Welpe verteidigt "Beute"

  • Hallo zusammen,


    scheinbar hab ich meinen Zwerg in den letzten Tagen in diversen Threads zu sehr gelobt, deswegen wurde es Zeit, eine neue Baustelle aufzumachen :ugly: Die "harten" Fakten vorab:


    Border-Collie-Mix, fast 5 Monate alt, seit 3 Monaten bei mir.

    Verhalten: Sie verteidigt ihre Beute mit den Zähnen, und zwar so richtig, knurrt und hackt im Zweifelsfall auch zu.


    Ich befürchte, das Problem ist zumindest teilweise hausgemacht. Als Baby hat sie nie an Möbeln gekaut, aber alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest war. Anfänglich haben wir fröhlich getauscht, daraus wurde für sie ein lustiges Spiel: Sie klaut "absichtlich" was, weil dafür kriegt man ja Leckerlis. Mein Geduldsfaden wurde dann leider dünner, dass ich ihr immer mal wieder Sachen aus dem Maul gepflückt hab, ohne zu tauschen.


    Mit der Zeit hat sie dann bei manchen Sachen angefangen zu knurren, durch Tauschgeschäfte hab ich meine Sachen aber immer zurück bekommen, höhö. Das war aber der Moment, wo ich gemerkt hab, dass wir auf einem gefährlichen Weg sind. Danach hab ich mir Sachen, die sie klaut, zurückbringen lassen. Hat super geklappt, allerdings hat sie die Belohnung immer regelrecht verschlungen, um dann doch noch ihre "Beute" zu bekommen (sofern die noch am Boden lag). Also nächste Modifikation: Sie klaut was, ich lass es mir zurückbringen, das wird belohnt, sie bekommt es wieder, soll es nochmal bringen usw. Beim dritten oder vierten Mal gibt es dann das Schluss-Signal und die Sache ist weg. Ziel meinerseits ist, ihr die Befürchtung zu nehmen, dass sie alles Coole hergeben muss. Funktioniert meiner Meinung nach gut.


    Parallel dazu gab es in der Hundeschule eine Übung, in der es darum ging, dass der Welpe Futter nicht vom Boden aufnehmen darf. Die Trainerin hat diese Übung mit mir abgebrochen, weil sie meinte, mein Zwerg sei kurz davor, mich zu beißen, die würde mit mir um diese Beute kämpfen. Sie meinte, es wäre Futterneid und wir sollen da dran arbeiten, bevor wir diese Übung wiederholen (zusätzliches Futter in den Napf streuen, während sie frisst, mal vom Futter weglocken, um ihr was noch besseres zu geben etc.) und dass zu wenig Bindung da sei.


    Nachdem ich das ein paar Mal ausprobiert hab, bin ich aber der Meinung, dass der Zwerg nicht futterneidisch ist, es geht ihr "nur" darum, dass sie nichts hergeben will, was sie gefunden hat. Die Bindung, dachte ich, wäre auch gut, sie sucht bei mir Schutz, entfernt sich nicht weiter als 5 - 7 Meter von mir und wird immer verschmuster :ka:


    Auslöser für meinen Beitrag war die Morgenrunde grade eben: Wir waren auf dem Feld unterwegs und die Kleine hat - und das ist der wirklich peinliche Teil - trotz Schleppleine drei tote Mäuse gefressen. Bei der ersten hab ich unser entsprechendes Kommando probiert, was mittlerweile - dachte ich - tiptop funktioniert, bei der zweiten hab ich sie zu mir gerufen - hat tiptop funktioniert, nur hat sie unterwegs die Maus runtergeschlungen, und bei der dritten hab ich ihr ins Maul gefasst, weshalb ich jetzt drei Löcher in der Hand hab, wo ihre verdammt spitzen Fangzähne sind. Wenn sich die Beute lohnt, lässt sie sich also nicht mehr ins Maul fassen.


    Vom Gefühl her hat sie Angst, dass man ihr Sachen wegnimmt, ich kann aber kein Schema erkennen, was sie als "Beute" sieht. Kann sein, dass sie ein Wollknäuel vehement verteidigt und ihren Knochen einfach so hergibt. Neulich hat sie ganz stolz eine Unterhose von mir, die vom Wäscheständer gefallen ist, durch die Gegend getragen, die fand sie verteidigungswert, eine Hose, die ein paar Tage später am Boden lag aber nicht. Es ist also schwierig, das gezielt zu trainieren.


    Habt ihr Tipps, wie ich diesen "Beutetrieb" (fällt das überhaupt unter diesen Begriff?) umlenken kann und vor allem, wie ich trainieren kann, ihr Dinge aus dem Maul zu nehmen?

