenten MÜSST ihr sie denn alleine lassen?

    Hier gab es bisher vielleicht drei Mal die Situation, wo mein Freund außer Haus arbeiten musste (sonst Homeoffice) und ich eben auch Termine hatte. Da sind dann Freunde/Familie/Bekannte für ein paar Stunden eingesprungen.

    Ansonsten nehmen wir sie überall hin mit - geht natürlich nur, weil unsere Hündin das absolut problemlos macht. Einkaufen oder Ähnliches machen wir jeweils alleine.

    Wenn sie mit fremden Menschen/Orten auch ein Problem hätte, sähe die Thematik wieder anders aus...

    Wir haben übrigens sehr sehr oft gehört, dass sie “einfach ankommen muss und lernen muss, dass sie nun hier bei euch für immer bleiben darf” - naja. Hat sie glaub ich mittlerweile verinnerlicht. Ihre Panik, wenn wir das Haus verlassen, wirkt eher traumatisch.

    Vielleicht versucht man es irgendwann nochmal mit einem Hundepsychologen/Verhaltenstherapie. Aber bis dahin nimmt es extrem viel Stress raus, zu akzeptieren und zu schauen, wie man damit umgehen möchte.

    Also, ich weiß nicht, ob ich dir da mit meinen Erfahrungen weiterhelfen kann. Ich kann ja nur bestätigen, dass es wirklich Hunde gibt, bei denen das Alleinbleiben nie entspannter wird. Aber falls du so solchen Hunden eine Frage hast, frag gerne :winken:

  • Meine Hündin ist sogar ein 'ganz normaler' Hund, ohne Vorgeschichte, nicht aus dem Ausland und sie bleibt bis heute (8 Jahre) nicht gern alleine. Wir haben das wie man es kennt aufgebaut, ganz langsam und während den Trainingsphasen musste sie nie außerplanmäßig alleine sein. Aber no way. Wir hatten wirklich vieles durch... Raum begrenzen, Abschiedsritual, stillschweigend gehen, Rolläden hoch / runter, Fernseher laufen lassen, Musik laufen lassen, nicht beachten beim heimkommen, vorher laufen, vorher gar nichts tun, Rescue Tropfen.. keine Chance. Ich sag mal, die ersten 4 Jahre waren durchgehend bellen, jaulen wie ein Wolf, koten, urinieren, die Dichtungen aus den Türen kratzen und die Einrichtung zerstören. Wenn die Türe nicht abgeschlossen ist, ging sie mich auch suchen. Egal ob wir (bzw. bin ich eher das Hauptproblem ihrer Verlustangst) 2 Minuten oder 2 Stunden weg waren.


    Dann haben wir resigniert und es so gemanaged, dass sie nicht alleine bleiben muss. Was hier zum Glück wirklich kein Thema ist. Über die letzten Jahre haben wir uns dann keinen Kopf mehr drum gemacht und manchmal ging es wirklich für 1-3 Stunden nicht anders. Mittlerweile packt sie das auch mal ganz gut. Sie kotet und uriniert nicht mehr und die Einrichtung bleibt heil. Ob sie noch jammert / bellt kann ich nicht beurteilen, ich filme nicht. Aber ich weiß, dass sie fast durchgehend am Terrassenfenster liegt und den Hof beobachtet. So ist es okay für uns. Im Auto geht es besser, da hat sie sich schneller damit abgefunden, wenn man überhaupt bei solchen Zeitspannen von schnell reden kann :ugly:


    Was ich damit ausdrücken will... es sind gerade mal 3! Monate. Bei einer schon erwachsenen Auslandshündin, die eventuell einfach von ihren vorigen Menschen im Stich und auf der Straße sitzen gelassen wurde. Sie hat Vertauen zu euch gefasst und das einzige was sie möchte, ist nicht wieder ihre Bezugspersonen verlieren. Gebt ihr mehr Zeit, freundet euch aber vielleicht auch ein bisschen damit an, dass sie nie ein Hund sein wird, der gerne alleine bleibt. Ich finde, dafür ist ihr Verhalten echt heftig und die Vorgeschichte dazu auch.

  • Hallo all ihr lieben, ganz vielen Dank für eure antworten! Ja, es sind erst 3 Monate , aber wir sind davon kalt überrollt worden. Wir sind keine Hundeanfänger! Haben das Training von Beginn an systematisch aufgebaut, war auch erfolgreich, aber nur, weil sie durchschaut hat, dass wir nicht wirklich weggehen.

    Zuerst ging es auch gut im Auto, dann plötzlich nicht mehr. Mein Mann muss regelmäßig zur Therapie, und wenn ich da auch einen Termin habe, muss sie allein bleiben.

    Bevor sie zu uns kam, war sie 10 Wochen in einer Pflegestelle, dort war sie an den Käfig gewöhnt. Sie liebt ihn, schläft drin und geht auch tagsüber oft freiwillig rein. Wenn wir sie allein lassen müssen, muss sie da rein um schaden zu begrenzen. Mittlerweile ohne Bett, denn das zerfetzt sie.

    Wenn wir nach Hause kommen ist sie übrigens total entspannt. Habe Mal ein Video gemacht, ihre Panik dauert ca 30 min, dann gibt sie auf.

    Sie ist übrigens kein Auslandshund, WIR leben in Alaska. Hier ist man mit Medikation schneller dabei, als in Deutschland, so wollte ich mich Mal schlau machen. Alles, was dem Tier leiden erspart, ist recht!

  • Hallo,

    Speedy hat auch Trennungsangst. Er war im Tierheim, war ausgesetzt und sehr unsicher.

    Anfangs hat er gejault und an Türen und Wänden gekratzt. Auch wenn er nur kurze Zeit allein war. Box ging gar nicht. Er hat vor Aufregung spucken müssen.


    Wir haben es ganz kleinschrittig geübt. Bin immer wieder kurz in den Garten und gleich wieder rein. Er hörte mit dem Jaulen zwar auf, war aber sehr aufgeregt und hechelte stark. Es dauerte fast ein halbes Jahr, bis er eine gute Stunde allein bleiben konnte. Es hat ihm geholfen, dass er auf ein Zimmer begrenzt ist. Von da kann er nur in den Garten schauen, ist also ziemlich langweilig. Und ein Kong mit Leberwurst kann ihn lange beschäftigen.


    Es ist heute so, dass er morgens alleine bleiben kann. Wir haben einen ziemlich regelmäßigen Tagesablauf. Das scheint ihm Sicherheit zu geben. Wenn ich ihn am Nachmittag mal alleine lassen muss, ist er immer noch sehr aufgeregt. Ich versuche, dass zu vermeiden.

    Wahrscheinlich ist es ein weiter Weg, das Alleinbleiben zu lernen.

    Wir haben uns damit abgefunden, dass Speedy immer Schwierigkeiten mit dem Alleinebleiben haben wird.


    Liebe Grüße

    Chrissi mit Speedy

  • (Sorry, Off Topic, aber: oooh... Alaska :herzen1: landschaftlich ein ganz großer Traum von mir. Ihr habt keinen Foto-Thread hier, oder?)

  • Hab Dir ne Nachricht geschrieben, was bei massiver Trennungsangst in den USA "state of the art" ist.

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