Erfahrungen mit Vorderlauf-Amputation gesucht

  • Ich kenn eine Hündin mit so ca. 25kg, die schon als Welpe ein verkümmertes Vorderbein amputiert bekam. Dieses Jahr ist sie dann 12 Jahre geworden und erst seit diesem Jahr hat sie Probleme mit dem Aufstehen bekommen. Sie hat ihr Leben lang gespielt, getobt und ist gerannt. Klar bekam sie von Anfang an Physiotherapie und Übungen zum Muskelaufbau sowie gelenkunterstützende Nahrungszusätze. Vielleicht macht dir das ein bisschen Mut.

    Ich wünsch euch und Lua alles Gute.

  • Liebe Strandperle,

    das erklärt natürlich alles. Toll, daß Ihr dieser Hündin ein Zuhause gebt!

    Die führende Tierklinik in Deutschland auf dem Gebiet der Onkologie ist Hofheim. Evtl. lohnt es sich in diesem Fall, den Hund dort vorzustellen.

    Wenn wirklich amputiert werden muß, würde ich es anschließend mit einer Orthese probieren. Es gibt heute Orthopädie-Mechaniker, die sich auf Hunde spezialisiert haben.


    Ich wünsche Euch alles Gute!


    LG,Gisela

  • Das ist aber lieb, dass ihr mir so viel Mut macht, vielen Dank! Von Hofheim hab ich schon einiges gehört! In diesem Fall sind Diagnose und Verlauf leider eindeutig, von uns ist die Klinik dann doch ziemlich weit weg mit 600km. Aber für eventuell mal unklare Probleme, wo niemand etwas findet, behalte ich das auf jeden Fall im Hinterkopf, vielen Dank für den Tip, Gisela!


    Wegen einer Orthese habe ich tatsächlich schon einen Termin gemacht. Ich wollte wissen, ob es vielleicht Sinn macht, Lua schon vorher sowas anzupassen, da sie ja bereits jetzt das rechte Bein mehr belastet. Außerdem muss sie sich dann nach der OP nicht an 2 Veränderungen gewöhnen und hat dann evtl. schon ein höheres Sicherheitsgefühl durch die Orthese. Möglicherweise hilft die Stabilität des gesunden Beines ihr ja, sich dann schneller an die veränderte Situation zu gewöhnen.


    Übrigens finde ich es toll, Claudia, dass ihr euch für einen Hund entschieden habt, der bereits ein Bein verloren hat, das traut sich nicht jeder zu. Das Schicksal deiner Hündin berührt schon sehr, und umso schöner ist es, dass sie bei euch ein Zuhause gefunden hat, in dem sich so aufmerksam um ihre Bedürfnisse gekümmert wird!! Die OP von Lua ist für den 21.08. geplant.


    Läuft der Hund dann eigentlich nur bei Gassigängen bzw. allgemein längeren Wegen mit der Orthese oder wird sie den ganzen Tag getragen?

  • So, die Lua hat nun eine Bandage mit 2 eingearbeiteten Metallstangen für das Fußgelenk erhalten und soll diese nun bei allen Gassigängen oder anderen längeren Touren tragen. Zu Hause können wir sie ablegen. So befremdlich der Gedanke auch ist, dass Lua ein Bein verliert, dass eine OP stattfindet, die nicht mehr rückgängig zu machen sein wird - inzwischen fiebere ich dem Termin entgegen. Der Tumor wächst rasant, und mittlerweile belastet Lua der riesige Tumor zunehmend. Die Tatsache, dass man es ihr inzwischen anmerkt, dass der Tumor sie belastet - einmal vom Gewicht (wir schätzen ihn insgesamt auf mind. 800g, eher 1 kg), aber auch von den Schmerzen - spricht ja schon für sich.

    Eigentlich wollte ich mit Lua ja ein wenig Physiotherapie machen, aber sie bricht sie jetzt ständig ab, schwimmt nicht mehr seit 3 Wochen (bis auf 1 Ausnahme) und läuft zunehmend schlechter, stellt das Bein nach außen und belastet es oft kaum.

    Darum habe ich beschlossen, die Versuche abzubrechen, ich glaube sie hat einfach keinen Nerv mehr auf sowas, denn sie hat ja offenbar ständig Schmerzen. Mal mehr, mal weniger durch die Schmerzmittel, aber ich fürchte, wirklich beschwerdefrei ist sie gar nicht mehr. Habe die Schmerztherapie erweitert. Übungen egal welcher Art mache ich gar nicht mehr, denn sie kann sich nicht darauf konzentrieren. Dafür kuschelt sie immer mehr intensiv mit uns, legt sich wie ein Baby im Arm auf den Rücken und sieht mich beim Streicheln die ganze Zeit an. Sie genießt diese Zuwendung sichtlich und lässt sich auch immer mehr darauf ein, leckt uns über Hände und Arme, schmiegt sich in die Hand :cuinlove:. Ich habe den Eindruck, dass sie die Ruhe sehr braucht, Sie rennt zwar noch gerne beim Gassi, aber deutlich weniger, und sobald sie zu Hause ist, ist nur noch Ruhen angesagt. Kein Wunder. Es wird Zeit.