  • Kann sie ein "Aus" Kommando oder zeigst du ihr immer erst das Leckerlie damit sie ihre Beute her gibt?


    Grundsätzlich finde ich das Vorgehen gut, dass du ihr danach auch mal die Beute wieder gibt's und nicht immer sofort entwendest. Ich würde das auch gezielt üben und ihr minderwertige Beute geben und mit hochwertige Belohnung das "Aus" und das Abnehmen der Beute üben.


    Wie man Verhaltensketten verhindert, dass der Hund dann bewusst Beute klaut um an eine Belohnung zu kommen, da würde ich mal flying-paws rufen, vielleicht hat sie da einen Tipp, so schlau waren meine Hunde nie, aber für Border Collies sind solche Verhaltensketten schon recht typisch.

  • Parallel dazu gab es in der Hundeschule eine Übung, in der es darum ging, dass der Welpe Futter nicht vom Boden aufnehmen darf.

    Wie genau wurde diese Übung denn gestaltet, dass es überhaupt dazu kam, dass ihr um die Beute gestritten habt? Mir scheint die Übung viel zu schwer für euren Hund gewesen zu sein.

  • Du solltest dir mal eine Einzelstunde beim Trainer gönnen.


    Für mich klingt es so als würdest du jedes Mal agieren wenn sie was im Maul hat und damit das Thema sooooo viel größer machen als es eigentlich wär.

    Das Problem kommt mir bekannt vor von unserem Teddy. Am Schluss war es hier so das er gebissen hat wenn er was im Maul hatte. Wir haben dann mit Trainer das Tauschen von vorne aufgebaut aber erst mussten wir ihm 4 Wochen alles, was nicht tödlich ist, lassen und ihn ignorieren.

    Aus der Zeit habe ich gelernt dass man nur ganz selten überhaupt reagieren muss. :pfeif:

  • Hast du mal gezielt probiert, ihr ein sicheres "Aus!" beizubringen? Benutzt du einen Clicker?


    Kann sie ein "Aus" Kommando oder zeigst du ihr immer erst das Leckerlie damit sie ihre Beute her gibt?

    Sicher ist das "aus" leider nicht. Je minderwertiger die Beute für sie ist, desto besser klappt es, ich kann im Vorfeld aber eben nicht einschätzen, was sie als wertvoll erachtet. Dadurch kommt es dann doch immer mal wieder dazu, dass ich erst "aus" sage, sie lässt es nicht los und ich wedel dann mit Keks vor ihr rum. Das wiederum führt wahrscheinlich dazu, dass "aus" für sie eher so ein "Kann man mal machen, muss man aber nicht" ist.


    Was in letzter Zeit toll geklappt hat, war "Pfui", also dass sie Dinge gar nicht erst aufnimmt. Damit kommen wir mittlerweile sogar an Pferdeäpfeln vorbei, die früher eine absolute Delikatesse waren :lol:

    Grundsätzlich finde ich das Vorgehen gut, dass du ihr danach auch mal die Beute wieder gibt's und nicht immer sofort entwendest. Ich würde das auch gezielt üben und ihr minderwertige Beute geben und mit hochwertige Belohnung das "Aus" und das Abnehmen der Beute üben.

    Genau das versuchen wir momentan. Schwierig an der Sache ist auch, dass man ihr nichts "schmackhaft" machen kann, sie hat keine Lieblingsspielzeuge und findet den Futterbeutel mäßig interessant. Ich hab das Gefühl, ich muss tatsächlich abwarten, bis sie mir eine Trainingssituation anbietet und kann das nicht "provozieren". Wenn ich ihr "Beute" gebe, selbst wenn es ein heiß geliebtes Wollknäuel ist, ist es höchstens mittel-interessant und "Aus" klappt problemlos.

    Wie man Verhaltensketten verhindert, dass der Hund dann bewusst Beute klaut um an eine Belohnung zu kommen, da würde ich mal flying-paws rufen, vielleicht hat sie da einen Tipp, so schlau waren meine Hunde nie, aber für Border Collies sind solche Verhaltensketten schon recht typisch.

    Hihi, ich weiß, wovon du sprichst :D Deswegen wollte ich auch erst mal abklären, was in dieser Situation geschickt ist, bevor ich da selbst rumdoktor und was aufbau, was ich überhaupt und erst recht nicht haben will.

  • Wie genau wurde diese Übung denn gestaltet, dass es überhaupt dazu kam, dass ihr um die Beute gestritten habt? Mir scheint die Übung viel zu schwer für euren Hund gewesen zu sein.

