Bemerkenswerte Sätze - Teil VIII

  • Was ich immer überhaupt nicht verstehe ist, daß sich Frauen über das Verhalten von Männern beklagen, wobei doch sie selbst es in der Hand haben, ihre Söhne entsprechend zu erziehen. Warum funktioniert das in so vielen Fällen dann nicht ?


    Gruß vom Deich

    Deichhund

    Um das, was Potato so ausgiebig geschildert hat zu verkürzen: Weil man nicht nur durch die Mutter beeinflusst wird.


    Und dann gibt es noch mehr Faktoren. Es gibt genug Frauen, die dieses Verhalten nicht stört bzw es nicht wahrnehmen (ja, auch viele emanzipierte Frauen), ergo werden sie nichts "wegerziehen". Es gibt Frauen, denen das typisch männliche Klischee gefällt (groß, stark, dominant), die ihre Söhne auch so haben wollen, ohne daran zu denken, was das kostet (sie selbst, ihre Söhne, die Gesellschaft).


    Und zu guter Letzt: Ich kann meinen Sohn erziehen wie ich möchte. Das ändert nichts an der aktuellen Situation bzw an den aktuellen Strukturen. Dafür braucht es ein Umdenken und Reflektieren bei den jetzt Erwachsenen.

  • Was ich immer überhaupt nicht verstehe ist, daß sich Frauen über das Verhalten von Männern beklagen, wobei doch sie selbst es in der Hand haben, ihre Söhne entsprechend zu erziehen.

    Nach dieser Logik sind Frauen selbst schuld am real exitierenden Patriarchat in allen seinen Spielarten. Vom Gender Gap bei Löhnen und Gehältern bis zu den Taliban.

    Warum funktioniert das in so vielen Fällen dann nicht ?

    Weil niemand sein Kind im Alleingang erzieht. Aus Afrika kommt das Sprichwort "es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen". Und das Dorf erzieht immer mit. Kinder orientieren sich nicht nur an einer einzigen Person in ihrem Leben, sondern an allem um sie herum, das betrifft natürlich auch die Geschlechterrollen. Und das beginnt schon im Kleinkindalter.

  • Mein Mann wurde damals schief angesehen auf den Spielplätzen. Und von Kollegen amüsiert betrachtet weil er unseren Sohn gewickelt hat und alles.

    Das ist 20 Jahre her, aber wenn ich mich so umgucke... So wirklich viel besser ist es doch immer noch nicht geworden. :no:

    Also ich empfinde das gar nicht so.

    Mein Mann geht mehr auf Spielplätze als ich. Und ist da nicht der einzige Papa. Und wir wohnen am Dorf, kein hippes Großstadtviertel.

    Genauso trifft mein Mann sich mit seinem Kumpel mit den Kindern und die unternehmen was alle gemeinsam. Oder wir teilen die Kids auf und jeder von uns nimmt ein Kind mit.

    Bringen und Abholen im Kindergarten machen hier auch total viele Väter. Ich würde sagen das Abholen sogar zu 80% die Papas.

    Kochen können in meinem Bekanntenkreis oft sogar die Männer lieber als die Frauen.


    In mich rein gelaufen ist auch noch nie jemand, auch nicht in der Großstadt.


    Soll nicht heißen dass es keine Probleme gibt da draußen aber ich habe diese Sachen ehrlich noch nie erlebt.

  • Naja zur Aufteilung der care-Arbeit gibt es ja ganz viele offizielle Statistiken (zB dazu wer wie lange zuhause bleibt), das ist ja ein Phänomen

    unabhängig von subjektiver Wahrnehmung.

    (Die Grundschule(!) von meinem Neffen hatte "Mütter-Freitag" - freitags sind im Wechsel immer verschiedene Mütter mit in die Klasse gekommen. Meine Schwester war die einzige die nicht konnte, weil sie arbeitet. Aber das ist natürlich auch anekdotisch, wie gesagt, es gibt in Deutschland wirklich sehr viel statistisch erfasstes dazu.)

  • Vielleicht erkläre ich das nochmal genauer.

    Es gibt sicher mehr Männer die mit den Kindern was machen, ich habe doch auch nichts gegenteiliges behauptet.

    Denn die gabs vor 20 Jahren ja auch schon, diese Väter. Aber die Zahl hat sich ja nicht verdoppelt in der Zeit. Oder verdreifacht. Das ist es was ich schrieb, das es eben immer noch nciht soviel besser geworden ist!

    Und das obwohl doch soviel Gewese drum gemacht wurde die letzten Jahre.

    Nur mal ehrlich: Rein medial, wieviel normaler ist es denn wirklich geworden? Nehmen wir mal die Werbung. Wieviele Werbungen kennt ihr wo Väter die Hauptperson sind?

    Babynahrung? Frauen. Süßigkeiten/Joghurt/Pudding für Kinder? Kinder und Frauen. Waschmittel? Frauen.

    Ich überlege grade wirklich ob ich eine Werbung kenne die "familienorientier" ist und wo ein Mann wirklich ne Hauptrolle hat. Mir fällt keine ein. :ka: Aber ich bin auch nicht so der Werbung-Gucker, muss ich zugeben.