    Nun hoffe ich, dass sie nach der OP wirklich befreit ist, und sie nach der Abheilung und Gewöhnung wieder Lust auf kleine Spiel- oder Übungseinheiten hat. Wenn nicht, ist es nicht schlimm, muss sie ja nicht. Lua muss gar nichts mehr außer Hund sein und sich an ein paar wenige Regeln halten. Aber sollte sie wieder Spass an etwas bekommen, werden wir das fördern. Ich finde es wichtig, dass (auch/vor allem ältere) Hunde kopfmäßig ein bisschen gefordert werden, immer angepasst an ihre Möglichkeiten. Selbst unser 18jährige Westie-Opa hat immer noch kleine Leckerlie-Suchspiele gemacht. :herzen1:

    Eines macht Lua aber immer noch und mit großer Hingabe: sich auf unserem Rasen wälzen, oder auch unterwegs. In diesen Momenten spürt man deutlich, dass sie trotz allem glücklich zu sein scheint. Dann kommt sie zu uns gelaufen, holt sich ein Leckerlie ab - und rennt wieder los. Nach einer zusätzlichen Schmerzmittelgabe hat sie gestern vor Begeisterung eine regelrechte Ar...bombe ins Wasser gemacht :lachtot:

  • Falls irgendjemand anderes mal ähnliche Erfahrungen sucht, schreibe ich jetzt einfach mal auf, wie es bei uns gelaufen ist:


    Bei der OP, bei der neben der Amputation auch eine Zitze wegen eines winzigen Gesäugetumors entferntwerden sollte, wurde auf der anderen Leiste ebenfalls ein kleiner Tumor entdeckt, der mit entfernt wurde (hab ich hinterher erfahren). Dadurch hatte Lua also auch am Bauch eine ca 15 cm lange Naht, bei der die Haut wohl ziemlich zusammengezogen wurde, was Lua deutlich mehr Beschwerden machte als die Amputationsnaht.

    In den ersten 2 Tagen lief Lua keinen Meter ohne unsere Begleitung, war extrem ruhig, angeschlagen und wirkte todunglücklich. Erst später erfuhren wir, dass dafür wohl die Bauchnaht verantwortlich war. Beim Hochheben fiepte sie vor Schmerz, man wusste gar nicht, wo man sie anfassen konnte, überall war dieser Hund aufgeschnitten und schien sehr zu leiden. Und da fragte ich mich schon:"Was haben wir ihr nur angetan?" :shocked: Ich gab einfach großzügig Schmerzmittel dazu, denn sie brauchte ja vorher schon reichlich.

    Am 3. Tag erwachten so langsam die Lebensgeister und Lua machte erste Schritte von sich aus, am 4. Tag lief sie erste kurze Strecken, und nach 1 Woche konnte sie fast die gleiche Gassistrecke wie vorher bewältigen. Aber immer noch war sie sehr sehr ruhig, von der lebensfrohen Hündin vor der OP noch weit entfernt.

    Doch jetzt, 2,5 Wochen nach der OP, kann ich sagen: das Tal ist durchschritten!! :mrgreen-dance:

    Die Fäden sind raus, die Nähte völlig reizlos, unproblematisch und zügig abgeheilt. Lua wird immer stabiler auf ihren drei Beinen, und seit 2 Tagen toben wir am Deich wie früher. Lua rennt, springt und dreht sich im Sprung in der Luft einmal um sich selbst, freut sich über alles wie früher, buddelt und scharrt mit nur EINEM Bein und geht unter Begleitung langsam die Treppe. Als Training sozusagen, denn überwiegend tragen wir sie noch die Treppe rauf und runter. Es kommt ihr sicher zugute, dass sie vor der OP so fit war und super Kondition hatte.

    Langsames Gehen fällt ihr schwer, das Hoppeln ist dann wohl doch sehr anstrengend, aber laufen tut sie wie irre. Sie schafft schon jetzt die gleiche Strecke wie früher.


    Hätte sie die Bauch-OP nicht gehabt, wäre sie wohl schneller wieder gut drauf gewesen. Meine Haus-TÄ meinte bei der Kontrolle, Lua sei ja "ganz schön auf Taille gezogen worden, kein Wunder dass sie solche Schmerzen hat". Aber ich will nichts Schlechtes schreiben, immerhin konnte der Tumor komplett entfernt werden und die riesige Wunde ist gut verheilt.

    Sie stürzt gelegentlich noch, weil sie das nicht vorhandene Bein benutzen will, aber das ist sehr selten.

    Im großen und Ganzen kann ich jetzt schon sagen: Lua hat ihre Lebensfreude von vorher wieder, wirkt jetzt wie befreit!


