Kuckuckskind
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Wie finden sich die heimlichen Liebespärchen denn zusammen? Wie kommt es überhaupt, daß bei dir "gelegentlich Bullen unterwegs" sind?
Da wo ich wohne, im langweilig flachen Niedersachsen, sind immer Zäune..
- und ja, Bilder bitte!
Dagmar & Cara
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- Vor einem Moment
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Zumindest bei uns sind den Stieren Zäune herzlich egal, wenn es auf der anderen Seite eine stierige Kuh hat...
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Hier war so viel los, dass ich nicht zum Schreiben kam.
Die Zusammenfassung:
Das Rinderparadies hat wahrscheinlich bald ein Ende, denn mein Freund will ja aufhören, und von den Interessenten für eine Hofnachfolge will niemand die extensive Weidehaltung auf den Naturschutzflächen weiterführen, obwohl er angeboten hat, weiterhin mit den Hunden zu helfen.
Was er nicht mehr machen will, weil er sich dazu körperlich nicht mehr in der Lage sieht, ist das Ohrmarkeneinzwicken bei den Kälbern.
Im Moment sieht das so aus: Mit 2 Mann im Auto an das noch frische Mutterglück - d. h. wenn sich die Kuh nach der Geburt mit ihrem Kalb noch von der Herde entfernt aufhält - heranfahren, Kuh möglichst schon mit dem Auto etwas hochschrecken und zwischen Kuh und Kalb zum Stehen kommen, rausspringen, Kalb schnappen, zwicken, und falls die Kuh dem meist blökenden Kalb zu Hilfe kommen will, auf Spockie vertrauen, der dann aus dem Auto springt und sie verjagt.
Oh, muss raus, schreibe später weiter.
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So, Kälber wieder drin, das Koolie-Radar hatte angeschlagen JJ
Der Betriebshelfer war beim Misten und hatte, wie mein Freund das auch tut, die Box aufgelassen - allerdings war kein Hund in der Nähe, der den Futtergang kontrolliert...
Daher waren die Vorwitzigsten nacheinander fröhlich rausgehopst.
Aber zurück zu den Galloways:
Die Kälber werden ja nicht nur zur Kennzeichnung getackert, sondern beim Stanzen wird auch eine Gewebeprobe in eine Kapsel gedrückt, die zwecks Untersuchung auf diverse Rinderkrankheiten eingeschickt werden muss.
Wenn das Kalb zu sehr zappelt, ist allerdings manchmal nicht genügend Gewebe vorhanden, d. h. die Ohrmarken müssen neu gestanzt werden - und das Kalb ist mittlerweile bestimmt eine Woche alt und entsprechend schnell und wendig, Mutter und Kind sind voll in die Herde integriert, die sich ggf. wie eine Wagenburg um das bedrohte Kleine formiert (die Spock mittlerweile sehr geschickt sprengt), ganz zu schweigen von der inzwischen wieder voll fitten Kuh, die sich, wenn sie selber als Kind einer halbwilden Mutter aufgewachsen ist, wenig von Menschen beeindrucken lässt und ihr Kalb massiv verteidigt.
So geschehen auch bei kleinen Red-Belted-Rowdy, in den mein Freund gerade mal eine Ohrmarke neu reingestanzt bekam. Er hat jetzt noch einen blauen Fleck, weil sich der kleine Satansbraten umdrehte und ihm seinen Schädel mit Anlauf in den Allerwertesten rammte.
Sobald ich an der Koppel auftauche, ist er weg, von Menschen hat der erst mal die Schnauze voll. Ich sehe ihn immer nur von Weitem.
Da Nordangeln normalerweise ziemlich feucht ist und nicht unbedingt das beste Ackerland hat, findet man hier in Extensivhaltung ziemlich viele Galloways auf den "schlechteren" Wiesen, gelegentlich auch Highlandrinder, weil sie mit Kälte und Nässe gut zurechtkommen und ganzjährig draußen gehalten werden können. Je nach Weidegröße und Schneeverhältnissen muss nur im Winter mit Heu zugefüttert werden.
Das sind reine Fleischrinder, die werden nicht gemolken.
Und da Nordangeln hügelig, relativ dünn besiedelt und durch die Knicks, d. h. zum Windschutz um Felder und Wiesen angelegte Gehölzstreifen, relativ unübersichtlich ist, sind die Dauerweiden so riesig, dass kaum umgekoppelt werden muss, und die Kilometer an Zaun kann man nicht unbedingt vollständig kontrollieren, vor allem nicht in unwegsamerem Gelände an Wald, Knicks oder entlang von Gewässern.
Wenn irgendwo Tiere fehlen, weil ein Stück Zaun durch herabfallende Äste, umgestürzte Bäume oder in Panik geratene Tiere beschädigt wurde, fällt das nicht unbedingt sofort auf, und selbst wenn, ist der wirtschaftliche Verlust nicht so groß, als wenn ein Charolaisbulle abhanden gekommen ist.
2013 oder 2014 habe ich mal einen Beitrag von unserer früheren Cattledoghündin geschrieben, die, damals schon sehr von Arthrose geplagt, einen liebestollen Gallowaybullen verjagte, der als Kalb mit seiner Mutter ausgebrochen war (die Mutter kehrte später wieder alleine zur Herde zurück).
Dieses Tier lebte über ein Jahr draußen, bis er irgendwo bei einer Herde schwarzbunter Weiber mit eingefangen wurde.
Unschön ist auch die "Verwertung", d. h. das Einfangen und Verladen zum Schlachten, weil die Tiere das im Gegensatz zu denjenigen aus reiner Stallhaltung oder gemischter Stall- und Weidehaltung nicht kennen. Darüber spricht niemand gerne. Es gibt hier in der Nähe einen Naturschutzverein, der darf die Tiere durch Jäger schießen lassen wie Wild, d. h. sie sterben dort, wo sie geboren wurden, und es werden keine Menschen gefährdet.
Beim letzten Einfangen der größeren Jungbullen - wir hatten vom letzten Deckbullen weit über die Hälfte männliche Nachkommen, die eigentlich zu Ostern direkt von der Koppel noch als Kälber zum Schlachter gehen sollten, selbst wenn sie kaum Gewicht gebracht hätten, weil mein Freund die nicht alle aufstallen wollte, aber Corona hat es verhindert - hatten wir z. B. einen, der ein Fanggitter umriss (eine feste Fanganlage darf laut Naturschutzverein nicht aufgebaut werden) und schnaubend, dreckscharrend und mit gesenktem Kopf vor dem Stacheldraht stand, als Spockie hinterhergeschossen kam.
Der kluge Hund lief zwar rum und baute sich vor ihm auf, packte ihn aber doch erst von hinten, der Bulle haute mit beiden Hinterbeinen nacheinander aus, dann ging ihm das Schlitzohr ins Flotzmaul, ins linke Vorderbein und trieb ihn wieder in die Koppel. Ein nicht so schneller, wendiger Hund hätte wahrscheinlich Blessuren davongetragen.
Ich bin gespannt, wie der von der Koppel kommt. Mein Freund und die beiden Helfer waren auf jeden Fall für den Tag bedient.
Caterina
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