    Es wurde Futter ausgelegt, an dem wir vorbeikommen sollten. Wir Hundehalter wussten durch Fähnchen, wann wieder was kommt. Ziel wäre es gewesen, den Hund ohne Kommando, also durch veränderte Stimmlage oder körpersprachlich (also, den Hund "bedrängen" bzw. durch die eigene Körpersprache versuchen, das Zeug für sich zu "beanspruchen") an den Sachen vorbei zu bringen.


    Und ja, das war definitiv zu schwer für uns, drum wurde aber sofort abgebrochen, als sich das gezeigt hat.



    Du solltest dir mal eine Einzelstunde beim Trainer gönnen.


    Für mich klingt es so als würdest du jedes Mal agieren wenn sie was im Maul hat und damit das Thema sooooo viel größer machen als es eigentlich wär.

    Das Problem kommt mir bekannt vor von unserem Teddy. Am Schluss war es hier so das er gebissen hat wenn er was im Maul hatte. Wir haben dann mit Trainer das Tauschen von vorne aufgebaut aber erst mussten wir ihm 4 Wochen alles, was nicht tödlich ist, lassen und ihn ignorieren.

    Aus der Zeit habe ich gelernt dass man nur ganz selten überhaupt reagieren muss. :pfeif:

    Bei Einzelstunden wäre ich sofort dabei, aber das Problem, das ich dabei sehe, ist, dass so schwer einzuschätzen ist, wann sie dieses Verhalten zeigt *seufz*


    Ja, ich fürchte, hier würde es auch irgendwann soweit kommen, und das will ich im Vorfeld verhindern. Ich wäge mittlerweile auch gut ab, ob sie Sachen hergeben muss. Manchmal darf sie Dinge behalten und ich lass sie "ins Leere laufen", manchmal nutz ich die Situation zum Üben und geb ihr Sachen zurück (wobei sie dann meist von selbst recht schnell das Interesse verliert), und manche Sachen muss sie aber halt doch hergeben.


    Ins Maul fassen wollte ich ihr vorerst eigentlich gar nicht mehr, aber die toten Mäuse heute fand ich so dermaßen eklig :mute: Deprimierenderweise fand ich das tote Tier dann, als ich es in ihrem Maul erwischt hatte, noch viel ekliger als in meiner Vorstellung, dass ich losgelassen hab. Also hat sich der Aufwand noch nicht mal gelohnt, höhö.

  • Was in letzter Zeit toll geklappt hat, war "Pfui", also dass sie Dinge gar nicht erst aufnimmt.

    Zwischen etwas nicht aufnehmen oder etwas ausspucken, liegt aber ein Unterschied.


    Es wurde Futter ausgelegt, an dem wir vorbeikommen sollten. Wir Hundehalter wussten durch Fähnchen, wann wieder was kommt. Ziel wäre es gewesen, den Hund ohne Kommando, also durch veränderte Stimmlage oder körpersprachlich (also, den Hund "bedrängen" bzw. durch die eigene Körpersprache versuchen, das Zeug für sich zu "beanspruchen") an den Sachen vorbei zu bringen.

    Wieso hat der Trainer euch nicht gezeigt wie?

    Dafür sind sie doch da.

  • Ich will dich ja nicht zusätzlich verrückt machen, aber bei 3 toten gefressenen Mäusen bei einem Spaziergang würden bei mir alle Alarmglocken angehen. Nicht das diese vergiftet waren. Beobachte deinen Hund gut und wenn da irgendwas komisch ist, geh zum Tierarzt

  • Vielleicht noch ein Beispiel: Vor ein paar Tagen waren wir im Wald, da hat sie ein Stück Rinde gefunden. Rinde, im Wald. Spektakulär. Sie trug das also plötzlich ganz stolz vor sich her. Ich hab im ersten Moment nicht gesehen, was sie da hat, nur, dass sie etwas hat. Hab sie dann reflexartig angesprochen, was sie da hat, und dann wollte sie schon mit ihrer "Beute" davon springen. Diese spezielle Situation, weil sie draußen passiert ist, hab ich genutzt, um wieder zwei-, dreimal hin- und herzutauschen und hab ihr das am Ende ganz überlassen.


    Aber das meine ich damit: Rinde im Wald, das liegt da tausendfach rum. Keine Ahnung, warum sie gerade das so toll findet. Oder sie findet Dinge erst toll, wenn ich auch Interesse anmelde? Ich melde aber ja beispielsweise auch "Interesse" an Pferdeäpfeln oder rumliegenden Tempos an, das Zeug lässt sie liegen oder lässt es von selbst wieder aus. :ka:

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