    Natürlich gibt es noch Verbesserungen, es klappt noch nicht alles, aber sie macht das ganz toll und gibt sich richtig Mühe. Für Lua beginnt jetzt ein völlig neuer Lebensabschnitt, vielleicht sogar einer komplett ohne Schmerzen oder Schmerzmittel. Sie bekommt noch vorsorglich ein Medikament gegen Phantomschmerzen, Metacam und Magenschutz sowie CBD Öl, und gaaaaaanz viele Streicheleinheiten, die sie immer mehr genießt. Und zwar so sehr, dass sie jetzt sogar vor lauter Entspannung auf meinem Schoß während des Streichelns einschläft. Sie hat es so verdient!!! In Spanien wär sie jetzt vermutlich tot.

    Es wäre schön, wenn sie auch wieder ins Wasser geht, aber nun wird es ja auch kälter. Vielleicht nächstes Jahr.


    Die histologische Untersuchung hat ergeben, dass die Mamma-Tumoren gutartig waren, keine weitere OP zur Entfernung der Gesäugeleisten erforderlich ist. Und auch das infiltrative Lipom hat sich nochmal bestätigt, es sind keine Metastasen zu erwarten. Aber ein Wiederauftreten des Tumors ist prinzipiell möglich. Also alles immer gut kontrollieren, aber mehr nicht.


    Es war die richtige Entscheidung!!!:herzen1:

  • Lua ist gestern geschwommen:cuinlove:!!! Zwar unfreiwillig, sie hat die Tiefe des Wassers unterschätzt und ist reingeplumpst, aber sie hat dann gleich mal eine kleine Runde gedreht. Mit 3 Beinen richtig gut geschwommen...ich finds toll :herzen1:

  • Da gratuliere ich, dass ihr das jetzt hinter euch habt; und eine schöne Zukunft mit eurer Lua vor euch. Was für ein Glück, dass sie bei euch gelandet ist. :gut:

  • Huhu, danke euch! Lua geht es bestens. Da sie sehr schlank ist und wir uns auch bemühen, dass das so bleibt, ist sie mit ihren 9, 2 kg bei ca 40cm Höhe ein leichter Floh, was ihr offenbar sehr zugute kommt. Sie springt mittlerweile mit einer unglaublichen Leichtigkeit ins Auto, das konnte sie nicht mal mit 4 Beinen! Ihre Lebensfreude springt aus jeder Pore, wenn sie draußen über die Wiesen oder den Deich rennt. Sie hat inzwischen eine so unfassbare Geschwindigkeit drauf, dass ihr das Bremsen sogar schwerfällt :lol: Lua strahlt, spielt, ihr Gesicht ist voller Glück, wenn sie beim Gassi rennt - offenbar endlich und nach langer Zeit beschwerdefrei. Demnächst versuchen wir, das Metacam auszuschleichen.

    Treppen hochlaufen ist mittlerweile auch kein Problem, das macht sie langsam, und das ist mir auch viel lieber so. Treppen hinunter läuft sie zu Hause nicht mehr. Da bleibt sie oben stehen und wartet, bis man sie wahrnimmt und runterträgt, offenbar traut sie sich das nicht. Finde ich aber auch ganz gut so. Draußen ist sie erstaunlicherweise Steintreppen gelaufen, aber drinnen trotz Teppich macht sie es nicht. Gut so.

    Da Lua sich nun langsam auch auf andere Dinge konzentrieren kann und die Dummyarbeit mit meiner anderen Hündin beobachtet hat, fängt sie jetzt auch an, sich interessiert dem Dummy zu widmen. Ich glaube, ich kann tatsächlich bald mit ihr was machen. Noch ist sie mit Leckerlie -Such- und versteckspielen etwas überfordert, aber ich glaube das liegt eher daran, dass sie sowas nicht so kennt. Den Dummy nimmt sie jetzt schon begeistert ins Maul, vielleicht ist das auch etwas für sie.

    Das einzige, was ihr neben dem Runterlaufen von Treppen wirklich schwerfällt, ist langsames Gehen. Das scheint mir aber ein generelles Problem nach Vorderbein-Amputation zu sein, da das zwangsläufige Hoppeln wohl doch sehr anstrengt. Rennen dagegen kann sie ohne Einschränkung und mit großer Begeisterung :herzen1:

    Sie leckt seit 2,5 Wochen öfter über die eigentlich gut verheilte Narbe an der Schulter, manchmal recht vehement. Wir hoffen mal, dass das eher ein Juckreiz ist oder ein leichtes Ziehen der Narbe, denn die ist dort sehr fest und nicht verschieblich. Phantomschmerz wäre ziemlich ätzend, denn genau auf dieses Verhalten sollte ich deswegen achten. Ich gehe mit ihr demnächst zur Physiotherapeutin und lasse eine richtige Narbentherapie machen, meine hat wohl nicht ausgereicht :| Eingeschränkt ist sie dadurch aber nicht.

    Lua macht uns große Freude und macht selbst einen glücklichen Eindruck. Was wollen wir mehr? :cuinlove:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!