    Gehen wir weiter zu Film. Fernsehen, Kino. Hat sich da wirklich groß was verändert in Sachen Väter?

    Da bin ich auf andere angewiesen, ich gucke garkeine deutschen Serien oder Filme. Gibts da nun welche mit Vätern? So richtig? Würde mich ehrlich gesagt wundern.


    Aber das was ich so mitbekomme von Verwandtschaft und Co ist halt das übliche. Papa bringt mal das Kind ins Bett. Mal. Weil wenn er von der Arbeit kommt braucht er ja ne Pause. Papa hilft auch mal im Haushalt. Wenn das Kind größer ist geht Papa auch mal mit dem Kind schwimmen oder so. Und am Wochenende mal auf den Spielplatz.

    Wirklich beteiligt sind die Papas immer dann wenn der Sohn anfängt Fußball zu spielen, oder eine andere "männliche" Sportart.

    Da reicht es sich mal umzugucken auf den Sportplätzen, da sind dann die Papas oft in der Überzahl. Bei was "weibischem" wie Reiten schon deutlich weniger. Und Ballett... Joah, eine meiner Nichten hatte das vor 2 Jahren mal gemacht und mein Schwager war der einzige Mann der sein Kind da abgeholt hat oder auch mal eine Stunde dabeisaß und zuguckte. In dem ganzen Jahr das die Kleine in der Ballettschule war hat mein Schwager keinen einzigen weiteren Vater gesehen.

    In der Musikschule ist er einer von einer Handvoll Vätern die die Kinder bringen und abholen. Beim Reiten auch nur eine Handvoll Väter. Mütter in der Überzahl, der großen Überzahl.


    So ist es halt immer noch. Natürlich gibt es mehr als früher, aber seien wir doch mal ehrlich: Das könnte und sollte doch echt schneller gehen!

    Übrigens, letzte Woche in der DM, Babyabteilung. 5 Frauen. 1 Mann. Der seine Frau am Handy hatte weil er nicht wußte welches Milchpulver er kaufen sollte. Mein Mann hat mir dann erzählt das er das beim einkaufen ständig und überall sieht, Männer am Handy die nachfragen was genau sie eigentlich einkaufen sollen. Und er fragt sich echt warum das so ist, eine Einkaufsliste ist ja nun nix schwieriges.

    Aber er kriegt ja auch heute noch schiefe Blicke wenn er "Damenhygiene Artikel" kauft. Einer seiner Kumpels wollte von ihm wissen woher er denn bloß wüsste was er da kaufen soll, mein Mann hat geguckt wien Auto. "Na, das was sie braucht. Sie schreibt auf "Slipeinlagen, Rewe pink" und ich frag nach wieviele Tropfen, schreib das dazu und kauf die dann."

    Der Freund ist seit ewig verheiratet, Mitte 50, und wußte nichtmal was mein Mann mit den Tropfen meinte. Und da ist er bei weitem nicht der einzige.

    Selbst mein Sohn muss sich manches Mal dumme Kommentare anhören weil er weiß das es verschiedene Größen/Stärken von Tampons, Binden und Co gibt. Und das schlimmste daran: Es gibt sogar Mädchen die das schlimm finden das ein Junge das weiß!

    Also, sorry, aber als Gesellschaft im ganzen sind wir immer noch nicht wirklich weiter als vor 20 Jahren. Leider.

  • Man denkt ja auch irgendwie immer, so etwas zu sagen ist "gegen" die Männer. Dabei ist ja das Gegenteil der Fall! Mir tun Männer in patriarchalen Strukturen leid. Ich möchte selbst kein starker Indianer Mann sein. Wenn ich mich für Gleichberechtigung einsetze, dann weil ich glaube dass das beiden Geschlechtern helfen wird.
    Männer:

    • gehen weniger schnell zum Arzt, und sterben häufiger an vermeidbaren Krankheiten (weil Indianer-Mann und so)
    • sterben als Single früher als Frauen (weil sie nicht gelernt haben, sich um sich selbst zu kümmern)
    • begehen statistisch gesehen nach Trennungen viel häufiger Selbstmord (da sie nie gelernt haben über Gefühle zu sprechen -> Verarbeitung schwerer, sie verfügen weniger über soziale Netzwerke)
    • würden genauso davon profitieren, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, weniger vereinsamen (auch wegen letztem Punkt, soziale Netzwerke)

    Ich glaube wirklich, dass von einer Aufweichung der Rollenmuster beide Geschlechter gleichermaßen profitieren würden.

  • Was mir wirklich krass im Gedächtnis geblieben ist, ist der Umgang der älteren Menschen im Umfeld meines Vaters nach dem Tod meiner Mutter. Nicht nur hatte plötzlich jede/r ne Cousine, Nachbarin, Schwester, die er unbedingt kennen lernen sollte. Nein, er wurde dauernd gefragt, wie er denn bitte jetzt klarkommt, so ohne sie. Was er isst, ob er jemanden für die Wäsche und den Haushalt braucht.

    Dabei war die Wäsche schon immer sein Job, gekocht hat auch er, weil meine Mutter das gehasst hat.

    Und in den Jahren vor ihrem Tod hat er eh den gesamten Haushalt geschmissen, weil sie das schlicht nicht mehr konnte. Dass er toll kocht, wussten alle und dennoch kam die Frage und der Versuch, ihn zu seinem eigenen Besten zu verkuppeln.

  • Meine Hassfragen sind: „Aber deinen Nachnamen änderst du noch, oder?“ und „Ist das das Auto von deinen Mann/Papa?“ Diese Fragen kommen übrigens nicht nur von Männern… :muede: Ich hab noch einige mehr, aber das würde hier den Rahmen sprengen. :verzweifelt:


    Diese alten Denkmuster sind einfach so tief in so vielen Menschen verankert (auch in mir sicherlich noch zum Teil), das sagen die Leute ja nicht mal mit Absicht. Ein Beispiel: Eine flüchtige Bekannte von mir war total entsetzt, dass ich unsere Küche selbst bezahlt habe, weil sie durch meinen Sonderwunsch (Echtholzfronten) doppelt so teuer wurde wie die Kunststoffküche. Sie sagte, das müsse mein Mann doch verstehen, dass ich die Küche nach meinen Vorstellungen haben will, schließlich wäre ich ja hauptsächlich darin beschäftigt…

    Sie hat mir nicht glauben wollen, dass das Gegenteil der Fall ist und hauptsächlich mein Mann kocht und ausschließlich er backt. Und später erzählte sie mir, dass sie sich als Frauenbeauftragte irgendwo beworben hat und sich dort für Gleichberechtigung einsetzen will. Fand ich auch ziemlich bemerkenswert und hab ihr das auch so gesagt. Weiß trotzdem nicht, ob das so richtig angekommen ist. :ugly:

  • Man denkt ja auch irgendwie immer, so etwas zu sagen ist "gegen" die Männer. Dabei ist ja das Gegenteil der Fall! Mir tun Männer in patriarchalen Strukturen leid. Ich möchte selbst kein starker Indianer Mann sein. Wenn ich mich für Gleichberechtigung einsetze, dann weil ich glaube dass das beiden Geschlechtern helfen wird.
    Männer:

    • gehen weniger schnell zum Arzt, und sterben häufiger an vermeidbaren Krankheiten (weil Indianer-Mann und so)
    • sterben als Single früher als Frauen (weil sie nicht gelernt haben, sich um sich selbst zu kümmern)
    • begehen statistisch gesehen nach Trennungen viel häufiger Selbstmord (da sie nie gelernt haben über Gefühle zu sprechen -> Verarbeitung schwerer, sie verfügen weniger über soziale Netzwerke)
    • würden genauso davon profitieren, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, weniger vereinsamen (auch wegen letztem Punkt, soziale Netzwerke)

    Ich glaube wirklich, dass von einer Aufweichung der Rollenmuster beide Geschlechter gleichermaßen profitieren würden.


  • …es gibt aber auch sehr viele Frauen, welche sich bewusst für Kind und Hausfrau entscheiden und daher der Mann arbeiten gehen „muss“ - irgendwoher sollte das Geld ja schon herkommen. Und die meisten Jobs ermöglichen es einem eben auch nicht, Nachmittags das Kind zu den Freizeitaktivitäten zu begleiten. Das geht dann eher bei Vereinssportarten, weil es den Trainern (m/w/d) da ebenso geht: die machen das ehrenamtlich und daher am späten Nachmittag/ frühen Abend nach ihrer Arbeit. Und zack können auch Väter, welche Arbeiten gehen, eher begleiten. Und was ist die häufigste Vereinssportart? Fußball.


    Diese klassische Aufteilung kann aber auch häufig dazu führen, dass Männer ihre Fähigkeiten im Bereich Haushaltsführung teilweise verlernen. Und sich dann eben entsprechend schwerer tun, wenn sie ohne Frau dastehen.


    Klar können sich die Männer auch weiter am Haushalt beteiligen. Aber wenn der Mann 40h/Woche arbeitet plus Fahrtweg plus Hobby, dann ist auch die Frage, ob die Familie die Zeit mit dem Mann/Vater mit Haushalt verbringen will oder lieber Zeit fürs Miteinander haben möchte.


    Trotzdem ist es natürlich so, dass sich noch viel in den Köpfen zum Thema Gleichberechtigung ändern muss.


    Wir leben ja zum Beispiel nicht im klassischen Model, sondern mein Mann hat die Elternzeit komplett genommen und ich geh arbeiten. Trotzdem kommt von der Schwiegermutter, wenn es um Haushalt oä. geht immer die Frage an mich…

    Und aus dem entfernteren Bekanntenkreis wurde mir schon unterschwellig vorgeworfen, dass ich arbeiten gehe („das Kind braucht seine Mutter“, „die Bindung Mutter-Kind ist doch viel intensiver“)…


    LG Anna



    PS: Aoleon: doch es gibt inzwischen Werbung explizit mit Vätern. Manche aber trotzdem im Rollenmodell: beim Vater ist mehr Chaos, irgendwas geht schief…

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